Gornerschlucht. Urs W. Käser

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Gornerschlucht - Urs W. Käser

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Paul, vorläufig kein Wort über den Obduktionsbericht! Wenn sie danach fragt, behaupte einfach, er sei noch nicht fertig. Sie muss bis auf weiteres an einen Unfall glauben. Ich selber werde versuchen, in Bern Näheres über Vontobels Umfeld zu erfahren. Aber was eigentlich ebenso dringend wäre…«

      Paul fiel ihm ins Wort. »… am Tatort nach Spuren zu suchen!«

      »Du sagst es. Nur frage ich mich jetzt, ob wir das nicht gleich der Kriminalpolizei überlassen sollten. Bei vermutetem Tötungsdelikt müssen wir diese sowieso einschalten. Die Tat dürfte ja vor drei Tagen passiert sein, da können wir auch noch warten, bis die Spezialisten da sind.«

      »Ja, das sehe ich auch so, Gregor. Ich komme dann am Nachmittag auf den Posten und berichte dir von meinen Ermittlungen.«

      »Vielen Dank, Paul, und bis dann!«

      Gregor Guntern wählte die Nummer der Kriminalpolizei in Brig. Ob wohl Elena Eyer zufällig gerade Dienst hatte? Schon nach dem zweiten Klingeln nahm sie selbst ab.

      »Ach, Gregor, was für eine Überraschung, wie geht’s? Schön, von dir zu hören! Hier unten herrscht wieder mal eine Affenhitze, bei euch in Zermatt oben ist es bestimmt angenehmer.«

      Gregor schmunzelte in sich hinein. »Heisst das, du würdest eigentlich ganz gerne heraufkommen?«

      Elena lachte kurz auf. »Warum nicht, wenn es noch einen zweiten guten Grund dafür gäbe… Ich meine natürlich, ausser den, dich wieder mal zu sehen…«

      »Ja, Elena, es gibt diesen Grund. Ein vollkommen unklares Tötungsdelikt an einem Touristen aus Bern, passiert auf einem Wanderweg oberhalb der Gornerschlucht. Die Leiche wurde gestern gefunden, und heute hat mir Tobias Imesch mitgeteilt, der Mann sei erschlagen worden.«

      »Oh, was es nicht alles gibt! Ich überlege gerade meine Pendenzen… Ja, ich könnte da etwas weniger Dringendes verschieben. Ich habe sowieso Wochenenddienst, da würde ich morgen vorbeikommen.«

      »Das wäre perfekt. Dann weise ich die Frau des Verstorbenen an, mindestens bis morgen Abend hierzubleiben. Die Formalitäten um den Todesfall können ja sowieso erst am Montag in Bern erledigt werden. Und was wir auch noch brauchen, Elena, ist die Spurensicherung. Die Polizei war bis jetzt noch nicht am Tatort.«

      »Gut, dann biete ich noch zwei Kollegen auf. Bis morgen also!«

      Punkt sechzehn Uhr traf Paul Pfammatter auf dem Polizeiposten ein. »Na, Paul, Neuigkeiten?«, begrüsste ihn Gregor Guntern.

      »Eigentlich nicht. Die Hotelangestellten bestätigen alle Aussagen von Frau Vontobel. Sie und ihr Mann trafen am Dienstagnachmittag im Hotel Gornergrat ein. Am Mittwochmorgen verabschiedete sich die Frau um halb zehn von ihrem Mann, ging zur Bahn und traf gegen halb elf in ihrem Hotel in Zermatt ein. Den Rest des Tages blieb Frau Vontobel nachweislich im Hotel. Im Verlaufe des Nachmittags machte sie sich zunehmend Sorgen, weil ihr Mann nicht zurückgekehrt war. Zuerst sprach sie mit der Hotelassistentin darüber, und gegen neunzehn Uhr informierte sie Direktor Biner.«

      »Gut«, sagte Gregor, »das ist alles völlig plausibel. Und was erzählt sie über ihren Mann?«

      »Nun, Daniel Vontobel war Anwalt und hatte eine eigene Kanzlei in Bern. Er beschäftigte lediglich eine Sekretärin, die sich aber zurzeit im Ausland aufhält, weil die Kanzlei während Vontobels Urlaub geschlossen ist. Zu den geschäftlichen Kontakten und Aktivitäten ihres Mannes konnte – oder wollte? – Frau Vontobel keine Angaben machen.«

      Guntern nickte. »Über den Kontakt mit der Berner Polizei bin ich ebenfalls auf diese Kanzlei gestossen, konnte aber noch nichts Näheres erfahren. Haben die Vontobels Kinder?«

