Was GOTT ADAM und EVA nicht sagte. Daniel Allemann
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„Sehr geehrte Frau Rochas,
in Ihren Artikeln und Interviews äußern Sie eklatante Unwahrheiten. Es ist überraschend, so etwas von jemandem zu hören, der vorgibt, alles über Liebe und Beziehungen zu wissen. In Wirklichkeit ist alles, was Sie über Liebe, Sex und Beziehungen zu wissen glauben, absolut falsch.
Falsch und pures Gift für Ihre Leser!
Zunächst erlaube ich mir, ein paar Beispiele für die kategorischen Behauptungen zu nennen, die Sie ständig wiederholen:
Für ein Leben zu zweit ist es unerlässlich, sich gegenseitig Zugeständnisse zu machen.
Damit die Beziehung hält, müssen beide Partner füreinander gemacht sein
Man liebt im Leben nur einmal wirklich.
Um sich gut zu verstehen, muss man viele Gemeinsamkeiten haben.
Einige Menschen sind von Natur aus begabt im Bett, andere nicht.
Männer haben mehr Lust auf Sex als Frauen.
Männer sind Egoisten, vor allem beim Sex.
In der Liebe wie auch beim Flirten spielt das Aussehen eine wesentliche Rolle.
Wenn wir es vermeiden, viele Erfahrungen in Liebe und Sex zu machen, und auf unseren Seelenverwandten warten, steigern wir unsere Chancen, den idealen Partner zu finden.
Wenn der andere uns wirklich liebt, versteht er in jedem Fall, was in uns vorgeht, ohne dass wir es erst zum Ausdruck bringen müssen ...
Ich sage Ihnen ohne Umschweife: Diese Behauptungen sind nicht nur irgendwelche Prinzipien, sondern düstere Liebesorakel. Wundern Sie sich nicht, wenn Menschen, die sich daran halten, in ihrem Liebes- und Gefühlsleben zu leiden haben.
Außerdem sind Sie - wie so viele andere Frauen auch - Opfer der ‚romantischen Liebe‘ und gehören zu denjenigen, die sich noch nie die Zeit genommen oder die Mühe gemacht haben, das wahre Gesicht der Liebe zu entdecken. Das imstande ist, uns zur Verwirklichung unserer innigsten Wünsche zu beflügeln.
Es ist diese wahre Liebe, die ich Sie einlade zu entdecken, wenn Sie die Aufgabe akzeptieren, die ich Ihnen gerne anvertrauen würde. Denn ich weiß, dass es mit Ihren düsteren Predigten bald vorbei sein wird. In den kommenden zwei Wochen werden Sie erfahren, warum ... und inwiefern.
Mit freundlichen Grüßen Professor Mauro.“
Was für eine seltsame E-Mail! Und dann dieser Satz: „Denn ich weiß, dass es mit Ihren düsteren Predigten bald vorbei sein wird.“ Was war damit gemeint? Und von welcher Aufgabe war da die Rede?
Ich fing an nachzudenken, ich konnte nicht anders. Die Nachricht verbarg etwas, und dieses Etwas interessierte mich. Ein Erleuchteter oder Wahnsinniger hätte nicht in diesem Ton und Stil geschrieben. Seit ich zum Gesprächsthema in den Medien geworden war, hatte ich einen Blick für solche Leute bekommen. Berühmte Menschen, auch wenn sie wie ich erst in den Anfängen steckten, finden sie aufregend. Aber man lernt schnell, sie zu erkennen und dann wie die Pest zu meiden.
Nein, diese E-Mail war von einer ausgeglichenen, ruhigen, gebildeten Person geschrieben worden. Genau das faszinierte mich ja so. Umso erstaunlicher, ja skurril, war deshalb die Formulierung „düstere Liebesorakel“.
Was bedeutete diese Nachricht? War sie ernst gemeint oder nicht? Und wenn ja, musste ich sie als Drohung betrachten? Welche Form konnte sie dann annehmen? Verschwendete ich nicht meine Zeit damit, einen verborgenen Sinn in etwas zu suchen, was nur ein schlechter Scherz war?
Ich konnte noch so sehr nachgrübeln, letztendlich sah ich nur zwei Lösungen. Die E-Mail war ein schlechter Scherz einer meiner Kolleginnen, die eifersüchtig auf meinen Erfolg waren. Möglich. Frauen schenken sich nichts. Ein Herz und eine Seele, wenn es darum geht, Männer in den Dreck zu ziehen, aber untereinander wie reißende Tiere!
