Müllers Morde. Monika Geier

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Müllers Morde - Monika Geier

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Uhr

      Müller versuchte, das Grauen, das in diesem schrecklichen alten Haus herrschte, abzuschütteln, indem er schnell machte. Schnell auf den Speicher zurück, schnell zu Steenbergens Tür, schnell die Zeitung –

      Jemand nieste.

      Müller stolperte zurück und starrte die Tür an, unter der er in der nächsten Sekunde eine Zeitung hindurchgeschoben hätte. Einen kurzen Moment spürte er echte Panik, die ihn jäh und kalt ergriff: Dort, in der Wohnung des Toten, war jemand. Auf der anderen Seite.

      * * *

      »Hallo«, sagte Richard, »wer ist da?«

      Er hörte heftiges Atmen.

      Er öffnete die Tür.

      * * *

      Miller he’s a killer, Miller he’s a killer, Miller he’s a killer, raste es durch Müllers Kopf. Ich bin Miller der Killer von Kabel Deutschland. Er stand reglos, gebannt vom dunklen Blick ­eines hünenhaften Kerls, der kaum durch die Tür passte, ein Typ mit Pferdeschwanz und Schurwollepullover, ein überdimensionierter, höchst realer Öko-Fundi aus der guten alten Zeit. Müller räusperte sich, zerknüllte die Zeitung in seiner Linken und blickte zu seiner Werkzeugtasche.

      »Hallo«, sagte der Hüne abwartend.

      »Hallo«, antwortete Müller verbindlich und räusperte sich wieder. Verdammt, er hatte noch Handschuhe an. Rasch versteckte er die Hände hinter dem Rücken. Das hier war kein GAU mehr, das war der Untergang. Der Typ hatte ihn gesehen, der konnte ihn beschreiben, und das war keiner, der sich widerstandslos zu einer Couch führen und – nein, der hier, der würde sich wehren. »Müller von Kabel Deutschland«, krächzte er und musste sich wieder räuspern. Um nicht noch seltsamer zu erscheinen, versuchte er ein Lächeln. »Mann, haben Sie mich erschreckt.«

      Der Hüne lächelte zurück, aber misstrauisch. »Sie mich auch. Ich hab Sie von unten gehört. Ich dachte, da wären Einbrecher unterwegs.«

      Müller lächelte wieder, stopfte die Handschuhe, die er sich schnell hinter dem Rücken ausgezogen hatte, in die Hose und hob seine Werkzeugtasche auf. »Nein, nein, wir müssen bloß die Anschlüsse überprüfen, wir vermuten eine Störung in einer der Leitungen aus dieser Wohnanlage, was ein bisschen ärgerlich ist, weil die Nachbarschaft deshalb nicht richtig fernsehen kann.« Er gähnte, um seine Anspannung zu verbergen. »Ich bin schon seit acht Uhr morgens unterwegs, und ich finde die Störung einfach nicht, ich komme eben von der Frau Zangerle, da war auch nix, und da dachte ich, vielleicht haben die hier irgendeinen alten Anschluss auf dem Dach, der sich weiß der Geier wie auswirkt.« Er rieb sich die Stirn und linste den großen Typen vorsichtig unter seiner Hand hervor an, was er da improvisiert hatte, war technisch gesehen Blödsinn, aber der Hüne schien es zu fressen. Die allermeisten Leute kannten sich mit Haustechnik überhaupt nicht aus.

      »Tja«, sagte der Hüne und blickte in Richtung einer Stütze. Dort hing tatsächlich noch ein alter Stromkasten aus der Oberleitungszeit. Kabel wanden sich heraus, liefen die Stütze hinunter und verschwanden im Boden.

      »Tja«, sagte Müller, jetzt mit einem echteren Lächeln. »Aber ich habe schon nachgesehen, die Störung kommt nicht von dort.« Er wandte sich ab. »Ciao.«

      »Wiedersehen«, rief der Hüne. Es klang irgendwie zögernd, als wollte er noch etwas sagen. Und da war es, als ob irgendein Faden an Müller zog und ihn zurückdrehte.

