Großer Teller großer Hunger. Katrin Böning
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Die Diskrepanz zwischen der wünschenswerten Ernährung und dem tatsächlichen Essverhalten ist in unseren Zeiten des Nahrungsüberflusses groß und führt oftmals zu einer gewissen inneren Unzufriedenheit. Solche Dissonanzen sind wahre Unzufriedenheitselixiere, aber dazu später mehr.
Nicht Hunger und Sättigungssignale des Körpers und das Wissen um eine gesunde Ernährung regulieren die Nahrungsaufnahme – zumindest nicht in unseren Gefilden. Stattdessen wird immer öfter aus sekundären Motiven wie Belohnung, Neugier, Geselligkeit, Ablenkung, Tradition, Langeweile oder Ärger gegessen.
Um langfristig Erfolg in der Ernährungsumstellung zu haben, gilt es, endlich Bedarf und Bedürfnisse wieder unter einen Hut zu bringen. Eine weitere Abhandlung der Do’s and Dont’s in der Ernährung halte ich hier für überflüssig, weil ich meine, dass hinlänglich bekannt ist, was man richtigerweise essen sollte. Nicht immer klar ist dagegen, wie die Umsetzung im Familienalltag, im Job oder unterwegs praktisch erfolgen soll. Daher sind klassische Ernährungstipps in diesem Buch bis auf wenige Ausnahmen nicht zu finden. Ich werde mich in meinen Ausführungen überwiegend an Umsetzungstipps halten und Ihnen vermitteln, wie Sie es schaffen, auf der Spur zu bleiben. Auch dann, wenn die äußeren oder inneren Umstände es Ihnen mal nicht leicht machen sollten.
Ungenutztes Wissen nutzt nicht viel. Wissen sollte angewendet werden. Wie viel von dem Wissen, das Sie haben, setzen Sie in Ihrem Alltag um? Wissen alleine ist nicht die Lösung und soll es auch gar nicht sein. Wir müssen lernen, unser Wissen täglich konsequent anzuwenden. Aber wie geht das? Wenn es hierauf eine einfache und vor allem kurze Antwort gäbe … Es wäre alles so schön unkompliziert!
Was wir brauchen ist ein Brückenschlag zwischen der Ernährungswissenschaft und der Ernährungspsychologie. Und eine große Portion Konsequenz, damit wir daraus zuverlässig und vor allem dauerhaft unsere Ernährungs-, beziehungsweise Essgewohnheiten umstellen können.
Neben den primären Bedürfnissen wie Hunger und Durst erforscht die Ernährungspsychologie auch die Frage, warum Menschen anders essen, als sie sich ernähren sollten. Ein ebenso spannendes, wie im Allgemeinen leider höchst vernachlässigtes Thema.
Es gibt wohl einige Werke, die sich der Thematik Ernährungspsychologie theoretisch versiert und wissenschaftlich fundiert annehmen. Ich habe aber vergeblich nach einem Ratgeber gesucht, der es schafft, wissenschaftliche Erkenntnisse leicht verständlich und mit praktischen Tipps für den Alltag zu präsentieren. Deshalb hat mein Buch zuweilen einen Arbeitsbuchcharakter und begleitet Sie informativ und lehrreich zu Ihrem Ziel.
Ursprünglich wurde ich angefragt, ein Buch rein über Ernährungspsychologie zu schreiben. Je intensiver, je länger ich mich aber mit diesem vielschichtigen Thema auseinandersetzte, desto klarer wurde mir: es geht um Motivation, um Durchhaltevermögen und Disziplin. Um Fokussierung auf ein Hauptziel und die Überzeugung, zu schaffen was man sich vorgenommen hat. Und zwar ganz im Allgemeinen.
Viele der Tipps lassen sich dementsprechend auf unterschiedliche Lebensbereiche anwenden. Das macht, so finde ich, das Thema noch viel spannender. In diesem Buch sei zur Abwechslung das „Was“ vorausgesetzt, und wir wollen uns fast ausschließlich mit dem „Wie“ beschäftigen. Es wird dabei zuweilen hart und ehrlich zugehen. Aber manchmal sind ehrliche, ja auch harte Worte, von Nutzen, ein Ziel zu erreichen. Anhand vieler praktischer Übungen werden Sie mehr Klarheit und Willensstärke erreichen.
Ich wünsche Ihnen Erkenntnisse, die etwas verändern!
Ihre Katrin Böning
Einer besseren Lesbarkeit zuliebe verzichte ich im Text weitestgehend auf die getrennte Nennung der weiblichen und männlichen Form. Soweit möglich, habe ich geschlechtsneutrale Formulierungen wie „Abnehmwillige“ gewählt. Das andere Geschlecht ist stets gleichermaßen inbegriffen.
Warum eigentlich abnehmen?
