Wassergeld. Harald Schneider

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Wassergeld - Harald Schneider

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einem Keller habe ich auch nichts bemerkt.«

      Ich schmunzelte. »Vielleicht arbeiten die Kollegen komplett auf dem Wasser? Ich habe sowieso nie ganz verstanden, was die so machen.«

      Zu unserer Rettung wurde in diesem Moment die Speichertür geöffnet und ein uniformierter Kollege schaute heraus. »Wollen Sie zu uns?«, fragte er höflich.

      »Wenn ich Sie so anschaue, stimmt die Richtung. Wir kommen von der Kripo Schifferstadt.«

      »Ah, die Landratten. Wir warten schon eine Weile auf Sie. Kommen Sie hoch.«

      Hinter der Speichertür erwartete uns eine ganz normale Dienststelle, die sich über das gesamte Stockwerk zog. Ein Mann mit mehreren Streifen auf seiner Uniform kam auf uns zu.

      »Herr Palzki, Herr Steinbeißer, herzlich willkommen bei uns. Mein Name ist Heinz Strommeier. Ich bin der Dienststellenleiter der Wasserschutzpolizei Ludwigshafen. Kommen Sie bitte mit in mein Büro.«

      Während wir ihm folgten, fuhr er fort: »Ich habe zwar gerade Besuch, aber das soll Sie nicht stören.«

      Erstaunt blickten wir in das knabenhafte Gesicht von Dietmar Becker, dem Archäologiestudenten. Dieser Grobmotoriker mit seinem ausgeprägten Gewissen, das ihn bei der kleinsten Lüge rot werden ließ, tauchte seit Monaten stets unverhofft während meiner Ermittlungsarbeiten auf. Anfangs schien es noch zufällig zu sein, bis ich erfuhr, dass er nicht nur nebenbei als freier Journalist für Zeitungen arbeitete, sondern als Schriftsteller regionale Kriminalgeschichten schrieb. Die Verbrechen schienen ihn magisch anzuziehen. Trotzdem mochte ich ihn wegen seiner ehrlichen und offenen Art.

      »Was machen Sie hier, Herr Becker? Ich habe schon fast Sehnsucht nach Ihnen bekommen.«

      Herr Strommeier stand da, unfähig, etwas zu sagen.

      »Hallo, Herr Palzki«, grinste mich der Student an. »Ich habe selbst erst vor ein paar Minuten erfahren, dass Sie einen Termin mit Herrn Strommeier haben.« Er schaute mich fragend an: »Hat es mit dem Deichbruch zu tun, von dem ich im Radio hörte?«

      Der Chef der Wasserschutzpolizei fand seine Sprache wieder. »Oh, ich wusste nicht, dass Sie sich kennen. Herr Becker ist nur zufällig hier. Er will einen Artikel über unsere Polizeiarbeit schreiben. Viele Menschen wissen überhaupt nicht, was wir so den ganzen Tag treiben, daher habe ich ihm selbstverständlich Unterstützung zugesagt. Da wir samstags meist wenig Betrieb haben, habe ich ihn zu einer kleinen Fahrt auf dem Rhein eingeladen, um ihm unsere Aufgabengebiete plastisch vorzuführen. Dummerweise habe ich in der Hektik vergessen, den Termin zu verlegen.«

      »Lassen Sie mal gut sein, Herr Strommeier. Becker und ich kennen uns ganz gut.«

      Ein weiterer Beamter kam zur Tür herein.

      »Darf ich vorstellen? Das ist Kollege Bernd Schliefensang, Polizeioberkommissar. Vor zwei oder drei Monaten wurde er von der Mosel an den Rhein nach Ludwigshafen versetzt.«

      Wir schüttelten ihm nacheinander die Hand.

      »Auf eigenen Wunsch«, ergänzte der langhaarige Schliefensang. »Ich wollte schon immer in der Stadt wohnen.«

      Irgendwie sah er eigenwillig aus. Er trug Ohrringe. Gut, heutzutage musste man toleranter sein als früher. Dennoch machte er nicht gerade einen sympathischen Eindruck auf mich. Er hatte etwas Kinskimäßiges an sich.

      »Chef, das Fax mit der Analyse ist da.« Er übergab Herrn Strommeier ein Blatt Papier.

