Dresden - HeimatMomente. Jenny Menzel
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Die Bomben des Zweiten Weltkriegs zerstörten große Teile Dresdens; die Nacht des 13. Februar 1945 spielt im Stadtgedächtnis eine enorme Rolle. Nazis nutzten das Gedenken bald für ihre Propaganda und Dresden erwarb sich einen zweifelhaften Ruf als beliebter Schauplatz rechter Aufmärsche. Seit der Jahrtausendwende bewegt sich zum Glück etwas. Heute stehen die Dresdnerinnen und Dresdner jedes Jahr an diesem Abend Hand in Hand um das gesamte Stadtzentrum herum und lauschen 15 Minuten lang dem Glockenläuten aller Dresdner Kirchen. So lange dauerte die erste Angriffswelle der englischen Kampfflugzeuge, die eine Schneise aus Tod und Zerstörung quer durch die Stadt bombten.
Die Nazis gibt es immer noch. Für sie und die Wutbürger hat sich in Dresden der Montag etabliert, an dem man vor der Frauenkirche die Hassreden von Pegida hören muss; auch wenn die Teilnehmerzahlen seit 2015 deutlich gesunken sind. Die andere, bunte Seite von Dresden sieht man in der Äußeren Neustadt, dem Szeneviertel, das gleichzeitig Dresdens geburtenstärkstes ist.
Das Militärhistorische Museum
Das heute hübsch sanierte Gründerzeitviertel hätte die DDR-Zeit fast nicht überstanden. Die Altbauten wurden bewusst dem Verfall überlassen, die Dresdnerinnen und Dresdner zogen in die neuen Plattenbauviertel von Gorbitz und Prohlis. Im sozialistischen Vorzeige-Stadtzentrum zwischen Altmarkt und Hauptbahnhof flanierte man, der Trümmerhaufen der Frauenkirche lag mittendrin als trauriges Mahnmal.
Zumindest architektonisch sind uns interessante DDR-Relikte geblieben: von der Sektglas-Silhouette des Fernsehturms über den Prachtboulevard der Prager Straße bis hin zum sozialistischen Vorzeigeprojekt, dem Beton-Glas-Kasten des Kulturpalasts am Altmarkt. Die Gläserne Manufaktur am Großen Garten, wo heute der Elektro-VW zusammengebaut wird, oder das von Daniel Libeskind erschaffene Militärhistorische Museum sehen ... hm ... nicht weniger cool aus.
Dresdens grüne Oase: die Elbwiesen im Stadtzentrum
Dresden ist barock, bunt und auch sehr grün. Auf dem Elberadweg lässt es sich genauso schön radeln wie flanieren, auch der Große Garten und die Dresdner Heide laden zum Frischluftgenießen ein. Schon die Wettiner-Fürsten gondelten auf der Elbe zu den Weinbergen von Pillnitz oder Radebeul und jagten in den Wäldern um Moritzburg bereitgestellte Hirsche und Wildschweine. Später genossen Semperoper-Kapellmeister Richard Wagner oder die Pianistin Clara Schumann Stadt-Auszeiten in Graupa oder Maxen. Heute machen wir Dresdner es ihnen gern nach: auf gemütlichen Kaffeefahrten mit der Weißen Flotte in Richtung Meißen, beim Klettern in der Sächsischen Schweiz und auf Schusters Rappen im Osterzgebirge.
Ein Kurztrip nach Dresden genügt bei Weitem nicht, um diese vielfältige Stadt von allen Seiten kennenzulernen. Nehmen Sie sich die Zeit, um das echte Dresden zu entdecken; in den Gassen der Altstadt, aber auch in den Straßen der Neustadt und am Elbufer von Loschwitz, auf den Weinbergen von Pillnitz genauso wie im verträumt-verfallenen Übigau. Nicht zu vergessen Dresdens wunderschöne Umgebung; von den Sandsteinfelsen der Sächsischen Schweiz über die Silberminen des Erzgebirges bis zu den vulkanischen Basaltsäulen an der Burg Stolpen. Reden Sie mit den Dresdnerinnen und Dresdnern, hören Sie ihnen zu, fordern Sie sie heraus – und machen Sie sich Ihr eigenes Bild. Ich bin sicher, es wird bunt.
Top 10
DER SEHENSWÜRDIGKEITEN IN DRESDEN
Sie müssen nicht alle Highlights von Dresden „abhaken“, wenn Sie zum ersten Mal hier sind. Ich bin sicher: Sie kommen sowieso wieder. Lassen Sie sich Zeit, anstatt wie die asiatischen Reisegruppen durch das historische Zentrum zu hetzen und dabei den eigentlichen Charme von Dresden zu übersehen: die beschauliche Atmosphäre an der Elbe, die wuselige Äußere Neustadt und die netten Bewohner, die Besuchern immer gern den Weg beschreiben und Tipps fürs Sightseeing haben.
