Die Toten von Rottweil. Herbert Noack

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Die Toten von Rottweil - Herbert Noack

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ist nie und nimmer der Tatort.«

      »Habt ihr noch was anderes gefunden?«, fragte Zeller in der Hoffnung, wenigstens einen kleinen Anhaltspunkt für seine Anfangsermittlungen zu bekommen.

      »Später, Paul. Lass uns erst mal unsere Arbeit tun. Ich melde mich bei dir.«

      »Aber nicht nur beim Zeller, werte Frau Doktor. Ich möchte auch informiert werden. Als Erster, bitte schön.«

      Zeller schaute zu Bausinger hinüber, der offenbar den Chef vor der jungen Dame heraushängen lassen wollte, die ihn begleitete und die Zeller noch nicht kannte. Ein Umstand, der sich gleich ändern würde, denn die beiden kamen auf ihn zugelaufen.

      »Paul, ich möchte dir unsere neue Mitarbeiterin vorstellen. Eine der Besten im Kurs ihres Jahrgangs an der Polizeihochschule in Böblingen. Ich hatte es dir vor einiger Zeit gesagt. Sie heißt … Ach, das kann sie dir alles selbst sagen. Bitte, junge Dame«, fügte er mit einem süßlichen Lächeln hinzu.

      »Elli Jones. Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Herr Kriminalhauptkommissar«, sagte sie brav und streckte ihm die Hand entgegen.

      Zeller musterte sie kritisch. Wer so eng verbandelt mit Bausinger war, konnte nichts taugen. Sie würde nicht lange bleiben. Sicherlich nur eine Praktikantin auf der Suche nach der Abteilung bei der Kriminalpolizei, die ihr am besten gefiel. Gerade als er der jungen Frau etwas erwidern wollte, rief Ulrike aufgeregt nach ihm.

      »Paul, kommst du mal bitte? Wir haben da was, das wird dich interessieren.«

      Als Zeller neben ihr stand, zeigte sie auf die rechte Hand des Toten. An ihr fehlte der Zeigefinger, abgetrennt mit einem sauberen Schnitt. Sie hätten nicht lange nach ihm suchen müssen, erzählte Ulli ihm weiter. Er hatte sich in der Innentasche seines Sakkos befunden.

      Etwa zur gleichen Zeit ärgerte sich Berta Abele, als sie an diesem Samstag auf der Arbeit im TK Elevator Testturm erschien. Eigentlich war es ihr freier Tag. Doch gestern am späten Nachmittag hatte man sie angerufen und gefragt, ob sie nicht noch einmal Feuerwehr spielen könne. Genau wie schon die Wochen zuvor. Wieder war jemand plötzlich erkrankt. Es sei aber wirklich das letzte Mal in diesem Monat.

      Na gut, hatte sie zu sich gesagt. Ihre Partnerin würde Ramona sein, das junge Ding. Mit ihr arbeitete sie gern. Sie würden rasch fertig werden, denn Ramona war genauso schnell wie sie. Keine Trödlerin wie so manche andere Kollegin. Da konnte man sich nebenbei auch noch ein wenig unterhalten.

      Doch am späten Abend hatte Ramona sie zu Hause angerufen und sich bei ihr abgemeldet. Das war schon wirklich nett von ihr, ehrlich. Die Begründung dagegen weniger. Sie hatte schweren Durchfall und konnte unmöglich arbeiten kommen.

      Als ob ganz Rottweil mit diesem Virus befallen wäre und eine Magen-Darm-Grippe hätte. Jetzt fehlte Ramona also auch noch! Wie schon so oft in der letzten Zeit. Da war etwas, was sie ihr verschwieg, war sich Berta sicher. Wahrscheinlich war sie doch schwerer erkrankt, als sie zugab.

      Doch Berta machte sich nichts vor. Bestimmt war es die letzte Chance für Ramona gewesen. So etwas konnte sich niemand ewig erlauben. Egal, wie lange man schon in der Firma beschäftigt war. Der Chef hatte ihr bereits beim vergangenen Fernbleiben gedroht, dass sie sich nach einem anderen Job umschauen solle, nach einem, der ihre Gesundheit nicht so strapaziere. Es gebe genug Anfragen, sie würden vor seinem Büro geradezu Schlange stehen. Jeden Tag! Sofort würde er eine neue Putzkraft einstellen können. Unter Tränen hatte Ramona ihn angefleht, sie zu behalten. Sie brauche das Geld. Unbedingt! Er hatte sich erweichen lassen. Das letzte Mal, wie er gesagt hatte. Und nun fehlte sie schon wieder.

      Seufzend öffnete Berta die Eingangstür zum Turm. Verwundert stellte sie fest, dass gar nicht abgeschlossen war. Das hatte sie noch nie erlebt, seitdem sie hier in der Frühschicht arbeitete.

