Extra Krimi Paket Sommer 2021. A. F. Morland

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Extra Krimi Paket Sommer 2021 - A. F. Morland

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niedrige, graue Himmel trug nicht dazu bei, seine Stimmung zu heben und den Selbstbetrug zu erleichtern.

      Hier draußen hatte es stärker geregnet als in der Stadt, einige Felder standen regelrecht unter Wasser, und als Rogge über die Kuppe der Anhöhe fuhr, fröstelte er. Die Schäferhütte rechts voraus schien mitten in einer Wasserfläche zu liegen, das Holz der beiden großen Gebäude hatte sich voll Feuchtigkeit gesogen. Ein Tor stand weit offen, Benno war wohl fortgefahren. Rogges Auto schwankte, es rauschte wie bei einer Bootsfahrt, als er den Wagen durch die tiefe Pfütze in den Stall lenkte. Kein zufällig Vorbeikommender sollte ein fremdes Auto vor dem Haus bemerken. Rogge zog das Tor zu.

      Das Türschloss der Hütte stellte sich als besserer Witz heraus, er öffnete es mit einem einfachen Haken. Im Haus war es kühl, es roch nach schimmeliger Nässe. Seit sie Benno hier einkassiert hatten, war nicht aufgeräumt worden, Rogge zählte noch mehr eingedellte Bierdosen auf dem Tisch. Leise ächzend stieg er die schmale, steile Treppe hinauf und begann unter dem Dach mit der Suche.

      Nach drei Stunden verließ er das Haus. Wenn Benno irgendwo Beute versteckt hatte, dann nicht in seinem Häuschen. Und wahrscheinlich auch nicht in dem Stall, den er als Garage benutzte, sonst hätte er wohl das Tor geschlossen.

      Elektrisches Licht gab es in dem langen Gebäude nicht, Rogge musste sich mit der Helligkeit begnügen, die durch die kleinen, verdreckten Fenster fiel. Entweder besaß Benno eine Vorliebe für nutzloses Gerümpel oder er war zu faul, etwas wegzuwerfen; Rogge stöhnte laut auf, als er den Haufen von alten Landmaschinen, Brettern, Steinen, Kisten und Säcken sah. An den Längsseiten waren Holzverschläge eingerichtet, ebenfalls bis obenhin voll gemüllt. Herkules würde hier kapituliert haben, deswegen holte Rogge die Taschenlampe aus dem Auto und ging anders vor. Fingerdicker Staub überzog alle Gegenstände und er suchte nach den Stellen, an denen der Staub dünner war oder fehlte oder durch Spuren anzeigte, dass hier vor kurzer Zeit etwas bewegt, in seiner Lage verändert worden war. Neben dem Tor fand er Schnur, die er mit dem Taschenmesser zerschnitt und dort zu Schleifen band, wo er solche Störungen entdeckte oder zerrissene Spinnweben im Licht glitzerten. Nach einer Stunde schienen ihm zwei Stellen besonders viel versprechend, ein Verschlag, gefüllt mit alten Kartons und Kisten, und an der hinteren Schmalseite eine Art Wandschrank, ohne Dach, aber mit einer festen Tür, in dem Hacken, Spaten und Schaufeln herumflogen. Er musste sich beeilen, denn ohne Tageslicht, nur mit einer Lampe, konnte er in diesem düsteren Bau nicht arbeiten.

      Der Wandschrank war kein schlechtes Versteck. Als er mit Hilfe einer Latte Innen- und Außenmaße verglich, fand Rogge heraus, dass es eine doppelte Hinterwand geben musste, und nach langem Probieren entdeckte er, dass man die eine Wand einfach aus drei Nuten herausheben konnte.

      Die Ausbeute war mager. Zwei Damenhandtaschen, leer, ein schon zerschrammter Aktenkoffer, zwei Lederjacken, mehrere Wolldecken, Autoatlanten, ein wertloser Fotoapparat mit zersprungenem Gehäuse, nichts, was einen Hehler begeisterte. Enttäuscht belud Rogge sich mit der Beute und ging ins Haus zurück. In den Taschen der Lederjacken steckte nichts, was auf die früheren Besitzer hinwies. Auch kein Namensschildchen oder ein Etikett des Fabrikanten. In der billigeren Handtasche fand er einen Lippenstift, der schon zerbröselte, als er ihn aufdrehte. Die andere Tasche, aus schwarzem Lackleder, war wohl teuer gewesen. Der Fotoapparat tat es nicht mehr. In einem Autoatlas lag ein Zettel: Christine anrufen! Das große Los zog Rogge mit dem Aktenkoffer. In einem der vier Deckelfächer entdeckte er eine Diskette und einen zerknüllten Briefumschlag, adressiert an Hans Zinneck, Beelestraße 11, 34131 Kassel. Jemand hätte den Umschlag hastig aufgerissen, um an das Schreiben zu kommen, und nachher den Brief tief in das enge Fach gestoßen, sodass Benno ihn nicht entdeckt hatte ...

