Mörderisches aus Sachsen. Petra Steps
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»Du hast Schlagzeug gelernt? Warum hast du mir bisher noch nie davon erzählt?«
»Keine Ahnung. Es hat sich nicht ergeben. Das gute Teil steht noch im Keller. Vielleicht packt es mich irgendwann wieder einmal.«
»Warum hast du aufgehört zu spielen?«
»Kennst du den alten Schlagzeuger-Witz? Kommt ein Sohn zu seiner Mutter und sagt: Wenn ich erwachsen bin, möchte ich Schlagzeuger werden. Die Mutter schüttelt den Kopf und antwortet: Mein Sohn, du musst dich entscheiden, beides zusammen geht nicht.«
Adina prustet los. »Und da hast du dich für das Erwachsenwerden entschieden? Biederes Beamtendasein, immer regelmäßig Kohle auf dem Konto. Und kein verarmter Drummer. Erfährt ein Schlagzeuger beim Arzt, dass er noch drei Monate zu leben hat. Fragt er zurück: und wovon?«
Oli musste lachen. »So ungefähr«, sagte er.
»Aber Drummern sagt man auch ein abwechslungsreiches Leben nach. Kennst du das Bild, auf dem der Schlagzeuger mit drei hübschen Frauen im Bett liegt, während der Gitarrist eine romantische Monogamie pflegt und der Bassist sich seinem Lover zuwendet?«
»Ach, Adina! Wer braucht schon drei Frauen, wenn er eine wie dich haben kann! Eine Journalistin, die gleichzeitig Köchin und Beamtenversteherin ist. Komm, lass uns die Stellung wechseln. Das Bett wartet.«
»Ich räume schnell noch die Küche auf. Du darfst zuerst ins Bad«, schlug Adina vor. Vom Küchenfenster aus sah sie die orangefarbenen Lichter des Winterdienstes, der den am Abend gefallenen Schnee zu den schon vorhandenen Schneebergen am Straßenrand schob. Jetzt funkelten ungezählte Sterne über der Erzgebirgsstadt. Das Thermometer zeigte minus 15 Grad. Adina fror schon vom bloßen Hinsehen. Sie fragte sich, ob die harten Winter im Erzgebirge ihr nicht zusetzen würden, wenn sie sich für ein Leben mit diesem Mann hier entschied. Wenn … Oli verließ das Bad. »Heute Nacht werden es sicher minus 20 Grad. Ich glaube, ich brauche eine Wärmflasche«, sagte Adina. »Mache hin, ich bin schon ganz heiß«, lachte Oli.
Als Oli am Morgen ins Polizeirevier gegangen war, begann Adina, ihren Arbeitstag zu organisieren. Bevor sie sich bei ihrem Arbeitgeber und ihren Eltern in Berlin ankündigte, schrieb sie einen Beitrag in ihren Reiseblog:
Hallo Freunde vom sanften Inlandtourismus, entschuldigt bitte, dass ich mich in jüngster Zeit ein wenig rar gemacht habe. Aber jetzt habe ich Neuigkeiten für Euch: Ich werde meinen Aktionsradius auf ganz Sachsen ausdehnen. Wenn ihr also Orte kennt, die man unbedingt gesehen haben muss, dann her damit. Aber schreibt am besten dazu, was ihr mit Eurem Vorschlag persönlich verbindet. Vielleicht lassen sich interessante Geschichten daraus zaubern. Und denkt bitte an den Datenschutz. Wer seinen Namen hier nicht sehen will, vermerke das bitte. Also los, ran an die Tasten. Ich bin gespannt. Eure Adina
Oli hatte die Ermittlungen wie angekündigt fortgesetzt und war auf dem Weg nach Hause. Er fuhr vorsichtig, denn links und rechts der Straße lagen hohe Schneehaufen, die die Sicht zusätzlich einschränkten. Auf der Geyersdorfer Hauptstraße zwischen Mildenau und Annaberg kam ihm ein Raser in einem weißen BMW entgegen. Aufgrund der völlig unangepassten Geschwindigkeit benötigte der Fahrer deutlich mehr als seine Spur auf der serpentinenartigen Strecke. Hinter der nächsten Kurve sah Oli das Unglück. Ein Pkw hatte sich überschlagen und im angrenzenden Feld tiefe Furchen in die Schneedecke gezogen, bevor er auf dem Dach liegen geblieben war. Aus dem Auto springen und die Notruftaste auf dem Handy bedienen war für den Beamten eins. Oli lief ein paar Meter auf der Straße. Dann benutzte er die Vertiefung im Schnee, die ins Feld führte. Bevor er am Auto ankam, hatte er bereits die Rettungsleitstelle erreicht und einen Notarzt geordert.
