Müllers Morde. Monika Geier

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Müllers Morde - Monika Geier

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er einen ganzen Stapel. »Auf dem Speicher ist er nämlich definitiv nicht.« Müller lächelte, passierte Wohnräume, die völlig anders aussahen als die der alten Frau Zangerle, und ließ sich die Kellertreppe zeigen. Der Riese tappte ihm hinterher. Der Mann war auch nervös, das spürte Müller. Der gehörte nicht hierher, der war vielleicht sogar selbst illegal im Haus, der hatte keine Lichter angehabt und sein Auto irgendwo anders geparkt, vor der Tür jedenfalls nicht, da hatte weit und breit nichts anderes als Müllers weißes Handwerkerauto gestanden.

      »Verrücktes Wetter, was?«, sagte er, weil der andere hinter ihm so unheimlich schweigsam war.

      »Für die Jahreszeit«, stimmte der Riese zu.

      Dann waren sie im Keller, in der Waschküche, am Hausanschluss. Befriedigt sah Müller den grauen Aufputzkasten mit dem Breitbandverteiler. Er stellte seine Werkzeugtasche ab, holte einen Schlüsselbund mit mehreren handelsüblichen Verteilerschlüsseln heraus und nahm sich das Schloss vor. »Wären Sie so lieb, jetzt mal den Fernseher einzuschalten?«, fragte er beiläufig. Es sah zwar ganz danach aus, als ob der Riese nichts von Telefonanschlüssen verstand, aber es war besser, wenn er nicht die ganze Zeit zusah. »Und den Computer auch?« Müller guckte kurz und auffordernd über die Schulter, und der Riese ging. Er hatte zwar nicht sehr begeistert ausgesehen, aber er ging.

      Der dritte Schlüssel passte. Müller öffnete die Tür und drehte mit einem Stromprüfer den Hausanschlussverstärker voll auf. Nun müsste der Fernseher eine saftige Störung zeigen. »Ist der Fernseher an?«, schrie er nach oben.

      »Nein«, kam es zurück. »Hier ist kein Fernseher.«

      Ach du ahnst es nicht, dachte Müller. Alles musste man selber machen. »Vielleicht ist er im Schlafzimmer«, schrie er. »Manche stellen sie auch in den Schrank!«

      »Was?«, kam es von oben.

      Müller legte die Werkzeuge hin. »Ich komme mal hoch«, rief er.

      * * *

      Richard stand in Steenbergens Wohnzimmer neben der Profi-Musikanlage und den Altherrenrock-CDs und dachte, dass es nicht wahr sein konnte, dass er hier in jedes Loch geguckt, aber nicht gemerkt hatte, dass nirgends ein Fernseher war. Dieser Steenbergen hatte allen Ernstes auf seiner Riesenledercouch gesessen, Dan Brown gelesen, Phil Collins gehört und sonst nichts. »Herr Steenbergen hatte keinen Fernseher«, sagte er zu dem Kabel-Deutschland-Fritzen, der soeben aus dem Keller kam.

      Der junge Mann blickte ungläubig und sah sich suchend um. Dann schaute er auf sein Klemmbrett. »Aber er steht hier als Kunde. Gunter Steenbergen, Bernhardis-Straße 17c.«

      »Es ist keiner da, auch oben nicht«, versicherte Richard und folgte dem Blick des Kabelmannes, der nachdenklich auf einem breiten Regal an der Wohnzimmerwand ruhte, wo ohne weiteres ein Flachbildschirm Platz gefunden hätte.

      »Dann war er wohl geschieden.«

      »Bitte?«

      »Ja. Ein Scheidungsopfer. Seine Ex hat den Fernseher mitgenommen, und er hat anschließend nur noch den Computer benutzt.«

      Nun guckte Richard ungläubig.

      »Oder das Laptop. Mit den meisten kann man jetzt auch fernsehen.« Der junge Mann seufzte. »Aber uns hilft das nicht weiter. Wir müssen hoffen, dass wir am Computer was erkennen. Vielleicht hat er ja eine TV-Karte da drin.«

