Dresden - HeimatMomente. Jenny Menzel

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begraben, auch der letzte sächsische König Friedrich August III. Kurfürst August der Starke, der sich als König von Polen in Krakau beerdigen lassen musste, hat immerhin sein Herz zurück in die Heimat geschickt – es ruht in einer silbernen Kapsel in der Stiftergruft. Dass es die Hofkirche gibt, ist der Politik zu verdanken: Für die polnische Krone war der Kurfürst zum Katholizismus konvertiert, seine Bevölkerung blieb jedoch eisern evangelisch und erbaute 1726 die Frauenkirche. Zwei Kirchen direkt nebeneinander – so viel religiöse Toleranz war damals in Europa einzigartig.

      7Canaletto-Blick: Dresdens Skyline ist seit Jahrhunderten dieselbe – geprägt von der Frauenkirche, der Hofkirche und der Kreuzkirche, den Rundbögen der Augustusbrücke und dem Residenzschloss. Weltbekannt wurde diese Silhouette im 18. Jahrhundert, als Bernardo Bellotto alias Canaletto sie in Öl malte. Genau dort, wo der Maler 1748 am Neustädter Elbufer stand, steht heute ein Bilderrahmen, durch den man prüfen kann, was sich verändert hat. Spoiler: nicht allzu viel. Dresdens Ruhm als barockes Elbflorenz soll unbedingt erhalten bleiben, deshalb gibt es in der Innenstadt bis heute keinen Wolkenkratzer. Wie man das Hochhausverbot in der Innenstadt geschickt umgehen kann, zeigt übrigens die Yenidze, die ganz knapp nicht mit aufs Canaletto-Panorama passte (siehe Tipp 16, Seite 102).

      8Goldener Reiter: Ein eitler Zeitgenosse war Kurfürst August der Starke durchaus. Die Folgen seines ausschweifenden Lebensstils waren Übergewicht, Diabetes und faulige Zähne – aber das muss die Nachwelt ja nicht wissen. Dachten sich die Bürger der Neustadt, deren abgebranntes Viertel der Kurfürst im schicken Barockstil wiederaufgebaut hatte, und schenkten ihm ein goldglänzendes Standbild, das dem beleibten Herrscher enorm schmeichelt. Wer von der Altstadt über die Augustusbrücke flaniert, stößt am Neustädter Markt auf den Goldenen Reiter und kann dem Herrscher von unten auf die Sohlen seiner römischen Sandalen schauen.

      9Pfunds Molkerei: Ein Milchladen soll eines der zehn Highlights von Dresden sein? Viel mehr: Pfunds Molkerei gilt als schönster Milchladen der Welt. Wer in den kleinen Verkaufsraum an der Bautzner Straße 79 tritt, wird geradezu erschlagen von den Motiven der handbemalten Majolika-Fliesen, die Boden, Wände und Decke überziehen. Mit offenem Mund stehen die Touristen da und staunen über Blumenranken, fantastische Tierwesen und nackte Engel, die Milchkrüge halten. Die Fliesen stammen übrigens nicht, wie man vermuten könnte, aus der Porzellanmanufaktur Meißen, sondern von der Dresdner Steingutfabrik Villeroy & Boch.

      10Schlosspark Pillnitz: Im Schatten der Weinberge nahe dem Dorf Pillnitz erbaute August der Starke ein fantastisches Lustschloss im angesagten chinoisen Stil, umgeben von einer weitläufigen Parkanlage. Zur Sommerfrische nutzte es erst der Urenkel des Kurfürsten so richtig, der das Schloss nach einem Großbrand neu errichten musste. 1801 pflanzte er die große japanische Kamelie, die bis heute den Winter in einem fahrbaren, klimatisierten Glashaus überdauert und in jedem Frühjahr wunderschön erblüht. Auch wenn der Schlosspark etwas weiter draußen liegt, sollte man Dresden nicht verlassen, ohne ihn besucht zu haben – und am besten gleich noch die umliegenden Weinberge (siehe Tipp 37, Seite 202)!

