Gelassene Eltern - zufriedene Kinder. Laura Markham
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Es gibt keine vollkommenen Eltern, weil Menschen laut Definition unvollkommen sind. Doch jedes Mal, wenn du aufmerksam bist, die innere Pausentaste drückst und deinen Stress bewältigst, wirst du ein wenig gelassener. Genau das gibt deinem Kind eine größere Chance, glücklich zu werden. Winnicott hatte recht. Unsere Kinder brauchen von uns keine Vollkommenheit. Dagegen brauchen sie Eltern, die ihr eigenes Wachstum begrüßen, bereit zur Wiedergutmachung sind und ihr Herz öffnen, wenn es sich verhärten will.
Wie du deinen Ärger bewältigst
Dieser Ansatz ist unglaublich wirkungsvoll und hat mein Leben verändert. Das Beste daran ist, dass man nicht perfekt sein muss. Man muss einfach echt sein, ehrlich und dazu fähig, Fehler zuzugeben. Anstatt im Alltag Donnerwetter heraufzubeschwören, schafft man Verbindungen, liebevolle Momente und teilt mit den Kindern seine echten Emotionen. Diese realen Augenblicke lehren unsere Kinder, wie sie selbst ihr bestes Ich sein können, nicht perfekt, einfach echt.
CARRIE,
Mutter von zwei Jungen unter vier Jahren
Da du eben ein Mensch bist, wirst du dich immer noch manchmal im Kampf-oder-Flucht-Modus wiederfinden, und dann erscheint dir dein Kind wie der Feind. Wenn dich die Wut überschwemmt, ist dein Körper kampfbereit. Er wird von Hormonen und Neurotransmittern überflutet. Sie sorgen dafür, dass sich die Muskeln anspannen, der Puls rast und die Atmung schneller wird. In solchen Momenten kann man unmöglich ruhig bleiben, aber wir wissen alle, dass körperliche Angriffe auf unsere Kinder – während es vielleicht momentane Erleichterung schafft – nicht dem entspricht, was wir wirklich tun wollen.
Also verpflichtest du dich jetzt, dein Kind nicht zu schlagen, nicht anzuschreien, dein Kind nicht zu beschimpfen und keine Drohungen auszusprechen. Wenn du unbedingt schreien musst, setz dich ins Auto, halte die Fenster geschlossen und schreie da, wo dich niemand hören kann – aber ohne Worte, denn sonst wirst du noch wütender.
Auch deine Kinder werden wütend; wenn du dich also der konstruktiven Aggressionsbewältigung verschreibst, profitieren sie davon doppelt. Du vermeidest nicht nur die Kinder zu verletzen, sondern bist ihnen sogar Vorbild. Sie werden dich ab und zu sicher ärgerlich erleben und wie du mit diesen Situationen umgehst, wird für sie sehr lehrreich sein. Wirst du ihnen vielleicht vermitteln, dass das Recht des Stärkeren gilt? Oder, dass auch Eltern Wutanfälle haben? Oder, dass Wut einfach menschlich ist und der verantwortungsvolle Umgang damit zum Erwachsenwerden gehört? Hier folgt, wie das geht:
• Mach eine 5-Minuten-Pause. Erkenne an, dass du generell im ärgerlichen Zustand nicht gut reagieren kannst. Erlaube dir stattdessen eine Auszeit und komm erst dann wieder zurück, wenn du Ruhe bewahren kannst. Ist dein Kind alt genug, um einen Augenblick allein zu bleiben, geh ins Bad, spritze dir Wasser ins Gesicht und nimm tiefe Atemzüge. Sag dir einfach so ruhig wie möglich: »Gerade bin ich zu wütend, um darüber zu reden. Ich werde mir eine Auszeit nehmen und mich beruhigen.« Dieses Aussteigen macht dein Kind nicht zum Sieger. Es schärft ihm nur ein, wie ernst sein Verstoß ist und ist ein Vorbild für Selbstbeherrschung. Falls dein Kind so jung ist, dass es sich verlassen fühlt, wenn du es allein lässt, dann gehe stattdessen an die Küchenspüle. Setz dich anschließend ein paar Minuten aufs Sofa. Ob du in der Nähe deines Kindes bist oder hinter einer verschlossenen Tür, verwende diese Zeit auf jeden Fall, um dich zu beruhigen und nicht, um dich in eine weitere Raserei hineinzusteigern, wie sehr du recht hast. Atme tief und leise und sage dir ein kurzes Mantra vor, das deine Gelassenheit wiederherstellt. Dein Kind wird zuschauen. Sorge dich nicht darum, dass du deinem Kind eigentlich verdeutlichen müsstest, was es angestellt hat. Es lernt gerade eine der wichtigsten Lektionen überhaupt: wie es starke Emotionen verantwortungsvoll reguliert.
