Die Althessische Ritterschaft und das Stift Kaufungen. Группа авторов

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Die Althessische Ritterschaft und das Stift Kaufungen - Группа авторов

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vor Christi Himmelfahrt, das damals auf den 19. Mai fiel, in Capungun.30 Ob die Anlage zu diesem Zeitpunkt gehobenen Ansprüchen genügte und eine größere Reisegesellschaft beherbergen konnte, ist nicht gesichert. Wir wissen jedoch, dass damals Erzbischof Erchanbald von Mainz, der Abt von Fulda, die Bischöfe von Bamberg, Würzburg, Augsburg, Freising und Regensburg und vier Grafen jeweils mit Gefolge sowie etliche Fuldaer und Bamberger Ministerialen den Kaiser begleiteten, um hier einen Gütertausch zwischen den Klöstern Fulda und Michelsberg zu bezeugen.31 Das Pfingstfest, das der Herrscher bevorzugt in größeren Pfalzen oder Klöstern des Reiches beging, folgte zwar erst am 29. Mai, aber man könnte mit dem Gedanken spielen, dass St. Benedikt bei dieser Gelegenheit genutzt und vielleicht sogar geweiht wurde.32

      Bei mindestens drei weiteren Aufenthalten in den Jahren 1017, 1019 und 1020 konnte der Herrscher den Ausbau seiner Pfalz verfolgen und alle Fortschritte persönlich überprüfen.33 Den Höhepunkt bildete die Gründung eines der Benediktsregel folgenden Nonnenklosters oder eines Kanonissenstifts.34 In zwei Urkunden vom Dezember 1017 privilegierte Heinrich – angeblich nach der Genesung seiner Gattin von einer schweren Krankheit und aufgrund deren Gelübde, ein Kloster zu errichten – die religiöse Institution.35

      Den Grundstock dieser Schenkung bildeten zwei verkehrsgünstig gelegene, recht wohlhabende Höfe Heinrichs, nämlich Hedemünden (Hademinni) an der Werra und Heroldishausen am Westrand des Thüringer Keuper-Hügellandes.36 Hedemünden lag nicht nur an einer viel befahrenen Furt am Übergang zum Leinetal, sondern verfügte auch über stattliche Waldflächen und ein großes Ausbaupotential. Das Dorf Oberheroldishausen, nicht weit von Mühlhausen in Thüringen, umfasste zusätzliche Güter in Niederheroldishausen und Rechte in Flarchheim. Es besaß nicht nur landwirtschaftlich ertragreiche Flächen, sondern lag verkehrstechnisch noch vorteilhafter an der Fernhandelsstraße von Nürnberg im Süden nach Norden. Beide Besitzungen blieben dem Kloster mehr oder weniger bis zur Reformation erhalten. Sie sicherten der neuen Gemeinschaft wichtige Einkünfte, um den Unterhalt der Bewohnerinnen zu bestreiten und die notwendigen Bauten zu errichten. Eine weitere Zuwendung, das Gut Leidenhofen im Lahngau nicht weit von Marburg,37 folgte am 16. Juni 1018. Diesen Besitz konnte Kaufungen scheinbar nicht dauerhaft erhalten, wenn wir das Schweigen der Quellen richtig interpretieren.

      Die Gründungsphase war abgeschlossen, als die erste Äbtissin namens Uta oder Jutta, nachzuweisen im Juni 1019 und erneut 1023, eingesetzt war.38 Es verwundert nicht, dass Uta eine Nichte der sich persönlich um die Organisation und Ausgestaltung des klösterlichen Lebens sorgenden Kaiserin gewesen sein soll. Denn die langfristig geplante und sorgfältig durchgeführte gemeinsame Stiftung des Kaiserpaares diente außer der Vorsorge für Kunigundes Witwenstand auch der Sicherung des Seelenheils des Kaiserpaares und seiner Memoria im Gebetsgedenken. Das Engagement für die Bauten in Kaufungen wurde Teil der Legendenbildung um die am 3. April 1200 heiliggesprochene Kunigunde und prägte ihr Bild in der Rezeption. Am anschaulichsten drückt dies wohl einer der 18 Holzschnitte aus, die der Bamberger Benediktiner Nonnosus Stettfelder, Sekretär des Michelsberger Reformabts Andreas Lang, seinen volkssprachlichen Lebensbeschreibungen der beiden kaiserlichen Heiligen in den Bamberger Drucken des Hannß Pfeyll von 1511 beigab.39

      Besitzkomplex, Bauten und Stiftsentwicklung im Hochmittelalter

      Auch in den Folgejahren bis zum Tod Heinrichs im Juli 1024 unterstützte das Herrscherpaar den Ausbau der Örtlichkeiten mit großer Zielstrebigkeit, vereinzelt vor Ort und bis 1023 mit einem Gesamtprogramm von insgesamt zehn Privilegierungen.40 Diversifizierte Güterübertragungen sollten die wirtschaftliche Eigenständigkeit der sich langsam etablierenden Nonnen- oder Kanonissengemeinschaft gewährleisten. Treibende Kraft scheint die als Gründerin bezeichnete Kaiserin gewesen zu sein, die in der Region über das Erbgut Herleshausen (Herleicheshuson) verfügte und bereit war, diesen Eigenbesitz für ihr Unternehmen einzusetzen. 1019 ging das an der Durchgangsstraße nach Thüringen zwischen den Werra-Furten von Vacha und Creuzburg gelegene Gut samt einem Dorf und zugehörigen Grundstücken an Kaufungen über, von dem es, ungefähr 60 km entfernt, in zwei bis drei Tagesreisen zu erreichen war.41 Dieser Hof in einem politisch vielfach umstrittenen Grenzgebiet blieb der klösterlichen Gemeinschaft, die sich in verschiedenen Auseinandersetzungen und Prozessen behaupten musste, bis zur Säkularisation erhalten.

