Die Regulus-Botschaften: Band IV. Bettina Büx
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Unschuld ist, ganz allgemein gesprochen, göttlicher Urzustand aller Schöpfung und so, wie Gott die Dinge schuf, so sind sie in Ewigkeit. Liebe fragt immer nur nach sich selbst, Liebe begehrt nichts als sich selbst, Liebe will nichts als sich selbst, Liebe sucht nichts als sich selbst, Liebe bezweckt nichts als sich selbst, Liebe bewirkt nichts als sich selbst und Liebe erkennt nichts als sich selbst. Darin liegt ihre natürliche Unschuld. Wessen könnte sich Liebe also schuldig machen?
Der Mensch, der liebt, ist immer integer. Das in dieser Welt so vieles, was aus Liebe geschieht, dennoch am Ziel vorbeizuschießen scheint, liegt an der mangelnden Gesamtübersicht und dem fehlenden Verständnis für die Komplexität der ganzen Situation. Doch, wie wir im vorherigen Kapitel gesehen haben, zeigt und bahnt die Weisheit immer den richtigen Weg. Die Weisheit bahnt den rechten Weg, die Liebe geht ihn.
Da das Wort ›Unschuld‹ unter Euch Menschen meist schwer und schmerzlichst fehlbesetzt ist mit seinem Gegenteil, dem Konzept der Schuld, wollen wir hier, wenn wir von Unschuld reden, lieber das Wort ›Einklang‹ verwenden.
Liebe ist in vollkommenem Einklang mit Dir selbst, mit Gott und mit der ganzen Schöpfung. Mit anderen Worten: Liebe kann niemals anecken, Schmerz oder Zerstörung verursachen und dadurch Disharmonien auslösen.
Der liebende Mensch bewegt sich durch die Welt und sein Leben wie der perfekt spielende Musiker eines großen Orchesters, der bei einer wunderbaren, harmonischen Symphonie mitwirkt. Mehr noch, in Wirklichkeit ist er der Dirigent, denn wo die Liebe ist, da ist auch die Macht und die Macht liegt eben immer bei dem, der sie hat.
Liebe offenbart einerseits den Einklang des Menschen mit dem Menschen und schafft und erneuert ihn andererseits. Die Dinge zu offenbaren, bedeutet immer auch, sie zu bestätigen, zu bekräftigen und neu zu erschaffen. Das ist Evolution, das ist Erkenntnis! Liebe ist auch deshalb ein Synonym für Einklang, weil sie hochgradig konstruktiv ist. Liebe wirkt immer schaffend, weil sie die Schöpferkraft selbst ist. Liebe zerstört nie!
In zwischenmenschlichen Beziehungen tritt die aufbauende Kraft der Liebe am deutlichsten zutage. In jeder Liebesbeziehung, ganz gleich ob Partnerschaft, Vater- oder Mutterliebe, Geschwisterliebe oder freundschaftliche Bindung, wird der geliebte Mensch zur Selbstliebe angehalten und geführt. Die Mehrung der Selbstliebe bedeutet immer ein Höchstmaβ von Zunahme an beglückender Selbsterkenntnis und strahlender Persönlichkeitsentwicklung. Der Mensch, der wahrhaft geliebt wird, wird sehr viel mehr er selbst und bezeugt es in seinem Lebenswandel. Der geliebte Mensch wird regelrecht durch sein Leben getragen, sowohl durch die Selbstliebe als auch durch die Liebe des anderen.
Die verschiedenen Aspekte der Liebe bestätigen und potenzieren sich immer gegenseitig. Liebe darf alles! Sie darf alles, weil sie nichts will. Liebe ist vollkommenes Loslassen des anderen in seinem Sosein und deshalb sind die Taten der Liebe immer segensreich für jeden, den sie berühren.
»In jedem Menschen wohnt
eine eigene Unschuld.«
(Hugo von Hofmannsthal)
3. Teil
Die Beschaffenheit der Liebe
Fürsorge
Meine liebe Freundin, mein lieber Freund, das Tragen von Fürsorge ist ein fundamentales Bedürfnis jedes Menschen. Der Mensch, und damit sind ganz sicher nicht nur die Mütter dieser Welt gemeint, sehnt sich nach etwas oder jemandem, das oder den er umsorgen, hegen und pflegen will und kann.
