Tödlicher Fetisch. Frederique La Rouge

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Tödlicher Fetisch - Frederique La Rouge

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möglichst unauffällig ab, konnte jedoch niemand Bekanntes entdecken. Schließlich beschloss sie vorzugeben auf die Toilette zu müssen, um sich auch im Inneren des Cafés zu vergewissern. Da sie hier mehr oder weniger regelmäßig zu Gast war, würde ihr schon niemand verwehren die Toilette zu besuchen. Der junge Kellner verrichtete auch heute seinen Dienst. Er hatte sie gleich erkannt und ihr freundlich zugenickt, während er geschickt einige Kuchenteller und Tassen auf einem Tablett durch den Gastraum balancierte. Sie suchte die Toilette auf, wusch sich die Hände und nahm, ein klein wenig enttäuscht, an einem der wenigen noch freien Tische im Außenbereich Platz.

      Der Kellner erschien recht zügig, und Sylvia bestellte ihren üblichen Latte Macchiato, ohne es jedoch zu wagen, ihn nach dem Paar von gestern zu fragen. Sie nahm ihren Krimi aus der Handtasche, setzte ihre Sonnenbrille auf und versuchte sich auf die Geschehnisse ihres Romans zu konzentrieren. Mit mäßigem Erfolg. Heute war sie kaum in der Lage, dem innerstädtischen Lärmpegel der Fußgängerzone der Landeshauptstadt zu trotzen. Während sie ihn an anderen Tagen schon als eine seicht dahinfließende Hintergrundmusik wahrgenommen hatte, empfand sie ihn heute lediglich als störende Belastung.

      Sie ärgerte sich darüber, dass ihr Mann sie versetzt hatte, aber noch mehr, dass er ihre Verabredung schlicht vergessen zu haben schien. So etwas ist doch ein Merkmal, einer nicht mehr gut funktionierenden Partnerschaft, dachte Sylvia und war ganz in Gedanken, als der Kellner unvermittelt neben ihr erschien, er hatte bemerkt, dass sie ihr Glas mittlerweile geleert hatte.

      „Haben sie noch einen weiteren Wunsch?“, erkundigte er sich höflich lächelnd.

      Sylvia schaute auf. „Wie bitte? Äh, nein danke. Oder doch. Ich möchte zahlen, bitte.“

      Der hübsche Kellner lächelt vielsagend: „Dies ist nicht notwendig. Die Rechnung wurde bereits im Voraus beglichen.“

      „Wie bitte?“, fragte Sylvia, sichtlich irritiert.

      Er lächelte unbeirrt weiter und meinte verschwörerisch: „Am frühen Nachmittag, sprach mich ein Herr an. Er wusste ihren Namen nicht, konnte sie jedoch beeindruckend gut beschreiben. So gut, dass ich sie gleich wiedererkannt habe. Er hat sich nach ihnen erkundigt. Selbstverständlich habe ich ihm nichts über Sie gesagt, und ich wüsste ja in der Tat auch wenig über sie zu berichten. Dennoch bat er mich eindringlich darum, den nächsten Latte Macchiato bezahlen zu dürfen, den sie bei uns so gerne genießen. Er bestand nahezu darauf.“

      Sylvia war schockiert: „Und wie sah er aus? Können sie ihn beschreiben?“

      Die Augen des jungen Kellners blickten kurz gen Himmel, gleichzeitig tippte er sich mit dem Zeigefinger an sein Kinn, während er angestrengt nachzudenken schien. „Jaja, natürlich. Ich denke schon. Also er war groß, ziemlich durchtrainiert, würde ich sagen und sehr elegant gekleidet. Vielleicht so um die vierzig Jahre. Wenn ich es mir recht überlege, dann war er gestern schon einmal hier. Aber war er nicht in Begleitung einer Dame? Hm, so ganz genau weiß ich es nicht mehr. Tut mir leid.“

      „Hat er sonst etwas gesagt? Hat er ihnen seinen Namen genannt?“, wollte Sylvia wissen.

      „Nein, tut mir wirklich leid. Da kann ich ihnen leider nicht weiterhelfen. Sind sie sicher, dass ich ihnen nichts mehr bringen darf?“

      Sylvia lehnte dankend ab, und der Kellner verließ ihren Tisch.

