Heiliger Schein. Adrian Plass

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Heiliger Schein - Adrian Plass

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vor Gott treten und ihn voller Zuversicht darum bitten, unsere Freigesprochenwerdbarkeit zu bestätigen.

      Lasst uns versuchen, ob die Innewohnendheit des Lobpreises zu einer Innefließung der Freude führt.

       Die Macht des Selbstbewusstseins

      Selbstbewusstsein ist enorm wichtig. Darley Jameson, einer der großen Gemeindelebenskünstler der Vergangenheit, vertrat nachdrücklich die Auffassung, nahezu jede Aussage oder Ansicht werde von einem kirchlichen Publikum oder einer Gemeinde akzeptiert, solange sie nur mit ausreichender Selbstgewissheit vorgetragen werde. Als ich noch ein junger Mann war, sagte er mir, er habe zwei gänzlich unterschiedliche Ansprachen, die er verwendete, wann immer man ihn bat, über das Buch der Offenbarung zu predigen. Die Einstiegssätze dieser Ansprachen, erklärte er mir, müssten mit einer deklamatorischen, leicht gereizten Intensität vorgetragen werden, die ahnen ließ, welche hart erkämpften Siege in theologischen und intellektuellen Debatten in der Vergangenheit dahinterstünden, und keinerlei Raum für Widerspruch ließ. Die erste begann mit den folgenden Worten:

      »Das Buch der Offenbarung handelt nicht vom Gericht, und lassen Sie sich bitte nicht in die Irre führen von jenen, die Ihnen aus ihren eigenen höchst fragwürdigen Beweggründen weismachen wollen, es wäre so.«

      Die zweite begann so:

      »Das Buch der Offenbarung handelt von nichts anderem als vom Gericht, und lassen Sie sich bitte nicht in die Irre führen von jenen, die Ihnen aus ihren eigenen höchst fragwürdigen Beweggründen weismachen wollen, es wäre nicht so.«

      Von da an, sagte Jameson, waren seine Zuhörer Wachs in seinen Händen, selig in dem Glauben, endlich jemanden zu hören, der wusste, wovon er sprach, und sich nicht von der Wahrheit abbringen lassen würde durch die Machenschaften jener nicht näher benannten, aber bedrohlichen Gruppe von Leuten, die ihre Zeit mit dem Versuch verbrachten, aus ihren eigenen höchst fragwürdigen Beweggründen jedermann in die Irre zu führen. Jamesons Herangehensweise hier ist ein unverzichtbares Werkzeug für den viel beschäftigten Gemeindelebenskünstler. Es gibt nur wenige noch bessere Möglichkeiten, eine Aussage glaubhaft zu machen, als eine imaginäre Armee fehlgeleiteter, böswilliger oder dummer Menschen heraufzubeschwören, die den gegenteiligen Standpunkt vertreten, und sie dann mit vernichtender Kritik zu überziehen. Der hier zitierte Satz, den Jameson selbst vorgeschlagen hat, ist fast universell einsetzbar. Vervollständigen Sie einfach das Ende des Satzes mit der gegensätzlichen Ansicht zu der, die Sie propagieren möchten.

      »Seien Sie wachsam und auf der Hut, denn zweifellos werden Leute kommen und Ihnen einzureden versuchen, dass …«

      Jamesons Auffassung vom Wert selbstbewusst vorgetragener Behauptungen wird von Gemeindelebenskünstlern und -künstlerinnen aller Altersgruppen und Erfahrungsstände bestätigt. Mein eigener Onkel Dexter Caplin, inzwischen Anfang achtzig und immer noch auf Teilzeitbasis begeistert dabei, eine kleine Gemeinde in Dartford zu sabotieren, hat einen sehr nützlichen Rat dazu.

      »Ich denke immer an die Trauzeremonie und den Teil, wo der Pfarrer sagt: ›Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.‹ Das ist genau der Tonfall, den man in die betreffende Aussage hineinlegen muss. Nehmen Sie den folgenden Satz als Beispiel:

      Offen gesagt, ich mache keine Stille Zeit.

      Mit der richtigen Mischung aus Kühnheit und gerechtem Trotz ausgesprochen, ist es möglich, durchblicken zu lassen, in diesem Bereich seien große Probleme bereits gelöst und umfangreiche Fragen längst geklärt. Der Sprecher, so scheint dies anzudeuten, ist zu einer anderen, verfeinerten Dimension geistlichen Lebens übergegangen, die freilich Leute, die noch unter der bleiernen Bürde täglichen Gebets und Bibelstudiums ächzen, unmöglich begreifen können.

      Hier sind einige Ausdrucksformen, mit denen ich in der Vergangenheit große Erfolge erzielt habe. Meine Zeit ist fast vorüber, aber ich gebe mich gern der Hoffnung hin, dass neue Generationen von Gemeindelebenskünstlern und -künstlerinnen den Stab von mir übernehmen werden (natürlich nicht ohne ihn von Zeit zu Zeit strategisch fallen zu lassen).