Fürsorge ist sehr viel mehr als nur angenehmes Beiwerk des menschlichen Lebens, in der Fürsorge findet die Liebe des Menschen ihre ganze Erfüllung. Sie ist der praktische Nutzen der Liebe, denn hier kann sie sich Ausdruck verschaffen. In der Fürsorge erweckt sich die Liebe zum Leben, hier wird sie wirklich, praktisch, real und im wahrsten Sinne des Wortes ›genießbar‹, und zwar für den Gebenden wie auch für den Nehmenden. Es gehört zu den süßesten Wonnen menschlichen Daseins, Geliebte und Geliebtes umsorgen zu dürfen und zu können.
Fürsorge ist niemals Opfer. Wenn sie als Last empfunden wird, mangelt es mit Sicherheit an Fürsorge für sich selbst. Wie wir also sehen, kommen wir auch in diesem wie in jedem anderen Aspekt der Liebe nicht um die Selbstliebe herum. Wird Fürsorge als eine Bürde empfunden, geht es nicht um ein ungesundes Verhältnis zwischen dem Geben und Nehmen im zwischenmenschlichen Bereich, sondern vielmehr um ein Ungleichgewicht im Umgang mit der eigenen Persönlichkeit. Man kann einem anderen niemals zu viel geben. Fürsorge ist ein fundamentaler Eckstein gelebter Liebe, sie ist sozusagen ihr Gradmesser. Das Sichkümmern um den Erhalt dessen, was geliebt wird, entspringt dem tiefsten Wesenskern der Liebe selbst. Mehr noch als um den bloßen Erhalt geht es der Liebe um Wachstum, Entfaltung und Gedeihen dessen, was man liebt.
So wie die Liebe selbst in ewiger Ausdehnung begriffen ist, so will sie auch das immerwährende Wachstum für ihr Ziel. Alles, was der Liebe anvertraut ist, strebt nach steter Vermehrung und Erweiterung. So wie ein Kind, das in fürsorglicher Atmosphäre aufwachsend, ganz einfach und selbstverständlich seine Möglichkeiten auslotet, so leicht wächst es auch in seine Potenziale hinein.
Doch nicht nur beim Kinde ist dem so. Fürsorge bietet dem Menschen in jeder Lebensphase den Rahmen an emotionaler Geborgenheit, den er braucht, um zu seinem vollen Potenzial heranzureifen. Der Mensch, der sich geborgen fühlt in einem inneren Zuhause, kann sozusagen ›hinausgehen und seine Welt erobern‹. Derjenige, dem es an Fürsorge mangelt von sich selbst für sich selbst wie auch von seinesgleichen, ist wie ein Baum, dem die Bewurzelung fehlt, die er braucht, um seine Krone ausstrecken zu können. Wer jedoch Fürsorge kennt und erfahren hat, der wird sein Leben lang Sicherheit nur dort suchen, wo sie auch zu finden ist, in der Liebe.
Wie wir in Band II Um Gottes willen und um deinetwegen gesehen haben, suchen Menschen Sicherheit in den absurdesten Dingen. Am augenfälligsten ist wohl die Suche nach Halt und Sicherheit im Geld. Wer die Liebe wirklich kennt, wird diesen eklatanten und tragischen Denkfehler niemals machen und Geld mit Liebe verwechseln: Nur Liebe ist Liebe!
Wie wir wissen, bedeutet Liebe auch Loslassen. So kann wahre Fürsorge sich rühmen, den Menschen niemals zu überfordern, weder den Gebenden noch den Nehmenden.
Liebe lebt im ständigen Spannungsfeld zwischen Kommen und Gehen, Nehmen und Geben, Kümmern und Sichselbst-Überlassen. Wie der liebevolle Gärtner, der seinen Garten hegt und pflegt, ihn ansonsten sich selbst überlässt und sich am Wachsen und Werden erfreut, so umgibt die sanftmütige Fürsorge den geliebten Menschen wie mit einem weichen Mantel. Dem Menschen, der Fürsorge kennt, ist immer warm ums Herz.
Fürsorge macht den Menschen unabhängig, denn sie lehrt den sorgsamen Umgang mit sich selbst und das Vertrauen in die eigene Kraft.
Das A und O der Fürsorge ist nicht etwa eine Frage der Quantität – in der Liebe kann es niemals ein Zuviel geben –, sondern vielmehr eine Frage der Qualität. Wenn ›Fürsorge‹ Abhängigkeit, Enge und Furchtsamkeit hervorruft, dann ist sie keine. Da wahre und weise Fürsorge der Liebe entspringt, besudelt und belastet sie das Objekt ihres Strebens niemals mit Angst und Sorge, sondern stärkt vielmehr