Schweiß, Schlamm und Endorphine. Iris Hadbawnik
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So ist das Absolvieren der Bahn durch die Mitnahme von Waffe und Gepäck, unter reduzierter Sauerstoffzufuhr – also dem Tragen von ABC-Schutzbekleidung –, bei Nacht, bei Regen oder inklusive des Transportes eines »verwundeten« Kameraden, der durch einen Baumstamm ersetzt wird, an der Tagesordnung. Aber nicht nur in Deutschland ist die Bahn Bestandteil der Ausbildung, sondern nahezu weltweit.
Zu jeder Hindernisbahn gehören mindestens folgende Stationen: Eskaladierwand (eine 1,80 bis 2,50 Meter hohe Wand), Steigbahn, Balancierbalken, Gleithindernis (das typische Kriechen unter dem Stacheldraht), Schützen- beziehungsweise Wassergraben, Stolperdrähte und Spanische Reiter (x-förmig angeordnete Holzbalken, die überstiegen werden müssen).
Ein Sportler trägt einen Baumstamm, der einen verwundeten Kameraden simulieren soll.
Hindernislauf goes Olympia
Der Hindernislauf ist jedoch nicht rein militärisch geprägt. Bereits 1850 entstand aus einer Wette von Oxford-Studenten ein Wettkampf, der ein bekanntes Pferderennen nachahmte: ein sogenanntes Steeplechase, also ein Hindernisrennen von Kirchturm zu Kirchturm. Bei diesem Wettkampf mussten die Reiter mit ihren Pferden querfeldein verschiedene natürliche Hindernisse wie Zäune oder Wassergräben überwinden. Als Wegweiser diente jeweils der Kirchturm des nächsten Ortes. Nun sollten Läufer diese Strecke bewältigen, die genau wie die Jockeys Gewichte mittrugen, um sich je nach Alter oder Leistung möglichst gleiche Siegchancen zu sichern. Im Jahr 1900 wurde dieser Hindernislauf, der damals auf einer Strecke von 2.500 und 4.000 Metern durchgeführt wurde, sogar ins olympische Programm aufgenommen. Seit 1928 einigte man sich auf eine Streckenlänge von 3.000 Metern, die noch heute Gültigkeit hat. Die Athleten bei den Olympischen Spielen absolvieren den Hindernislauf auf einer 400-Meter-Bahn und müssen insgesamt 28-mal eine Hürde von exakt 3 Fuß Höhe (91,4 Zentimeter) und 7-mal einen Wassergraben mit einer Breite von 13 Fuß (3,66 Meter) und einer Tiefe von bis zu 70 Zentimetern überwinden.
Seit den Sommerspielen 1912 in Stockholm wurde eine weitere Sportart populär, die speziell für Olympia konzipiert wurde: der Moderne Fünfkampf. Er beinhaltet die klassischen Offiziersdisziplinen, wie Pistolenschießen, Degenfechten und Military-Reiten (Querfeldeinreiten mit natürlichen und künstlichen Hindernissen) – angereichert mit Schwimmen und Querfeldeinlauf. So war der Moderne Fünfkampf ursprünglich darauf ausgelegt, die optimalen Fertigkeiten von Soldaten miteinzubeziehen und somit den idealen Athleten zu formen. Kein Wunder also, dass der Moderne Fünfkampf bis zum Zweiten Weltkrieg überwiegend von Angehörigen der Militärs betrieben wurde. Aber auch hier finden sich Parallelen zum heutigen Hindernislauf, denn beim Querfeldeinlauf, dem sogenannten Crosslauf, mussten die Sportler ein profiliertes Gelände abseits befestigter Wege, mit natürlichen Hindernissen bewältigen. Bis heute kämpft der Moderne Fünfkampf jedoch um Popularität, und es stand bereits zweimal zur Diskussion, ihn aus dem Olympia-Programm zu streichen.
Einige Jahre später, im Jahr 1946, hatte der französische Offizier Henri Debrus die Idee, einen sportlichen Wettkampf ausschließlich für die Armee zu organisieren. Inspiriert wurde er dabei vom anspruchsvollen körperlichen und technischen Training der niederländischen Fallschirmjäger. Diese mussten mit ihrem Fallschirm über einer gekennzeichneten Zone abspringen und anschließend eine Strecke von 20 Kilometern, gespickt mit zahlreichen Hindernissen und Kampfübungen, bewältigen. Debrus ließ das Fallschirmspringen weg und modifizierte die einzelnen Disziplinen nach seiner Vorstellung von einem idealen Grundlagentraining für den modernen Soldaten. Fähigkeiten wie Fechten und Reiten empfand er nach dem Zweiten Weltkrieg als obsolet. Daher kann aus militärischer Sicht der Militärische Fünfkampf als eine Weiterentwicklung des Modernen Fünfkampfs betrachtet werden.
