Beverly Malibu. Katherine V. Forrest

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Beverly Malibu - Katherine V. Forrest

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Es greift das Nervensystem an – Rückenmark und Gehirn.« Er deutete auf den gekrümmten Leichnam mit den blutroten Augen. »Schwerste Krämpfe – eine Reihe gleichzeitiger Muskelkontraktionen, so stark, dass sogar die Blutgefäße in den Augen geplatzt sind.«

      Everson zog das Thermometer heraus, wischte es energisch mit einem Stück Watte sauber und hielt es hoch. »Vor zwei Stunden«, sagte er. Er warf einen Blick auf seine elegante Armbanduhr. »Todeszeit nicht früher als 17 Uhr 30.«

      Kate betrachtete den Küchenstuhl neben dem Bett. Mit ruhiger Stimme fragte sie: »Was schätzen Sie, wie lange es gedauert hat, bis er tot war?«

      Everson zuckte mit den Achseln. »Hängt von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Dosis. Eine tödliche Dosis fängt bei etwa zehn bis fünfzehn Gramm an. Erste Symptome treten nach vielleicht fünfzehn oder zwanzig Minuten bis zu einer Stunde auf, je nachdem, wie das Gift dem Körper zugeführt wird. Und er ist ein kräftiger Mann, schweres Körpergewicht. Zunächst wird er ein Engegefühl in der Brust bekommen haben, dann Schüttelfrost … Tja, wie lange bis zum Exitus? Über den Daumen geschätzt, eine bis drei Stunden nach Auftreten der ersten Symptome, aber ich habe auch schon von einem Fall gehört, wo es mehr als zehn Stunden gedauert hat.«

      »Armes Schwein«, murmelte Taylor.

      Everson schüttelte den Kopf. »Wenn dieser Raum nicht schalldicht ist, hätte ihn eigentlich jemand hören müssen. Strychninopfer verlieren nicht sofort das Bewusstsein, höchstens zeitweise – die einsetzenden Panikzustände beschleunigen den Tod. Es ist ein so qualvolles Sterben, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass irgendein Mensch es schweigend erträgt.«

      Kate erinnerte sich, dass die Frau in der gegenüberliegenden Wohnung gerade nach Hause gekommen war. Aber was war mit den beiden Frauen, die die Leiche entdeckt hatten? Wahrscheinlich hatten sie sich in der angrenzenden Wohnung aufgehalten, während Owen Sinclair mit dem Tod rang …

      »Was ist das für ein Gift, Walt?«, fragte Taylor. »Was für eine Art?«

      »Organisch. Ich glaube, es wird meistens zur Schädlingsbekämpfung benutzt. Ein Alkaloid. Extrem bitter im Geschmack.«

      Kate musterte mit wachsendem Interesse die leeren Gläser und Tassen auf dem Nachttisch.

      Taylor hatte denselben Tisch ins Auge gefasst. »Wir sollten die Gläser lieber einsammeln.«

      »Auf jeden Fall.« Sie würde das ganze Sortiment für einen Laserabdruck und eine toxikologische Untersuchung ins Labor schaffen lassen. »Wir sollten auch den Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss versiegeln lassen. Vielleicht war das Essen von der Feier heute nicht in Ordnung. Wir müssen eben sehen, was wir herausfinden können – und wie schnell wir es herausfinden.«

      Everson zog ein Diktiergerät aus der Tasche. »Ich schätze, ihr habt einige Verdächtige, die ihr einschüchtern wollt. Ich habe noch meinen Bericht zu diktieren und würde gern irgendwann heute Nacht zu Heim und Herd zurückkehren.«

      Kate wandte sich an Taylor: »Lass uns mit Paula Grant und ihrer Nichte sprechen.«

      Die dunkelhaarige junge Frau, die die Tür von Apartment Nr. 14 öffnete, trug schwarze Hosen und eine weiße Seidenbluse mit Silberfäden. Kate stellte sich und Taylor vor, aber die junge Frau schien sie gar nicht zu hören und starrte nur unverwandt auf den Ausweis in Kates Hand. Langsam hob sie den Blick und schaute Kate ins Gesicht.

      Ihre Augen waren von einem leuchtendem Veilchenblau mit so tiefen Schatten darunter, dass es fast aussah, als sei sie geschlagen worden, das Blau schien sich auf die weiche, ungeschminkte Haut ihrer Wangenknochen auszubreiten. Sie war jung – Kate schätzte sie auf etwa Mitte zwanzig. Und atemberaubend attraktiv in ihrer Festtagskleidung, obwohl sie sich ihres eleganten Aufzugs kaum bewusster zu sein schien, als wenn sie einen Bademantel getragen hätte.

