Extra Krimi Paket Sommer 2021. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Extra Krimi Paket Sommer 2021 - A. F. Morland страница 61
»Er hat im vorigen Jahr hier gewohnt.«
»Ja? Den Namen habe ich nie gehört.«
»Doch, doch. Wir haben häufig miteinander telefoniert.«
»Tut mir Leid, aber da kann ich Ihnen nicht helfen. Wir wohnen erst seit Januar hier.«
»Verflixt!« Rogge zeigte seine Enttäuschung so gekonnt, dass ihre Abwehr schmolz.
»Das Haus stand einige Monate leer, das hat uns der Makler erzählt.«
»Der Makler! Das ist eine Idee! Würden es Ihnen was ausmachen, mir seinen Namen und seine Anschrift zu geben?« Weil die Frau einen Moment die Stirn krauste, fügte er drängend hinzu: »Ich muss Herrn Zinneck wirklich unbedingt finden.«
»Warum nicht«, zögerte sie. »Pelzer & Strobel, in der Artilleriestraße.«
»Vielen Dank, Frau Kaiser.«
Doch in dem Maklerbüro biss Rogge auf Granit. Die mittelalterliche Bürochefin ließ sich zwar noch dazu herab, in die Akten zu steigen, aber anschließend wimmelte sie ihn ab: »Herr Pelzer ist mit einem Kunden unterwegs. - Ja, den ganzen Tag noch. Sie müssen morgen wiederkommen. - Nein, ausgeschlossen, ich gebe keine Auskünfte. Das müssen Sie mit Herrn Pelzer bereden.«
»Würden Sie ihm bitte eine Nachricht auf den Schreibtisch legen, dass ich ihn gleich morgen früh sprechen muss?«
»Meinetwegen«, gab sie nach und es hörte sich an, als erweise sie einem notorischen Sünder eine unverdiente Gnade.
Auf der Post wälzte er alte Telefonbücher. Der Name Zinneck war nicht eingetragen, vorsichtshalber notierte sich Rogge die Nummer von Kaiser, Gerhard, Beelestraße - für den Fall, dass Kaiser die alte Nummer von Zinneck übernommen haben sollte. Bei der Auskunft zog er eine Niete: Nein, weder ein Hans noch eine Charlotte Zinneck waren eingetragen, auch nicht angemeldet. Für weitere Auskünfte müsse er einen Antrag stellen, und zwar bei ...
»Nein, vielen Dank«, resignierte er.
Nachdem Rogge kiloweise Süßholz geraspelt und eine halbe Telefonkarte für ein Gespräch mit dem Makler in Dresden verbraucht hatte, taute der Makler etwas auf. Nein, Herr Zinneck hatte sich nicht wieder bei ihm gemeldet. Schade, er hatte extra was ganz Exquisites an Land gezogen, in Radebeul, einmalig am Fuß von Weinbergen ...
»Das wird ihn ärgern«, unterbrach Rogge das im Maschinengewehrstakkato vorgetragene Eigenlob. »Danke für Ihre Hilfe.«
Aus purer Langeweile verirrte Rogge sich in ein Geschäft. Sehr kleine, sehr diskrete Schilder im Schaufenster verkündeten, dass die Preise für Sommeranzüge, -hosen und -jacken herabgesetzt worden waren. Ein älterer Verkäufer steuerte auf ihn zu, er hatte Zeit, weil wenig zu tun war, und er brachte Verständnis für Rogges Einleitung auf: »Ich hasse Einkäufe und Anproben.«
»Aber jetzt muss es sein, ich verstehe.« Das ergebene Lächeln des Verkäufers machte es schwer, ihn unfreundlich zu behandeln. »Was brauchen Sie denn?«
Eine Stunde später verließ Rogge voll bepackt und noch immer halbwegs gut gelaunt den Laden. Es ging also doch! Und den Abend würde er auch noch herumkriegen, ohne sich zu langweilen. Der famose Stadtplan empfahl genug Sehenswürdigkeiten.