      (a) Ich muss Ihnen mit zutiefst gemischten Gefühlen schmerzlicher Traurigkeit und, ja, auch mit einer eigentümlichen Art bebender Freude sagen, dass ich Dritte-Welt6-Projekte nicht mehr unterstützen kann. (Vollkommen unerklärlich, aber wirkungsvoll, hat diese lächerliche Aussage den unglaublichen Effekt, anzudeuten, indem ich Dritte-Welt-Projekte nicht unterstütze, handele ich verantwortungsbewusster und gehorsamer, als wenn ich es tue!)

      (b) Ich für mein Teil weigere mich, Außenstehende einzuladen, solange wir nicht wirklich begriffen haben, was es bedeutet, Innenstehende auszuladen. (Erstaunlich eindrucksvoll und scheinbar sehr tiefsinnig; aber gehen Sie lieber, bevor Fragen gestellt werden können, oder aber begegnen Sie ihnen mit bekümmertem, würdevollem Schweigen, so als wäre die Banalität der Frage eine Beleidigung für die Tiefe des Gedankens.)

      (c) Schön, wir können entweder mit dem lebenden, atmenden Wort Gottes ringen, oder wir können daraus eine Griechischlektion für Anfänger machen. Ich weiß, Sie werden mir verzeihen,7 wenn ich sage, dass ich weiß, wo mein Herz schlägt. (Sehr nützlich, wenn jemand Sie gerade durch einen Verweis auf die ursprüngliche Bedeutung des Textes widerlegt hat. Bedenken Sie jedoch stets, dass Sie in anderen Situationen vielleicht leidenschaftlich von ›einer gefährlich naiven Sicht der Schrift‹ sprechen müssen, die ›sich scheut, Gebrauch von den Werkzeugen des Wissens und des Verstandes zu machen, die Gott uns zur Verfügung gestellt hat‹. Für jeden Topf einen Deckel, wie man so schön sagt.)

      (d) Ich werde nicht die Bibel/​die Gemeinde/​den Pastor/​das Gebet/​die Evangelisation/​das soziale Handeln/​den Zehnten/​die Gemeinschaft zur dritten Person der Dreieinigkeit machen. Ich weigere mich, das zu tun! (Wählen Sie aus oder setzen Sie ein, was immer oder wer immer mehr Wichtigkeit und Bedeutung zu erlangen droht, als Ihnen persönlich lieb ist. Der Vortragsstil sollte irgendwo zwischen Billy Graham und Martin Luther King liegen. Das wird dem Quatsch garantiert ein Ende machen oder ihn zumindest hinauszögern.

       Die Masche mit dem verworfenen Konzept

      Gemeindelebenskünstler oder -künstlerinnen, die es vergessen oder versäumt haben, sich auf eine Ansprache oder Predigt vorzubereiten, werden begierig sein, sich dieses höchst wirkungsvolle Manöver zunutze zu machen, nicht zuletzt deshalb, weil sie sich damit in ein noch besseres Licht stellen können, als wenn sie sich gewissenhaft Wort für Wort vorbereitet hätten. Die Ausführung ist genial einfach.

      Wenn es Zeit ist, dass Sie mit Ihrer Ansprache beginnen, treten Sie mit einem dicken Stapel Notizen ans Rednerpult und blättern Sie, nachdem Sie ihn vor sich hingelegt haben, kurz durch die Seiten, als wollten Sie ein letztes Mal überprüfen, ob alles da und in der richtigen Reihenfolge ist. Nachdem Sie den Kopf geneigt und scheinbar ein stilles Gebet gesprochen haben, heben Sie den Blick und schauen Sie die Versammelten mit einem Ausdruck beunruhigter Inspiration an (siehe Abbildung). Während Sie nun mit der einen Hand Ihre Notizen ergreifen und zur Seite legen, heben Sie mit der anderen eine Bibel auf Brusthöhe und wenden Sie sich mit den folgenden oder ähnlichen Worten an die Gemeinde, in einem Tonfall, der zwar gemessen ist, aber offensichtlich einen vom Geist hervorgerufenen Eifer verbirgt.

      »Guten Morgen, liebe Gemeinde. Sie sind hier. Ich bin hier. Meine Predigt (Ansprache/​Botschaft/​Verkündigung/​Vortrag) ist dort drüben. Der Vortrag (Verkündigung/​Botschaft / Ansprache/​Predigt), den ich während der vergangenen Woche viele Stunden lang für Sie vorbereitet habe, ist vielleicht sehr gut. Möglicherweise ist er auch äußerst schlecht. Ich vermute, wahrscheinlich

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