Beverly Malibu. Katherine V. Forrest
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Kate nickte zustimmend, nicht weil sie Taylors Hypothese für richtig hielt, sondern weil sie seine wütende Verachtung für den rücksichtslosen Quälgeist teilte, der Owen Sinclair zu Lebzeiten gewesen sein musste. »Ich möchte mal wissen, wer von unseren Leuten Mildreds Beschwerde entgegengenommen hat«, meinte sie.
Taylor zuckte nur die Achseln. »Beschwerden über Ruhestörung sind eine wahre Pest, Kate. Ich hab die Anrufe auch gehasst. Meistens Leute, die derart abgefüllt waren, dass sie dich ohne mit der Wimper zu zucken über den Haufen geschossen hätten. Ich kann mir gut vorstellen, dass unsere Leute die drei alten Damen für verschrobene alte Schachteln gehalten haben. Aber ich würde sagen, Paula wollte uns Sand in die Augen streuen, von wegen: Man bringt niemanden um, nur weil er laute Musik macht.« Um seiner Theorie den nötigen Nachdruck zu verleihen, klopfte Taylor mit dem Rücken seines Notizbuchs in arhythmischem Takt laut gegen einen großen staubbedeckten Lautsprecher. »Du kannst ein Hundefreund sein, aber lass den Köter nur lange genug bellen, dann wirst du ihn schließlich doch vergiften, um ihn zum Schweigen zu bringen.«
Kate nickte düster. Sie erinnerte sich an Fälle von Kindesmisshandlung, die sie im Jugenddezernat erlebt hatte – an die Täter, zumeist überlastete Mütter, die die Kontrolle über sich verloren hatten, weil ihre Babys unablässig geschrien hatten. Aber vorsätzlicher Mord war etwas anderes, und sich hinzusetzen, um genüsslich mit anzusehen, wie Owen Sinclair sich grausam zu Tode quälte, war vollends etwas anderes.
»Ed«, sagte sie, »die Handschellen, der Stuhl neben dem Bett –«
»Ja, ich weiß, Kate. Ich schätze, er hat eine der Frauen reingelassen, bevor ihm richtig schlecht wurde, und als er seine schlimmen Krämpfe bekam, war es das reinste Kinderspiel, ihm die Handschellen anzulegen und ihn langsam krepieren zu lassen. Ich schätze, wir können genauso gut richtig wie falsch liegen, was den Stuhl angeht, warum er da steht –«
»Vielleicht.« Aber ihr Instinkt sagte ihr, dass der Stuhl aus einem einzigen grausamen Grund neben dem Bett gestanden hatte. Mochte Taylor seine unwahrscheinliche Theorie hegen, sie würde nicht mit ihm streiten – jedenfalls jetzt noch nicht. Sie wusste nur zu gut, dass Taylor jedes Interesse an einem Fall verlor, sobald seine erste Begeisterung verpufft war und er nur noch im Schneckentempo die vorgeschriebenen bürokratischen Schritte absolvierte. Wenn sie ihn seine eigene Fährte aufnehmen ließ, würde sein Jagdeifer nicht so schnell nachlassen.
»Paula sagte, dass Sinclair mit den Schikanen anfing, als die Mietpreisbindung eingeführt wurde«, überlegte sie laut. »Das war, als – so um 1980 herum –« Sie brach entgeistert ab. »Ed, das ist acht Jahre her!«
Taylor stülpte seine fleischigen Lippen vor und zurück. »Acht Jahre chinesische Wasserfolter. Früher oder später werden wir eine der drei alten Damen einbuchten, das garantier ich dir, Kate.« Mit einem Ton, in dem eine gewisse Anerkennung mitschwang, räumte er ein: »Aber Paula, die Lady hat Stil.«
Zu viel Stil, um als heimtückische Mörderin in Frage zu kommen, wollte Kate gerade entgegnen, hielt sich aber zurück. Frauen töteten selten, aber sie töteten durchaus. Und die Leute, denen man es am wenigsten zutraute, waren manchmal die rabiatesten Mörder.
»Und diese Nichte von ihr«, fuhr Taylor fort. »Wirklich ein steiler Zahn.«
Kate sah ihn an.
»Eine echte zehn.«
Kate sortierte verwirrt ihre Eindrücke von Aimee Grant und versuchte sie mit diesen Klassifizierungen zu verbinden.
Taylor starrte sie mit unverhohlenem Erstaunen an. »Mein Gott«, stöhnte er schließlich erschöpft. »Ich meine, sie ist attraktiv.«
»Ach so, ich verstehe«, sagte Kate. Aber eigentlich hatte sie es nicht verstanden. Paula Grant hatte einen so starken Eindruck auf sie gemacht, dass sie nur noch eine verschwommene Vorstellung vom Aussehen der jüngeren Frau hatte.