Der Militärische Fünfkampf nach CIOR-Reglement besteht bis heute aus:
• Überwinden der Hindernislaufbahn Land: 500 Meter, 20 international genormte Hindernisse (in Uniform)
• Hindernisschwimmen: 50 Meter, 4 Hindernisse sind zu untertauchen und zu überwinden (in Uniform)
• Schießen: Langwaffe – 200 Meter liegend freihändig, Kurzwaffe – 50 Meter stehend
• Werfen: Handgranaten-Zielwurf
• Orientierungslauf: 12 bis 16 Kilometer (in Uniform)
Der Militärische Fünfkampf nach CISM-Reglement ist militärisch etwas entschärft, obwohl er weltweit nur von Sportsoldaten (Zeit- und Berufssoldaten) durchgeführt wird. Gestartet wird immer in Sportkleidung. Der Orientierungslauf ist durch einen Geländelauf (Crosslauf, 8 Kilometer Männer, 4 Kilometer Frauen) ersetzt und das Pistolenschießen entfällt.
Der erste Wettkampf fand 1947 in Freiburg, in der französischen Besatzungszone in Deutschland, statt. Teilnehmende Länder waren Belgien, Frankreich und die Niederlande. Seit 1950 werden jährlich Weltmeisterschaften abgehalten. Seitdem wuchs die Gemeinschaft des Militärischen Fünfkampfes stetig an und zählt zurzeit über 30 Länder. Obwohl der Sport in Deutschland nicht so verbreitet ist wie in anderen Ländern, gibt es mit den aktiven Sportsoldaten des Conseil International du Sport Militaire (CISM) und den Reservisten der Confédération Interalliée des Officiers de Réserve (CIOR oder AESOR) zwei Gruppen, die ihm erfolgreich nachgehen. Seit den Weltmeisterschaften 1991 in Oslo nehmen auch Frauen an den Wettkämpfen teil.
Soldat beim Hindernisschwimmen
EXTREM-HINDERNISLAUF IN DEUTSCHLAND? NIEMALS!
Der erste Teilnehmer aus Deutschland, der beim Tough Guy in England an den Start ging, war kein geringerer als Stefan Schlett. Seit über 35 Jahren betreibt er Extremsport und ist Spezialist für alle Sportarten zu Land, zu Luft und im Wasser. Stefan hat auf allen sieben Kontinenten Marathonläufe absolviert und ist der erste Mensch, der den höchsten (Mount Everest, Nepal), den tiefsten (See-Ge-nezareth, Israel), den nördlichsten (Spitzbergen, Norwegen) und den südlichsten (Antarktis) Marathon gelaufen ist. Bereits 1985 startete er beim legendären Ironman auf Hawaii. Er finishte den Badwater Ultramarathon (217 Kilometer durch das Tal des Todes), die Xerox-Challenge (Durchquerung Neuseelands per Mountainbike, Kajak, Rennrad und zu Fuß; 2.444 Kilometer in 22 Tagen) und belegte bei der Weltpremiere des Deca Ultra Triathlons, also des zehnfachen Ironman, in Mexiko den 2. Rang. Er bestritt insgesamt vier Kontinentaldurchquerungen: das Trans America Footrace (4.724 Kilometer in 64 Tagen), das Trans Australia Footrace (4.293 Kilometer in 63 Tagen), das Trans Europa Footrace (5.036 Kilometer in 64 Tagen), sowie die Tour d’Afrique (11.919 Kilometer per Mountainbike in 121 Tagen), und er siegte beim 1.000-Meilen-Rennen in New York. Bis heute hat er vierzehn Mal am Grand Raid de la Réunion teilgenommen, er hat den Mount McKinley, den Kilimandscharo und den Elbrus bestiegen und knapp 500 Fallschirmsprünge absolviert.
Stefan Schlett beim Tough Guy 1997
Und obwohl er über genügend Extremsport-Erfahrung verfügt und in seinem Leben sicher vieles gesehen und erlebt hat, veröffentlichte er nach seinem erfolgreichen Finish beim Tough Guy Race im Januar 1997 eine siebenseitige Reportage in der Fit for Life, dem Schweizer Fachmagazin für Lauf- und