1Frauenkirche: Wer kennt nicht das Wahrzeichen von Dresden? Bis 1993 lag dort, wo heute Touristen aus aller Welt staunend die Köpfe zur 91 Meter hohen Kuppel der Frauenkirche heben, ein Haufen rußgeschwärzter Trümmer. Die Ruine der Frauenkirche, im Februar 1945 zerbombt, stand jahrzehntelang als Mahnmal im Stadtzentrum. Heute ist sie ein Denkmal für Frieden und Versöhnung, wieder aufgebaut mit Spenden aus der ganzen Welt. Und wunderschön anzusehen!
2Zwinger: Wenn der Sohn heiratet, braucht man eine angemessene Location – Kurfürst August der Starke ließ kurzerhand ein Festgelände erbauen. 40 Tage dauerte die prunkvolle Hochzeit von Friedrich August II. und Maria Josepha von Österreich, für die Dresden gründlich aufgehübscht wurde. Der Zwinger, damals noch aus Holz, ist eines der bekanntesten Barock-Bauwerke Deutschlands. Auf seinen fein manikürten Rasenflächen finden immer noch Konzerte und Theateraufführungen statt, aber berühmt ist er heute für die Weltklasse-Museen in seinen Flügeln: allen voran die Gemäldegalerie Alte Meister mit der Sixtinischen Madonna und die Porzellansammlung.
3Semperoper: Was die Biermarke aus dem nahegelegenen Radeberg mit ihrem Werbespot angerichtet hat, konnten sich PR-Strategen gar nicht ausdenken – aber sie sind bestimmt nicht traurig, dass alle Welt heute die Semperoper für den Sitz einer Brauerei hält. Die Enttäuschung ist nur kurz, wenn man die opulenten Hallen des fast 180 Jahre alten Opernhauses betritt, wo schon Richard Wagner Kapellmeister war. Zweimal brannte das Opernhaus ab, zweimal wurde es wiederaufgebaut. Einer der jährlichen Höhepunkte Dresdens ist der Semperopernball, wenn drinnen die Prominenz tanzt und draußen auf dem Theaterplatz die Menschen.
4Residenzschloss: Schon im 16. Jahrhundert war das Residenzschloss politisches Zentrum von Dresden. Seitdem ragt das Renaissance-Schloss mit den spitzen Türmen und dem Georgentor als Sitz der albertinischen Linie des Wettiner Geschlechts am Elbufer auf, flankiert von der Hofkirche, dem Taschenbergpalais und dem Zwinger – und natürlich der alles überragenden Frauenkirche. Der lief das Residenzschloss im Jahr 2019 kurzzeitig den Rang als bekanntestes Bauwerk Dresdens ab, als Diebe unbezahlbare Juwelen aus dem Historischen Grünen Gewölbe raubten. Das Historische und/oder das Neue Grüne Gewölbe zu besuchen, ist trotzdem eine gute Idee; selbst wer nicht auf Gold und Glitzersteine steht, wird über Kunstschätze wie den Kirschkern mit den 180 eingravierten Gesichtern staunen (siehe Tipp 1, Seite 32).
5Fürstenzug: Wer regierte nochmal wann in Sachsen? An der Rückseite des Residenzschlosses findet sich ein „Spickzettel“: Auf der 102 Meter langen Ahnengalerie, die auf rund 23.000 Fliesen aus Meißner Porzellan gemalt ist, ziehen die 34 Markgrafen, Herzöge, Fürsten und Könige von Sachsen aus dem Wettiner Geschlecht entlang, fein säuberlich zum Nachlesen beschriftet. Ein einziger fehlt – Friedrich August III., der letzte König von Sachsen. Genaues Hinschauen lohnt sich: Neben den Herrschern bevölkern zahlreiche andere Personen das Bild, von Soldaten und Handwerkern über Kinder bis hin zu mehreren Tieren. Eine Person wurde erst 2006 entdeckt, als man den Fürstenzug für die 800-Jahr-Feier Dresdens mit echten Menschen nachstellen wollte.
6Katholische Hofkirche: Schwarz und schlank erhebt sich der barocke Turm der Katholischen Hofkirche neben dem Georgentor des Residenzschlosses, mit dem sie durch einen Übergang verbunden ist. Im Familiengrabmal der Wettiner