Mord im Wendland. Klaas Kroon

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Mord im Wendland - Klaas Kroon

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Hof. »Soll das ne Straße sein? Das ist ein verdammter Dschungel. Wer in dieser Bruchbude wohnt, will keinen Besuch. Lass uns abhauen.«

      Karsten drehte sich, um in der Richtung zu verschwinden, aus der sie gekommen waren. Doch Olaf ging auf das Haus zu. Er fühlte sich wie magisch angezogen von der offenen Tür. Er sah auf sein Handy. Mitternacht.

      Karsten folgte Olaf ganz dicht. »Was willst du da?«, jammerte er.

      Olaf stieg die drei Stufen zum Wohnhaus hoch. Es war sicher noch dieselbe Tür wie vor mindestens hundert Jahren, als es gebaut worden war. Der grüne Lack blätterte ab, darunter kam blauer Lack zum Vorschein. Das Schloss war nicht so alt. Es war mit einem vertikalen Sperrriegel im Innern verbunden. Ein guter Einbruchschutz, soweit Olaf das beurteilen konnte. Wieso war die Tür dann nicht abgeschlossen?

      Langsam schob er sie auf. Das Gewehr hatte er immer noch unter dem Arm und die ausgeschaltete Taschenlampe in der linken Hand.

      Direkt hinter der ausgetretenen hölzernen Türschwelle begann ein schwarz-weiß-karierter Fliesenboden. Einige Fliesen waren zerbrochen. Olaf spähte in den dunklen Hausflur. An der Wand zog sich bis auf Brusthöhe eine schäbige Holzverkleidung hoch, die sich über den gesamten Flur zu erstrecken schien. Schemenhaft erkannte Olaf Möbel, einen Leuchter mit Wachskerzen anstelle von Glühbirnen unter der Decke, ein kleines Tischchen, darauf eine merkwürdige Skulptur mit einem bunten Elefantenkopf und ein Kerzenleuchter mit drei Kerzen. Im hinteren Bereich lag etwas auf dem Boden, von dem Olaf nicht wusste, was es war. Er schaltete die Taschenlampe ein. Dann stockte ihm der Atem.

      »Scheiße, Kiste«, sagte Olaf, als er wieder Luft bekam. »Siehst du das? Da liegt einer. Und dahinter noch einer. Und Blut, überall Blut. Oh, Mann.«

      Doch Kiste war längst weg. In großen Schritten war der sonst so behäbige Kerl über den Hof getürmt und steuerte den Zufahrtsweg an, den er vorher noch so geringschätzig bewertet hatte.

      Olaf konnte seinen Blick nicht von den beiden Menschen wenden, die regungslos im Halbdunkel lagen. Sie waren offensichtlich tot. Fliegen schwirrten umher. Der vordere Tote war ein Mann mit hellem Vollbart und mittellangen blonden Haaren, die an Stroh erinnerten. Er war jünger als Olaf. 40 vielleicht. Er trug nur eine verwaschene Unterhose und ein rotes T-Shirt. Seine weit geöffneten Augen starrten zur Decke, von seinem Hinterkopf hatte sich eine große, inzwischen angetrocknete Blutlache über die Fliesen ergossen. Die Person dahinter lag auf der Seite und von Olaf abgewandt. Er konnte weder erkennen, wie alt sie war, noch ob Mann oder Frau. Intensiv nahm er den metallischen Geruch von Blut wahr. Kurz war Olaf versucht, zu den Körpern zu gehen, sie sich genauer anzusehen.

      Doch Kiste rief über den Hof: »Olaf, komm, wir müssen weg hier. Die Bullen rufen. Schnell!«

      Olaf zögerte noch einen Moment, lief dann aber hinter Kiste her in den Zufahrtsweg. Er sah auf sein Handy. »Scheiße, kein Empfang, wir können die Bullen nicht rufen«, stöhnte er, während sie den zugewachsenen Weg hinunterrannten, wobei sie sich durch dichte Mückenschwärme kämpften. Das Gewehr baumelte am Trageriemen um Olafs rechte Schulter und schlug ihm schmerzhaft gegen das Knie.

      »Ich habe doch gesagt, dass da was nicht stimmt«, sagte Olaf, als sie auf einen schmalen, nicht asphaltierten Waldweg einbogen. Nun rannten sie nicht mehr. Nach Luft schnappend gingen sie, so schnell sie konnten. Der Mond war hinter Wolken verschwunden. Es war wieder stockdunkel. Beide schwitzten aufgrund der körperlichen Anstrengung, aber auch, weil es in dieser Sommernacht sicher noch 24 Grad hatte. Handyempfang hatten sie nach wie vor keinen.

