Was GOTT ADAM und EVA nicht sagte. Daniel Allemann

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Was GOTT ADAM und EVA nicht sagte - Daniel Allemann

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darauf schwebte ich dermaßen hoch, dass wir drei Monate später verheiratet waren. Ein Schnellschuss! Ich war glücklich. Und hielt mich für unsterblich verliebt.

      Es dauerte nicht lange, bis ich von meiner kleinen Wolke wieder herunterkam und mich mit einer Realität konfrontiert sah, die ich so überhaupt nicht erwartet hatte!

      Von den Flitterwochen an ging es abwärts. Mein Mann wollte unbedingt nach Kenia. „Ein kompletter Umgebungswechsel, leidenschaftlicher Sex vor exotischer Kulisse, traumhafte Fotosafaris, nur wir zwei“, hatte er versprochen. Von wegen!

      Leidenschaftlicher Sex? Da kannte ich aus meinen ersten Beziehungen aber wesentlich Besseres. Auch das ein Schnellschuss! Kaum hatten wir angefangen, war es auch schon wieder zu Ende.

      Exotische Kulisse? Stimmt, allerdings nur, wenn wir mal aus den Hilton-Lounges herauskamen. Bertrand schwadronierte lieber vor den anderen Gästen über seine Heldentaten am Zeugenstand. Pausenlos. Nach ein paar Tagen drehten sie sich auf dem Absatz um, sobald sie ihn aus der Ferne erblickten.

      Traumhafte Fotosafaris mitten im Buschland? Mein Mann ließ sich in sämtlichen Outfits ablichten und filmen, als Haudegen hinterm Steuer eines Range Rover, der allerdings ständig vor dem Hoteleingang geparkt war, an der Seite eines dressierten Löwen - ein geruhsamer Opi, der frei im Park lebte, um dem Ganzen ein bisschen Lokalkolorit zu verleihen ... Ein altes Tier, das völlig ungefährlich war und keinen einzigen Zahn mehr hatte. Der ideale Handlanger für einen Pariser Rechtsanwalt, der sich für Tarzan persönlich hielt!

      Nur wir zwei, ganz allein? Wo und wann? Bertrand erinnerte sich nur beim Essen und beim abendlichen Express-Kuschelsex an mich.

      Am Ende der Flitterwochen trat bei mir dann langsam Ernüchterung ein, wobei ich mir aber trotzdem weiter noch ein paar Illusionen bewahrte. Naiv, wie ich damals war, fand ich für meinen Mann Entschuldigungen: Er war jung und nahm sich aufgrund seiner ersten beruflichen Erfolge selbst ein bisschen zu ernst. Aber das würde sich geben, da war ich mir sicher.

      Einige Wochen nach unserer Rückkehr nach Paris wurden mir dann wirklich die Augen geöffnet. Ich hatte einen Mann geheiratet, der sich als jemand völlig anderes entpuppte. Man hätte meinen können, er hätte eine gespaltene Persönlichkeit. Bei unseren Freunden und Bekannten, bei seinen Klienten war er ein charmanter Mann, zuvorkommend, immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Bei mir, wenn wir alleine waren, wurde er schlichtweg scheußlich. Egoistisch und narzisstisch. Ein Rachegott, der auf die Erde herabgestiegen war. Absolut unausstehlich! Und bei alldem auch noch abwertend! Bei jeder Gelegenheit kritisierte er mich, hatte an allem und egal woran etwas auszusetzen, vor allem egal woran. Und da er dabei nicht zimperlich mit mir umging, fühlte ich, wie ich von Tag zu Tag immer mehr verblödete. Noch schlimmer aber war, dass ich mich tatsächlich am Ende selbst für völlig uninteressant hielt.

      Ich war in die Falle getappt, die schon sehr viele Frauen ins Unglück gestürzt hat. Ich hatte festgestellt, dass mein Mann untragbare Fehler hatte, war mir aber sicher, dass ich es mit viel Geduld und Überzeugung schaffen würde, ihn zu ändern. Welche verliebte Frau hat genau das nicht auch schon einmal gedacht? Aber das ist eine Illusion, für die man immer extrem teuer bezahlt! Man kann einen Menschen nicht ändern, niemals! Ich brauchte einige Zeit, bis mir das auf meine eigenen Kosten klar wurde.

      Mehr als drei Jahre lang lebte ich, was ich heute meine „düstere Zeit“ nenne. Obwohl „leben“ ein großes Wort ist, „überleben“ wäre wohl der bessere Ausdruck. Ich fühlte mich wie eine Kerze, deren Flamme ganz langsam erstickt.

      Am seelischen Tiefpunkt angelangt, hatte ich jegliches Selbstvertrauen verloren, schleppte mich mühsam dahin, ohne Spaß oder Freude, auf etwas wartend, das nie kam. Ich hatte auf nichts mehr Lust, und am Ende kündigte ich bei der Klatschzeitschrift, bei der ich meine erste Arbeitsstelle gefunden hatte. „Du warst weniger als ein Schatten deiner selbst!“, sagen mir heute die Freunde, die mich damals kannten.

