Da ist mehr, noch so viel mehr .... Andrea Volkelt

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Da ist mehr, noch so viel mehr ... - Andrea Volkelt страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Da ist mehr, noch so viel mehr ... - Andrea Volkelt

Скачать книгу

Nachmittag verlief traumhaft. Wir hatten so viel Gesprächsstoff, die Zeit verging wie im Flug. Längst war es Abend geworden und das Café wollte schließen. Vor den Autos quatschten wir weiter, bis uns kalt wurde.

      Den Hinweis von Sigi, dass er kommenden Freitag mit seinen Freunden auf einem Faschingsball sei, verstand ich als verborgene Einladung, ebenfalls dort hinzukommen.

      Wir waren zwar nicht fest verabredet, suchten uns aber geradezu. Nachdem wir uns dann endlich gefunden hatten, tanzten wir den ganzen Abend durch.

      Und schneller als gedacht genossen wir weitere Verabredungen.

      An einem Wochenende stellte Sigi mich dann offiziell seinen Freunden vor. Ich war sehr aufgeregt. Was, wenn sie mich nicht mochten? Doch die Sorge war unbegründet. Die Gruppe empfing mich so herzlich, als würde ich schon ewig dazugehören. Wir waren ein netter Haufen, und eine meiner bis heute besten Freundinnen lernte ich dort kennen.

      Blöderweise hatte ich meinen Urlaub für das Jahr bereits geplant, als sich die Liebe zwischen Sigi und mir festigte. Gemeinsam mit einer Kollegin aus der Buchhaltung sollte es für drei Wochen in die USA gehen. Ich erzählte Sigi davon und dann erfuhr ich von ihm, dass auch er bereits gebucht hatte. Und das ausgerechnet in den drei Wochen, bevor ich in die USA flog. Das wären sechs Wochen ohne ihn. Schon der Gedanke daran löste ein unangenehmes Ziehen in meinem Magen aus. Ich wollte ihn nicht so lange vermissen müssen und deshalb schmiedete ich einen geheimen Plan. Dabei kam mir ein Mädchen aus der Clique zu Hilfe, die wegen einer Familienfeier nachreisen musste. Ihre Eltern hatten einen Fahrer organisiert, der sie zu den Freunden auf die Insel Rab bringen würde. Das war meine Chance!

      Der Tag kam, an dem Sigi mit seiner Clique aufbrach.

      Ich war so traurig. Morgens standen wir vor den Garagen, wo der vereinbarte Treffpunkt mit allen anderen war. Sigi packte die Reisetasche in den Kofferraum seines Autos und überprüfte das auf dem Trailer angehängte Motorboot, ob alles gut verschnürt und verzurrt war. Langsam trudelten die Freunde der Reihe nach ein, voller Vorfreude und guter Laune, während meine Stimmung immer trauriger wurde. Unter lautem Gelächter stiegen sie in die Autos. Ich wollte mir den Abschiedsschmerz vor den anderen nicht anmerken lassen und kämpfte mit den Tränen. Ein brennender Kloß drückte sich in meinen Hals.

      Sigi kam auf mich zu, umarmte mich und sah mir liebevoll in die Augen. Er vermittelte mir wieder eine tiefe Geborgenheit und gleichzeitig eine Sicherheit, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauchte. Es würde alles gut gehen und die Zeit des Wiedersehens würde kommen. Schließlich musste er mich loslassen. Er stieg als letzter ein und startete sein Auto. Der Motor brummte und sie fuhren los. Drei Autos hintereinander.

      Da stand ich nun hilflos und unglücklich und winkte ihnen nach, solange ich sie sehen konnte. Unmittelbar danach eilte ich zu meinem Auto. Ich wollte nur irgendwohin, wo mich keiner sah, damit ich meinen Tränen freien Lauf lassen konnte.

      Es dauerte, bis ich mich endlich beruhigte, und von diesem Moment an hielt ich mich an dem Gedanken an meinen Plan fest. Eine große freudige Überraschung würde das werden.

      Endlich war es soweit, der Tag meines Vorhabens, mit dem Zug nach Rijeka zu fahren und weiter auf die Insel Rab zu reisen, kam näher. Am Freitag brachte mich meine Mutter um Mitternacht zum Bahnhof. Ich stieg ein und setze mich in ein Abteil, in dem bereits eine junge Mutter mit ihrem etwa siebenjährigen Kind saß. Die Frau sprach mich an. Überdreht sprudelte mein geheimer Plan aus mir heraus. Die Frau hörte mir aufmerksam zu und bot mir an, mich vom Bahnhof in Rijeka zur Fähre bringen zu lassen. Sie würde von ihrem Mann abgeholt werden, und er könnte einen kleinen Umweg in Kauf nehmen für meine bevorstehende Überraschung. Glückselig saß ich ihr gegenüber. Wenn´s läuft, läuft´s, dachte ich und konnte mich kaum mehr ruhig halten vor lauter Vorfreude auf das baldige Wiedersehen und Zusammensein mit Sigi. Als der Zug in unseren Zielbahnhof eintraf, stiegen wir gemeinsam aus und gingen auf den Mann meiner Zugnachbarin zu. Die Frau erklärte ihm meinen Plan und brachten mich zur Fähre. Ich bestieg das Schiff und suchte mir an Deck einen schönen Platz. In tiefen Atemzügen sog ich diese wunderbare Luft ein. Den salzigen Duft des Meeres, die Prise, die sofort das Gefühl von Urlaub auslöste und zusätzlich die Freude verstärkte, so nah am Ziel zu sein. Das tat gut. Die Fähre legte ab und langsam merkte ich, wie mir die Müdigkeit in alle Glieder kroch.