      AUS DRESDEN

       Dresden ist eine ganz besondere Stadt – und das sage ich nicht nur, weil ich hier seit über 40 Jahren lebe! Einige Kuriositäten und Besonderheiten möchte ich Ihnen gern vorstellen.

      Dresden ist eine der grünsten Städte Europas, fast zwei Drittel seiner Fläche sind Parks, Wiesen und Wälder. Das Stadtgrün finden Sie in vielen kleinen und großen Parks – der größte und schönste ist der Große Garten südöstlich des Stadtzentrums, durch den sogar eine kleine Eisenbahn tuckert –, aber auch auf den bis zu 400 Meter breiten Elbwiesen und in der Flutrinne, die das Wasser der Elbe bei Hochwasser aufnimmt. Die Gartenstadt Hellerau entstand 1909 als erste deutsche Modellsiedlung für ein gesünderes Leben und auf den Hellerbergen liegt die größte Kleingartenanlage Deutschlands.

      Apropos grün: Dresden hat auch einen Wald direkt im Stadtgebiet. Die Dresdner Heide, einer der größten Stadtwälder Deutschlands, wächst von Norden bis an die Äußere Neustadt und den Weißen Hirsch heran. Durchzogen von jahrhundertealten Wegen mit geheimnisvollen Wegzeichen und neuerdings wieder bewohnt von einem Wolfsrudel, prägt sie das Stadtklima.

      Lage, Lage, Lage, sagt man. Dresdens Lage in einem Talkessel sorgt nicht nur für schöne Blicke auf die Stadt vom Stadtrand. Es führt auch dazu, dass es in Dresden ziemlich selten regnet – und dass man hier zur DDR-Zeit kein Westfernsehen über Antenne empfangen konnte.

      Dresden wird quasi halbiert von der Elbe, die sich in mehreren großen Schleifen über 30 Kilometer durch das Stadtzentrum zieht. Ihre Ufer sind breite Wiesen, auf denen gepicknickt und Konzerten gelauscht wird, wo Schafe und Pferde weiden.

      Land unter in Dresden! Heißt es immer mal wieder, wenn die Elbe über die Ufer tritt. 2002 war es besonders drastisch, als sich Elbe, Mulde und Weißeritz gleichzeitig aus ihren Flussbetten erhoben. Die Flutmarken von 2002 und 2013, aber auch von 1857 findet man an vielen Hauswänden in den flussnahen Stadtvierteln Laubegast und Loschwitz. Damit solche Katastrophen nicht mehr passieren, wird Dresdens Innenstadt heute von raffinierten versenkbaren Flutschutztoren geschützt.

      Dresden ist die einzige Stadt der Welt (!), die einen Weltkulturerbetitel wieder verloren hat. Und das sehenden Auges. So schön Dresden auch sein mag – dass man für den Bau einer weiteren Elbbrücke bereit war, den erst kurz zuvor verliehenen Titel des Weltkulturerbes in den Wind zu schießen, sorgte 2012 international für Bestürzung und Kopfschütteln. Ob es die Waldschlösschenbrücke wert war, darüber sind sich die Dresdner heute noch nicht einig.

      Die Bunte Republik Neustadt wird jedes Jahr im Juni gefeiert; zuerst wollten die Bewohner des verfallenden Stadtviertels wirklich eine eigene Republik gründen und gaben sogar eine eigene Währung heraus. Die BRN hat sich zu einem der größten und buntesten Straßenfeste Deutschlands weiterentwickelt und hält den Ruf der Äußeren Neustadt als durchgeknalltes Szeneviertel trotz der schleichenden Gentrifizierung aufrecht.

      Dass Dresden mehrere Jahre in Folge den Titel der geburtenstärksten Stadt Deutschlands einheimste, verdankte es ebenfalls

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