Eva sieht rot. Liza Cody

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Eva sieht rot - Liza  Cody

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      Wetten …? Du denkst jetzt bestimmt, ich habe keinen Schimmer, wovon ich rede. Du wirfst einen Blick auf mich und denkst, auf die war nie einer scharf. Was weiß die schon von Sex? Das beweist mal wieder, wie wenig Ahnung du hast.

      Ich habe es einmal probiert, und es hat mir nicht gefallen. Jetzt weißt du’s.

      Na ja, eigentlich habe ich es nicht probiert. Sondern jemand hat es mit mir gemacht. Aber gefallen hat es mir trotzdem nicht. Und um die Wahrheit zu sagen, er hatte auch nicht viel davon. Vor allem nicht, nachdem ich seine Hose in den Heizkessel geschmissen hatte. In einem Heizungskeller ist es nämlich passiert – als ich mal wieder im »Heim« war. Ich habe oft den Unterricht geschwänzt und mich im Heizungskeller verkrochen, weil es der wärmste Raum in dem ganzen Bau war, und eines Nachmittags hat mich der Hausmeister erwischt. Er sagte, er würde mich nicht verraten, wenn ich mich von ihm betatschen ließe. Haha. Jedenfalls hat er seine Hose verloren, und ich habe rausgekriegt, wo manche Mädchen ihre Süßigkeiten und Zigaretten herhatten.

      Und so was sollte ein »Heim« sein? Dass ich nicht lache!

      Was du in diesen Anstalten natürlich nie hörst, sind die Geschichten von den Mädchen, die den todschicken Kerl im großen roten Wagen geheiratet haben. Denn irgendeine muss ihn sich ja schließlich geangelt haben, oder? Sonst hätte er wohl kaum Frau und Kinder gehabt. Und vielleicht glaubte sie, sie wäre sein Ein und Alles. Vielleicht sind sie samstags zusammen losgezogen und haben Tapeten für das Gästezimmer ausgesucht. Vielleicht hat sie nie etwas von der kleinen Dawnie und dem blauen Baby erfahren. Oder sie wusste es doch. Vielleicht hat sie sich von ihm scheiden lassen und ihn ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Oder sie ist immer noch mit ihm zusammen, kocht ihm das Essen und sieht sich mit ihm seine Lieblingssendungen im Fernsehen an, weil sie nicht an seine Kröten rankommt und lieber unglücklich sein will als arm.

      Wer die Mäuse hat, hat die Macht, sage ich immer. Deshalb will ich auch so viel Kohle wie möglich machen. Und wenn ich dann reich und berühmt bin, muss ich nie mehr irgendwelchen Geldsäcken in den Arsch kriechen.

      Als ich keine Lust mehr hatte, Lineker zuzusehen, wie er Ratten jagte, ging ich zurück in den Hänger. Crystal war wieder wach und hatte den Kessel aufgesetzt. Ihr kleines Affengesicht war todtraurig, und ich fand, es wurde langsam Zeit, dass sie nach Hause ging. Sie machte mir Beulen in mein sonniges Gemüt.

      Aber sie sagte: »Wenn ich bloß wüsste, was für Schweine das gewesen sind, Eva. Es war nämlich mehr als einer. Die Mädchen haben gesagt, dass Dawn mit zwei Kerlen rausgegangen ist, und ihr Körper war mit Abdrücken von Fäusten und Stiefeln übersät.«

      »Falls ich den Selbstverteidigungskurs gebe«, sagte ich, »lautet eine meiner ersten Regeln: ›Nimm dir nie mehr als einen Kunden auf einmal vor.‹ Blöder geht’s doch wirklich nicht.«

      »Dawn war nicht sehr helle«, sagte Crystal.

      »Na ja, sie war aber auch ziemlich abgefüllt«, sagte ich großmütig. »Vielleicht hat sie doppelt gesehen.«

      »Sie hatte kein Geld mehr bei sich«, sagte Crystal. »Die Scheißkerle müssen sie auch noch ausgeraubt haben.«

      »Vielleicht hat sie alles versoffen.«

      »Nein«, sagte Crystal. »Die Mädchen haben gesagt, ihren letzten Drink hätte sie mit einer Zehnpfundnote bezahlt.«

      »Die nächste Regel«, sagte ich. »Immer schön dein Geld bei dir behalten. Ist doch Schwachsinn, mit großen Scheinen zu wedeln und irgendwen auf dumme Gedanken zu bringen.«

      »Ich glaube nicht, dass es um das Geld ging«, sagte Crystal. »Es waren doch bloß ein paar Pfund. Und sie hat auch nicht gerade reich ausgesehen. Im letzten Jahr jedenfalls nicht mehr. Da machte sie eher einen abgerissenen Eindruck.«

      »Ich weiß«, sagte ich. »Ich habe sie gesehen.« Wie aus der Gosse gezogen. Keine Selbstachtung.

