ACT der Liebe. Russ Harris
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Wir werden diese wichtigen Themen also zwar ansprechen, doch werden sie nicht den hauptsächlichen Inhalt dieses Buches bilden. In der ACT wollen wir Ihnen helfen, das Beste aus Ihrem Leben zu machen – und je mehr Sie lernen, sich auf das zu konzentrieren, über das Sie die Kontrolle haben, umso mehr Stärkung und Erfüllung werden Sie erleben. Je mehr Sie sich hingegen auf das konzentrieren, über das Sie nicht die Kontrolle haben, umso mehr werden Sie sich machtlos, unzufrieden und enttäuscht fühlen. Das ist eine Tatsache des Lebens, die wir alle leicht vergessen, deshalb werde ich Sie im Laufe des Buches wiederholt an sie erinnern.
Der überwiegende Teil dieses Buches wird sich mit den folgenden Themen beschäftigen:
• Wie Sie aufhören, so zu handeln, dass sich Ihre Beziehung verschlechtert
• Wie Sie sich Klarheit über Ihre Werte verschaffen, nach ihnen handeln und sich mehr wie der Partner verhalten, der Sie idealerweise sein wollen
• Wie Sie das akzeptieren, was außerhalb Ihrer Kontrolle liegt
• Wie Sie effektiv mit den schmerzhaften Gefühlen und belastenden Gedanken umgehen, die in jeder Beziehung unweigerlich auftreten
Beachten Sie, dass dies alles Dinge sind, über die Sie die direkte Kontrolle haben. Unabhängig davon, was Ihr Partner tut, können Sie sich entscheiden, Verhaltensweisen zu beenden, die Ihrer Beziehung die Lebendigkeit nehmen. Ungeachtet dessen, was Ihr Partner tut, können Sie sich entscheiden, mehr wie der Partner zu sein, der Sie sein wollen. Statt mit Ihrer Aufmerksamkeit bei dem zu verweilen, was außerhalb Ihrer Kontrolle liegt, oder mit ihm in einer Weise zu kämpfen, die Sie und Ihre Beziehung aussaugt, können Sie sich entscheiden, es zu akzeptieren. Und wenn Sie lernen, effektiv mit dem Stress und dem Schmerz umzugehen, den Ihre Beziehung mit sich bringt, können Sie wählen, wie Sie reagieren wollen, wenn es schwierig wird. Und das wird es!
Wahrscheinlich werden Sie hierbei ein großes Paradox erkennen: Wenn Sie Ihre Konzentration auf diese Bereiche verlagern, über die Sie die direkte Kontrolle haben, werden Sie häufig feststellen, dass Ihr Partner spontan und ohne, dass Sie auch nur darum bitten müssen, positive Veränderungen vorzunehmen beginnt. Dafür gibt es natürlich keine Garantie, doch geschieht es sehr häufig. Und das ist, wenn man einmal darüber nachdenkt, auch überaus einleuchtend. Stellen Sie sich vor, Sie verbrächten viel Zeit mit jemandem, der ständig klagt, kritisiert, nörgelt, auf die Probleme in Ihrer Beziehung hinweist und auf den Schwierigkeiten herumreitet. Und dann ändert er sich mit einem Mal. Plötzlich wird er sehr viel umgänglicher. Er wird offen, warmherzig, gelassen und bereit, sämtliche Differenzen beizulegen. Würden Sie nicht beginnen, sich so einem Partner gegenüber anders zu verhalten? Würde Ihr Verhalten sich nicht positiv verändern?
Natürlich heißt das nicht, dass Sie es Ihrem Partner gestatten sollten, Ihnen auf der Nase herumzutanzen oder immer seinen Willen durchzusetzen. Damit eine Beziehung gesund und sinnvoll bleibt, muss es ein Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen geben. Um eine Beziehung toll zu gestalten, würden idealerweise beide Partner an sämtlichen in diesem Kapitel beschriebenen Prozessen arbeiten. Deshalb, ja, es gehören immer zwei dazu – oder man braucht, wie es das englische Sprichwort sagt, zwei zum Tangotanzen. Aber auch wenn Sie die Tanzschritte alleine üben, wird der nächste Tanz mit Ihrem Partner geschmeidiger laufen.
