Wassergeld. Harald Schneider

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Wassergeld - Harald Schneider страница 7

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Wassergeld - Harald Schneider

Скачать книгу

las ich den Text. »Ist das wirklich ernst zu nehmen? Kann man die Herkunft feststellen?«

      »Das ist freilich sehr ernst zu nehmen. Das Herausfinden des Absenders dürfte nicht einfach werden. Das E-Mail wurde über eine anonymisierte Verbindung und dazu noch über einen koreanischen Server verschickt. Wir haben das selbstredend sofort an das Landeskriminalamt weitergegeben. Doch die sind desgleichen sehr skeptisch, was die Recherche nach dem Urheber angeht.«

      Ich ging das E-Mail erneut durch. »Das liest sich wie ein schlechter ›Tatort‹. Wie kommst du darauf, dass der Text echt sein soll?«

      »Ganz einfach, mein lieber Reiner. Wir haben das sogenannte Angebot gefunden, so viele Altriper Ortsschilder gibt es nicht. Und der Inhalt lässt keinen Zweifel daran, dass er von den Terroristen stammt, die den Deich gesprengt haben.«

      »Terroristen? Hier bei uns in der Vorderpfalz?« Ungläubig schüttelte ich den Kopf. »Wir sind nicht in Berlin, Jutta.«

      »Du wirst es gleich begreifen. Das Motiv bleibt allerdings im Dunkeln. Diese Terroristen wollen 50 Millionen Euro haben. Ansonsten werden sie noch größeren Schaden in der Region anrichten. Die Sprengung gestern Abend soll nur eine kleine Kostprobe gewesen sein.«

      »Eine kleine Kostprobe? Die haben an drei Stellen den Deich weggesprengt und das Leben vieler Menschen aufs Spiel gesetzt!«

      »Genau!«, antwortete Jutta. »Die haben den Deich gesprengt und das ohne Probleme und ohne Zeugen. Wir müssen davon ausgehen, dass diese Gruppe ein mächtiges Gefährdungspotenzial darstellt. Das Geld soll bereits heute Nachmittag übergeben werden, wir haben folglich einen ziemlichen Zeitdruck. Die Details zur Übergabe liegen vor. Das Original des Erpresserschreibens wird zur Stunde im LKA untersucht. Eines steht bereits fest: Die ausgeschnittenen Buchstaben des Briefes stammen aus dem ›Trieri­schen Volksfreund‹, insbesondere aus einem aktuellen Artikel über die Verschwendungssucht beim Nürburgringprojekt.«

      Sekundentod hin, Sekundentod her. Jetzt war ich soweit, mir eine Tasse einzuschenken. Glücklicherweise stand ein Beutel Milch auf dem Besprechungstisch.

      »Okay, dann kriegen wir sie halt bei der Geldübergabe. Meines Wissens hat noch nie ein Erpresser eine todsichere Möglichkeit für eine Geldübergabe gefunden.«

      »Da wäre ich mir für die Zukunft nicht so sicher«, mischte sich Gerhard ein. »Die wollen, dass die 50 Millionen Euro in eine Metallkiste gesteckt und an einem Hubschrauber befestigt werden. Der Hubschrauber muss auf einer bestimmten Frequenz ständig seine Position durchgeben und der Pilot erhält auf einer anderen Frequenz seine Instruktionen. Auf ein bestimmtes Kommando hin soll die Kiste dann abgeworfen werden.«

      »Das funktioniert doch niemals!«, ereiferte ich mich. »Was ist, wenn es Trittbrettfahrer sind?«

      »Das ist so gut wie ausgeschlossen. Letzte Gewissheit bekommen wir nachher. In dem Erpresserschreiben wird die genaue Mischung des Sprengstoffs beschrieben. Reste davon haben die Entenbobbys inzwischen bergen können.«

      Ich kannte den Spaßausdruck für die Wasserschutzpolizei und wollte gerade etwas erwidern, als die Tür aufgerissen wurde. So zornig hatte ich KPD selten erlebt. Polternd setzte er sich zu uns an den Tisch.

      »Denen hab ich’s aber gegeben!«, begann er ohne Begrüßung zu schelten. »Das Landeskriminalamt wird immer dreister. Nur weil wir hier einen kleinen Deichbruch haben, wollen die den Fall an sich reißen. Lächerlich, was die sich alles einbilden! Ich habe denen kräftig die Meinung gegeigt. Hier in meiner Dienststelle bewerte ich die Lage immer noch selbst. Solange ich ein guter Chef bin, können wir das allein regeln. Mit meinem Organisationsgeschick dürfte das eine leichte Übung sein.«