      Das hinderte mich aber nicht daran, mich an Bertrand zu klammern. Weil ich ihn ja immer noch liebte. Schon lange hatte seine Stimme keine Wirkung mehr auf mich. Und auch der Rest nicht! Aber es gab für mich einen Beweggrund, den ich jetzt absurd finde: Ich hatte Angst, mich ohne ihn komplett verloren zu fühlen. Ich war abhängig von unseren Gewohnheiten, von meinem Status als verheiratete Frau.

      Es war eine schallende Ohrfeige, die mir sozusagen den Todesstoß gab und aus dieser düsteren Zeit herauskatapultierte. Gutmeinende Freundinnen hatten sich organisiert, um mir zu offenbaren, was bereits alle wussten. Mein Mann betrog mich mit allem, was ihm unter die Finger kam: Praktikantinnen, Klientinnen, Kolleginnen, Bekannte ... Für mich ein heilsamer Elektroschock! Noch am selben Tag reichte ich die Scheidung ein und zog in ein Hotel.

      Ein Jahr später wurde das Urteil gefällt, ich war ihn endgültig los. Inzwischen hat er eine Bankierstochter geheiratet. Immer noch genauso clever, wenn es ums Geld geht! Seine neue Frau betrügt er genauso wie mich damals. Aber sie macht sich nichts draus: Sie steht mehr auf Frauen. Was mich betrifft, war ich 31, und mein Leben fing noch einmal ganz von vorne an.

      Ich weiß nicht, ob es Kompensation war oder es daran lag, dass ich wieder Freude an allem fand, aber in den folgenden Monaten hatte ich ein äußerst reges Sexleben. Immerhin gab es ja auch einiges nachzuholen. Meine Ehejahre ließen sich zu einer langen Wüstendurchquerung zusammenfassen. Kein Verlangen, keine Lust, sogar alleine nicht, keine Fantasien. Annäherungen meines Mannes ertrug ich nicht mehr. Schon der Gedanke daran machte mich ganz krank. Es stieß mich förmlich ab. Am Ende fragte ich mich, ob ich eigentlich anormal geworden war, vielleicht ja sogar eine Lesbe, oder irgendein frigides Monster, was meine Verfassung nur noch weiter Richtung Nullpunkt zog.

      Was dann folgte, beruhigte mich letztendlich aber schnell. Die Kerle gaben sich bei mir und auch an anderen Orten die Klinke in die Hand. Eine Ecke im Büro, ein einsames Wohnzimmer, ein Treppenhaus, ein Autorücksitz waren genug. Spaß war zur einzig wichtigen Sache geworden. Das körperliche Vergnügen, das Glück, mich endlich wieder als verführerische, begehrte Frau zu fühlen, die imstande war, ihren aktuellen Partner zu befriedigen. In all dem gab es keinen Platz für so einen Quatsch wie die Liebe, von dem die jungen Mädels sich so blenden lassen ...

      Sobald ich ein bisschen Zärtlichkeit und Spaß bekommen hatte, sagte ich meinen One-Night-Stands auch schon wieder goodbye. Meistens fiel es ihnen schwer, das so hinzunehmen, es kam ihnen komisch vor, so schnell von einer Frau wieder fallen gelassen zu werden. Ich muss zugeben, dass es mir eine Genugtuung war, sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Alle der Reihe nach! Es geschah ihnen recht!

      Wir versprachen uns, uns bald wieder für eine neue Runde Bettgymnastik zu verabreden. „Verlass dich drauf, mein Freund!“ Ich hatte keine Absicht, mein Versprechen zu halten. „Der eine kommt, der andere geht“, wie die Männer es so elegant ausdrücken! Rückblickend finde ich es ziemlich erbärmlich, wie ich mich unbewusst an ihnen rächte. Stolz kann ich darauf sicherlich nicht sein! Ein weiterer Fehlschlag also, den ich meiner Reihe von Enttäuschungen hinzufügen konnte.

      Mein freies Single- oder Lotterleben, wie man eben will, führte ich weiter bis zu dem Tag vor vier Jahren, als ich Serge begegnete. Er gefiel mir sofort. Groß, kräftig, gediegen. Nicht wirklich schön, aber solide.

      Solide, genau das ist das Wort. Das genaue Gegenteil meines Exmannes.

      Ich liebte ihn nicht - an dieses Gefühl glaubte ich schon lange nicht mehr, ich sage es nochmals. Aber ich empfand echte Sympathie und nicht wenig Bewunderung für ihn, was mir wesentlich wichtiger erschien als dieser sentimentale Quatsch, der so schnell verfliegt und von dem man sich ewig nicht erholt.

      Ich hatte ihn auf einem Presseempfang bei einem Cocktail kennengelernt, anlässlich eines Filmstarts, an den ich mich nicht mehr erinnere. Er war Auslandskorrespondent für einen TV-Sender, ich war gerade von der

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