Tödlicher Fetisch. Frederique La Rouge
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Читать онлайн книгу Tödlicher Fetisch - Frederique La Rouge страница 5
Pascal Mendoza schien ihre Bedenken wahrzunehmen. Er erhob sich und reichte ihr auffordernd seine starke, rechte Hand. „Komm!“, sagte er und Sylvia konnte nur schwer einordnen, ob es eine Bitte oder ein Befehl war.
Sie ergriff marionettenartig seine dargebotene Hand ging wortlos, keines klaren Gedanken fähig, neben ihm her in Richtung Schlosspark.
In dieser Jahreszeit stand der Park in voller Blüte, und Pascal begann den Smalltalk, als er sein Wissen über die verschiedensten Blumen, die hier angepflanzt worden waren, auf unterhaltsame Weise kundtat. Dieser große, starke Mann wusste, mit seiner Bassstimme, Geschichten über das Rosenzüchten so zu erzählen, dass es eine Freude war ihm zuzuhören. Nach wenigen Minuten, die ausreichten um Sylvia in seinen Bann zu ziehen, hatte er beim Durchschlendern des Parks bereits seinen Arm um ihre Schultern gelegt.
Sylvia spürte, dass dieser Mann mit keinem anderen vergleichbar war, der jemals ihren Weg gekreuzt hatte. Pascal besaß eine enorme Selbstsicherheit, ohne dabei überheblich zu wirken, er war ohne jeden Zweifel gebildet, gewandt im Auftreten, besaß eine ordentliche Portion Charisma und diese ganze Kombination war in einem wahnsinnig attraktiven Körper verpackt. Der Mann war gefährlich für sie. Er war ein Jäger. Und für Sylvia bestanden kaum Zweifel, dass er ein Meister seines Faches wäre.
Sie nahmen auf einer der Parkbänke Platz und plauderten über Belanglosigkeiten. Pascal brachte sie zum Lachen, und sie fühlte sich wohl in seiner Nähe. Dieser kräftige, muskulöse Arm um ihre Schultern, er signalisierte ihr in Sicherheit zu sein. Dann nahm er ihre Hand in die seine und küsste sie. Im nächsten Moment war Pascal ganz dicht bei ihr, dann fanden sich ihre Lippen. Nur für einen kurzen, verspielten Moment, unbeobachtet von den anderen Parkbesuchern, die ihnen keinerlei Aufmerksamkeit zu schenken schienen, denn was war schon Besonderes daran, dass sich an einem Sommernachmittag im Stuttgarter Schlosspark, zwei Menschen küssten.
Sylvia wich leicht zurück. Sie benahm sich wie ein Schulmädchen, dass nur zu gern bereit war, sich von dem süßen Typen, hinter dem alle her waren, verführen zu lassen. Doch noch immer hielt Pascal sie fest in seinen starken Armen, noch immer nahm niemand Notiz von ihnen. Sie konnte nicht mehr klar denken. Dieser Kuss eben, es war, als hätte er eine Tür aufgestoßen, die Tür zur verbotenen Leidenschaft. Ihre Lippen fanden sich erneut, und Sylvia geriet in einen Strudel heftiger Empfindungen.
Fast widerwillig lösten sie sich voneinander, lediglich das Bewusstsein, in der Öffentlichkeit etwas Ungebührliches zu treiben, vielleicht sogar erkannt zu werden, ließ sie zur Räson kommen. Pascals verheißungsvoller Blick ruhte jedoch weiterhin auf ihr, und sie erkannte die wilden, unbändigen Flammen, die darin loderten. Sie wollte dieses Feuer unbedingt erleben, und wenn es sie verschlingen würde.
Kapitel 3
Sylvia hatte der lockenden Versuchung widerstanden, sie war an diesem Spätnachmittag nicht mit zu Pascal gegangen. Sie war sich und Götz treu geblieben und empfand deswegen Stolz. Natürlich hatte sie anfangs auch ein schlechtes Gewissen gehabt. Denn es war nicht nur ein banaler Kuss gewesen, dass wusste sie ganz genau. Wann immer sie in den folgenden Tagen an Pascal gedachte hatte, und es geschah immer häufiger, verspürte sie ein wohliges Ziehen im Unterleib. Sie wusste, dass sie ihn wollte, dass es falsch wäre, sich ihm hinzugeben. Aber wie lange wäre sie noch fähig diesem unbändigen Verlangen zu widerstehen?
Pascal hatte ihr die Entscheidung überlassen, ob sie sich wiedersehen würden. Er hatte ihr seine Telefonnummer gegeben, die sie mittlerweile so oft gelesen hatte, dass sie sie auswendig kannte. Sie war hin und hergerissen. Sie wollte gar keine Affäre. Götz hatte, genau wie sie selbst, seine Macken, aber sie hatten sich immer aufeinander verlassen können, ihre Beziehung war stabil. Dennoch, Pascals Duft hatte sich wie klebriger Sirup in ihrer Nase festgesetzt, und sein Bild war Tag und Nacht vor ihrem geistigen Auge. Sollte sie sich auf dieses gefährliche Abenteuer einlassen? Götz schien, bislang zumindest, nicht den blassesten Schimmer zu haben, welchen verruchten Gedanken sie in der letzten Zeit nachhing. Er benahm sich wie immer.