      »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«, fragte Kiste. »Ich meine, unser Wagen steht irgendwo da hinten.« Er deutete unbestimmt in den Wald.

      »Ja, glaub schon, das ist die richtige Richtung. Aber man kommt ja völlig durcheinander hier. Nur Bäume.« Olaf zog den Kompass aus der Tasche und sah ratlos darauf. Natürlich sagte ihm das Gerät nicht, wo sie den Golf geparkt hatten.

      »Hast du den Standort des Autos nicht in deinem Handy markiert, auf Google Maps?«, fragte Kiste, der seine Panik nicht verbergen konnte.

      »Nein, du Klugscheißer«, rief Olaf, »das wäre doch dein Job als Fahrer, oder?«

      Kiste zuckte mit den Schultern. Eine Zeitlang gingen sie schweigend den dunklen Weg entlang durch den Wald. Kiste rauchte seine letzte Zigarette. Ein Handynetz hatten sie immer noch nicht.

      »Ey, Olaf, meinst du, der Kerl, der das gemacht hat, ist hier noch irgendwo?«, fragte Kiste.

      »Glaube ich nicht«, sagte Olaf. »Der ist weg. Das ist schon ein paar Stunden her.«

      »Ach echt? Bist du jetzt ein verfickter Rechtsmediziner, oder was?«, sagte Kiste.

      »Mal was anderes, Kiste«, sagte Olaf und bemühte sich, beim Sprechen die wirren Gedanken in seinem Kopf zu ordnen. »Wenn wir die Bullen rufen, was erzählen wir denen denn, warum wir mitten in der Nacht auf diesem Hof waren? Mit einem Gewehr.«

      »Äh, ja, wir waren auf der Jagd. Schwarzwild. Das hat Saison, glaube ich.«

      Olaf blieb stehen und sah Kiste verwundert an: »Ach, bist du jetzt hier der Oberförster? Dann vergiss aber nicht, dass wir beide weder einen Jagdschein noch eine Besitzkarte für die Wumme haben.«

      Sie gingen weiter die Straße entlang. Beide dachten nach. Es schien nun wichtiger, die richtige Geschichte zu finden als das Auto.

      »Das Gewehr verstecken wir irgendwo«, sagte Kiste schließlich. »Und wir sagen einfach, dass wir spazieren waren. Schöne lauschige Sommernacht. Weißt schon.«

      »Als schwules Pärchen, oder was? Du spinnst doch, Kiste.«

      »Nein, wir haben uns verlaufen. Beim Wandern, als es dunkel wurde.«

      »Vergiss es. Das glaubt uns niemand. Am besten, wir sehen zu, dass wir den nächsten Ort erreichen und rufen dort von einer Telefonzelle aus anonym die Polizei an.«

      In einiger Entfernung kreuzte eine Landstraße. Das erkannten sie daran, dass schon zwei Autos mit hoher Geschwindigkeit vorbeigefahren waren. Es war sicher nicht die Straße, an der ihr Golf stand. Aber vielleicht konnten sie von dort ein Stück trampen.

      An der Landstraße angekommen, waren sie erneut ratlos. Links oder rechts? Sie entschieden sich für rechts, denn Olaf war sicher, dass es dort nach Gartow ging, einem Kaff, dessen Namen er auf dem Hinweg auf einem Schild gelesen hatte.

      »Eine Telefonzelle«, murmelte Kiste vor sich hin, »wo gibt es denn im verfickten Handyzeitalter noch eine Telefonzelle?«

      In diesem Moment näherte sich von hinten ein Fahrzeug. Ohne lange nachzudenken, streckte Olaf den Daumen raus. Als das Auto näher kam, erkannte er, dass es die Polizei war. Zu spät. Der Streifenwagen hielt an.

      Kapitel 3

      Sabine Langkafel war hundemüde. Stunden nach Feierabend war ein Notruf eingegangen, und weil sie die Einzige war, die in der Nähe der Polizeistation Gartow wohnte, musste sie raus. Genau genommen lebte auch ihr Vorgesetzter Jakob Metzger im Ort, sogar in der kleinen Wohnung über der Wache in dem hübschen Rotklinker-Fachwerkhaus, aber Metzger war an einem Freitagabend nach 24 Uhr nicht mehr fahrtüchtig. Eigentlich an keinem Abend der Woche.

      Also hatte Sabine sich entgegen den Gepflogenheiten alleine aufgemacht. Ein richtiger Notruf war es sowieso nicht. In Trebel lief offenbar eine Gartenparty aus dem Ruder, und mehrere Nachbarn hatten die 110 gewählt

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