Taylor zog seine blonden Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf. Kate sah ihn amüsiert an. Wie konnte sie – ausgerechnet sie – übersehen, welch atemberaubende Schönheit da ihren Weg gekreuzt hatte? Natürlich war das alles Teil von Taylors unausgesprochenem Wissen, dass sie eine Lesbe war. Und da er mit seinem Unbehagen bezüglich ihrer sexuellen Neigung nicht umgehen konnte, konnte er unmöglich verstehen, dass von diesen beiden Frauen Paula Grant diejenige war, die sie ungewöhnlich attraktiv fand.
Sie wandte sich von ihm ab und las noch mal in aller Ruhe ihre letzten Eintragungen über den Tatort durch. Vorhänge zugezogen und alle Fenster geschlossen, keine elektrischen Geräte in Betrieb außer dem Kühlschrank, das Licht war nur im Wohnzimmer angeschaltet und am Tatort selbst. Aschenbecher geleert, aber nicht ausgewischt. In der Küche deutete nichts auf eine kürzlich eingenommene oder vorbereitete Mahlzeit hin. Sinclair war mit Handschellen an sein Bett gefesselt worden, aber es gab keinerlei Anzeichen eines Kampfes.
Shapiro kroch inzwischen mit seiner blitzenden Kamera durchs Esszimmer, und Kate ging an ihm vorbei in die kleine Küche. Sie hatte bereits den kleinen Resopaltisch bemerkt, der dazugehörige rote Plastikstuhl passte zu dem Stuhl im Schlafzimmer. Kate inspizierte die Batterie von Schnapsflaschen, die auf einer Arbeitsplatte neben dem Kühlschrank stand. Ein Dreiviertelliter Cutty Sark-Scotch, noch ungeöffnet und ziemlich eingestaubt, zwei Flaschen Jim Beam, eine davon dreiviertel leer, außerdem eine ungeöffnete Flasche Harpers sowie eine halbleere 2-Liter-Flasche Ten High. Sinclair war also Bourbonfreund gewesen und der Ten High offenbar seine Lieblingsmarke. Aus der unverhohlenen Griffnähe von Gläsern und Eiswürfeln bei den Alkoholvorräten – und dem Sammelsurium benutzter Gläser am Tatort – schloss sie auf einen regelmäßigen, wenn nicht sogar starken Trinker. Aber ein Trinker, der anscheinend noch genug Verstand besessen hatte, um nicht im Bett zu rauchen: In seinem Schlafzimmer gab es weder Zigaretten noch Aschenbecher.
Als Taylor sich zu ihr gesellte, öffnete Kate mit Hilfe ihres Kugelschreibers den Schrank unter der angestoßenen und braunfleckigen Spüle. Neben Spülmitteln und Putzutensilien stand ein mit Plastikfolie ausgeschlagener Mülleimer. Er war leer. Offenbar hatte Sinclair – oder jemand anders – den Müll erst vor kurzem rausgebracht. An Taylor gewandt meinte Kate: »Wir müssen uns noch mal mit Hansen absprechen, sichergehen, dass er die Müllcontainer versiegelt hat.«
Sie öffnete weitere Schränke mit ihrem Stift. Neben Gläsern und Kaffeebechern stand ein Satz gelblicher Melmac-Teller, das Blumenmuster durch den langjährigen Gebrauch zerkratzt und verblichen. In einem weiteren Schrank befanden sich einige zerbeulte Töpfe und Pfannen, außerdem eine Reihe Dosengerichte, vornehmlich Suppen, Spaghetti, Bohnen und Dinty Moore Stew, einige Packungen Haferflocken, Ritz Cracker und Instantkaffee. Und drei weitere 2-Liter-Flaschen Ten High.
Taylor benutzte seinen eigenen Stift, um den angelaufenen Kühlschrank aufzuhebeln. Er enthielt eine halbvolle 2-Liter-Plastikflasche Wasser, ein Roggenbrot und drei Packungen Corned Beef, mehrere Ketchup-Flaschen, Senf, Mayonnaise, Gewürzgurken und vier Dosen Budweiser. Im Gefrierfach lagen vier Packungen Tiefkühlkost und ein durchsichtiger Plastikbeutel mit Eiswürfeln.
Kate fühlte sich deprimiert von diesem Raum – die typische Küche eines Menschen, der allein lebte und nicht auf seine Ernährung achtete. Die moderne, blitzende Küche in ihrer eigenen Wohnung war zwar weit besser ausgestattet als diese, aber die blanke Sterilität des Raums verbreitete dieselbe trostlose Atmosphäre.
»Raus hier«, knurrte Baker und stellte die riesige Gerätekiste mit seinen Fingerabdruck-Apparaturen auf dem Küchenfußboden ab.
»Wir haben nichts angerührt«,