Mission Zauberwald. Eva Gerth
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„Wer sind denn die Onkas? Und warum müssen wir uns verstecken?“, möchte Amanda wissen und dreht sich im Kreis, um zu schauen, woher das Stampfen kommt.
„Dafür haben wir jetzt keine Zeit“, fiept Lissy ganz aufgeregt.
„Aber wo sollen wir denn hin?“ Amanda sieht sich suchend auf der Lichtung um.
„Lasst uns hier hinter dem Gestrüpp verstecken. Und du, Lissy, fliegst am besten wieder zu deiner Familie, bevor sie dich erwischen und in ihre Höhle zu den anderen sperren“, flüstert Glitzy Lissy zu.
„Okay, dann macht es mal gut. Passt auf euch auf. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder.“ Damit verabschiedet sich Lissy, winkt mit ihrer kleinen Hand zum Gruß und schießt dann wie der Blitz zwischen den Bäumen davon.
„Ja, vielleicht bis bald“, flüstert jetzt auch Amanda verwirrt zur Antwort. Sie weiß nun gar nichts mehr. Mit dem Stein in ihrer Hand kriecht sie in das nahe gelegene Gebüsch.
Die Onkas
„Sei ganz still“, flüstert Glitzy Amanda zu. „Ich werde dich jetzt beschützen.“ Amanda starrt gebannt aus ihrem Versteck heraus.
Plötzlich treten die merkwürdigsten Gestalten, die Amanda je gesehen hat, aus dem Wald auf die Lichtung. Im blassen Sonnenlicht kann sie zwei kleine, dicke, grüne Wesen erkennen. Die Gestalten nähern sich nur langsam, denn sie sind recht dick. Amanda glaubt kaum, dass sie jemals Wesen gesehen hat, die so große Nasen und Ohren hatten.
„Was sind das denn für welche?“, fragt Amanda im Flüsterton.
„Das sind Onkas. Ganz üble Gesellen, sag ich dir. Aber jetzt keinen Laut mehr. Die dürfen uns nicht finden.“ Und der Stein verstummt.
Einer der Onkas, der größere von beiden, hält auf einmal seine zuckende Nase in die Luft. „Riechst du das auch, Öhnnes?“, grunzt der größere Onka.
„Nee, was denn, Jonka?“, fragt sein dicker Kumpel Öhnnes.
„Na, Menschenduft. Ich rieche es ganz genau. Kommt von da vorn. Wir gucken mal nach.“ Und damit trottet er in die Richtung, wo sich Amanda und Glitzy versteckt haben.
„Das wär ja ne fette Beute für unseren König“, sagt der große Jonka.
„Ich riech immer noch nix.“
„Vielleicht ist ja deine Nase verstopft“, meckert der große Onka.
„Dass ich nich lach. Dann leidest du an Geruchsverirrung“, meint der dicke Öhnnes und zeigt seinem Kumpel einen Vogel.
„Ich lege jetzt einen Geruchszauber über dich, Amanda, damit die Onkas dich nicht mehr riechen können. Aber sei trotzdem ganz still, damit sie uns nicht hören, obwohl ihre Nasen gefährlicher sind als ihre Ohren“, tuschelt der Stein.
„Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.“ Amanda blickt den Stein ratlos an.
„Ich erkläre dir das alles später, wenn die Onkas uns nicht vorher finden. Also, sei jetzt bitte still“, zischelt der Stein mit Nachdruck.
Der größere der beiden Onkas nähert sich immer mehr dem Gebüsch, in dem Amanda und Glitzy den Atem anhalten, damit sie sich nicht verraten. Vor lauter Angst schließt Amanda die Augen. Nun hört sie nur wenige Schritte von ihrem Versteck trockenes Holz zerbrechen.
Der Onka bleibt plötzlich abrupt stehen. „Komisch, jetzt brat mir doch einer nen Storch. Ich hätte meine Nase verwetten können, dass hier gerade eben noch Menschenduft war. Komisch, jetzt riech ich keinen Menschen mehr. Das gibt’s doch nicht. Auf meine Nase kann ich mich immer verlassen.“ Jonka schaut sich verwirrt auf der Lichtung um.
