ACT der Liebe. Russ Harris

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ACT der Liebe - Russ Harris

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Was fanden Sie, abgesehen vom Aussehen, am attraktivsten an ihm/ihr?

      • Welche persönlichen Eigenschaften bewunderten Sie am meisten an ihm/ihr?

      • Was haben Sie gerne gemeinsam getan?

      • Was tat Ihr Partner, das diese Unternehmungen angenehm machte?

      • Beschreiben Sie einen der schönsten Tage, den Sie je miteinander verbracht haben. Wo waren Sie? Was taten Sie? Wie verhielten Sie sich zueinander? Was sagten Sie einander und was taten Sie miteinander? Wie war Ihre Körpersprache?

      • Was aus der Anfangszeit Ihrer Beziehung vermissen Sie am meisten?

      • Was sehen Sie als die größten Stärken Ihres Partners?

      Dahinter steckt eine bewusste Strategie. Wenn sie zu mir kommen, befinden sich beide Partner in einem konflikt- und spannungsgeladenen Zustand. Beide haben sich in einer Geschichte darüber verfangen, was an dem anderen nicht stimmt. Beide leiden so sehr, dass sie wahrscheinlich den Bezug zu vielen der Dinge verloren haben, die ursprünglich Gründe dafür waren, warum sie sich zueinander hingezogen fühlten. Diese Fragen verbinden sie vorübergehend mit wärmeren, weicheren Gedanken, Gefühlen und Erinnerungen. Wenn sie zu antworten beginnen, kann man deutlich sehen, wie sie sich entspannen. Zusammengebissene Zähne lockern sich. Düstere Blicke verschwinden. Sie machen es sich auf ihren Stühlen bequem. Gesichter werden weich. Statt sich gegenseitig wütend anzustarren oder sich bewusst wegzudrehen, beginnen sie einander anzublicken und zuzuhören. Einer oder beide können sogar lächeln oder feuchte Augen bekommen. Dies zu sehen, ist herzerwärmend. Sie haben spontan ein Gefühl der Verbundenheit wiederentdeckt.

      Leider ist das nicht immer der Fall. Manchmal antwortet ein Partner auf wenig hilfreiche Art: „Ich kann mich nicht erinnern“, „Ich weiß nicht, ob wir wirklich jemals gerne zusammen waren“ oder „Wir haben nie einen schönen Tag miteinander verbracht. Selbst an unserem Hochzeitstag haben wir uns gestritten“. In anderen Fällen spricht ein Partner warmherzig und liebevoll, der andere aber starrt vollkommen desinteressiert in die Luft, lächelt zynisch oder langweilt sich ganz offensichtlich. Diese einfachen Fragen und ihre Antworten liefern deshalb einen Reichtum an Information.

      Nehmen Sie sich nun also einen Moment Zeit und beantworten Sie diese Fragen selbst. Schauen Sie sie sich noch einmal an und denken Sie still ein paar Minuten über sie nach. Oder, noch besser, schreiben Sie Ihre Antworten in Ihr Tagebuch und achten Sie dabei darauf, was Sie fühlen:

      • Können Sie Kontakt zu einem warmherzigen Gefühl oder zu Wertschätzung für Ihren Partner herstellen? Oder sehen Sie ihn lediglich als eine Last, ein Hindernis, eine Plage?

      • Was geschieht, wenn Sie sich die Zeit nehmen, über seine Stärken und positiven Eigenschaften nachzudenken? Sehen Sie ihn dann irgendwie anders?

      • Fällt es Ihnen schwer, seine positiven Eigenschaften wahrzunehmen und anzuerkennen, weil Sie sich so sehr auf seine Fehler und Schwächen konzentrieren?

      Ihre Antworten geben Ihnen wichtige Informationen. Wenn Sie keinen Kontakt zu irgendeinem Empfinden von Warmherzigkeit, Zärtlichkeit oder Wertschätzung für Ihren Partner herstellen können, haben Sie wahrscheinlich große Schmerzen und sind Ihre Warmherzigkeit und Ihre Zuneigung unter Schichten des Grolls, des Schmerzes, der Wut, Furcht oder Enttäuschung begraben. Machen Sie sich dann keine Vorwürfe. Selbstgeißelung erhöht lediglich den bereits vorhandenen Schmerz. Nehmen Sie sich stattdessen einen Moment Zeit, um zu erkennen, dass Sie leiden. Und sagen Sie sich etwas Freundliches und Fürsorgliches: etwas in der Art, wie Sie es Ihrem besten Freund oder Ihrer besten Freundin sagen würden, wenn er oder sie so große Schmerzen hätte wie Sie.

      Wenn diese Übung Sie hingegen wieder mit etwas Warmherzigkeit und Zärtlichkeit für Ihren Partner verbindet, achten Sie darauf, wie sich das anfühlt. Wie ist es, Ihren Partner aus einer positiven Perspektive zu betrachten, statt ihn als „ein Problem“ zu sehen, das „gelöst werden muss“?

