Was GOTT ADAM und EVA nicht sagte. Daniel Allemann
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Was GOTT ADAM und EVA nicht sagte - Daniel Allemann страница 7
Müsste ich einen Jungmädchenroman schreiben, dann würde ich jetzt sagen, dass wir von diesem Augenblick bis an unser Lebensende zusammenblieben. Aber so war es nicht. Wir verbrachten ein tolles Wochenende in Deauville, das stimmt. Aber am Montag darauf reiste Serge für eine Reportage nach Südamerika, wo gerade Arbeiterdemonstrationen begonnen hatten, und ich nach England, um Prinz Charles zu interviewen.
Unsere Beziehung entwickelte sich analog zu dieser kurzen, ungewissen ersten Begegnung. Zwischen zwei Reportagen liefen wir uns über den Weg und hatten nur Zeit, um uns kurz zu treffen und ein paar schöne Momente miteinander zu teilen, bevor dann jeder wieder seine Koffer packte oder er zum Beispiel ans andere Ende der Welt reiste und ich allein in Paris zurückblieb.
So merkwürdig das klingt, aber damals litt ich an der Einsamkeit noch mehr, als wenn ich niemanden in meinem Leben gehabt hätte. Abwesenheit ist ganz schön schmerzhaft, wenn sie öfter vorkommt. Und eine Telefon- oder E-Mail-Beziehung ist auf Dauer frustrierend. Alles in allem verstanden wir uns gut, Serge und ich, aber das alle Jubeljahre mal.
Ich weiß nicht, was wir hätten anders machen können. Er liebte seinen Job, ich meinen. Es konnte nur so weitergehen, bis wir Rentner waren. In unserem letzten Beziehungsjahr sprachen wir, wieder einmal am Telefon, gemeinsam darüber und beschlossen, uns zu trennen. Wir sind gute Freunde geblieben. Manchmal treffen wir uns zufällig in Paris oder anderswo. Wir nutzen die Gelegenheit, indem wir zusammen essen und uns alles Schöne vorstellen, was wir gemeinsam so gemacht hätten ...
Seit fast zwei Jahren habe ich niemanden in meinem Leben und beklage mich nicht darüber. An Gelegenheiten mangelt es mir nicht. Wie es diese Schnepfe von Moderatorin ausdrückte, sehe ich ganz gut aus und gefalle auch. Aber in meinen Beziehungen mit Männern habe ich so viel gelitten, dass ich lieber vernünftig bleibe und sie auf Abstand halte. Je weiter sie von mir weg sind, umso besser geht es mir. Wenn ich ganz ehrlich mit mir selbst bin, muss ich zugeben, dass ich Angst habe, mich wieder in eine Beziehung zu stürzen.
Angst, wieder zu leiden und einem neuen Fehlschlag entgegenzusteuern, der das Fass zum Überlaufen bringen würde. Ich habe genug eingesteckt und fühle mich nicht mehr stark genug, um vorhersehbare Enttäuschungen zu ertragen.
Und genau, als mir diese Angst wirklich bewusst wurde, kam mir die Idee, die Artikelserie über Liebe und Gefühlsegoismus zu schreiben, mit der ich dann bekannt wurde. Ich bin die Erste, die von diesem Erfolg überrascht ist.
Es ist wirklich eigenartig, der neue Medienliebling zu sein.
Mein Ziel war das nicht. Ich - die „Meisterin der Manipulation in der Liebe“? Von wegen! Um das zu behaupten, müsste man schon bösgläubig oder verdammt eifersüchtig sein. Als ich mit meinen Recherchen anfing, wollte ich herausfinden, ob ich zu desillusioniert war, um überhaupt noch Liebe zu sehen, wenn sie vorhanden war, oder ob ich guten Grund hatte zu glauben, dass es sich nur um eine Illusion handelte. Die Antwort bekam ich. Und seitdem versuche ich, meinen Leserinnen und Lesern schmerzhafte Enttäuschungen zu ersparen. Übrigens bereite ich gerade eine neue Artikelserie über dasselbe Thema vor und habe mein Manuskript von Die Liebe: eine einzige Katastrophe! fast fertig!