      Ein Maklerbüro aus Dresden. Abgeschickt am 10. September des vorigen Jahres.

      Sehr geehrter Herr Zinneck,

      zu meinem großen Bedauern muss ich Ihnen mitteilen, dass Herr Leuthäuser seine Zusage zurückgenommen hat. Er will den Mietvertrag nicht unterschreiben, weil er zwischenzeitlich einen Käufer für das Haus gefunden hat. Es, tut mir außerordentlich Leid, dass es so gekommen ist. Wenn Sie weiter daran interessiert sein sollten, ein Haus in Dresden oder Umgebung zu mieten, stehe ich Ihnen selbstverständlich zur Verfügung.

      Mit freundlichen Grüßen Ingo Wehrholz RDM.

      Bis auf Brief und Diskette ließ Rogge alles liegen. Benno sollte sich ruhig etwas sorgen, wenn er die Sachen fand. Mit der Diskette durfte sich Kili beschäftigen. Wenn sie beschrieben war, würde Computerfreak Kili den Inhalt hervorkitzeln. Wofür stellte ihm denn der reiche Onkel pausenlos neue Geräte hin?

      Mittwoch, 27. September

      Simon knurrte: »Sie tun was?«

      »Ich melde mich für drei Tage krank.«

      »Aha. Drei Tage! Krank! Dafür hören Sie sich sehr unternehmungslustig an.«

      »Sollte mein Hausarzt derselben Meinung sein, werde ich die Tage nachträglich als Urlaub beantragen.«

      Darauf schwieg der Kriminalrat eine ganze Weile, schnalzte nur regelmäßig mit der Zunge. »Was haben Sie vor?«

      »Nichts. Im Bett bleiben. Mich auskurieren.«

      »Schlafen können Sie auch im Büro.«

      »Ich schnarche und möchte den Dienstbetrieb nicht stören.«

      »Ach, machen Sie doch, was Sie wollen«, verlor Simon die Geduld und knallte den Hörer hin.

      Rogge grinste hässlich. Der Gedanke, wie die Organisation, die zwei Entführer in Charlotte Zinnecks Wohnung geschickt hatte, so schnell von der Enttarnung erfahren haben konnte, plagte ihn immer noch. Sollte es im Polizeiapparat eine undichte Stelle geben, und danach sah es aus, bestand Gefahr, in Kassel einem Empfangskomitee in die Arme zu laufen.

      Deshalb verschwieg Rogge auch gegenüber Kili, was er plante: »Ich bin drei Tage krank, mein Handy funktioniert, ich bin aber nicht zu sprechen - Nein, auch für dich nicht.«

      An seiner Wohnungstür kehrte Rogge doch noch einmal um und schrieb einige Zeilen:

      Liebe Dörte,

      sollte ich mich bis Sonntag um Mitternacht nicht bei dir gemeldet habens rufe doch bitte Kilian Haindl an und sage ihm, ich sei am Mittwoch nach Kassel, Beelestraße 11 gefahren. Bis dahin bitte kein Wort an irgendjemanden und erst recht nicht an den von dir so geliebten Kriminalrat Simon.

      Gruß & Danke, Jens.

      Das Briefchen schob er unter ihrer Tür durch.

      In Kassel suchte Rogge sich ein Hotel, kaufte einen Stadtplan und kutschierte dann zur Wilhelmshöhe. Die Beelestraße stellte sich als eine ruhige, menschenleere Sackgasse heraus, in der früher einmal betuchte Menschen auf großen Grundstücken gebaut hatten, weil sie gern zu ihren Nachbarn Abstand halten wollten. Das Haus Nummer 11 war eine bescheidene Villa, die dringend gestrichen werden musste. Auch der riesige Garten wies Anzeichen von Verwilderung auf. Für Kinder ein kleines Paradies, viel Platz, viel Grün, kein Verkehr. Trotzdem schwebte ein Hauch von Verfall über allen Häusern, so als seien die ursprünglichen Eigentümer weggezogen und hätten die anstehenden Renovierungen den neuen Eigentümern überlassen, die sich aber für die Hypotheken krumm legen mussten,

      Im Vorgarten jätete eine junge Frau Unkraut und richtete sich halb erleichtert, halb misstrauisch auf, als er sie ansprach.

      »Ja, guten Tag.«

      »Guten

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