Kreta Reiseführer Michael Müller Verlag. Eberhard Fohrer

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Kreta Reiseführer Michael Müller Verlag - Eberhard Fohrer MM-Reiseführer

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Die Tou­ris­ten brin­gen zwar Geld, aber nur selten bleibt jemand län­ger als für einen Tagesausflug.

      Wegen ihrer Fruchtbarkeit war die Lassíthi-Ebene schon vor 5000 Jah­ren be­siedelt. Auch aus minoischer Zeit hat man Sied­lungs­reste und Kultstätten ent­deckt, u. a. die sagenhafte Zeus-Höhle. Nach der Erobe­rung Kretas durch die Dorer war die Ebene ein idea­les Rück­zugsgebiet der minoischen Be­völ­kerung und wahr­scheinlich durch­gehend besiedelt.

      Auch als die Venezianer im 13. Jh. die Insel besetzen, ziehen sich kretische Auf­ständi­sche in diese natürliche Fes­tung mit ihren gewaltigen Mauern zu­rück. 1263 stür­men die Venezianer das Widerstandsnest, genannt „Spina nel cuore di Venezia“ (Stachel im Herzen Venedigs), vertreiben alle Bewoh­ner und machen die gesamte Ebene zur Sperrzone. Wer es wagt hinauf­zustei­gen, wird mit dem Tod be­straft. Über 200 Jahre wird die Lassíthi-Hoch­ebene zur einsamen Berg­wild­nis, nur ge­le­gent­lich verirren sich Hirten mit ih­ren Herden hierher.

      En­de des 15. Jh. gehen den Vene­zia­nern die Getreidevorräte aus und in aller Ei­le wer­den Land­wirt­schafts­exper­ten beauftragt, das Schwemmland wie­der zu kul­tivie­ren. In­nerhalb weni­ger Jahre durchzieht ein schachbrett­artiges Ka­nal­sys­tem das Pla­teau. Die ur­bar ge­machten Felder werden an Kreter und Flüch­t­lin­ge vom Pe­lo­pon­nes zwangs­ver­pachtet. Ein Drittel ihrer Ern­te müs­sen sie künf­tig an die Ve­ne­zia­ner ab­lie­fern. Das venezianische Be­wäs­serungs­sy­stem hat bis heute Be­stand.

      Im 18. und 19. Jh. wird die Ebene noch einmal Zufluchts- und Sammelort kreti­scher Widerstandskämpfer, dies­mal gegen die Türken, sie wird das ost­kretische Pen­dant zur Sfakiá im Wes­ten. Der Belage­rungs­zu­stand ist jetzt Alltag, die Häuser werden zu kleinen Festungen umgebaut, eins ist noch erhalten (→ Ágios Geórgios). Bis 1867 können alle An­griffe abgewehrt wer­den, Manolis Kaza­nis ist der Anführer der Aufständischen. Dann zieht der gefürchtete Ismael Fe­rik Pascha mit einer Ar­mee von fast 40.000 Türken und ägyptischen Hilfstrup­pen herauf. Sie metzeln alles nieder, was ih­nen vor die Säbel kommt und ma­chen die Dör­fer dem Erdboden gleich. Das Tra­gi­sche: Ismael selber ist Kreter aus der Las­síthi-Ebene, er wurde als Kind gefan­gen, nach Kairo verschleppt, dort zum fana­tischen Muselman er­zogen und schaffte den Auf­stieg bis zum Kriegsmi­ni­ster.

      Anfahrt mit eigenem Fahrzeug Zwei durchgehend as­phal­tierte Straßen mit meh­re­ren Zufahr­ten von der Nordküste steigen in die Las­sít­hi-Ebene hinauf:

      Die erste zweigt westlich von Liménas Cher­so­nísou von der Straße Iráklion - Má­lia ins Bergland ab, Zufahrten gibt es aber auch ab Sta­lída über Mochós und von Má­lia nach Krá­si. Über den Pass von Am­bé­los erreicht man zu­nächst Tzermiá­don, den Hauptort der Ebene.

      Die zweite Straße führt von Osten herauf und hat zwei Zufahrten: aus Richtung Ágios Ni­kó­laos kommend und von Neápo­lis, das zwi­schen Mália und Ágios Nikólaos liegt. Bei Ágios Konstantínos trifft man auf die Stra­ße rund um die Ebene.

      Die frühere Schotterpiste, die im Süden von Émbaros über Ka­to­fígi die Ebene er­reicht, ist nun durch­gehend asphaltiert und gut aus­gebaut.

