ACT leicht gemacht. Russ Harris

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ACT leicht gemacht - Russ Harris

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Verhalten: Handlungen, die Sie mit Ihren Armen, Beinen, Händen und Füßen vornehmen; Gesichtsausdruck; alles, was man sagt, singt, ruft oder flüstert; wie man sich bewegt, isst, trinkt, atmet: die Körperhaltungen usw. Der Begriff »Verhalten« bezieht sich aber auch auf verdecktes Verhalten, was sich im Grunde auf psychisches Verhalten wie Denken, Fokussieren, Visualisieren, Achtsamkeit, Vorstellen und Erinnern bezieht. (Dieses innere psychische Verhalten kann von anderen niemals direkt beobachtet werden, daher wird es häufig eher »privates Verhalten« als »verdecktes Verhalten« genannt.)

      Hier eine einfache Weise, wie man offenes von verdecktem Verhalten unterscheiden kann. Angenommen, es ist plötzlich eine Videokamera da, während es zu dem Verhalten kommt. Könnte die Kamera das Verhalten aufnehmen? Wenn ja, dann ist es offenes Verhalten. Wenn nicht, dann ist es »verdecktes Verhalten«.

      Wie Sie in späteren Kapiteln sehen werden, nehmen wir offenes und verdecktes Verhalten auf, wenn wir den Punkt der Entscheidung mit einer Klientin verwenden. Zu verdeckten Wegbewegungen können zum Beispiel Grübeln, sorgenvolles Denken, Distanzieren (disengaging), den Fokus verlieren und obsessives Denken gehören. Verdeckte Hinbewegungen können Auflösen von Fusion oder Verstrickung, also Defusion, Akzeptieren, Aufmerksamkeit neu ausrichten, Sich engagieren, Entwickeln von Strategien und Planen sein.

      2. Der Klient definiert, was eine Wegbewegung ist. Der Punkt der Entscheidung beschreibt die Dinge immer aus der Perspektive der Klientin. Mit anderen Worten, es ist der Klient, der definiert, welches Verhalten »von etwas weg« gerichtet ist, nicht die Therapeutin. Zu einem frühen Zeitpunkt der Therapie kann es sein, dass ein Klient selbstschädigendes oder selbstzerstörerisches Verhalten als eine Hinbewegung sieht. Zum Beispiel kann eine Klientin mit einer Alkoholabhängigkeit oder Spielsucht Trinken und Spielen anfangs als Hinbewegungen sehen.

      Wenn das so ist, würden wir nicht anfangen, das mit einem Klienten zu diskutieren. Wir würden einfach etwas Zeit nehmen, um klarzustellen: »Kann ich einfach mal überprüfen, ob wir diese Begriffe in gleichem Sinn verwenden? Wegbewegungen sind alles das, womit Sie aufhören oder was Sie weniger machen möchten, wenn unsere Arbeit Erfolg hat, und Hinbewegungen sind die Dinge, mit denen Sie anfangen oder die Sie mehr machen möchten, wenn unsere Arbeit, die wir hier machen, erfolgreich ist.«

      Wenn die Klientin selbstschädigendes Verhalten weiter als Hinbewegung bezeichnet, dann erkennen wir das an und schreiben es neben den Pfeil »Hin zu etwas«. Warum? Weil dies eine Momentaufnahme des Lebens des Klienten ist, wie er oder sie es im Moment sieht, nicht wie der Therapeut es sieht. Unser Ziel ist es, ein Gefühl für die Weltsicht der Klientin, für den Grad des Selbstgewahrseins des Klienten zu bekommen: was die Klientin als Probleme sieht und was sie nicht als Probleme sieht. Wenn wir den Klienten an diesem Punkt konfrontieren, wenn wir versuchen, ihn dahin zu bringen, dass er sein Denken ändert und dieses destruktive oder selbstschädigende Verhalten als eine Wegbewegung sieht, werden wir wahrscheinlich in einen fruchtlosen Kampf geraten. Fürs Erste benennen wir es als Hinbewegung und behalten im Hinterkopf, dass wir dies in späteren Sitzungen ansprechen.

      Anfangs sollten wir Therapieziele finden, die das therapeutische Arbeitsbündnis aufbauen, statt es zu belasten. So finden wir heraus, was die Klientin tatsächlich als ihre Wegbewegungen sieht, und wir verwenden ACT, um mit ihr an diesen Verhaltensweisen zu arbeiten. Dann, zu einem späteren Zeitpunkt der Therapie, wenn der Klient einmal ein höheres Niveau an psychischer Flexibilität erreicht hat, können wir auf das Verhalten zurückkommen und es neu bewerten: »Als Sie gerade zu mir gekommen waren, haben Sie Glücksspiel als eine Hinbewegung gesehen; sehen Sie es immer noch so?« Normalerweise verändert die Klientin ihre Sichtweise, wenn die Therapie voranschreitet und sich die psychische Flexibilität der Klientin entwickelt, und sie versteht ihr selbstschädigendes Verhalten als Wegbewegung besonders wenn sie bemerkt, dass es sie daran hindert, andere wichtige Lebensziele zu erreichen.

