Extra Krimi Paket Sommer 2021. A. F. Morland

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Extra Krimi Paket Sommer 2021 - A. F. Morland

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Computer und verfasste seinen zweiten langen Bericht. Diesmal wurde er häufiger gestört, die Mannschaft wollte sich vergewissern, dass er wieder an Deck war, und wie aus heiterem Himmel wuchsen die bekannten und ungeliebten Aktenstapel auf seinem Schreibtisch.

      In der Kantine winkte ihm Simon zu, der natürlich das Gras hatte wachsen hören. Rogge berichtete ihm in groben Zügen, was sich ereignet hatte. Sie saßen allein an dem großen Tisch, es gab nur wenige Kollegen, die sich freiwillig zu dem Kriminalrat gesellten. Zudem kultivierte Simon eine fiese Technik, jeden niederträchtig anzugrinsen, der auf den Tisch zusteuerte.

      »Gute Arbeit, Herr Rogge«, urteilte Simon endlich anerkennend. »Mit Grem hätte keiner aus dem Dorf so offen gesprochen.«

      »Mit Wibbeke auch nicht«, fügte Rogge hämisch hinzu. So billig ließ sich ein erfahrener Hauptkommissar auch von einem durchtriebenen Vorgesetzten Kriminalrat nicht abspeisen; daher war ohne Worte ausgemacht, dass Simon eines nicht mehr allzu fernen Tages beichten musste, warum er Grem den Fall weggenommen hatte.

      »Übrigens - kein Wort an die Pressestelle«, setzte Simon beiläufig hinzu.

      Nach einer Minute bejahte Rogge nachdenklich.

      Um fünf Uhr war Rogge halbwegs auf dem Laufenden, um sechs hielt er es nicht mehr aus. In der Bäckerei Krone versicherte man ihm, dass Inge Weber kurz nach vier fortgegangen sei. In ihrer Wohnung hob niemand das Telefon ab.

      Hinter Schönborn musste er hertelefonieren, der sein Misstrauen nicht verhehlte, aber versprach, Inge Weber zu suchen.

      Um sieben Uhr rief Schönborn zurück: »Nein, sie ist nicht bei mir und nicht in ihrer Wohnung. Auch nicht bei den Nachbarn.«

      »Scheiße«, fluchte Rogge aus tiefstem Herzen.

      »Was soll das heißen?«

      »Ich habe ihr heute Morgen erzählt, wie sie richtig heißt, und prompt ist sie abgehauen.«

      Darauf schwieg Schönborn so lange, dass Rogge den Hörer auflegte.

      Simon krächzte ins Telefon: »Soll ich jetzt behaupten, ich sei völlig erschüttert?«

      »Nein, aber wenn Sie genau diese Reaktion befürchtet haben, hätten Sie mir einen Tipp geben müssen.«

      »Diese Reaktion habe ich nicht - ich wiederhole: nicht - befürchtet.«

      »Und was machen wir jetzt?«

      »Eine Nacht darüber schlafen. Was denn sonst!?«

      Weil eine Hiobsbotschaft sich immer so einsam fühlt, schlich Kili in Rogges Zimmer, als solle ihm der Kopf abgerissen werden: »Absolute Fehlanzeige. Zinneck, Hans und Charlotte sind im vorigen September nicht in Hamburg gemeldet gewesen. Es gibt keine Vermisstenmeldung auf den Namen Hans oder Charlotte Zinneck. Im vorigen Jahr ist in Hamburg kein Auto auf einen der Namen angemeldet gewesen. Eine Diebstahls-oder Verlustmeldung für den BMW liegt auch nicht vor.«

      »Mahlzeit!«

      Damit war das Maß noch nicht erfüllt, Wibbeke rief an und räusperte sich umständlich: »Alles Scheiße.«

      »Hier auch.«

      »Wir haben Benno Brockes freilassen müssen.«

      »Das darf nicht wahr sein!«

      »Über Mittag wollte er plötzlich einen Anwalt. Was sollten wir machen? Er gibt den Diebstahl dieses BMWs zu. Aber er leugnet stur, dass er auf Sie geschossen hat, und das Labor will sich mit dem Gewehr nicht festlegen.«

      »Hat Benno denn für die Nacht ein Alibi?«

      »Nein. Er behauptet, eigentlich sei er mit Andrea Wirksen verabredet gewesen, die habe auch auf ihn in seiner Hütte gewartet, aber weil er was getrunken hatte, gab’s Streit und sie rauschte beleidigt wieder ab.«

