Kreta Reiseführer Michael Müller Verlag. Eberhard Fohrer
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Rundgang
Beim Eingang kann man zunächst eine Dokumentation mit Modellen, Rekonstruktionen und vielen Fotos der umfangreichen Ausgrabungen im Gebiet von Mália betrachten, die 1915 begannen und bis heute nicht beendet sind.
Sorgt immer wieder für Diskussionen: der rätselhafte Kernos
Westflügel: Vom Eingang kommend, betritt man zunächst den vorgelagerten Westhof. Reste der Pflasterung sind erhalten, ein etwas erhöhter „Prozessionsweg“ 1 läuft parallel zur Fassade. Eine Abzweigung des Weges führt in die Südwestecke zu den Grundmauern von acht Rundbauten, wahrscheinlich Getreidespeicher 2. Die Mauern der recht verwinkelten Fassade sind nur hüft- bis schulterhoch, etwa in der Mitte liegt der Zugang 3 ins Innere. Vorbei an Vorratsräumen gelangt man auf dem Korridor 4 nach links bis zur Begrenzungsmauer und dann rechts bis zum sog. Vorbereitungsraum 5, in dem ein Tonpythos steht. Man hat in diesem Raum ein mit einem Pantherkopf geschmücktes Zepter und ein großes Schwert mit einem Knauf aus Bergkristall und einer vergoldeten Klinge gefunden.
Erhöht daneben liegt die Loggia 6 mit Säulenbasen und Fundamenten von Altar und Thron. Diese Halle war zum Zentralhof offen, ein paar Stufen führen hinunter. Von etwas erhöhter Warte nahm der „König“ an Veranstaltungen und Kulthandlungen teil, die die im Hof Versammelten ebenfalls verfolgen konnten.
Gleich daneben führte eine breite Treppe 7 ins obere Stockwerk (heute nicht mehr vorhanden). Wieder daneben liegt der große Vorraum zur Pfeilerkrypta 8 mit Resten einer Bank, vielleicht eine Art Audienzsaal. Dahinter liegt die Krypta 9 mit zwei markanten quadratischen Pfeilern, in die kleine Doppeläxte und andere Kultzeichen eingemeißelt sind (z. T. heute noch zu sehen).
Ganz unten in der Südwestecke des Zentralhofs sieht man eine weitere breite Schautreppe 10, vielleicht eine Art Theater. Gleich daneben befindet sich der berühmte Kernos 11, ein kreisrunder Opferstein mit 90 cm Durchmesser und 34 kleinen Vertiefungen am äußeren Rand entlang. Die Bedeutung dieses Steines ist ungeklärt, man vermutet, dass Samenkörner und die ersten Früchte einer Pflanze als Dankopfer an die Gottheit in die Schälchen gelegt wurden. Diese Art der Danksagung für Ernte und Fruchtbarkeit war auf Kreta weit verbreitet - man hat in den minoischen Ausgrabungen nicht wenige dieser Opfersteine gefunden.
Südflügel: Der gepflasterte Korridor im südlichen Teil des Palastes ist der Südeingang 12. In diesem Teil der Anlage lagen Werkstätten und ein kleines Heiligtum, wo man Kultgeräte gefunden hat.
Zentralhof: Der zentrale Hof ist kleiner als in Knossós und Festós. Wahrscheinlich war er vollständig gepflastert, in der Mitte gegenüber der Krypta erkennt man die Reste eines Brandopferaltars 13 mit vier Stützen zum Auflegen des Rostes. Eine solche Vorrichtung hat man in keinem anderen Zentralhof gefunden.
Ostflügel (überdacht): An der Ostseite des Hofs trennten Pfeiler und Säulen eine längliche Halle 14 ab, vielleicht eine Art Zuschauerraum bei Veranstaltungen im Zentralhof, z. B. beim berühmten Stierspringen. Dahinter erstreckt sich eine Reihe von Magazinen 16, die zum Lagern von Öl dienten. Rechts davon liegt der Osteingang 15 zum Palast.
Nordflügel: Auch im nördlichen Teil des Palastes steht eine Säulenhalle 17. Dahinter liegen, durch eine Mauer abgetrennt, ein Vorraum 18 mit einem Pfeiler und eine markante Pfeilerhalle 19 mit sechs Pfeilern. Wahrscheinlich befanden sich darüber die offiziellen Banketträume des Königs. Die Treppe rechts führte hinauf.