• Hilf deinem Körper, Ärger zu entladen. Wenn du dich so sehr wütend fühlst, brauchst du eine Beruhigungsmethode. Halte inne, atme, erinnere dich daran, dass dies kein Notfall ist. Schüttle die Anspannung aus den Händen. Atme zehn Mal tief durch. Wenn du das Bedürfnis hast, ein Geräusch von dir zu geben, dann summe. Vielleicht möchtest du versuchen zu lachen, wodurch Spannung abgebaut und die Laune verändert wird. Sogar wenn du dir ein Lächeln abringst, sendet das die Botschaft an das Nervensystem, dass kein Notfall besteht und beruhigt dich allmählich. Klopfe beim Atmen auf den Akupunkturpunkt an der Seite jeder Hand (die Stelle, an der du einen Karateschlag ansetzen würdest) und bringe die Absicht zum Ausdruck, dass du dich beruhigen willst. Wenn du das Gefühl hast, deine Wut körperlich entladen zu müssen, lege Musik auf und tanze dazu.
• Verändere deine Gedanken, damit du deine Gefühle verändern kannst. Wenn du denkst, dein Kind sei ein verzogener Bengel, aus dem einmal ein Grobian wird, dann kannst du dich nicht beruhigen. Tatsächlich ist dein Kind ein sehr junger Mensch im Schmerz und das zeigt es dir durch sein Verhalten. Erinnere dich daran: »Es verhält sich wie ein Kind, weil es eben ein Kind ist. Mein Kind braucht meine Liebe am nötigsten, wenn es sie am wenigsten ›verdient‹. Es bittet mich, ihm bei seinen rechtmäßigen Bedürfnissen und Gefühlen zu helfen.«
• Höre deinem Ärger zu, anstatt darauf zu reagieren. Wie auch andere Gefühle gehört Ärger zu uns wie Arme und Beine. Jedoch sind wir dafür verantwortlich, wie wir damit umgehen. Zorn hält oft eine wertvolle Lektion für uns bereit, aber aus dem Ärger heraus zu handeln, ist abgesehen von den seltenen Situationen, in denen Selbstverteidigung vonnöten ist, selten konstruktiv, da wir dann in einer Weise handeln, wie wir es im vernunftgeleiteten Zustand niemals tun würden. Der konstruktive Weg im Umgang mit der Wut bedeutet, sich bei ihrem Ausleben zurückzuhalten, und, sobald wir uns beruhigt haben, damit diagnostisch umzugehen: Was läuft in unserem Leben so verkehrt, dass wir diese Wut fühlen, und was müssen wir tun, um die Situation zu verändern? Manchmal hängt die Antwort ganz klar mit unserem Elternverhalten zusammen: Wir müssen schon, bevor die Dinge aus dem Ruder laufen, anders vorgehen, die Kinder eine halbe Stunde früher ins Bett bringen, oder die Beziehung zu unserer Neunjährigen reparieren, damit sie uns nicht weiterhin so unhöflich behandelt. Ab und zu finden wir überrascht heraus, dass unsere Wut eigentlich mit unserem Ehepartner zusammenhängt, der sich in seiner Elternrolle nicht voll einbringt oder sogar mit unserer Chefin. Gelegentlich ist Wut eine Ermahnung, dass wir mehr Schlaf brauchen oder regelmäßig bei einem Freund oder einer Freundin Dampf ablassen sollten. Und manchmal lautet die Antwort, dass wir Wut mit uns herumtragen, die wir selbst nicht verstehen und an unseren Kindern auslassen. Dann müssen wir uns bei einem Therapeuten, einer Therapeutin oder in einer Eltern-Selbsthilfegruppe Hilfe suchen.
• Denke daran, dass es deine Wut verstärken und zum Eskalieren bringen kann, wenn du sie an einem anderen Menschen »abreagierst«. Entgegen der gängigen Vorstellung, dass wir unseren Ärger »abreagieren« müssen, damit er uns nicht auffrisst, zeigt die Forschung, dass uns das akute Abreagieren von Wut sogar noch wütender macht. Das wiederum verletzt die Andere, sie wird ängstlich oder ärgerlich und die Beziehung bekommt einen Riss. Kauen wir die Situation wiederholt im Geiste durch, beweist uns das immer nur, dass wir recht haben und der Andere unrecht, was uns, während wir so vor uns hin schmoren, umso wütender macht. Dagegen funktioniert es wirklich, wenn wir uns zunächst beruhigen und anschließend versuchen, die Ursache der Wut auf konstruktive Weise anzugehen.
• Warte ab, bevor du dein Kind disziplinierst. Da gibt es nichts, was Sofortmaßnahmen erfordert. Diese werden für die langfristige Entwicklung deines Kindes nie das Beste sein oder noch nicht einmal die beste Lösung zur zukünftigen Vermeidung des Problems. Rede so wenig wie möglich, bis du dich wieder beruhigt hast. Sag nur so etwas wie: »Ich muss mich erst beruhigen, bevor ich darüber reden kann.« Wenn du dir eine zehnminütige Auszeit nimmst und dich hinterher noch immer nicht fähig fühlst, ruhig und konstruktiv auf die Situation einzugehen, kannst du sagen: »Ich will darüber nachdenken, was passiert ist, und wir reden