Oder aber die Nachricht sagte die Wahrheit ... für diesen Fall jedoch öffnete sich ein Abgrund an Fragen zu meinen Füßen.
Zuerst einmal: Wer war dieser mysteriöse Professor? Ich hatte noch nie von ihm gehört. Natürlich kannte ich nicht alles und jeden, aber trotzdem! Und dieser Name: Mauro?
Mir kam eine merkwürdige Idee: Mit den Buchstaben des Namens ließ sich das französische Wort für Liebe (Amour) schreiben ... Reiner Zufall? Oder ein Wink mit dem Zaunpfahl, der für mich persönlich bestimmt war, für mich, die sich dadurch bekannt gemacht hatte, dass sie nur Schlechtes über die Liebe verbreitet hatte?
Stopp! Wenn ich so weitermachte und in jeder Kleinigkeit einen geheimnisvollen Sinn suchte, würde ich unter Garantie paranoid werden.
Aber mich quälte noch ein anderer Gedanke. Ich musste der Realität ins Auge blicken ... Vielleicht sagte die E-Mail ja die Wahrheit, und ich war von Anfang an geblendet durch meine persönlichen Erfahrungen und lag auf der ganzen Linie falsch, was Liebe und Beziehungen anging. Andererseits hatte ich all die Behauptungen, die dieser Professor Mauro für absolut falsch hielt, tausendmal geschrieben, gesagt und wiederholt. Und ich war ehrlich und zutiefst davon überzeugt. Ja, ich war davon überzeugt, dass man sich für ein Leben zu zweit gegenseitig Zugeständnisse machen musste! Ja, ich war mir sicher, dass man eine Menge Gemeinsamkeiten haben muss! Ja, ich glaubte zu 100 Prozent, dass Männer Egoisten in Sachen Gefühle und Sex sind! Ja, ich glaubte felsenfest, dass einige Menschen von Natur aus gut im Bett sind und andere nicht! All dessen war ich mir absolut sicher. Und ich hatte es freiheraus und ehrlich niedergeschrieben.
Und selbst wenn ich akzeptieren konnte, dass ich vielleicht von Anfang an komplett falschgelegen hatte, dann doch sicher nicht auch Hunderte von Männern und Frauen, mit denen ich mich vorbereitend zu meinen Artikeln stundenlang unterhalten hatte. Und auch nicht die zahlreichen Zuhörer und Zuschauer, die meine Äußerungen in Radio- oder TV-Interviews bestätigt hatten. Ein Ding der Unmöglichkeit!
Sicherlich hatte ich meine persönlichen Erfahrungen mit hineingebracht, aber auch die von Tausenden anderer Menschen, die genau wie ich unter diesem Unsinn gelitten hatten, den man zu oft und viel zu leichthin „Liebe“ nennt. Andererseits ...
Was, wenn wir uns einfach alle geirrt hatten? Es war nur eine Hypothese, doch ich konnte sie auch nicht einfach so vom Tisch fegen. Meine Berufsehre verbot es mir, und es war nicht meine Art, nur aus Spaß und um von mir reden zu machen, Lügenmärchen zu erzählen.
Angenommen also, ich hatte mich geirrt ... Das bedeutete ja, dass der Verfasser der E-Mail wusste, wovon er sprach, und Informationen über Liebe, Sex und Beziehungen hatte, die mein ganzes Wissen über den Haufen werfen konnten. Der Knüller des Jahrhunderts! Die Möglichkeit faszinierte und ärgerte mich zugleich. Eines war jedenfalls sicher: Die Sache ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
Und dann immer dieser seltsame Ausdruck „düstere Liebesorakel“ ... Was genau bedeutete er? Worte, die man gerne den Mitgliedern einer esoterischen Geheimgesellschaft in den Mund gelegt hätte, die sich in Mysterien hüllen. Eingeweihte vielleicht? Aber eingeweiht worin? Von wem? Mit welchem Ziel ...? Vielleicht ja auch eine Sekte? Warum nicht? Aber welche, und was mauschelte sie da ...?
Zum Glück wurden meine überhandnehmenden Gedanken vom Klingeln meines Telefons unterbrochen. Es war Solange, meine Sekretärin, die mich aus der Redaktion anrief: „Hallo Sandrine! Wie geht es Ihnen? Ist in Cannes alles gut gelaufen ...?“