Ein schmaler Gang verbindet den Zentralhof mit dem Nordhof 20. Das schräg hineingebaute Heiligtum 21 wurde wahrscheinlich erst nach der Zerstörung des Palastes errichtet. Südwestlich davon liegt ein weiterer Hof, der Hof des Wachturms 22. Der kleine Raum gleich südlich anschließend war wohl die königliche Schatzkammer 23.
Ein Stück in Richtung Westen kommt man schließlich zum sog. Megaron des Königs 24. Der ehemals gepflasterte Raum mit seinen vielen Türen (Polythyron) und dem Lichtschacht muss beeindruckend gewesen sein. Daneben liegt ein gepflasterter Vorraum 25 und wie in jedem minoischen Palast das geheimnisvolle Kultbecken 26.
Um den Nordhof liegen Lagerräume und Werkstätten. Durch das Nordtor 27 kommt man auf den gepflasterten Weg zum Hafen. Hier stehen auch noch zwei große, vielhenklige Tonpithoi.
Umgebung des Palastes
Nordwestlich vom Palast sieht man einen überdachten Komplex, die sog. Säulenkrypta 28 mit daneben liegenden Magazinen 29. Man nimmt an, dass es sich bei den halb im Erdreich liegenden Mauern um eine Art Stadthalle gehandelt haben könnte, wo sich die Bewohner der Stadt versammeln und diskutieren konnten - also vielleicht eine Art rudimentärer Demokratie. Dahinter erstreckt sich eine etwas tiefer liegende Agorá.
Ein kleines Stück weiter westlich liegt das sog. Quartier M mit mehreren Bauten, großzügigen Räumen, Lichtschächten, Höfen und Lagerräumen. Es wird manchmal als ein zweites administratives Zentrum des Palastes interpretiert und ist heute zum Schutz vor Witterungseinflüssen überdacht. Von einem erhöhten Gehweg aus kann man die Ausgrabung betrachten.
Noch vor dem Palasteingang führt von der Straße beim Parkplatz aus ein breiter Pfad etwa 100 m nach Westen zu einem weiteren überdachten Gebäudekomplex.
Sísi(auch: Síssi, Síssion)
Sísi liegt am Ausgang einer hügeligen Küstenebene mit einem Meer von Olivenbäumen. Noch bis Ende der Achtziger konnte man von einem „Ort“ kaum sprechen. Damals gruppierten sich lediglich einige alte Häuser um den idyllischen Fischerhafen, der gut geschützt in einen malerischen Felsenfjord gebaut ist. Doch 1992 wurde das Großhotel „Kalimera Kriti“ an einer Sandbucht östlich vom Ort eröffnet, dies lockte zahlreiche Unternehmer nach Sísi. Innerhalb weniger Jahre entstanden zahlreiche Apartmenthäuser, Hotels und „Villages“, neue Asphaltstraßen wurden gezogen und zahlreiche Autovermieter, Tavernen und Bars bieten mittlerweile ihre Dienste an. Trotz aller Neuerungen blieb die ruhige Atmosphäre aber bislang erhalten, wenn auch alles recht bunt zusammengewürfelt wirkt.
Der Hafen von Sísi
Ein wirkliches Highlight ist jedoch nach wie vor der Naturfjord. Sofokles Sfakianos, der Inhaber des Hotels Palm Bay, hatte an seiner Westseite Mitte der 80er Jahre auf dem nackten Fels und dem felsigen Abhang zum Hafen Erde anfahren lassen und mehrere hundert Palmen gepflanzt, die schnell wuchsen, weil sie seitdem im Sommer täglich gewässert wurden - so ist ein großer und gepflegter Palmenhain entstanden, der sich zum genussvollen Bummel anbietet.
Baden in Sísi
Die Bademöglichkeiten in und um Sísi sind eher bescheiden. An der Nordwestecke des Hafenfjords liegt in geschützter Lage ein kleiner, aufgeschütteter Sandstrand mit Bar/Kiosk, Liegen und Sonnenschirmen. In Richtung Westen kommt man nach ca. 3 km zum schönen Strand von Agía Varvára mit vorgelagerter