      Die blauen Augen verloren ihren leeren Blick und glitten forschend über Kates Gesicht. »Kommen Sie herein.« Ihre Stimme klang leise und sanft, fast atemlos.

      Eine weißhaarige, gertenschlanke Frau schritt leichtfüßig über den grauen Teppich auf sie zu. Sie trug ein cremefarbenes Seidenhemd, das in einer locker geschnittenen beigefarbenen Hose steckte, und braune Halbschuhe mit Kordeln. »Ich bin Paula Grant. Das ist meine Nichte, Aimee Grant.« Die Schultern der älteren Frau waren straff, ihr Auftreten gebieterisch und ihre Stimme klang wie die von Lauren Bacall.

      Kate zeigte erneut ihren Ausweis vor. »Ich bin Detective Delafield, dies ist mein Kollege, Detective Taylor. Es tut mir leid, Sie stören zu müssen, aber die Umstände zwingen uns leider dazu.«

      Paula Grants klare haselnussbraune Augen ignorierten Kates Dienstausweis und glitten stattdessen über ihren Anorak und die Cordhose.

      Aus einem plötzlichen unerträglichen Gefühl von Unzulänglichkeit heraus sagte Kate entschuldigend: »Ich war gerade bei Freundinnen zu Gast, als ich hierher gerufen wurde«, und wurde sich im selben Moment bewusst, dass sie so etwas noch nie zuvor in ihrer beruflichen Laufbahn getan hatte. Sie fühlte Taylors Blick auf sich.

      »Natürlich«, sagte Paula Grant. »Bitte setzen Sie sich doch.«

      Aber Kate wusste, dass sie im Ansehen dieser aristokratischen Frau gesunken war. Es gehörte sich einfach nicht, an Thanksgiving so herumzulaufen, ganz egal wo und mit wem.

      »Wir müssen Ihnen und Ihrer Nichte einige Fragen stellen«, sagte sie zu Paula Grant, »und wir müssen Sie getrennt vernehmen.«

      »Detective Delafield, ich verstehe Ihre Gründe für diese Vorgehensweise.« Der Blick der älteren Frau heftete sich auf Aimee. »Aber ist das wirklich absolut notwendig?«

      Kate sah Aimee Grant an. Sie stand eindeutig unter Schock, und Paula Grant wollte nicht von ihr getrennt werden. Aber ebenso eindeutig fühlte Kate sich in erster Linie dem toten Mann in der Nachbarwohnung verpflichtet, und Einzelbefragungen gehörten zur vorgeschriebenen Routine, um ein Bild von der spezifischen Erinnerung jeder einzelnen Person zu bekommen. Taylor, der vor ihr am Tatort eingetroffen war und die Polizeibeamten bereits entsprechend instruiert hatte, zuckte fast unmerklich die Achseln. Kate nickte Paula Grant zu. Sie würde mit der Befragung beginnen und sehen, wie sich die Sache entwickelte.

      Sie nahm sich einen Moment Zeit, um sich in der Wohnung umzuschauen. Die bumerangförmige Glasplatte eines Cocktailtischs ruhte scheinbar locker auf Chromstützen. Der Tisch war leer und aufgeräumt, abgesehen von einem großen Messingaschenbecher, einem Zigarettenetui sowie einem Drink auf einem Untersetzer und einer großen, schlanken, sehr stilisierten Zinnskulptur einer nackten Frau. Auf zwei Beistelltischchen mit Marmorplatten und einem Pflanzentisch stapelten sich Bücher und Zeitschriften. Drei Regiestühle aus edlem Leder und ein graues Tweedsofa waren um den Couchtisch gruppiert. Bei einem weiteren Regiestuhl aus Holz und Segeltuch handelte es sich anscheinend um ein authentisches Stück: In den Stoff der Rückenlehne war der Name DOROTHY ARZNER eingedruckt. Der Stuhl war offenbar nicht für den täglichen Gebrauch gedacht. Er nahm eine Art Ehrenplatz ein, abseits von den anderen unter dem schwarzgerahmten Poster eines Joan Crawford-Films, von dem Kate noch nie gehört hatte: The Bride Wore Red.

      Mehr als ein Dutzend ähnlich gerahmter Poster und Filmplakate schmückten die Wände. Überrascht registrierte Kate die bekannten Gesichter: Shirley McLaine und Audrey Hepburn in Infam, Candice Bergen als Lakey in Die Clique. Susan Sarandon und Catherine Deneuve in Begierde. Ein Plakat von der Garbo, gemeißelte Androgynität in Schwarzweiß, als Königin Christine. Mariel Hemingway und Patrice Donnelly in Personal Best hoch zu Ross

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