      Fassungslos glotzten wir ihn an. Bevor einer von uns auch nur den Hauch einer Chance hatte, etwas zu sagen, fuhr er fort: »Selbstverständlich kommt kein Geld in die Kiste. Mit meiner Erfahrung schnappen wir die Spinner bei der Geldübergabe. Meine Herren –«, damit wandte er sich Gerhard und mir zu, »auf Sie warten die Kollegen von der Wasserschutzpolizei. Ich habe den Termin für Sie vereinbart. Die Beamten zeigen Ihnen die Deichbruchstellen von der Rheinseite aus. Anschließend wartet der Hubschrauber. Da wir bei uns im Hof wegen der Bäume keinen geeigneten Platz haben, wird er vor dem Gebäude der Wasserschutzpolizei landen. An diesem Ort wird auch die Metallkiste befestigt, geeignete Spezialisten sind unterwegs. Sie sehen, ich habe alles bestens organisiert. Sie brauchen fast nichts mehr selbst zu tun. Frau Wagner wird heute Abend während der Geldübergabe den Funkverkehr abhören und die Kollegen von der Schutzpolizei zum Abwurfort lotsen. Ich selbst habe leider keine Zeit. Wegen der ausgefallenen Weihnachtsfeier muss ich zu jedem Bürgermeister fahren und mich entschuldigen. Frau Wagner, Herr Steinbeißer, Herr Palzki – ich verlasse mich auf Sie!«

      Mit diesen Worten war er wieder verschwunden.

      »Das ist typisch KPD«, fasste Jutta zusammen. »Zuerst das Landeskriminalamt zusammenstauchen, das viel bessere Möglichkeiten hätte als wir, und danach die Fliege machen. So wie es aussieht, Reiner, bist du nun der Verantwortliche.«

      Mein Rachen brannte fürchterlich, als ich die verbliebene halbe Tasse Sekundentod auf Ex hinabstürzte. »Dann wollen wir mal. Lasst uns diese Gauner schnappen, dann haben wir wenigstens einen freien Sonntag.«

      »Siehst du das nicht vielleicht ein bisschen zu naiv?«, wandte Gerhard ein.

      »Vielleicht. Aber zu Hause sitzt Stefanie und wartet auf mich. Los, lass uns fahren.« Als wir fast zur Tür draußen waren, fiel mir ein: »Jutta, was machst du jetzt eigentlich? Wer löst dich ab?«

      »Machst du Witze? Selbstverständlich bleibe ich im Dienst. Die ganze Aktion muss koordiniert und überwacht werden. Wer sollte das übernehmen? Ich schau, dass ich da oben –«, sie zeigte mit der Hand in Richtung Sozialraum, der einen Stock höher lag, »nicht mehr gebraucht werde. Das dürften die Kollegen allein gebacken bekommen. Macht ihr euren Ausflug auf dem Rhein, bis heute Nachmittag wird der Hubschrauber startklar sein.«

      Hubschrauber. Warum musste sie das nochmals erwähnen. Ich war bisher ein einziges Mal in so einem Ding gesessen und habe gekotzt wie bei meiner ersten Obduktion mit Dr. Hingstenberg. Ich versuchte, die Erinnerung daran zu verdrängen.

      »Los, Gerhard, heute fahre ich.«

      »Das geht auch nicht anders«, antwortete er. »Mein Wagen sieht aus wie nach der Rallye Paris–Dakar. Wenn wir damit bei der Entenpolizei auftauchen würden –«

      Wir fuhren nach Ludwigshafen. Die Dienststelle der Wasserschutzpolizei befand sich seit noch nicht allzu langer Zeit in der Hafenstraße auf der Parkinsel. Die frühere Dienststelle musste der neu gebauten Rhein-Galerie weichen, einem riesigen und kontrovers diskutierten Einkaufszentrum direkt am Rhein, mit dem Ludwigshafen versuchte, die nach Mannheim flüchtende Kaufkraft in der pfälzischen Metropole zu halten. Die Dienststelle war nicht leicht zu finden. Nur ein Hinweisschild an der breiten Einfahrt eines Unternehmens zeigte uns, dass wir richtig waren. Im hinteren Bereich eines fußballfeldgroßen Parkplatz fanden wir einen freien Platz. In einer Ecke versteckte sich ein dreistöckiges Gebäude. Die Eingangstür stand offen. Anhand der Klingelschilder erkannten wir, dass neben der Dienststelle weitere Unternehmen in dem Gebäude ansässig waren. Im Treppenhaus konnten Gerhard und ich keine Hinweise auf unsere Kollegen finden. Also gingen wir nach dem Ausschlussverfahren vor. Alle vom Treppenhaus abführende Türen waren mit Firmenschildern bestückt. Die Sache war klar: Wir mussten einen Stock höher. Dort das gleiche Spiel. Als wir die Hälfte der Treppe zum dritten Stock nach oben gegangen waren, erkannten wir am Ende des Treppenaufgangs eine einzelne Tür, die wie ein Speicherzugang aussah. Verwundert blieben wir stehen.

      »Haben wir etwas übersehen,

Скачать книгу