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      3 Karte zum Kaufunger Gründungsbesitz mit Besitzverzeichnis

      Einen entscheidenden Schritt vollzog der Kaiser, als er dem Stift oder Kloster in mindestens sechs, wahrscheinlich sogar sieben weiteren Diplomen der Jahre 1019 und 1023 Königsgut in Nordhessen und anderen Reichsteilen übereignete:42 Zum einen wurde die örtliche Villikation eingerichtet und dem Stift als Eigentum übertragen,43 zum anderen kamen ansehnliche Bestände aus dem Königsgut vor allem an Mosel und Ruhr hinzu.44 Diese Gebietsüberschreibungen waren regional und nutzungstechnisch breit gefächert; im Zusammenwirken entfalteten sie ihre volle Kraft. Die beiliegende Karte veranschaulicht die räumliche Verteilung dieses Gründungsbesitzes (Abb. 3).

      Sechs Komplexe im Moselgebiet westlich von Koblenz sollten eine ausreichende Weinzufuhr sicherstellen und insbesondere den unentbehrlichen Messwein liefern. Allerdings war dieser Fernbesitz weit vom Kerngebiet entfernt und dadurch nicht leicht zu verwalten. Die rechtlichen Ansprüche mussten später immer wieder von neuem geltend gemacht werden. Von noch größerer Bedeutung war das stattliche Gut Herbede, das von einem für den Handel wichtigen Übergang über die Ruhr profitierte, der gegen Mitte des 14. Jahrhunderts mit einer Brücke ausgerüstet wurde. Mitten in fruchtbarem Ackerboden gelegen, umfasste es im 13. Jahrhundert immerhin 56 Eigen- und drei Pachthöfe. Für Kaufungen war es ein enormer Zugewinn.

      Weniger aufwendig war der Zugriff auf die Besitzungen in der näheren Umgebung, darunter natürlich der Oberkaufunger Wirtschaftshof, aus dem die religiöse Institution hervorgegangen war, und mehrere andere Höfe wie Niederkaufungen, Vollmarshausen und Uschlag.45 Mit diesen Übertragungen hatte sich der östlichste Teil des Kasseler Königsguts als selbständiger Kaufunger Wirtschaftsbezirk, als eine eigene sog. Villikation, etabliert. Dieses Paket ergänzten verschiedene Marktrechte in der Region:46 Dazu gehörte vor allem das Recht, vor Ort in Oberkaufungen einen Jahrmarkt abzuhalten, um die Ost-West-Handelswege nach Thüringen zu nutzen. Zudem erhielt das Stift die Kirche im nicht weit entfernten Wolfsanger, verbunden mit dem Recht, dort sowohl einen Wochen- als auch einen Jahrmarkt einzuführen. Damit konnten die Nonnen oder Stiftsdamen auch von der bedeutenderen Nord-Süd-Strecke profitieren, welche bei Wolfsanger die Fulda überquerte. Die verschiedenen Übertragungen bestärken die Annahme, dass das Stift oder Benediktinerinnenkloster anfangs nur Teile der Kasseler Villikation, also des dortigen grundherrschaftlichen Komplexes, erhalten hatte und nicht, wie oft behauptet, das gesamte Kasseler Königsgut.

      Als letzte Schenkung fiel 1023 das Gut Heringhausen (Hardinghuson) an der Diemel im Ittergau an die Neugründung,47 der es trotz der nicht geringen Entfernung von über 100 km bis zu ihrer Auflösung dauerhaft verbunden blieb. Zumindest konnten die anfallenden Abgaben aus Rechten und Besitz mit großer Regelmäßigkeit eingezogen werden. Damit waren die kaiserlichen Bemühungen um eine angemessene Grundausstattung abgeschlossen.

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      4 Stiftskirche Kaufungen, Rekonstruktion

      Mit Heinrichs Tod am 13. Juli 1024 erlangte Kunigunde die alleinige Verfügungsgewalt über ihr Witwengut in Kassel, im nördlich davon an der Ahna gelegenen Mühlhausen und im östlichen Kasseler Becken, also diejenigen Besitzungen, die nicht wie die Ferngüter und die Kaufunger Grundausstattung vom Königsgut direkt an die religiöse Institution geflossen waren. Bereits am ersten Todestag trat die Witwe als Nonne oder Stiftsdame in das Kaufunger Stift oder Kloster ein. Zugleich ließ sie die Kirche Zum Heiligen Kreuz, den bedeutendsten Bau der

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