      3. Eine Aktivität kann je nach Kontext eine Hinbewegung oder eine Wegbewegung sein. Wenn ich vor allem fernsehe, um zu vermeiden, ins Fitnessstudio zu gehen oder um die Erledigung einer anderen wichtigen Aufgabe aufzuschieben, oder wenn ich achtlos eine Tafel Schokolade esse, um Langeweile oder Angst zu vermeiden, dann bezeichne ich diese Aktivitäten als Wegbewegungen. Wenn ich aber aufgrund einer bewussten, wertegeleiteten Entscheidung fernsehe, die mein Leben bereichert (zum Beispiel um die letzte Folge von The Walking Dead zu sehen), oder wenn ich achtsam Schokolade esse, wenn ich sie mit Freunden genieße, wenn wir etwas feiern, dann klassifiziere ich diese Aktivitäten als Hinbewegungen. Es geht also nicht um die Aktivität als solche: Es geht um die Wirkungen, die diese Aktivität hat.

      In Zusammenhängen, in denen uns eine Aktivität dem Leben näher bringt, das wir leben wollen, und wir uns wie der Mensch verhalten, der wir sein wollen, ist es eine Hinbewegung; und in Kontexten, in denen uns diese Aktivität von dem Leben, das wir haben wollen, wegbringt, und wir uns anders als der Mensch verhalten, der wir sein wollen, ist es eine Wegbewegung. Wenn wir Beispiele wie diese an einem Punkt der Entscheidung eintragen, nehmen wir Informationen mit auf, die deutlich machen, ob es eine Hinbewegung oder ob es eine Wegbewegung ist. Zum Beispiel würde ich an meinen Pfeil »Von etwas weg« schreiben »Fernsehen, um wichtige Aufgaben zu vermeiden« und an den Pfeil »Zu etwas hin« »Fernsehen als eine Entscheidung im Rahmen eines ausgewogenen Lebensstils«.

      Der Punkt der Entscheidung, das Hexaflex und das Triflex

      Schauen wir uns jetzt an, wie sich die Prozesse von Hexaflex und Triflex mithilfe des Punktes der Entscheidung abbilden und veranschaulichen lassen.

      Kompetenzen für die Befreiung aus einer Verstrickung beziehen sich auf alle vier Kernprozesse der Achtsamkeit in der ACT: Defusion, Akzeptanz, Selbst als Kontext und Kontakt mit dem gegenwärtigen Moment. Wir können jede mögliche Kombination dieser Prozesse verwenden, um uns aus dem Griff schwieriger Gedanken und Gefühle zu lösen und ihre Wirkung und ihren Einfluss auf offenes oder verdecktes Verhalten zu reduzieren.

      Hinbewegungen bezieht sich auf engagiertes Handeln – physisches und psychisches –, das von unseren Werten geleitet ist.

      Verstrickt bezieht sich auf zwei Kernprozesse – kognitive Fusion und Erlebnisvermeidung –, die aus der Sicht der ACT für den größten Teil unseres psychischen Leidens verantwortlich sind. Kognitive Fusion bedeutet im Grunde, dass wir von unseren Kognitionen »dominiert« sind. Und Erlebnisvermeidung ist der andauende Kampf, um unerwünschte Gedanken und Gefühle zu vermeiden oder loszuwerden.

      AUFGABEN

      Das Lesen dieses Buches allein wird Ihnen keine ACT-Kompetenzen vermitteln, so wie man nicht allein dadurch Kochen lernt, dass man ein Kochbuch liest. Wenn Sie gut kochen lernen wollen, müssen Sie diese Fertigkeiten üben, üben und wieder üben, und dasselbe gilt für ACT. Am Ende der meisten Kapitel fordere ich Sie deshalb auf, etwas zu tun, um Ihre ACT-Kompetenzen aufzubauen. Hier ein paar Vorschläge für den Anfang:

      • Spielen Sie den Punkt der Entscheidung mit einer imaginären Klientin durch, als wären Sie ein Schauspieler, der ein Stück probt. Machen Sie das laut, wenn Sie dazu bereit sind, wenn nicht, machen Sie es im Kopf. Idealer Weise lassen Sie es, während Sie proben, lebendig werden.

      • Wenn Sie den Punkt der Entscheidung einmal für sich geprobt haben, probieren Sie ihn einmal mit einer Freundin oder einem Kollegen aus, um zu sehen, ob Sie zusammenfassen können, worum es bei der ACT geht.

      • Danach setzen Sie es in der Arbeit mit ein paar Ihrer Klientinnen ein.

      Vielleicht empfinden Sie ein wenig Widerstand dagegen, dies zu tun, vielleicht denken Sie, dass es ein bisschen dumm, unwichtig oder einfach nicht Ihr Stil ist. Aber wenn Sie es ausprobieren, kann es Ihnen helfen, das ACT-Modell zu verstehen, auch wenn Sie

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