„Aber heute wohl nich“, feixt sein Kumpel. „Komm, lass uns nach Haus geh’n. Wir hab’n noch einen weiten Weg vor uns und es wird bestimmt bald dunkel.“
„Hier wird’s doch nie richtig dunkel.“ Der große Onka verdreht seine Augen.
„Ja, für uns wohl nich, aber für die andern doch.“
„Sach nur, du kriegst Schiss.“ Jonka dreht sich belustigt zu seinem dicken Freund Öhnnes um. „Wir sind doch wohl die Herrscher des Waldes und kein andrer.“
„Da haste ja recht, denn lass uns mal geh’n.“
Und so trotten die beiden Onkas mit lautem Stampfen in die andere Richtung über die Lichtung und verschwinden wieder im Wald.
Amanda atmet laut auf: „Gott sei Dank, endlich sind sie wieder weg.“
„Ja, zum Glück, es wäre gar nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn sie dich erwischt hätten.“
„Wieso mich? Was waren das denn überhaupt für hässliche Gestalten?“, will Amanda wissen. „Und wie bin ich hierhergekommen und wie komme ich wieder heraus? Übrigens muss ich auch bald nach Hause, meine Mutter wartet bestimmt schon auf mich. Wir wollten doch zusammen einkaufen“, erklärt Amanda mit leicht trauriger Stimme.
„Also gut, ich werde dir alles, was ich über die Onkas weiß, erzählen. Sie sind jetzt die Herrscher unseres Waldes. Früher wurde der Wald von der Feenkönigin, dem weißen Nashorn und dem Onkakönig zusammen regiert. Da war der Wald viel, viel schöner“, schwärmt der Stein. „Überall leuchteten die Blumen viel farbenfroher und die Blätter der Bäume waren viel grüner und man konnte sie sogar manchmal singen hören. Hörst du jetzt irgendjemanden singen?“
„Nein.“ Amanda lauscht angestrengt, aber sie hört rein gar nichts.
„Siehst du, das kommt alles von den Onkas. Sie sind böse. Sie nehmen alle gefangen, die für sie nicht gut riechen, und das sind fast alle. Deshalb verstecken sich auch alle Feen vor den Onkas, sie haben nämlich schon jede Menge Feen gefangen genommen und keine dieser Feen hat man jemals wiedergesehen.“
„Das ist ja schrecklich. Wie konnte denn das passieren, dass die Onkas an die Macht kamen?“ Amanda hält sich erschrocken die Hände vor den Mund.
„Nun, sie waren nicht immer so böse, musst du wissen. Früher waren die Onkas für die Waldbewohner einmal hilfreich. Wie du sicher gesehen hast, haben die Onkas riesige Nasen. Sie konnten Gefahren schon meilenweit früher riechen als alle anderen Waldbewohner und haben uns dann alle gewarnt. Früher haben wir uns immer auf die Onkas verlassen können. Mit ihren Nachtsichtaugen war es genauso. Wenn im Wald bei Nacht etwas Gefährliches herumschlich, haben die Onkas es gesehen und uns gewarnt, aber das ist nun leider alles vorbei.“ Der Stein blickt Amanda traurig an. „Irgendwann einmal ist es dann passiert. Die Onkas hatten auf einmal einen König. Keiner weiß, woher er kommt und wie er aussieht. Er ist halt ihr neuer König und seitdem hat sich hier alles zum Schlechten geändert. Er wurde immer machtgieriger und gemeiner. Die Onkas sind nun nicht mehr unsere Freunde. Nein, sie sind unsere Feinde geworden, fast über Nacht. Wenn sie nicht so groß und so stark wären … ja dann, dann würde ich …“ Glitzy springt in Amandas Hand ganz aufgeregt auf und ab, als wolle er kämpfen.
„Wieso kannst