      Irgendwann rüttelte mich ein braun gebrannter Mann aus dem Schlaf, um mir mitzuteilen, dass wir gut angekommen seien. Da hätte ich beinahe das Aussteigen verpennt. Als Letzte verließ ich die Fähre.

      Nun stand ich also auf der Insel Rab und fühlte mich trotzdem irgendwie verloren. Vom Ferienhaus der Clique wusste ich nur, dass es in der Nähe eines Hotels mit angesagter Disco lag. Am Informationsschalter der Fähre fragte ich, ob sie diese Unterkunft kennen. Die Dame am Schalter verneinte und verdrehte genervt die Augen. Vermutlich, weil viele Touristen vor mir schon »blöde« Fragen gestellt hatten. Da fiel mir ein, dass ich die Telefonnummer hatte. Ich sah mich nach einer öffentlichen Telefonzelle um, wechselte mein Geld in die richtige Währung und ging zum Telefonieren. Ich wählte die Nummer und eine automatische Ansage teilte mir mit, dass diese Nummer nicht existierte. Das konnte doch nicht wahr sein! Niedergeschlagen legte ich den Hörer auf die Gabel und verließ die Telefon-Kabine. Jetzt war ich so kurz vorm Ziel und merkte, dass ich unnötig Zeit verlor. Was mach ich, was mach ich, was mache ich?, hämmerten meine Gedanken wie auf einen Amboss. Eine Unruhe übermannte mich und ich ging ein paar Schritte auf und ab, um mich wieder zu beruhigen. Aber das funktionierte nicht. Die Aufregung war zu groß. Die Sonne zu heiß. Und ich inzwischen kurz vorm Verzweifeln.

      Plötzlich trat ein junger Mann auf mich zu und fragte auf Deutsch: »Was ist denn dir passiert?«

      »Ich will meinen Freund, der seit ein paar Tagen hier ist, überraschen. Jetzt weiß ich die genaue Adresse nicht, und die Telefonnummer, die ich habe, ist auch falsch. Keine Ahnung, was ich jetzt machen soll und wie ich ihn finden kann.«

      »Hm«, sagte er, »hast du denn irgendeinen Anhaltspunkt, irgendetwas, was uns Aufschluss geben kann, wo dein Freund untergebracht ist? Hat er dir nicht erzählt, wie es dort aussieht oder ob etwas Besonderes in der Nähe ist?«

      »Doch! Eine angesagte Disco neben einem Hotel.«

      »Ha! Die kenn ich! Da war ich gestern mit meinen Freunden. Es gibt auch nur eine auf der Insel. Das ist einfach. Ich kann dich hinfahren. Ich hole nur schnell mein Auto vom Campingplatz unten am Meer. Warte hier, ich bin sofort wieder da.«

      Jetzt stand ich hier und wusste nicht, ob ich weinen oder lachen sollte vor Erleichterung. Die Tränen wegzwinkernd verharrte ich einen Augenblick und dachte kurz nach, ob ich denn zu einem Fremden einfach ins Auto steigen sollte. Nachdem ich mich jedoch schon so vertrauensvoll mit ihm unterhalten hatte, hörte ich auf mein Bauchgefühl, und als er vor mir anhielt, stieg ich ein. Während der Fahrt plauderten wir. In einer kleinen Gesprächspause grübelte ich, wie es gerade im richtigen Augenblick zu dieser Begegnung gekommen war. Deshalb fragte ich ihn: »Warum bist du denn überhaupt zur Anlegestelle gekommen?«

      »Ich hatte plötzlich so ein starkes Gefühl, dass ich meine Eltern anrufen sollte, um mich wieder einmal zu melden. Ich wollte zur Telefonzelle. Als ich dich dann dort so hektisch auf- und abgehen sah, dachte ich, da stimmt was nicht, du könntest bestimmt Hilfe gebrauchen. Ehrlich gesagt hast du richtig verzweifelt ausgesehen.«

      Dankbar lächelte ich ihn an. Hihi, das kann kein Zufall sein, da will wohl wirklich jemand, dass ich an mein Ziel komme.

      Kurz darauf erreichten wir den Ort. Das Hotel und die Disco waren nicht zu übersehen. Geld für die Fahrt wollte der junge Mann nicht. Ein »Danke« reichte ihm und ich stieg aus.

      Angekommen. Was hatte ich ein Glück: Diese netten und hilfsbereiten Menschen,

Скачать книгу