      »Und der Anwalt hat Ihnen daraufhin auseinander gesetzt, dass Benno geständig sei und einen festen Wohnsitz habe, geregelter Arbeit nachgehe und wahrscheinlich auch nicht vorbestraft sei ... Ach, verdammt, Herr Wibbeke, das kotzt mich alles an.«

      »Ich tanze auch gerade vor Begeisterung auf dem Tisch«, erwiderte Wibbeke kleinlaut. »Bericht folgt. Tut mir Leid, Herr Rogge, mehr war nicht drin.«

      Gegen neun Uhr rief Rogge noch einmal Schönborn an, der ihn bestürmte, alles zu erzählen; Rogge vertröstete und überredete ihn, nicht aus dem Haus zu gehen; vielleicht meldete sich Inge ja noch bei ihm.

      Kili warnte: »Lass das lieber sein, Chef.«

      »Was habe ich denn vor?«

      »Du willst dich in der Wohnung dieser Weber oder Zinneck umsehen und Schönborn soll dir nicht in die Quere kommen.«

      »Und genau davon wirst auch du mich nicht abhalten.«

      »Dann vergiss das kleine Erste-Hilfe-Päckchen nicht!«

      In dem scheußlichen Hochhaus Wilhelmstraße 37 wohnten einundsiebzig Parteien, wahrscheinlich alles Zwerge, nach der Größe der Wohnungen zu schließen. Auf dem nackten Beton hatten sich rostbraune Streifen gebildet, die Platten des Gehwegs waren eingesunken, Rogge balancierte und sprang über große Pfützen. Ein älterer Mann schlurfte von den Müllcontainern heran und hielt ihm die Haustür auf, hier kannte kein Mieter alle anderen.

      »Danke«, brummte Rogge. »Läuft wenigstens die Heizung?«

      »Nee, woher denn! Erst ab 1. Oktober, keinen Tag früher, diesen Hausmeister könnte ich in die Mülltonne stopfen.«

      Mit dem Aufzug fuhr Rogge in den achten Stock und ging leise eine Treppe hinunter. Dank der dünnen Wände bekam er mit, dass die meisten Mieter in ihren Wohnungen waren. Inge Webers Wohnung lag am Ende des Flures, im Vorbeigehen studierte Rogge die Türschlösser, nicht schlecht, aber auch nicht wirklich schwierig. Er lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand und schob den Stahlstreifen mit dem Haken in das Sicherheitsschloss, ganz durch, eine halbe Drehung, zurückgezogen, Widerstand auf Marke zwei, noch mal das Ganze, auch Marke drei besaß eine Zylinderkerbung, zwei rechts, drei rechts, fünf links. Sechs eine Hohlkehle. Auf dem Dietrich stellte Rogge die Zacken ein, bis jetzt war noch kein Mieter auf dem Flur erschienen, jawohl, das gute Stück passte, Rogge drehte vorsichtig, das Schloss knackte, die Tür war offen. Wenn die Leute wüssten, wie leicht man Türen aufschließen konnte ...

      Drinnen verschnaufte Rogge erst einmal in der dunklen Diele, für einen erfolgreichen Einbrecher besaß er einfach nicht die nötigen Nerven. Oder nicht genügend Übung. Er tastete nach dem Lichtschalter, drückte und taumelte vor Schreck, die berühmten Sterne funkelten und wirbelten vor seinen Augen.

      Die beiden Männer standen regungslos vor ihm, hatten höfliche, glatte, nichts sagende Gesichter aufgesetzt und richteten ihre Pistolenläufe auf seinen Bauch. Als Rogge wieder nach Luft schnappen konnte, pochte sein Herz schmerzhaft gegen die Rippen. Zwei Profis. Sie trugen Plastikhandschuhe und hatten eng schließende Kappen über die Haare gestülpt, wie die Chirurgen im Fernsehen. Denn aus Haaren ließ sich in der Tat viel rekonstruieren. Dann senkte der Hauptkommissar den Blick auf die Waffen und spürte noch einmal, wie ihn der Schwindel erfassen wollte. Zwei Heckler & Koch, mit hülsenloser Munition, Rogge kannte die Pistolen bisher nur von Bildern.

      »Umdrehen!«,

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