      »Sie wissen bestimmt Bescheid«, wandte er sich uns zu. »Letzte Nacht haben wir Reste des Sprengstoffs bergen können, eine Stange hatte nicht gezündet. Darum geht es in dieser Analyse. Ihre Kollegin, Frau Wagner, sagte mir vorhin am Telefon, dass sie mir das Ergebnis durchfaxen würde, sobald es vorliegt.« Er las den Text. »Aha, wie Herr Schliefensang nach dem Fund vermutet hatte. Es handelt sich um einen gelatinösen Sprengstoff. Gut gemacht, Herr Kollege.« Er nickte ihm anerkennend zu. »Als Sprengöl wurde Ethylenglykoldinitrat verwendet und als aromatische Nitroverbindung Trinitrotoluol und Ammoniumnitrat im Verhältnis 60:40. Das Gemisch war mit sieben Prozent Kollodiumwolle gelatiniert. Das LKA teilt ferner mit, dass dies mit den Angaben im Erpresserbrief übereinstimmt und die Herstellung keine Amateurarbeit war.«

      Im Augenwinkel bekam ich mit, wie Dietmar Becker eifrig mitschrieb. »Herr Becker! Unterstehen Sie sich, die Zusammensetzung des Sprengstoffs irgendwo zu veröffentlichen. Oder wollen Sie in Ihren Romanen Anleitungen für einen Bombenbau geben?«

      Der Student lief rot an. »Nein, natürlich nicht. Ist es wirklich wahr, dass der Deich absichtlich gesprengt wurde?«

      Herrn Strommeier war die Situation sichtlich peinlich. »Ich glaube, wir sollten unsere Fahrt auf ein anderes Mal vertagen, Herr Becker. Sie sind leider in eine polizeiliche Ermittlung reingeraten, eine gefährliche dazu. Tut mir leid, bei der Polizei lässt sich leider der Tagesablauf nicht immer vorhersagen.«

      Bei KPD schon, wollte ich antworten. Stattdessen sagte ich: »Lassen Sie mal, Herr Strommeier. Wir können den Studenten gerne auf unsere Fahrt mitnehmen. Das ist zwar auch bei der Kripo nicht üblich, doch irgendwie hat er in der Vergangenheit in manchen Dingen ein glückliches Händchen gehabt.«

      Becker strahlte über beide Ohren und der Chef der Wasserschutzpolizei antwortete mit einem: »Wie Sie meinen, Herr Palzki.«

      Schliefensang stand nach wie vor neben seinem Chef. »Das Boot steht bereit, Heinz.«

      »Danke, Bernd. Dann wollen wir mal, meine Herren. Kollege Schliefensang wird Ihnen gleich eine Rettungsweste geben. Ohne Weste darf niemand an Bord mitfahren. Auch auf dem Wasser hat die Berufsgenossenschaft das Sagen.«

      Zu fünft gingen wir nach unten. Auf der schmalen Seite des Gebäudes befand sich der künstlich angelegte Luitpoldhafen. Durch seinen Bau wurde die Parkinsel vor rund 100 Jahren zur Insel. Das knapp 20 Meter lange Polizeiboot mit dem blauen Rumpf und dem weißen Aufbau lag direkt neben der Kaimauer. WSP 17 stand am Bug.

      Herr Schliefensang war kurz in der Kajüte verschwunden und hatte, als er zurückkam, drei Schwimmwesten in der Hand. Das Anlegen ging recht fix, der Tragekomfort ließ zu wünschen übrig. Verglichen mit dem einer Krawatte konnte ich aber nicht meckern. Der Motor des Bootes sorgte für eine ziemliche Geräuschkulisse. Der Schiffsführer drückte ordentlich aufs Gas.

      »Die 850 PS unter der Haube machen sich deutlich bemerkbar«, meinte Herr Strommeier stolz. »Mit den beiden Turbodieselmotoren erreichen wir in der Spitze über 50 Stundenkilometer. Ich weiß, die Geschwindigkeit ist nichts im Vergleich zu Ihrem Dienstwagen, doch versuchen Sie mal mit ihm, auf dem Rhein zu fahren.«

      Die Uferlinie des Luitpoldhafens zog in rasantem Tempo an uns vorbei. Die kalte Luft in der Kajüte ließ mich frieren. Strommeier entschuldigte sich, dass im Moment leider die Heizung ausgefallen sei. Dietmar Becker schien etwas grün im Gesicht zu werden. Im Nu hatten wir den Rhein erreicht und fuhren stromaufwärts. Auf Steuerbord, oder wie ich an Land sagen würde, rechter Hand, lag der überflutete Stadtpark der Parkinsel. Ganze Baumreihen standen mitten im Wasser.

      »Schauen Sie sich jetzt diesen Gegensatz an«, rief mir Herr Strommeier zu. »Auf der Mannheimer Seite sehen Sie das Naturschutzgebiet der Reißinsel. Einmalig für diese dicht bebaute Region. Und wenn Sie jetzt Ihren Blick auf das Ludwigshafener Ufer lenken würden –«, er deutete mit seinem Arm nach rechts, »sehen Sie den größten europäischen Binnenumschlaghafen für Gefahrgüter. Denken Sie nicht nur an die Raffinerie, hier gibt es eine Vielzahl mittelständischer Unternehmen, die mit chemischen Gefahrgütern

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