Eva sieht rot. Liza Cody

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Eva sieht rot - Liza  Cody

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aus dem Fitnessstudio. Wahrscheinlich haben die sowieso viel mehr Ahnung als du.«

      Ich war schon die halbe Mandala Street hinaufgestürmt, Crystal im Schlepptau, als mir wieder einfiel, was sie für eine Type ist. Such dir einen Doofen und nimm ihn aus, das ist ihre Devise. Das sollte auf ihrem Grabstein stehen. Und den wird sie früher kriegen, als sie denkt, wenn sie meint, sie kann mich genauso um den Finger wickeln wie ihre unterbelichteten Kunden. Die hinterlistige kleine Kuh.

      Wir mussten die ganze Mandala Street hoch, also auch über den Markt. Unterwegs riefen die Leute ihr nach: »Mein Beileid, Spätzchen«, und: »Sag mir Bescheid wegen der Beerdigung, Crys. Ich wollte ein paar Blumen schicken.« Lauter solche Sachen. Crystal kannte jeden. Zu mir hat keiner ein Wort gesagt, obwohl mein Name auf Plakaten steht.

      Das Full Moon war gerammelt voll. Die Einzigen, die fehlten, waren Bella und ihre Truppe. Typisch. Diese Schlampen waren so unzuverlässig, dass sie es nicht mal für nötig hielten aufzukreuzen, wenn es etwas zu lernen gab, was ihnen vielleicht das Leben retten konnte. Ich hatte mir extra die Mühe gemacht zu erscheinen. War es zu viel verlangt, dass auch sie sich aufrafften?

      Crystal machte sich auf die Suche nach ihnen, und ich bestellte mir eine Fleischpastete mit Pommes. Harsh sagt nämlich, ich soll mehr Gemüse essen. Pommes sind schließlich Kartoffeln, oder? Und Kartoffeln sind Gemüse. Ich weiß wirklich nicht, was Harsh immer gegen Pommes hat.

      Harsh sagt auch, ich soll Obstsaft trinken, deshalb bestellte ich mir ein Lager & Lime, also Bier mit Limonensaft, obwohl das ein ziemlicher Tuntentrunk ist. Ich fühlte mich sehr tugendsam. Nach Obst und Gemüse zum Frühstück konnte ich nun den Rest des Tages essen, worauf ich Lust hatte.

      »Bist du also doch gekommen«, sagte Bella, als sie endlich aufkreuzte.

      »Immerhin noch vor dir«, sagte ich.

      »Das ist Eva Wylie«, sagte Bella zu den beiden Frauen, die hinter ihr standen. »Und das sind Stef und Mandy«, sagte sie zu mir.

      Crystal sagte: »Kath und Lynn mussten erst noch stempeln gehen. Sie kommen so bald wie möglich nach.«

      Also nahm ich in der Zwischenzeit schon mal Stef, Mandy und Bella unter die Lupe. Und soll ich dir was sagen? Gurkentruppe wäre für diese Bande noch ein Kompliment gewesen. Bella war nur zwei Fingerbreit größer als Crystal, Stef war ein magerer kleiner Zombie, und Mandy hätte eine Abmagerungskur gebraucht, um in ein Zirkuszelt zu passen. Wenn die drei einen einzigen funktionstüchtigen Muskel hätten vorweisen können, wäre ich ziemlich überrascht gewesen.

      »Turnschuh«, sagte ich.

      »Was?«, sagte Crystal.

      »Fit wie ’n Turnschuh, aber ein ganz ausgelatschter«, sagte ich. »Besonders gut in Form sind die nicht.« Das war noch höflich ausgedrückt.

      »Wieso in Form?«, sagte Mandy. »Ich will doch nicht hoffen, dass wir genauso aussehen müssen wie du.«

      »Dann würde ich nicht mehr viel verdienen«, sagte Stef. »He, Bella, wir sehen doch hinterher nicht etwa aus wie die, oder?«

      »Ich finde muskulöse Frauen widerlich«, sagte Mandy, der Fettkloß.

      »Muskeln sind nicht feminin«, sagte Stef.