Ein Klingeln riss mich aus meinen düsteren Gedanken. Die Brasserie war jetzt brechend voll, draußen goss es in Strömen. Ich brauchte einige Sekunden, bis ich begriff, dass mein Handy klingelte. Es war meine Chefredakteurin: „Ich habe dein Interview heute Morgen gehört.“ (Sie macht sich nie die Mühe, sich erst mal vorzustellen.) „Du warst großartig, groß-artig! Wie immer ...“
So ist sie eben, enthusiastisch, exzessiv, hyperdynamisch, anstrengend. Im selben Ton fügte sie hinzu: „Und deine Idee, das Gefühl von Liebe mit der Angst vor Einsamkeit zu verbinden: Klasse! Du musst einen Artikel darüber schreiben. Das wird super ankommen.“
„Wann du willst, Christine ...“
„Sofort. Ich reserviere dir vier Seiten in der Novemberausgabe ...“
Sie hielt inne.
„Aber ich rufe wegen etwas anderem an. Du musst mir einen großen Gefallen tun ...“
Na das klang ja zu schön ...
„Ja?“
„Stell dir vor, Bruce Willis ist am Wochenende in Cannes. Ich habe es gedeichselt, dass er uns ein Exklusivinterview gibt. Ex-klu-siv ...“
Ich wusste nur allzu gut, worauf sie hinauswollte, aber ich gab die Ahnungslose: „Hut ab! Du bist wirklich genial!“
Sie begriff, dass sie sich etwas mehr Mühe geben musste, um mich zu überzeugen.
„Stell dir vor, ich hatte letzten Monat die Top-Journalistin Cécile darauf angesetzt. Und pass auf, du wirst nicht erraten, was sie sich jetzt erlaubt hat!“
„Nein!“
„Sie liegt im Krankenhaus. Akute Nierenkolik. Da hat sie sich wirklich genau den passenden Moment ausgesucht ...!“
Ich verkniff mir die Bemerkung, dass Cécile ganz sicher lieber das Wochenende in Cannes verbracht hätte, als sich im Krankenhaus unter Schmerzen zu winden. Ohne Umschweife fragte ich, um Zeit zu gewinnen: „Und du hättest gerne, dass ich sie aus dem Stegreif ersetze?“
„Ja sicher. Ich habe sonst niemanden. Wenn du mir diesen Gefallen tust, werde ich dir dafür bis in alle Ewigkeit dankbar sein ...“
Während sie weiter schwadronierte, schweifte mein Blick nach draußen. Es regnete immer noch wie aus Kübeln, das Licht war düster, und wenn man sich die eingemummelten Leute auf dem Bürgersteig ansah, musste es draußen sibirisch kalt sein. Alles, was es brauchte, um mir die Laune zu verderben. Es war Donnerstag, ich hatte nichts Dringendes in Paris zu tun. Ich fiel Christine ins Wort.
„Okay! Ich nehme den schönen Bruce, Cannes und die Sonne. Ich muss ein bisschen relaxen.“
„Ganz lieben Dank! Ich war mir sicher, dass du ja sagen würdest. Ich lasse dir noch heute Nachmittag dein Flugticket und deine Hotelreservierung zukommen. Du wirst im Martinez wohnen! Du siehst also, dass ich dich nicht zum Narren halte! Viel Spaß, Sandrine! Küsschen!“
Am nächsten Morgen flog ich los in Richtung Nizza.
Am Montag zurück in Paris fiel eisiger Nieselregen, fast, als würde es jeden Moment anfangen zu schneien. Das hatte es im September noch nie gegeben! Das Interview mit Bruce Willis, das von seinem Agenten organisiert worden war, war ohne Probleme abgelaufen, mit einem so niedlichen, charmanten Dolmetscher, dass ich ihn zum Mittagessen einlud und vielleicht noch einigem mehr ... Wir verbrachten das Wochenende am Strand und in meinem Zimmer. Als er dann am Sonntagmorgen ging, war ich jedoch zugegebenermaßen froh, wieder allein zu sein. Ich blieb auf der von Touristenhorden bevölkerten Terrasse des Martinez sitzen und machte mir Notizen für mein Buch. Ein süßer Italiener flirtete mich an, aber ich jagte ihn zum Teufel. Ich wollte meine Ruhe!
Bevor ich die Redaktion aufsuchte, ging ich noch kurz zu mir nach Hause. Ich nutzte die Gelegenheit, um meine persönlichen Nachrichten abzurufen. Freunde, die mir Neues von sich berichteten, Einladungen zu Cocktails oder Diskussionsabenden, fünf Interview-Angebote, ein paar Werbemails, die es irgendwie durch meinen Spamfilter geschafft hatten ... Also offenbar nichts Dringendes.
Eine E-Mail allerdings sprang mir mit ihrem Betreff ins Auge: „Düstere Liebesorakel“. Was sollte das denn heißen? Wieder mal eine dieser Viagra-Werbungen, von denen es im Netz nur so wimmelt? Ein schlechter