      »Aber mir hat sie trotzdem etwas bedeutet«, sagte Crystal. »Sie war meine Dawnie. Nur konnte ich ihr das Saufen nicht abgewöhnen und das Anschaffengehen auch nicht. Das habe ich nie geschafft. Auch früher nicht, als wir noch jünger waren. Und jetzt gibt kein Schwein mehr einen Pfifferling für sie. Den Bullen ist sie egal. Die suchen noch nicht mal nach dem Mörder. Die sagen, für eine wie Dawn ist so was Berufsrisiko.«

      »Typisch«, sagte ich. Es soll keiner behaupten können, dass ich mit der Polizei einer Meinung bin, aber diesmal hatten die Bullen gar nicht so unrecht.

      »Also, Eva«, sagte Crystal. »Wenn ich herauskriege, wer es war, hilfst du mir dann, die Kerle umzubringen? Oder mich sonst irgendwie zu rächen?«

      Was für eine Frage! Ich sollte wegen Dawn jemand umbringen? Crystal musste verrückt geworden sein. Je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass sie tatsächlich übergeschnappt war. Wenn meine Schwester in einem Kühlfach liegen würde, von oben bis unten mit Stiefelabdrücken übersät, wäre ich wohl auch durchgedreht. Aber wegen Dawn würde ich mich in nichts hineinziehen lassen. Nie im Leben.

      »Okay«, sagte ich. »Du suchst sie, und ich zahle es ihnen heim.«

      Mir blieb nichts anderes übrig. Crystal war schließlich wahnsinnig. Mit Wahnsinnigen kannst du nicht diskutieren, weil du sonst selber wahnsinnig wirst. Und zum Schluss gibst du ihnen sowieso recht. Da kannst du dir die Diskutiererei genauso gut sparen und ihnen gleich recht geben.

      Ausnahmsweise hatte ich diesmal das Richtige gesagt, denn Crystal trank ihren Tee aus und döste wieder ein. Doch noch im Schlaf sah sie einsam und verlassen aus. Aber sie war mir im Weg. Ich musste um sie herumschleichen, damit sie nicht aufwachte und womöglich noch ein paar grandiose Ideen hatte, die nur ein Mensch mit einem Gehirn-Bypass verstanden hätte.

      Irgendwie brachte ich die Nacht rum, dann sperrte ich die Hunde ein und ging ins Bett. Und dann musste ich natürlich davon träumen, was sonst? Der Kummer anderer Leute ist ansteckend. Den fängst du dir ein wie einen Schnupfen. Na gut, du vielleicht nicht. Kann sein, dass ich zu sensibel bin. Genau, das ist es. Aber in einem Traum kommt alles ganz verquirlt wieder hoch. Denn mir ist zwar Crystals Schwester scheißegal, aber an meiner Schwester liegt mir was. Und in diesem Traum hatte ich ein Baby. Nur war es kein Baby, sondern meine Schwester Simone, und sie war ganz grün und blau. Und sie war tot. Aber das Schlimmste war, dass sie sich immer wieder aufsetzte und mir ihr blau-grünes Gesicht hinhielt und so Sachen sagte wie: »Du hättest das nicht zulassen dürfen. Du hättest auf mich aufpassen müssen.« Und ich sagte: »Was nicht zulassen dürfen? Du bist doch nur ein Baby.« Und: »Ich kann kein Baby haben. Du bist meine Schwester.« Und ich wollte, dass es aufhörte. Ich wollte weglaufen. Aber ich konnte mich nicht bewegen.

      Ich hatte wirklich die Nase voll, das kann ich dir flüstern. Und es war alles Crystals Schuld. Endgültig genug von ihr hatte ich, als sie mich am nächsten Mittag um eins weckte. Ich hatte entschieden zu wenig geschlafen.

      »Was hast du denn für eine Stinklaune?«, sagte sie. »Reiß dich zusammen. Wir gehen ins Full Moon.«

      »Typischer Fall von denkste«, sagte ich. »Ich gehe nirgendwohin.« Ich drehte mich um und zog mir den Schlafsack über die Ohren. Daran hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht. Und außerdem hatte ich nie versprochen, dass ich mitkommen würde. Ich hatte bloß gesagt, ich würde es mir überlegen.

      »Das sieht dir gar nicht ähnlich, einen gut bezahlten Job abzulehnen«, sagte Crystal. »Ein paar von den Frauen schwimmen im Geld.«

      Ich machte die Augen zu und sagte nichts.

      »Ist

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