Wenn ich das geahnt hätte. Anne Christina Mess

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Wenn ich das geahnt hätte - Anne Christina Mess

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Gibt es etwas, was ich Gott (oder einer höheren Macht, wie ich sie mir vorstelle) mitteilen möchte zum Selbstmord von …? Z. B. Verzweiflung, Fragen, Vorwürfe, Bitten, Hoffnungen?

       Möchte ich mit einer Vertrauensperson darüber sprechen? Falls ja, mit wem und wann?

       (Sie finden dieses Arbeitsblatt Nr. 2 auch im Internet unter www.acmess.de.)

       Der folgende »Segen der Trauernden« veranschaulicht, was die Trauer und den Schmerz von Hinterbliebenen lindern kann:

       Der Segen der Trauernden

       Gesegnet seien alle,

       die mir jetzt nicht ausweichen.

       Dankbar bin ich für jeden,

       der mir einmal zulächelt

       und mir seine Hand reicht,

       wenn ich mich verlassen fühle.

       Gesegnet seien die,

       die mich immer noch besuchen,

       obwohl sie Angst haben,

       etwas Falsches zu sagen.

       Gesegnet seien alle,

       die mir erlauben

       von dem Verstorbenen zu sprechen.

       Ich möchte meine Erinnerungen

       nicht totschweigen.

       Ich suche Menschen,

       denen ich mitteilen kann,

       was mich bewegt.

       Gesegnet seien alle,

       die mir zuhören, auch wenn das,

       was ich zu sagen habe,

       sehr schwer zu ertragen ist.

       Gesegnet seien alle,

       die mich nicht ändern wollen,

       sondern geduldig so annehmen,

       wie ich jetzt bin.

       Gesegnet seien alle,

       die mich trösten und mir zusichern,

       dass Gott mich nicht verlassen hat.

       Oh Gott, berge Du uns alle

       in Deiner Hand,

       nimm Du Dich unser an.

       Bei Dir bleiben wir

       ganz gleich, ob wir noch leben oder schon gestorben sind.

       Aus: Was dagegen, S. 84

      Ein Selbstmord ist für Therapeuten und Mitarbeiter nicht das Gleiche wie ein natürlicher Todesfall. Er löst Enttäuschung und Selbstzweifel aus, Fragen nach evtl. Versäumnissen kommen auf. Denn auch wenn ein Helfer sich größte Mühe gegeben hat, wird er sich immer fragen, ob er nicht vielleicht doch etwas übersehen hat, ob er zu spät auf eine bestimmte Äußerung reagiert hat oder im Gespräch abgelenkt war. Hat er vielleicht nicht konkret genug nachgefragt, ob die Suizidabsichten noch bestehen bzw. warum sie nicht mehr da sind. Manchmal kommen Vorwürfe der Hinterbliebenen hinzu. Dadurch werden die Einbrüche im eigenen Selbstwertgefühl und die Zweifel an der eigenen Kompetenz noch verstärkt. Bekanntlich lassen sich viele Fehlentscheidungen und Versäumnisse im Leben rückgängig machen oder nachholen, aber das beendete Leben ist unwiederbringlich. Helfer brauchen in ihren Versagensgedanken dringend Unterstützung von anderen Menschen (durch Fachleute oder Freunde), mit denen sie reflektieren können, was passiert ist. Sie brauchen zudem Trost und Hoffnung von außen.

      Viele Menschen begegnen im Laufe des Lebens Mitmenschen, die in ihrer Verzweiflung keinen anderen Weg mehr sehen, als ihr Leben zu beenden. Sie sind zerrissen zwischen der Suche nach innerem Frieden in ihrem Leben und der endgültigen Flucht vor diesem Leben, in dem es leider keinen ununterbrochenen inneren Frieden geben kann.

      Durch diese Menschen erfahren hilfsbereite Gesprächspartner Grenzen: Sie werden an eigene Lebenskrisen erinnert und sehen ihre begrenzten Möglichkeiten, anderen – vielleicht besonders nahestehenden – Menschen aus ihren existenziellen Nöten herauszuhelfen. Dabei wird es immer wieder Gratwanderungen geben, d. h. es geht darum, jedes Mal neu zu erkennen, wo ein Laien- oder professioneller Helfer tatsächlich helfend eingreifen kann und wo so jemand die Kraft braucht, Unabänderliches loszulassen. Möge es dabei gelingen, innerlich den Boden unter den Füßen zu behalten.

      Aus der Feder des amerikanischen Juristen Max Ehrmann (1872 – 1945) stammt die folgende Desiderata. Sie wurden in der St. Paul’s Kirche in Baltimore, USA, die im 17. Jahrhundert erbaut wurde, gefunden. Sie geben uns Impulse für unsere »Seelenhygiene«, für einen lebensbejahenden Umgang mit unserem einmaligen Leben.

       »Geh deinen Weg gelassen im Lärm und in der Hektik dieser Zeit und behalte im Sinn den Frieden, der in der Stille wohnt. Bemühe dich, mit allen Menschen auszukommen, soweit es dir möglich ist, ohne dich selbst aufzugeben. Sprich das, was du als wahr erkannt hast, gelassen und klar aus und höre anderen Menschen zu, auch den Langweiligen und Unwissenden, denn auch sie haben etwas zu sagen.

       Meide aufdringliche und aggressive Menschen, denn sie sind ein Ärgernis für den Geist. Vergleiche dich nicht mit anderen, damit du nicht eitel oder bitter wirst, denn es wird immer Menschen geben, die größer sind als du, und Menschen, die geringer sind. Erfreue dich an dem, was du schon erreicht hast, wie auch an deinen Plänen.

       Bleibe an deinem beruflichen Fortkommen interessiert, wie bescheiden es auch sein mag; es ist ein echter Besitz in den Wechselfällen der Zeit. Sei vorsichtig in deinen geschäftlichen Angelegenheiten, denn die Welt ist voller Trug. Lass dich jedoch dadurch nicht blind machen für die Tugend, die dir begegnet. Viele Menschen haben hohe Ideale, und wo du auch hinsiehst, ereignet sich im Leben Heldenhaftes.

       Sei du selbst und, was ganz wichtig ist, täusche keine Zuneigung vor. Hüte dich davor, der Liebe zynisch zu begegnen, denn trotz aller Dürreperioden und Enttäuschungen ist sie beständig wie das Gras.

       Nimm den Rat, den dir die Lebensjahre geben, freundlich an und lass mit Würde ab von dem, was zur Jugendzeit gehört. Stärke die Kraft deines Geistes,

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