      «Ja, eine achtzehnjährige Tochter und einen fünfzehnjährigen Sohn. Beide sind gestern nach Zermatt gekommen und logieren bei ihrer Mutter im Hotel Steinbock. Ich habe sie kurz gesprochen.«

      »Und was ist dein Eindruck?«

      »Ehrlich gesagt, scheint es mir, als seien die beiden über den Tod ihres Vaters wesentlich trauriger, als es die Ehefrau ist.«

      »So? Interessant. Übrigens habe ich die Kriminalpolizei und die Spurensicherung aufgeboten, sie werden morgen früh hier sein. Da ist aber noch ein… ehm, etwas heikler Punkt. Elena Eyer wird den Fall persönlich übernehmen.«

      »Oh…« Paul zuckte kurz zusammen.

      »Ich frage mich jetzt einfach… wie es für dich wäre, Paul, wieder mit Elena zusammenzuarbeiten. Ich meine, nach eurer Geschichte… und jetzt, wo du gerade geheiratet hast…«

      Paul blickte nachdenklich zum Fenster hinaus und sagte längere Zeit nichts. Schliesslich wandte er sich wieder seinem Vorgesetzten zu.

      »Siehst du, es sind jetzt drei Jahre vergangen seit diesem Doppelmord in der Familie Hoffmann, hier im Zermatter Hotel Castor, bei dem ich intensiv mit Elena zusammengearbeitet habe. Ich habe mich damals schrecklich verliebt in sie, und am Ende der Ermittlungen hat auch sie mir ihre Zuneigung gestanden. Wir hatten daraufhin eine wunderschöne Zeit zusammen. Natürlich eine Wochenendbeziehung, weil weder sie von Brig noch ich von Zermatt fort wollte. Aber nach knapp zwei Jahren war uns beiden klar geworden, dass die Beziehung keine wirkliche Zukunft hatte. Wir haben uns dann in aller Freundschaft getrennt, und seitdem habe ich Elena nicht mehr gesehen. Ein halbes Jahr später habe ich mich dann in Monika verliebt… Nein, ich denke, ich werde wieder gut mit Elena zusammenarbeiten können. Natürlich nur, wenn sie selber dies auch möchte.«

      Gregor atmete erleichtert auf. »Danke für deine Offenheit, Paul. Ach, und noch was. Wir müssen alles versuchen, um eventuelle Zeugen zu finden, Leute, die das Opfer am fraglichen Tag gesehen haben oder sonstige Angaben machen können. Am Montag erscheint die nächste Ausgabe Zermatt News. Damit erreichen wir sowohl die Einheimischen wie die Feriengäste. Aber natürlich kein Wort von Mord, bis auf weiteres bleibt es für die Öffentlichkeit ein Unglücksfall!«

      »Ja, das finde ich eine gute Idee«, bestätigte Paul, »ich gehe gleich zu Franz Imboden und bespreche mit ihm eine entsprechende Anzeige.«

      »Prima, ich danke dir, Paul. Elena und ihre Leute kommen morgen um halb zehn hierher. Und ich werde morgen meinen verdienten freien Tag einziehen.«

      »Wo nur Patrick bleibt? Er hat doch heute Küchendienst. Ich habe Hunger!«

      Maja ging zum Küchenfenster und blickte hinaus. »Nichts zu sehen. Aber immerhin, wenn er dann endlich da ist, müssen wir nicht mehr lange warten. Patrick kocht ja seine Menus immer im Rekordtempo.«

      Lea kam auch hinzu. »Das ist auch keine Kunst, so schnell zu kochen, wenn das Repertoire nur die allereinfachsten Gerichte umfasst: Spaghetti mit Fertigsauce, Pellkartoffeln mit Käse, Fischstäbchen mit Reis und Erbsen aus der Dose.«

      »Du hast die Büchsenravioli vergessen«, spöttelte Maja. »Und vor allem den Salat, den er schon gewaschen und geschnitten einkauft und dann mit der Fertigsauce anmacht. Und das Eis zum Nachtisch, das er nur aus dem Tiefkühlfach holen kann.«

      Die jungen Frauen lachten schallend. »Es ist eben nicht jeder gleich begabt«, fuhr Maja fort, »und eigentlich können wir froh sein, dass er überhaupt mithilft und sogar ab und zu den Staubsauger schwingt. Das ist auch heute noch nicht bei allen Männern eine Selbstverständlichkeit.«

      Lea blickte ihre Kollegin etwas zerknirscht an. »So, hast du schon so viel Erfahrung im Zusammenleben mit Männern?«

      »Sei

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