      * * *

      Das hier war ein Himmelfahrtskommando. Das hätte er nie machen dürfen. Dieser Schurwolleriese, der hinter ihm herschlich, sah aus, als würde er es genau nehmen, als würde er in einem halben Jahr noch mal auf das zurückkommen, was ihn heute gestört hatte. Solche Leute hatte Müller gefressen, und jetzt, da er improvisieren musste, war so einer im Nacken ganz besonders unangenehm. Vor allem, da dieser blöde Steenbergen keinen Fernseher hatte. Keinen Fernseher hatte, das musste man sich mal vorstellen! Das bedeutete, dass er einen BNC-Adapter für den Schraubanschluss im Verteilerkasten brauchte. Müller hatte so einen, aber vielleicht nicht dabei. Und wenn nicht unten im Keller der übliche Breitbandverteiler geprangt hätte, dann wäre er jetzt gegangen, denn das Risiko, Kabel Deutschland zu spielen, wo kein Kabel Deutschland war, das war unter den Augen dieses grüblerischen Aufpassers einfach zu groß. Doch dieses Haus hing am Kabelnetz, Fernseher hin oder her. Und er war drin. Der Rest würde ihm auch noch gelingen.

      * * *

      Das Laptop. Merkwürdige Formulierung, als wüsste der junge Mann genau, dass Steenbergen eines besessen hatte. Nachdenklich stieg Richard hinter ihm die Treppe hoch zu Steenbergens Büro. Doch natürlich befanden sie sich in einem Yuppie-Haushalt, und Yuppie-Haushalte starrten vor elektronischem Gerät, dieser hier machte keine Ausnahme, trotz der schönen weiten Räume. Der fehlende Fernseher war da wohl mehr eine Koketterie, das gab Steenbergen die nötige Facette privaten Verzichts. Und wie absolut vorteilhaft in seiner Position, zwanglose Unkenntnis zu praktizieren: Nein, ich konnte die Reportage über die galoppierende Erderwärmung gestern nicht sehen. Ich besitze keinen Fernseher. Wissen Sie, was die für eine Energie­bilanz ­haben …? Für den jungen Handwerker wiederum war ein Laptop vermutlich so selbstverständlich wie eine Zahnbürste. Und bestimmt hatte er recht: Steenbergen musste einen Zweitcomputer besessen haben. Allein für die Reisen.

      Während Richard für den Kabelmann den fest installierten Bürocomputer wieder hochfuhr, ging er im Geiste all die Stellen durch, die er bereits durchstöbert hatte. Bis in die hintersten Winkel war er vermutlich doch nicht gekommen. Oder war das Laptop im Betrieb? Hatte ein Angehöriger es mitgenommen? Lag es bei der Polizei?

      »So«, sagte der junge Mann in diese Gedankengänge hinein. »Okay, prima.« Er starrte den Bildschirm an. »Kann gut sein, dass die Störung aus dieser Ecke hier kommt«, sprach er dann im Plauderton, während er in seiner Werkzeugtasche kramte. »Das wäre die Erklärung: Wenn der Bewohner keinen Fernseher hatte, dann hat er es vielleicht gar nicht gemerkt. – Okay.« Er bückte sich, um die Hardware zu untersuchen, und murmelte etwas von Empfängern und TV-Karten.

      Richard betrachtete mit gefurchter Stirn den schmalen Rücken des jungen Mannes.

      »Okay. Okay«, sagte der halblaut zu sich selbst. Dann richtete er sich wieder auf. »Ich muss noch mal in den Keller.« An der Tür wandte er sich um. »Würden Sie eben mitkommen, bitte? Ich brauche vielleicht jemanden, der mir hilft.«

      * * *

      Müller durchsuchte ungeduldig seine Werkzeugtasche und fand tatsächlich den Stecker und ein ziemlich mitgenommen aussehendes Kabel. Erleichtert verband er sein eigenes Laptop mit dem Anschluss im Keller und rief ein Fernsehprogramm auf. Es funktionierte, allerdings wurde das Bild durch die Übersteuerung übel gestört. Müller frohlockte innerlich. »Der Anschluss ist da«, murmelte er wie zu sich selbst, »und er funktioniert, aber sehr schlecht. Wir sind der Sache auf der Spur.« Er klopfte auf den Breitbandverteiler. »Komm, Baby, zeig mal, was du drauf hast.« Dann spielte er ein wenig mit dem Verstärker und ließ das Bild noch schlechter werden. Schließlich schüttelte er bedenklich den Kopf. »Ich will das mit allen Geräten im Netz haben. – Tja, würden Sie mal auf den Bildschirm achtgeben? Ich gehe hoch und teste. Sie schreien, wenn sich was ändert, okay? Also wenn es noch griesiger wird.«

      »Alles klar«, sagte der Riese ohne sichtliches Misstrauen, und Müller

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