      Sie zog ihre Jacke aus und hängte sie an einen Haken neben ihrem Spind. Dann ging sie in den Nebenraum, in dem sich die Sanitärartikel befanden, und belud ihren Wagen mit den fehlenden Flaschen, Handtüchern und Lappen. Noch zwei weitere Toilettenreiniger aufgeladen und sie konnte loslegen. Berta schaute auch nach der Essigessenz und angelte sich einen neuen Wischmopp aus dem Ständer. Lieber ein bisschen mehr mitschleppen als zu wenig. Sie mussten schließlich später nach oben in den Konferenzraum. Der war heute dran, gestern hatte es eine Abendveranstaltung gegeben.

      Den Aufstieg mit dem Fahrstuhl in diese luftige Höhe vertrug sie nicht gut. Schließlich war sie vergangene Woche stolze 70 Jahre alt geworden und hatte eigentlich nie im Leben daran gedacht, dass sie in diesem Alter immer noch arbeiten würde. Aber sie tat es gern. Die Putzerei war nicht besonders anspruchsvoll und der Lohn dafür nicht schlecht. Da blieb etwas für ihre Enkel übrig. Welche Oma steckte ihren Lieblingen nicht gern etwas zu?

      Ein lautstarkes und übertrieben frisches »Guten Morgen« schlug ihr mit einem sächsischen Unterton brutal in den Magen. »Na, Berta, wie geht’s dir? Oh, mir geht’s gar nicht gut. Kurt war gestern Abend nämlich bei mir. Der hatte ein wunderbares Wässerchen dabeigehabt. Mann, war das gut. So richtig fruchtig. Jetzt geht’s mir schlecht. Hab ich einen Brand! Ich verdurste fast.«

      Berta war bedient. Auch das noch, schoss es ihr durch den Kopf, diese vorlaute und primitive Kuh Gudrun Zetsche hatte man ihr zugeteilt. Es hätte nicht schlimmer kommen können. Der Tag war gelaufen. Wäre sie doch bloß zu Hause geblieben. Es gab nichts Schlimmeres als diese Kampfdrohne.

      Wortlos hielt sie der drallen Frau ihre Wasserflasche hin. Gudrun griff hastig danach und trank sie in gierigen Zügen leer.

      »Oh, danke, Berta. Das war meine Rettung. Habe ich heute einen schlimmen Schädel. Das hämmert wie verrückt«, jammerte sie weiter. Mit dem Handrücken wischte sie ihren Mund trocken und zog dabei geräuschvoll die Nase hoch.

      »Nimm doch wenigstens ein Taschentuch. Das ist ja nicht zum Aushalten mit dir. Los jetzt! Wir sind spät dran.«

      Sie begannen ihre Arbeit im Eingangsbereich, reinigten die Kassenschalter und wischten die Scheiben ab. Der Boden war schon fertig geputzt. Dafür gab es einen fahrbaren Kärcher. Das wäre ja auch noch schöner gewesen, jeden Morgen hier den Schmutz der vielen Besucher herauszuwischen. Da hätten sie schon um vier anfangen müssen.

      Danach ging es in die Sanitärräume. Berta hatte es geahnt. Ihre Kollegin machte sich erst einmal aus dem Staub und verschwand im Frauenklo. Berta nahm sich stattdessen die Herrentoilette vor. Rasch putzte sie den Waschbereich, um dann die Kabinen mit ihrem Mopp zu beglücken. Als sie bei der letzten Kabine angelangt war, bemerkte sie neben der Kloschüssel auf dem Boden etwas Ungewöhnliches. Es war nichts Besonderes, wenn hier im Klo nach einem Abend mit viel Publikum etwas herumlag. Irgendjemand verlor immer etwas, aber das da war wohl eher selten. Ein schwarzes Schlüsseletui in Form eines Eishockeyschlägers mit einem großen K in einer dreizackigen Krone darauf. Seufzend bückte Berta sich und steckte das Etui in die Tasche ihres Arbeitskittels. Sie würde es unten am Empfang hinterlegen. Sicher würde bald jemand danach fragen.

      Jetzt sah sie auch noch einen blassrosa Blutfleck auf dem Boden. Angestrengt versuchte sie, ihn zu entfernen, was gar nicht so einfach war. Mehrfach musste sie mit dem Lappen darüberschrubben, ehe er endlich verschwunden war. Wahrscheinlich hatte da gestern jemand Nasenbluten gehabt, dachte sie sich. Am Morgen des vorangegangenen Tages war der Fleck jedenfalls noch nicht da gewesen. Sie hätte ihn beim Reinigen bestimmt nicht übersehen. Im selben Moment hörte sie, wie jemand die Toilette betrat. Sie erschrak. Wer konnte das um diese Uhrzeit sein? Mit einem raschen Blick sah sie noch einmal nach dem Fleck. Er war nicht mehr zu sehen. Zufrieden schloss sie die Tür hinter sich.

      Es war kein fremder Besucher, den sie gehört hatte, sondern ihre Kollegin. Als ob sie nichts anderes zu tun hätte,

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