      Nächste Schritte

      Als Nächstes frage ich in dieser ersten Sitzung jeden Partner, warum er gekommen ist, was er zu erreichen hofft und was er als das größte Problem bzw. die größten Probleme in der Beziehung ansieht. Ich bitte beide, zu versuchen, die Probleme so wertfrei wie möglich zu beschreiben – zum Beispiel nicht zu sagen: „Er ist ein fauler Putzmuffel“, sondern vielmehr „Ich habe sehr viel höhere Ansprüche an Sauberkeit als er“. Das ist ein wichtiger erster Schritt: zu beginnen, sachliche Beschreibungen vorzunehmen, statt scharfe Urteile zu fällen. Und es fällt den meisten von uns nicht leicht. Allzu oft muss ich einschreiten. Hier ist ein Beispiel aus meiner ersten Sitzung mit Juan und Claire:

JUAN:Sie ist so eine Nervensäge.
RUSS:Was meinen Sie damit?
JUAN:Sie macht mir immer Stress. Mach dies. Mach das. Mach jenes. Russ: Worum bittet sie Sie?
JUAN:Meistens darum, sauberzumachen. Aufzuräumen und sauberzumachen. Derlei Mist.
RUSS:Claire bittet Sie also häufig mehrfach, aufzuräumen und sauberzumachen?
JUAN:Und ob sie das tut.

      Beachten Sie, wie ich Juan dazu gebracht habe, von einer scharfen, negativen Beurteilung ihrer Persönlichkeit – „Sie ist eine Nervensäge“ – zu einer wertfreien Beschreibung ihres Verhaltens zu wechseln – „Claire bittet Sie also häufig mehrfach, aufzuräumen und sauberzumachen?“ Wertfreies Beschreiben ist eine wichtige Kompetenz, die es zu entwickeln gilt. Warum? Nun, würden Sie gerne mit scharfen, wertenden Begriffen – wie Miststück, Nervensäge, Chaot, faul, dumm, egoistisch, gemein, Versager, nutzlos – beschrieben werden, die Ihren Ruf zerstören? Je mehr Sie Ihren Partner durch den Filter scharfer, negativer Urteile sehen, umso mehr verlieren Sie den Bezug dazu, wer er wirklich ist. Die Person, die Sie einst bewunderten, verschwindet, versteckt hinter einer Mauer der Verurteilung. Deshalb wird es für Sie von großem Nutzen sein, wenn Sie dazu übergehen, weniger wertend zu beschreiben.

      Noch etwas anderes in diesem Zusammenhang: Wenn ein Partner spricht, bitte ich den anderen, sehr aufmerksam zuzuhören. Ich sage: „Es fällt schwer, unter diesen Bedingungen zuzuhören, da niemand gerne kritisiert wird. Und wenn Sie so sind wie die meisten Menschen, wollen Sie dazwischenreden und widersprechen oder sich verteidigen oder Ihren Standpunkt vermitteln oder mit Ihren eigenen Beschwerden oder Ihrer eigenen Kritik kontern. Jedoch wissen Sie wahrscheinlich nur allzu gut, dass eine derartige Reaktion nicht sehr effektiv ist, stimmt’s?“ An dieser Stelle antworten die Klienten meistens mit Ja. Und wenn sie sich nicht sicher zu sein scheinen, frage ich: „Was passiert normalerweise, wenn Sie so reagieren?“ Die Antwort lautet dann gewöhnlich ungefähr so: „Wir streiten uns letztendlich einfach noch mehr und kommen nie zu einer Lösung.“

      „Aha“, sage ich. „Wie wäre es also, dies als eine Gelegenheit zu sehen, zu lernen, anders auf Ihren Partner zu reagieren: ihm gegenüber wirklich aufmerksam zu sein, mit einer offenen und neugierigen Haltung statt mit einer feindseligen oder gelangweilten?“ Mit anderen Worten fordere ich sie dazu auf, Achtsamkeit zu praktizieren. Achtsames Zuhören und wertfreies Beschreiben tragen beide zur Schaffung eines sicheren Raumes bei, eines Raumes, in dem beide Partner beginnen können, sich zu öffnen und freier über ihre Schwierigkeiten zu sprechen. Und während jeder Partner seine Geschichte erzählt, stelle ich wiederholt Fragen wie diese: „Wie fühlen Sie sich, wenn sie so mit Ihnen spricht?“ oder „Wie ist es für Sie, wenn er das, was er sagt, nicht durchzieht?“ oder „Wie fühlen Sie sich, wenn sie so aus dem Zimmer stürmt?“ Ich tue das, um ihnen zu helfen, zu erkennen, dass sie beide leiden. Zur Veranschaulichung folgt nun ein weiterer Auszug aus dem Protokoll über die Sitzung mit Juan und Claire:

RUSS:Wie fühlen Sie sich, wenn Juan

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