Der Wahrheit ins Auge blicken
An dieser Stelle ist es Zeit, der Wahrheit ins Auge zu blicken: Keine zwei Partner werden in gleichem Maße Veränderungen vornehmen. Fast immer ist einer motivierter als der andere. Wenn Sie keinen Platz für diese Tatsache schaffen können, machen Sie sie zu einem weiteren Problem, das Sie in der Sackgasse feststecken lässt.
„Das ist ja alles schön und gut“, höre ich Sie sagen, „was aber geschieht, wenn ich die ganze harte Arbeit leiste und er überhaupt keine Anstrengung unternimmt?“ Nun, dann wird Ihre Beziehung sich wahrscheinlich immer noch verbessern, aber natürlich wird sie weit davon entfernt sein, ihr volles Potenzial zu entfalten. Tritt dieser Fall also letztendlich ein, werden Sie eine schwierige Wahl zu treffen haben: bleiben oder gehen. Entscheiden Sie sich dann aber für das Gehen, wissen Sie wenigstens, dass Sie einen ernsthaften Versuch unternommen haben. Zudem werden Sie wertvolles persönliches Wachstum erfahren und einige Kompetenzen entwickelt haben, die Ihnen in anderen Beziehungen helfen werden – denen mit Ihren Freunden, Familienangehörigen, Kollegen sowie mit jedem zukünftigen Partner. Leistet hingegen keiner von Ihnen irgendwelche Arbeit, wird sich Ihre Beziehung garantiert immer weiter verschlechtern.
Wie geht es nun weiter?
Da Sie immer noch weiterlesen, vermute ich, dass Sie nun gewillt sind, ein wenig zu arbeiten. Deshalb wird sich der Rest des Buches hauptsächlich auf … LOVE konzentrieren. Das ist nicht nur das englische Wort für Liebe, sondern in diesem Fall auch ein Akronym, welches steht für Letting go, Opening up, Valuing, Engaging, auf Deutsch:
L – (Letting go) Loslassen
O – (Opening up) Sich öffnen
V – (Valuing) Wertegeleitet handeln
E – (Engaging) Sich einlassen
Lassen Sie uns jedes dieser Elemente einmal genauer untersuchen.
Loslassen
„Loslassen“ ist der Ausweg aus dem In-Ihrem-Verstand-Sein, einem der Elemente, die Ihrer Beziehung Leben und Liebe entziehen. Ihr Verstand ist wie ein meisterhafter Geschichtenerzähler, der niemals aufhört zu reden. Die Geschichten, die er Ihnen erzählt, sind gemeinhin als „Gedanken“ bekannt. Manche dieser Gedanken oder Geschichten sind offensichtlich wahr – sind das, was wir als „Tatsachen“ bezeichnen. Bei den meisten der Geschichten aber, die Ihr Verstand Ihnen erzählt, handelt es sich um Meinungen, Urteile, Vorstellungen, Vermutungen, Einstellungen, Fantasien, Ideen, Konzepte, Modelle, Interpretationen, Einschätzungen. Derartige Geschichten können nicht als wahr oder falsch eingestuft werden; sie spiegeln einfach Ihre Art wider, die Welt zu sehen. Ihr Verstand wird alles daran setzen, dass Sie in diese „Geschichten“ vereinnahmt bleiben. Er wird schmerzhafte Erinnerungen aus der Vergangenheit hervorkramen, beängstigende Zukunftsszenarien heraufbeschwören, auf sämtliche Fehler und Schwächen Ihres Partners hinweisen, klagen, urteilen, vergleichen und kritisieren oder von nichts anderem reden als von diesen Liebesmythen aus Kapitel 1. Wenn Sie