      »Ach so, Moment mal –« Du musst in Steenbergens Haus, rügte er sich. Noch so eine Tour wie heute ist nicht drin. Du kannst nicht den Hausschlüssel von der Zangerle mitnehmen, viel zu auffällig, und der würde auch nichts nützen, denn du darfst dich von diesem Tag an nie mehr hier blicken lassen. Jetzt musst du rüber, jetzt sofort in dieses blöde Haus an diesen blöden Steenbergen-Computer, unverzüglich, auf der Stelle, now. Er räusperte sich wieder und schaute zu dem großen Mann, der hatte sich nicht gerührt und blickte ihn nachdenklich an. »Sind Sie zufällig aus 17c?«, fragte Müller ihn.

      »Dies ist 17c, ja.«

      Müller machte einen Schritt auf ihn zu. »Gott sei Dank«, sagte er froh, »ich versuche schon seit Tagen, Sie zu erreichen. Sie sind der Einzige, bei dem wir noch nicht nachschauen konnten, Herr –« Er zückte sein Klemmbrett.

      Der Hüne schüttelte den Kopf. »Sie meinen Herrn Steenbergen. Der ist tot.«

      »Oh«, sagte Müller. »Mein Beileid. – Aber könnte ich vielleicht trotzdem kurz ins Haus, nur mal eben nach dem Kabelanschluss schauen, das dauert maximal eine Viertelstunde, und die Nachbarn werden es Ihnen danken.«

      »Tut mir leid«, sagte der Hüne darauf. »Ich kann Sie nicht hineinlassen. Ich bin kein Angehöriger von Herrn Steenbergen, ich bin selbst nur da, um etwas zu überprüfen.«

      Eine Pause entstand. Müller blickte den Öko-Typen interessiert an, und der schien etwas von seiner Sicherheit zu verlieren. Etwas überprüfen? Was sollte das denn sein?

      »Es geht ganz schnell«, sagte Müller schließlich, nachdem der Große sich nicht weiter erklärt hatte. »Ich schaue mir den Hausanschluss an, mache den Fernseher an, fahre den Computer hoch und telefoniere einmal. Das ist alles, und vielleicht können dann die Nachbarn heute Abend wieder störungsfrei fernsehen.«

      Der Typ hob die Achseln. »Leider geht das nicht. Ich kann Ihnen nur die Adresse des Nachlassverwalters von Herrn Steenbergen geben, mit dem können Sie einen Termin ausmachen.«

      »Der Nachlassverwalter«, sagte Müller enttäuscht, »wird der sich denn Zeit nehmen hierherzukommen?«

      Sie sahen sich zweifelnd an, und der Hüne hob abermals die Achseln, diesmal bedauernd. »Mehr kann ich Ihnen nicht anbieten«, sagte er, doch es klang nicht mehr ganz so bestimmt.

      * * *

      Richard ließ ihn dann doch ein, den Sowieso von Kabel Deutschland, es war ja eigentlich albern, sich zu zieren, was machte das schon, wenn die Leitungen eben mal kurz überprüft wurden und die Nachbarschaft nicht monatelang auf störungsfreien Empfang warten musste. Der Mann war auch gar nicht unangenehm, ein junger, treuherziger Typ, der artig Peters Karte entgegennahm (davon steckte mindestens ein Dutzend im Dossier) und Richard respektvoll anschaute. Dann las er die Karte und seine Augen weiteten sich, kein Wunder, bei all den Titeln und Spezialgebieten, die der Anwalt aufführte, noch dazu auf allerfeinstem Bütten.

      »Glauben Sie wirklich, dass der hierherkommt, um mir mal eben die Telefondose zu zeigen?« Der junge Mann schaute bittend und ein bisschen verschwörerisch, strich sich seine dunklen Haare zurück, packte seine Werkzeugtasche fester und warf ­einen kurzen Blick durch die Tür in das dunkle Rosenzimmer.

      Peter Welsch-Ruinart wird jemanden schicken, dachte ­Richard. Und dann dachte er: Ach, was soll’s, wir Proletarier müssen zusammenhalten. »Kommen Sie rein.«

      * * *

      Drin! Ha! Wer immer der Riese war, er hatte ihn reingelassen.

      »Ich nehme an, der Hausanschluss ist im Keller«, sagte Müller und pfiff durch die Zähne, als er die Rosentapete in dem kleinen Zimmerchen zu Gesicht bekam. Ob Steenbergen die ausgesucht

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