XIII.
Brigitte schwieg so lange, dass Karin Tepper nervös nachfragte: »Bist du noch dran?«
»Sicher bin ich - Karin - ich glaub’s nicht ...«
»Ja, es ist lange her.«
»Lange? Eine Ewigkeit. Und so plötzlich - wie hast du mich überhaupt gefunden?«
»Über deine Eltern.«
»Wie gut, wenn die alten Leute nicht mehr so häufig umziehen ... Wo steckst du denn jetzt?«
»Im Hotel Merkur.«
»Das ist ja - hör mal, Karin, ich nehme mir den Nachmittag frei und zum Mittagessen treffen wir uns in der Stadt. 13 Uhr, einverstanden?«
Schon in der Schule hatte die praktische Brigitte immer alles organisiert, deshalb lachte Karin und sagte heiter: »Einverstanden. Und wo?«
»Vor dem alten Hauptbahnhof.«
»Wenn wir uns noch erkennen ...«
»Hach! Das wäre doch gelacht! Bis gleich, ich freue mich wahnsinnig.«
Zumindest Brigitte schien sich nicht geändert zu haben, immer noch spontan, vor Energie überschäumend und jederzeit bereit, ein Problem durch vernünftige Planung zu lösen. Vergnügt ging Karin in die Halle hinunter. Gestern Abend hatte sie plötzlich der Mut verlassen, mit Brigitte war sie nie so eng befreundet gewesen wie mit anderen Mädchen aus ihrer Klasse, aber dann war zu ihrem Erstaunen der Kontakt mit Brigitte nie abgerissen, während zwei enge Freundinnen im ersten Jahr nach dem Abitur gelegentlich noch schrieben oder anriefen, dann aber nichts mehr von sich hören ließen, auch auf Karins Briefe nicht mehr antworteten.
Nach dem Abendessen hatte Karin sich an die Bar gesetzt, etwas müde von dem reichlichen Essen und dem langen Gespräch mit Brigitte, ein klein wenig gegen einen Katzenjammer ankämpfend. Sie fürchtete sich vor dem leeren Hotelzimmer, sie wollte unter Menschen sein, ohne Wert auf Kontakte oder Gespräche oder gar Flirts zu legen. Einfach nur das Gefühl haben, dass es um sie herum lebendige Wesen gab.
Gegen neun Uhr setzte sich ein grauhaariger hagerer Mann mit einem langen zerfurchten Gesicht und einem energischen
Kinn neben sie, der die asiatische Bedienung anstarrte, als wollte er sie auffressen. Aus Langeweile hatte Karin ihn beobachtet. Nach dem ersten Bier schien er sich zu entspannen, er fischte ein völlig zerknülltes Zigarettenpäckchen aus einer Jackentasche und fluchte leise, als sein Feuerzeug nicht funktionierte. Dabei drehte er den Kopf und funkelte Karin so grimmig an, als sei sie an allem schuld und ganz besonders an seinem defekten Feuerzeug.
»Brauchen Sie Feuer?«, fragte Karin freundlich.
»Ich hätte nichts dagegen«, schnappte er und jetzt musste sie lachen.
»Ist was?«
»Nein, aber Sie scheinen sich zu wünschen, irgendeinen armen Menschen in der Luft zerreißen zu dürfen.«
»Durchschaut. Ich könnte vor Ungeduld brüllen.«
»Und warum tun Sie es nicht?«
»Hier? In der Bar?«
»Schlimmer als diese Dudelmusik wird es auch nicht klingen.«
Einen Moment lauschte er, dann grinste er unvermittelt breit: »In der Tat. Wenn ich jetzt Ihr Feuerzeug einen Moment haben dürfte ...«
Das zweite Bier schluckte er langsamer.
In der Tat, du meine Güte, wann hatte sie diese Wendung zum letzten Mal gehört? Sie bestellte ihr drittes Glas und druckste ein wenig herum: »Was