Warum haben Sie sich dieses Buch gekauft? Oder wurde es Ihnen geschenkt? Warum möchten Sie abnehmen? Denken Sie dabei vor allem an Ihr persönliches Wohlfühlen, oder wollen Sie irgendetwas darstellen, irgendwem entsprechen? Warum haben Sie dieses Ziel? Es ist sicher nicht falsch, dieses Ziel zu verfolgen, es sei denn, Sie haben ein verschobenes Selbstbild oder leiden an Magersucht. Aber warum genau wollen Sie gerade jetzt abspecken? Nach der Lektüre dieser Seiten sollten Sie sich zumindest darüber klar sein.
In unserem alltäglichen Erleben sind wir alle mehr oder weniger gut mit Motivation vertraut. Wir wissen, wie es sich anfühlt, wenn wir – für was auch immer – „motiviert“ sind. Zumindest wünsche ich Ihnen, dass Sie den Rausch der Motivation irgendwann schon einmal erlebt haben. Wir gehen in einer Sache voll und ganz auf, wollen uns mit allem Eifer und frei von Erschöpfung einer Herausforderung stellen oder ganz in Hingabe und Liebe bis hin zur Aufopferung für eine andere Person aufgehen. Manchmal, wenn die Motivation ihren Höhepunkt erreicht, kann sie unser ganzes Streben, Denken und Fühlen ausfüllen. Dann sagen die Menschen um Sie herum vielleicht, Sie seien besessen. Nun gut, Passion und Obsession liegen nah beieinander.
Sind Sie motiviert, das Projekt Gewichtsreduktion diesmal mit Erfolg anzugehen? Und wenn ja, warum? Fühlen Sie sich durch den überschüssigen Ballast in Ihrer Lebensfreiheit und Ihren Möglichkeiten eingeschränkt? Schämen sich Ihre Kinder, wenn Sie auf dem Schulhof wegen dem dicken Papa oder der dicken Mama gehänselt werden? Können Sie Ihr Übergewicht nicht mehr in den dritten Stock schleppen? Oder wollen Sie einfach ohne Häme anderer ein Eis essen?
Sind sie neugierig auf ein Leben mit Wohlfühlgewicht? Ein Leben, in dem man sich auch auf einer mehrstündigen Wanderung noch voll und ganz auf seinen Körper und dessen Ausdauerleistung verlassen kann? In dem man gerne in den Spiegel schaut und sich rundum fit und belastbar fühlt? Geht es vielleicht nur um zwei, drei Kilos, die Sie stören und für deren Beseitigung Sie bisher nicht das Durchhaltevermögen aufbringen konnten? Ganz egal, ob viel oder wenig Fett weg soll: ohne einer ordentlichen Portion Motivation wird es nicht gehen.
Die einfachste Art motiviert zu sein ergibt sich aus der Freude und dem Spaß an der Sache selbst. Wer sich gut dabei fühlt, täglich einen gesundheitsbewussten Lifestyle zu leben und auf den eigenen Körper zu achten, der ist primär, also intrinsisch motiviert. Spielen dagegen äußere Faktoren wie Geld, Ansehen oder die Meinung anderer eine übergeordnete Rolle, so spricht die Psychologie von einer sekundären, auch extrinsischen Motivation. Seien Sie ehrlich: Waren Ihre bisherigen Versuche, Gewicht zu reduzieren, eher extrinsisch motiviert? Wollten Sie abnehmen, weil es Ihnen Ihr Arzt angeraten hat? Oder sogar der Partner? Weil Sie dann Ihr Partner mehr zu schätzen weiß? Weil Sie dann eventuell mehr Respekt vom Chef oder Ihren Arbeitskollegen erfahren? Weil Sie dann von der Verkäuferin beim Hosenkauf nicht mehr mit abschätzigem Blick gemustert werden, wenn sich über dem Hosenbund die Röllchen abzeichnen?
Die Frage nach der Art der Motivation ist äußerst wichtig. Wer intrinsisch motiviert ist, der macht auch dann weiter, wenn die Belohnung (nämlich das Dahinschmelzen der verhassten Kilos) mal etwas spärlicher ausfällt oder zwischendrin auch gänzlich ausbleibt. Und das – glauben Sie mir– wird irgendwann auf dem langen Weg zum Wunschgewicht passieren. Definitiv! Ich kenne keine Gewichtsreduktion ohne Plateauphase. Plateauphase meint in diesem Kontext eine Phase, in der sich trotz angepasster Ernährung und intensivem Training einfach keine Erfolge einstellen. Die Waage, die Körperfettmessung und die Hosen zeigen klar: es tut sich nichts. Aber auch rein gar nichts. Ein frustrierendes Szenario!
Für einen intrinsisch motivierten Menschen ist das Weitermachen Belohnung genug. So jemand liebt das gute Körpergefühl, wenn er sich richtig ernährt, und das frische Gefühl nach dem Sport und der Dusche. Er hat