      Anfahrt mit dem Bus Die wenigen Busse von Iráklion (etwa 3-4 x wöch., Fahrtzeit ca. 2 Std.) fah­ren auf der Straße hinauf, die westlich von Limé­nas Chersonísou abzweigt. Auch von Ágios Ni­kólaos fährt man auf dieser Stre­cke (1-2 x wöch.) Fahrtzeit ca. 1:30 Std.). Alle Bus­se fahren über Ágios Geórgios nach Psichró mit der be­rühmten Höhle Dik­téon Ándron (Geburts­höhle des Zeus).

      Ach­tung: Erkundigen Sie sich genau nach den Abfahrtstagen und Uhr­zei­ten für Hin- und Rückfahrt! Sonst kann es pas­sie­ren, dass man auf der Ebe­ne fest­hängt.

      Landschaftlich imposant und viel Inte­res­santes am Weg, das einen kur­zen Stopp lohnt. Zunächst folgt man der be­schilderten Abzweigung westlich von Liménas Cher­so­ní­sou. Bald pas­siert man das große Spaßbad „Acqua Plus“ (www.acquaplus.gr) und die schön an­gelegte 18-Loch-Anlage des „Crete Golf Clubs“, neben einem 9-Loch-Platz in Eloúnda der bis­lang einzige Golfplatz Kre­tas (www.cretegolfclub.com).

      Kurz nach dem Ab­zweig zur Pro­vinz­stadt Kastélli (→ Link), wo im grü­nen Talgrund des Flus­ses Apo­se­lé­mis einige Tavernen auf Gäste war­ten, stehen rechts neben der Stra­ße die Res­te eines großen römi­schen Aquä­dukts. Er transportierte einst die Was­ser­mas­sen aus den Las­síthi-Bergen in die Hafenstadt Liménas Chersonísou. Diese Stre­cke nach Kas­télli führt durch üp­pi­ge Oliven­haine und ist besonders reiz­voll zu fahren.

      Wasser für Iráklion und Ágios Nikólaos

      Der künstliche Aposelémis-See zwischen Potamiés und Avdoú staut das von der Las­síthi-Hochebene kommende Was­ser des Flus­ses Apo­se­lé­mis und dient so als Reser­voir für Iráklion und Ágios Nikólaos und die großen Urlaubsorte an der Nordküste. Er wurde trotz hefti­ger Pro­tes­te durch Be­völkerung und Um­welt­grup­pen an­ge­legt, das Dorf Sfendíli wurde dabei überflutet, seine Be­woh­ner hat man entschädigt und um­ge­sie­delt.

      Die Straße in Richtung Lassíthi-Hoch­ebene folgt im Weiteren der Apose­lémis-Schlucht durch das Tal von La­gá­da, in dem ein großer Stausee an­ge­legt wurde. Ab Potamiés wird die Stra­ße westlich um den See herum geleitet.

      Kurz vor dem Ort ist das Kloster Moní Panagías Gouverniótissas an der Straße ausgeschil­dert. Die um­mau­erte Anlage wurde vor Kurzem restauriert, es gibt einen großen Parkplatz (viele Busse), ein schönes, kleines Museum, einen Laden und eine Cafeteria. Im In­neren der Kreuzkuppelkirche sind Wand­ge­mälde aus dem 14. Jh. erhalten. Das Fest der Panagía wird am 15. August gefeiert.

      Im Talgrund liegt der beliebte Zoo­park „Kritiki Farma“ von Manolis Rasida­kis und seiner schwedischen Frau. Man kann dort Ziegen, Pfaue und andere Tiere be­trachten und füttern (Futtertüten werden verkauft) sowie auf Eseln reiten (Tour ca. 30 Min.). Auch eine kleine, preis­werte Taverne gehört dazu. Service und Angebot wer­den gelobt.

      ♦ Kritiki Farma, April bis Okt. tägl. außer Mo 9-19 Uhr, Eintritt ca. 2,50 €, Eselreiten ca. 15 €/Pers. Tel. 28970-51546, 6944-678666.

      Am Dorfplatz abseits der Durch­gangs­straße liegen einige schlichte Taver­nen und Ca­fés. Beschildert ist der Weg zum Kirchlein Ágios Antó­nios. In der Wöl­bung des Altar­bereichs sind Re­ste ruß­ge­schwärzter Wand­malereien aus dem 14. Jh. erhalten.

      Tipp: Von Avdoú führt eine 9 km lange Asphaltstraße Richtung Westen nach Askí (→ Link), von wo man über Kas­télli nach Iráklion weiterfahren kann.

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