»Nein, bitte nicht«, murmelte er, als er ins Wageninnere blickte. Ob das dem Unfall allgemein gegolten hatte oder mit dem jähen Erkennen der Fahrzeuginsassen verbunden war, konnte er im Nachhinein nicht mehr sagen. Aus dem Wageninneren ertönte ein schriller Hilfeschrei. Oli ging zur Beifahrertür. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er sie öffnen könnte, doch mit ein paar Handgriffen war es ihm gelungen. Dann half er der Frau, die er erst gestern im Revier als Zeugin befragt hatte, aus dem Wagen. Sie setzte sich sofort auf den Boden. »Er ist tot.« Ein Blick auf Erwins starre Augen und das aus der Nase gesickerte Blut bestätigten Oli, dass sie recht hatte. Er legte seinen Finger trotzdem auf die Halsschlagader. Da war nichts.
Die Frau starrte Löcher in den Schnee. Oli versuchte, in den Kofferraum des Autos zu gelangen und das Erste-Hilfe-Set herauszufischen. Als er es in der Hand hielt, öffnete er den Reißverschluss und entnahm die Rettungsdecke. Er breitete sie mit der goldenen Seite nach unten aus, zog die Frau auf die silberne Seite und wickelte sie ein. Sie leistete keinen Widerstand. Im Auto fand er eine Abdeckplane, die er zwischen Schneedecke und Frau schob. Ganz langsam kehrte ihre Sprache zurück.
»Er hat ihn umgebracht.«
»Erwin hat Ihren Mann umgebracht, damals?« Es dauerte noch einen Moment, dann brach es aus ihr heraus. »Ja, das auch. Aber das meine ich nicht. Sein Sohn … Er hat uns von der Straße abgedrängt. Erwin hat das Lenkrad verrissen, und wir flogen aus der Kurve. Jetzt ist er tot.«
»Fährt der Sohn zufällig einen weißen BMW?«
»Ja.«
»Wissen Sie das Kennzeichen?«
»Irgendetwas mit DD und einer 13 am Ende. 313, 3013 – ich erinnere mich nicht an mehr. Die eigene Brut. Es ist nicht zu fassen.«
Während die Witwe weiter vor sich hinsprach, hatte Oli seine Kollegen vom Annaberger Revier in der Leitung. »Gebt eine Fahndung raus. Weißer BMW aus Dresden, Kennzeichen DD und irgendetwas mit 13 am Ende. Oder schaut, ob ihr ein auf Erwins Sohn zugelassenes Fahrzeug findet, zu dem die Beschreibung passt. Ich denke, er fährt in Richtung A72/A4.«
»Wird gemacht, Scheffe. Die Kollegen vom Verkehr sind schon unterwegs. Die Rettung hast du informiert?«, fragte Sebastian. Er war Olis Zimmerkollege im Revier.
»Ich höre ein Martinshorn in der Ferne. Wir benötigen einen Bestatter, etwa in einer Stunde, wenn auch der Staatsanwalt durch ist. Vollprogramm. Erwin ist tot. Der Arzt ist gerade eingetroffen. Bis dann.«
Den Beamten war es gelungen, Erwin aus dem Auto zu bergen und auf das Feld zu legen. Sie hatten ihn mit einem Tuch bedeckt. Der Arzt überprüfte die Vitalfunktionen, dann nickte er nur kurz und das Tuch wurde wieder über den Körper gelegt.
»Sie haben Glück gehabt. Dem Fahrer konnten wir nicht mehr helfen. Mein Beileid. Ihr Schleudertrauma muss behandelt werden, damit sich nichts daraus entwickelt. Ich würde Sie gern für ein paar Tage zur Beobachtung mit ins Krankenhaus nehmen«, sagte der Notarzt zu Birgit, nachdem er sie kurz befragt und sie über Rückenschmerzen geklagt hatte. Er instruierte das Team des Rettungswagens, das Birgit ins Erzgebirgsklinikum fahren sollte. Dann füllte er die Papiere für das Unfallopfer aus.
»Wen sollen wir benachrichtigen? Haben Sie jemanden, der Ihnen ein paar Sachen bringen kann?«, fragte Oli, als er von der Krankenhauseinweisung erfuhr.
»Nein, nicht wirklich. Meine Tochter wohnt nicht mehr