Heute Abend, nach dem Yogaunterricht, wollte sie mit Bettina reden. Sie war schließlich ihre beste Freundin. Bei Bettina wäre ihr Geheimnis gut aufgehoben, und reden musste sie mit jemandem.
„Wow! Der geht ja richtig ran. Warum hat der nicht bei mir angebissen? Jammerschade! Aber im Ernst, was willst du nun machen?“, erkundigte sich Bettina, nachdem Sylvia sie ins Bild gesetzt hatte und die beiden sich an einem Ecktisch ihres Stammlokales einen Prosecco genehmigten.
„Ich weiß es doch nicht! Ich bin, ehrlich gesagt, ziemlich verwirrt und hatte gehofft, du könntest mir einen Rat geben!“ Sylvia klang verzweifelt, und sie tat Bettina leid. Dummerweise war sie es gewesen, die ihre beste Freundin noch zu einem Seitensprung animiert hatte. Das hatte sie so nicht beabsichtigt. Im Grunde beneidete sie Sylvia um ihre Beziehung zu Götz. Letztendlich schienen sich die beiden doch zu lieben, und trotz ihrer Probleme waren die beiden ein grandioses Team. Ihr selber war das Glück einer harmonischen und beständigen Beziehung bislang nicht zuteilgeworden. Ständig war sie auf der Suche nach Mr. Perfect, und ständig geriet sie an die falschen Männer. Wenn Sylvia, bloß weil sie so leichtfertig dahergeredet hatte, nun ihre eigentlich gut funktionierende Beziehung aufs Spiel setzen würde? Nein, das wäre nicht gut.
„Ich schätze, du solltest ihn vergessen, das bringt doch nichts. Und mal ehrlich, ein Mann, der eine Frau gleich nach ein paar Minuten küsst? Das ist doch ein Hallodri!“, meinte Bettina schließlich.
Sylvia blickte sie aus ihren großen Augen unverständig an. „Ja, vielleicht hast du recht. Aber ich kann dir sagen, allein bei dem Gedanken an seinen Kuss, werden mir schon wieder die Knie weich. Und außerdem, du hast doch selbst gesagt, dass er eine Sünde wert wäre. Und nun rätst du mir davon ab? Ich verstehe dich nicht!“
„Vielleicht wollte ich dich nur ein wenig necken. Ich weiß nicht. Aber der scheint doch auch in einer ganz anderen Liga zu spielen, meinst du nicht auch?“
Sylvia verstand ihre Freundin nicht mehr. Erst riet sie ihr, bei jeder sich bietenden Gelegenheit dazu, sich auch mal anderweitig zu orientieren, und wenn dann tatsächlich so ein Leckerbissen an die Tür klopfte, sollte sie ihn abwimmeln? War sie vielleicht am Ende einfach nur eifersüchtig?
Als sie gegen 22:00 Uhr zuhause eintraf, die drei Prosecco in ihrem Kopf ihre Runden drehten, und Sylvia ebenfalls eine durch ihre verwaiste Wohnung, musste sie feststellen, dass Götz noch immer unterwegs war. Im Kühlschrank entdeckte sie eine weitere, bereits angebrochene Flasche Prosecco, klemmte sich ihre Beute unter den Arm, schnappte sich ein Glas und sie fläzten sich zu dritt auf die Couch im Wohnzimmer. Normalerweise trank Sylvia so gut wie garkeinen Alkohol. Er tat ihr nicht gut, und am nächsten Morgen bekam sie immer fürchterliche Kopfschmerzen, doch heute war es ihr gleichgültig. Gedankenversunken starrte sie auf den Fernseher, ohne dass die flirrenden Bilder sie erreichten. Pascal Mendoza, dachte sie, wer bist du? Während ihre Hände über den Bauch der Flasche streichelten, und sie an seine männliche, muskulöse Erscheinung dachte, glitt ihr Blick über das vor ihr liegende Smartphone auf dem Couchtisch.
Fünf Minuten später wusste Pascal Mendoza, dass sein Auftreten den gewünschten Erfolg gehabt hatte. Sylvia Behringer wollte ihn unbedingt wiedersehen. Die drei Rechtschreibfehler, die sich in ihre SMS eingeschlichen hatten, verrieten ihm, wie sehr Sylvia mit sich gerungen haben musste. Aber letztlich hatte sie der Verlockung nicht widerstehen können, und dies war momentan das einzig Wichtige. Zufrieden lächelnd, betrat er seinen Kraftraum, um diesen erfolgreichen Tag mit seinem täglichen Bodybuilding Programm abzuschließen.
„Guten Morgen, Schatz, Was ist mit dir? Dein Wecker hat schon vor einer halben