      Was sollte das alles, diese Geheimniskrämerei? Verwirrt lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück, nur um sich im nächsten Moment wieder vorzubeugen und ihre Umgebung mit den Augen nach ihrem verklemmten Gastgeber abzusuchen.

      Er war nicht zu entdecken. Sie war enttäuscht und ein klein wenig verärgert über dieses Verhalten. Als sie sich gerade erhob, um zu gehen, vernahm sie die Stimme, die sie sogleich wiedererkannte.

      „Verzeihung, das war nicht meine Absicht!“

      Sie wandte sich nach rechts und schaute ihn überrascht an.

      „Wie bitte?“

      „Sie zu verärgern. Das war nicht meine Absicht, das dürfen sie mir glauben“, sagte er, ein sympathisches Lächeln umspielte dabei seine Lippen.

      „Sie haben mich beobachtet!“, sagte sie gedehnt und mit leichtem Vorwurf in der Stimme und vermutete, dass er sich die ganze Zeit irgendwo hinter ihr aufgehalten hatte.

      „Ja, das habe ich wohl, während sie ihren Latte Macchiato genossen. Und ich bekenne mich schuldig. Schuldig im Sinne der Anklage, aber mit den lautersten Absichten. Ich hoffe, das wirkt sich ein wenig mildernd auf ihr Urteil über mich aus. Und wenn sie mir erlauben mich vorzustellen; Pascal Mendoza ist mein Name.“ Auch jetzt wich dieses sichere, sympathische Lächeln nicht von seinen Lippen.

      „Und wie möchten sie die beweisen, ihre lauteren Absichten?“, lächelte Sylvia ein wenig verschlagen zurück.

      „Nun, wenn sie mir ein klein wenig Ihrer kostbaren Zeit opfern möchten, werde ich diese während eines weiteren Getränks gerne nutzen um Ihnen etwas mehr als nur meinen Namen zu nennen. Und vielleicht, erfahre ich ja auch den ihren. Besitzen sie doch diesbezüglich einen Informationsvorsprung mir gegenüber.“

      „Vielleicht sollten wir den in der Tat relativieren“, antwortete sie keck.

      Zustimmend lächelnd zog er sich den zweiten freien Stuhl des kleinen runden Tisches heran, nahm Platz und schaute ihr die Augen. Noch hielt Sylvia diesem gleichzeitig offenen und tiefgründigen Blick aus dunkelbraunen Pupillen stand.

      „Und?“, formulierte er fragend.

      „Und was?“, entgegnete sie harmlos, während auch ihre Lippen von einem sanften Lächeln umspielt wurden.

      „Sie waren im Begriff mir ihren Namen zu verraten.“

      „War ich das?“, provozierte sie ihn. „Ich vermute, sie hingegen sind im Begriff herauszufinden, ob sich ihre kleine Kaffeeinvestition auch amortisiert.“

      „Aber das hat sie doch bereits eindeutig. Ich darf hier neben ihnen sitzen.“

      Sie erwiderte seinen Blick noch immer, nickte bedächtig.

      „Sylvia Behringer. So heiße ich, Herr Mendoza.“

      „Nun, Frau Behringer, da wir beide uns nun vorgestellt haben, uns nicht mehr völlig fremd sind, rege ich, anstelle eines Drinks, einen kleinen gemeinsamen Spaziergang durch den Schlosspark an. Denn beim Laufen plaudert es sich doch gleich viel angenehmer.“

      „Verraten sie mir, warum ich das wollen sollte.“

      Pascal Mendoza war auch heute wieder in einen teuren Anzug gehüllt, und aus der Nähe war zu erkennen, dass Sylvias gestriger Eindruck durchaus in Einklang mit der Realität stand. Er schien eine nahezu athletische Figur zu haben.

      Er rückte noch ein klein wenig näher zu ihr heran, suchte den Blickkontakt und sagte schließlich, langsam und beinahe eindringlich: „Nun, Sylvia Behringer, wenn sie es so sehr von mir fordern, werde ich ihnen gerne bestätigen, was sie bereits erahnen. Die gestrigen, verstohlenen Blicken, die wir uns zuwarfen, aus denen bereits heute Lächeln wurde, die Art und Weise, wie wir uns unterhalten, uns abtasten, das ist die Antwort auf ihre Frage. Wir beide sind furchtbar neugierig aufeinander. Gestatten sie uns beiden das harmlose Abenteuer, einander besser kennenzulernen.“

      Sylvia

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