      »So redet man nicht mit seiner guten Fee«, sagte ich und stand auf. Von mir aus sollten sie sich ruhig die Rübe weichklopfen lassen. Es geschah ihnen ganz recht. »Wenn ihr meint, als wandelnde Zielscheibe durch die Gegend zu stöckeln wäre feminin«, sagte ich, »kann ich euch nur viel Glück wünschen. Dann habt ihr es nicht anders verdient.«

      »Was bildest du dir ein, uns so anzufauchen?«, kreischte Bella. »Ich dachte, du hättest wenigstens etwas Verständnis. Du bist auch nicht besser als ein Mann – uns wegen unserem Beruf schlechtzumachen.«

      »Und ihr seid auch nicht besser als Männer, wenn ihr euch über mein Aussehen lustig macht«, sagte ich. »Ich bin wahrhaftig kein Ölgemälde, aber mir geht keiner an die Wäsche, es sei denn, ich werde dafür bezahlt.«

      »Das würde doch sowieso keiner wollen«, sagte Mandy.

      »Ruhe, Ruhe, Ruhe«, brüllte Crystal. Für einen Gartenzwerg hatte sie eine ziemlich kräftige Lunge. »Ruhe und hinsetzen. Alle wie ihr da seid.«

      Ist es zu glauben? Wir hielten tatsächlich die Klappe und setzten uns hin. Diese Crystal. Sie sah aus wie eine Maus unter Atomstrom. Wenn einer das Licht ausgemacht hätte, hätte sie im Dunkeln geleuchtet.

      »Was ist denn mit euch los?«, sagte sie. »Ihr seid ja allesamt reif für die Klapsmühle. Gestern ist Dawnie gestorben. Nur ein paar Meter von hier. Und gestern habt ihr hier gesessen und gejammert: ›Was sollen wir machen? Was sollen wir bloß machen? Hier treibt sich ein Killer rum. Wir sind unseres Lebens nicht mehr sicher.‹ Und was ist jetzt? Denkt denn keiner mehr an Dawn? Denkt ihr nicht einmal mehr an euch selber? Wenn ihr im Leichenschauhaus gewesen wärt, wenn ihr sie gesehen hättet, keinen heilen Knochen mehr im Leib, würdet ihr bestimmt noch dran denken. Dann hätte eure Angst länger als vierundzwanzig Stunden vorgehalten.«

      »Ich habe ständig Angst«, sagte Bella. Was darauf schließen ließ, dass sich unter all der Schminke und all den Haaren tatsächlich so etwas wie ein Hirn verbarg. Ich hätte auch Angst, wenn ich so ein Würstchen wäre wie sie und in einem Rock rumlaufen müsste, der nicht breiter ist als ein Hutband. So was ist kein Rock, so was ist eine Oberschenkelfessel.

      »Schluck’s runter«, sagte Crystal, als ob sie Gedanken lesen könnte. »Wehe, du sagst was. Halt die Klappe und hör dir an, was sich hier abspielt. Bella, du bist am längsten im Geschäft. Erzähl du ihr, worüber ihr gestern geredet habt.«

      »Über drei tote Frauen haben wir geredet«, sagte Bella. »Sie haben alle in dieser Gegend gearbeitet. Sie kamen alle in diese Kneipe. Wir glauben, dass es irgendwer auf uns abgesehen hat.«

      »Sie könnten auch zu zweit sein«, sagte Mandy. »Dawn ist mit zwei Kerlen abgezogen.«

      »Aber ihr habt sie doch nicht gesehen«, sagte Crystal. »Das habt ihr zumindest den Bullen erzählt.«

      »Na ja, irgendwie haben wir sie schon gesehen«, sagte Bella. »Aber andererseits auch wieder nicht. Bloß, dass es zwei Typen waren. Ich habe nicht besonders auf sie geachtet. Ich achte nur auf die, die auf mich achten. Tut mir leid, Crys.«

      »Wir haben alle nicht aufgepasst«, sagte Stef. »Und jetzt laufen da draußen zwei Killer rum, und wir würden sie nicht wiedererkennen.«

      »Vielleicht sind sie gar nicht da draußen«, sagte Mandy. »Vielleicht sind sie hier drin.«

      »Und glotzen uns an«, sagte Stef.

      »Und nehmen schon die Nächste aufs Korn«, sagte Mandy.

      »Sucht euch eine andere Stammkneipe«, sagte ich. Sie sahen mich an, als ob ich nicht ganz dicht im Kopf wäre. Aber während sie schnatterten und sich gegenseitig Angst machten, hatte ich schon ein bisschen darauf geachtet, wie die anderen Gäste sie beäugten. Normalerweise sehe ich nur Menschen, Gesichter. Aber diesmal sah ich Männer, nichts als Männer. Wenn du die unterschiedlichsten Männertypen beobachten willst, brauchst du dich nur einmal mit einem Trupp Professioneller in eine volle Kneipe zu setzen.

      »Dieser Pub hat seine Vorteile«, sagte Bella.

      »Was für

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