Talking to Heaven. Nina Herzberg

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Talking to Heaven - Nina Herzberg

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So konnte er bei all seinen Liebsten gleichzeitig sein.

      Seine Freude und sein ›Jubeln‹ über diese etwas verrückte Bestattungsmethode, die in Deutschland offiziell nicht gestattet ist, seine Angehörigen jedoch aus Liebe für ihn gewählt hatten, entsprach genau seiner Vorstellung und freute ihn sehr.

      Bei einem anderen Jenseitskontakt zeigte mir ein Jugendlicher, dass seine Eltern feiern würden und er mitfeierte. Zuerst dachte ich, es handele sich dabei um eine alte Erinnerung von ihm. Allerdings zeigte er sich mir dabei als Seele und nicht als lebende Person und ich wusste daher, dass es eine Situation nach seinem Tod sein musste. Er zeigte mir einen Geburtstagskuchen mit Kerzen, all seine Freunde und eine große Gartenparty und er war völlig begeistert und bedankte sich mehrfach für das Fest.

      Als ich diese Bilder der Mutter des Jungen erklärte, sagte sie mir, dass sie jedes Jahr zu seinem Geburtstag, und zwar auch nach seinem Tod, ein großes Fest im Garten mit allen Freunden veranstalten und dass viel gelacht, auch mal geweint und zusammen in seinem Namen gefeiert würde.

      Die Liebe, die in diesen Bildern zu spüren war, hat mich tief beeindruckt. Man konnte den Jungen lachen hören – zu jenem Zeitpunkt selbst aus der geistigen Welt.

      Mein Vater war ein leidenschaftlicher Motorradfahrer. Er liebte es, am Wochenende mit seiner Maschine rauszufahren und den Kopf freizubekommen. Für ihn war Motorradfahren wie Kurzurlaub. Ich genoss es zwar immer sehr, bei ihm mitzufahren, hatte aber nie das Geld und die Nerven, selbst einen Führerschein zu machen. Als er dann an Krebs erkrankte, fragte er mich, ob ich den Führerschein nicht doch machen würde, wenn er ihn mir schenkt, weil er sich so sehr wünschte, mit mir gemeinsam eine Motorradtour zu machen. Da ich tief in mir drin wusste, dass er die Krankheit nicht überleben würde, auch wenn die Ärzte uns viel Hoffnung machten, beschloss ich, meinen Motorradführerschein so schnell wie möglich zu machen.

      Durch die Therapien war mein Vater schon sehr geschwächt, so schafften wir es insgesamt nur zweimal, nach der bestandenen Prüfung einen kleinen gemeinsamen Ausflug mit einem ausgeliehenen Motorrad zu machen. So sind die Erinnerungen an die Ausflüge umso kostbarer und ich bin sehr froh, dies verwirklicht zu haben.

      Nach seinem Tod hatte ich keine Lust mehr zum Motorradfahren, zumal ich auch kein Motorrad besaß. In den folgenden Wochen machte sich mein Vater den Spaß, mir ständig Zeichen über Motorräder zu schicken. Wohin ich auch ging, ich sah Motorräder, hörte im Schlaf Motorengeräusche, sah Motorradwerbung. Ich wusste, er konnte sehr hartnäckig sein.

      Als dann eine Bekannte auf mich zukam und mir sagte, dass sie sich den Unterhalt für ihr neues Motorrad, auf dem ich meine Fahrstunden absolviert hatte und das mir dadurch sehr vertraut war, nicht mehr leisten könne, und mich fragte, ob ich es ihr nicht abkaufen wolle, da hörte ich meinen Vater lachen. Diese Gelegenheit war von ihm arrangiert worden. Ich habe dann wirklich dieses Motorrad gekauft und seitdem beschützt er mich und meine Familie beim Motorradfahren.

      Wie soll man mit der Trauer umgehen?

      Als es mir wieder schlecht ging, fragte ich meinen Geistführer Paul, was er mir zum Thema Trauer sagen könne.

      Paul: Du möchtest gerne, dass ich etwas zum Thema Trauer bei euch sage. Es ist für mich gar nicht so einfach, euch etwas zu raten.

      Schaut euch um. Wie ist es in naturnahen Völkern? Deren Handhabe ist etwas, das eurer Gesellschaft guttun würde. Der natürliche Umgang mit dem Tod ist euch völlig abhandengekommen. Bei euch herrschen Angst vor dem Tod, Verdrängung und Verleugnung und es wird erwartet, dass man schon wenige Monate nach einem Todesfall wieder funktioniert wie vorher. Doch so tickt die Seele nicht.

      Seht euch die indigenen Völker an. Dort ist der Tod eine Übergangsphase, die in der Familie zelebriert wird. Der Tote wird gewaschen, gesalbt, und aufgebahrt. Es wird drei Tage Totenwache gehalten, Familie und Freunde kommen, verabschieden sich, trauern gemeinsam, essen zusammen und lassen die Familie nicht alleine. Nach der Beisetzung wird die Familie die ersten Wochen ganz selbstverständlich umsorgt, bekocht und geschont. Es gibt Rituale für den Verstorbenen und dessen Seele sowie Räucherungen für die Orte und die Familie. Es wird ganz schonend und langsam mit der eingetretenen Veränderung umgegangen. Mein Rat an euch lautet also: Befasst euch näher mit diesen Bräuchen.

      Ich meine nicht damit, dass ihr es hier auch unbedingt so machen sollt. Es geht mir darum, dass ihr begreift, was ein ›angemessener‹ Umgang mit dem Tod ist und wie wichtig nach einem Todesfall ein liebevolles Miteinander sowie genügend Zeit und Raum für die Trauer sind. Denn leider fühlen sich bei euch sogar die Trauernden nach einer Weile schuldig, weil sie eben nicht wieder so schnell in den Alltag zurückfinden, weil sie vielleicht Monate oder Jahre nicht darüber hinwegkommen. Schon nach wenigen Wochen wird man nicht mehr auf den Verstorbenen angesprochen, das Thema wird gemieden. Das macht es für die Trauernden noch viel schwerer, da sie sich ausgegrenzt fühlen.

      Ich: Danke Paul, das verstehe ich.

      Paul: Die Kernbotschaft des Gesagten lautet: Es ist normal und wichtig zu trauern. Und es ist auch vollkommen normal, dass in dieser Trauerphase, wie lange sie auch dauern mag, nichts funktioniert wie zuvor.

      Ich: Aber Paul, es gibt doch auch Menschen, die sich wirklich jahrelang hinter ihrer Trauer verstecken, nie wieder ins Leben zurückfinden und nur leiden. Haben die den Schmerz angenommen?

      Paul: Nein, angenommen haben sie gar nichts, sonst würden sie nicht leiden. Es kann kein Leiden geben, sobald man den Schmerz angenommen hat. Es tut zwar noch immer höllisch weh, aber das Leiden verschwindet augenblicklich, sobald man die Situation annimmt. Leiden gibt es nur, wenn man hadert, wenn man es anders haben will, wenn man es nicht akzeptiert.

      Die Menschen, die auch nach Jahren noch leiden, kennen nichts anderes. Das ist hart, aber es ist wirklich so. Sie haben auch vor dem Sterbefall schon gelitten. Es ist ein Denkmuster, das nicht erst durch den Verlust entsteht.

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