Mörderisches aus Sachsen. Petra Steps
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»Warum hinkt er so hinterher?«, fragte Adina.
»Ich verstehe es auch nicht. Er hat deutlich bessere Bedingungen als du. In Köln ist vieles konzentriert und nicht so zertragen wie bei dir im Erzgebirge. 22 Orte Montanregion, dabei allein 17 in Sachsen. Das sagt doch alles. Vermutlich kann er nicht so gut mit Menschen wie du. Dir kommen deine journalistischen Erfahrungen zugute. Aber er stolpert nicht dauernd über Leichen.«
Adina schaute zu Markus. Sein Grinsen verriet ihr, dass er die Bemerkung nicht als Vorwurf betrachtete. Also lächelte sie ebenso. »Ich habe übrigens Oli mit nach Berlin gebracht. Ich wollte ihm den Berliner Winter zeigen, der so ganz anders ist als der im Erzgebirge. Hoffentlich vermisst er das Knirschen des Pappschnees unter den Füßen nicht zu sehr. Zurzeit ist es wieder arg in Annaberg. Dauerfrost und kein Ende in Sicht. Ohne Winterreifen und manchmal sogar Schneeketten geht da nichts. Oli ist gerade auf der Museumsinsel. Demnächst übernimmt er eine Schwangerschaftsvertretung in Dresden. Ich dachte, das passt ganz gut, denn hier wie da gab es spektakuläre Diebstähle in Museen. Deshalb habe ich ihn dorthin geschickt.«
»Ach ja, ich vergaß, dass er ein Kriminaler und stets den Kriminellen auf der Spur ist. Die Verbindung zwischen dir und ihm gefällt mir. Ich hoffe, du pfuschst ihm nicht zu sehr ins Handwerk und er passt ein bisschen auf dich auf.«
»Sagen wir mal so: Er ist nicht immer begeistert von den vielen Zufällen, mit denen ich ständig in Berührung komme. Wobei ich ja nicht wirklich an Zufälle glaube. Aber eine Erklärung habe ich halt auch nicht. Wenn du magst, können wir gemeinsam Mittagessen gehen. Ich könnte Mia fragen, ob sie Zeit hat. Oder wir treffen uns heute Abend«, schlug Adina vor.
»Lass uns erst alles besprechen. Um 14 Uhr habe ich einen Termin. Heute Abend wäre also besser. 19 Uhr. Wo soll ich reservieren?«
»Warte, ich schreibe Mia schnell eine Nachricht.« Kurz nachdem Adina auf Senden geklickt hatte, ertönte der Kuckucksruf, der eine Antwort signalisierte.
»Ok, alles klar. Mia hat zugesagt. Wie wäre es bei Feinberg’s in Schöneberg? Vom Nollendorfkiez aus kommen wir alle schnell nach Hause. Ich mag die Vielfalt der jüdisch-israelischen Küche. Und ich habe lange keinen richtigen Hummus gegessen. Wenn ich in Chemnitz bin, gehe ich immer ins Schalom. Leider bin ich nicht sehr oft dort, aber das kann sich ändern. Schließlich wird Chemnitz Europäische Kulturhauptstadt 2025. Das war für mich eine Überraschung. Immerhin gehörte Nürnberg zu den Bewerbern. Ich bin gespannt, was sich da im Schatten des Nischels entwickelt.«
Markus hakte ein. »Du tust den Chemnitzern unrecht, wenn du sie auf den Karl-Marx-Kopf reduzierst, obwohl der schon beeindruckend ist. Aber das muss ich dir wohl nicht sagen.«
Adina nickte. »Genau. Wobei ich glaube, die Chemnitzer tun sich manchmal selbst unrecht. Das haben die Diskussionen um diverse Kunstprojekte und um die Kulturhauptstadt-Bewerbung bewiesen. So ein bisschen Provinzmief schwingt da immer mit, obwohl die Stadt Potenzial hat. Die Bewerbung um den Kulturhauptstadt-Titel ist ein gutes Beispiel. Das war schon ausgefallen, was die Chemnitzer vorgelegt haben. Der Darm von Karl Marx. Das Größenverhältnis passte sogar irgendwie zum Nischel. Und woran schieden sich die Geister? Na?«
Markus überlegte. »Keine Ahnung.«
»Na, an des Deutschen liebstem Spielzeug – am Auto im Schlossparkteich.«
»Jetzt, wo du es sagst. Was ist eigentlich aus dem Auto geworden? Weißt du das?«
Adina überlegte. »Es wurde aus dem Teich gefischt und eingelagert. Für bessere Tage, mit mehr Kunstverständnis und weniger Kulturbanausen. Kann also dauern.«
Markus wandte sich seinem Laptop zu. »Lass uns die Karte durchgehen. Ich erkläre dir meine Vorstellungen. Du kannst mich gern ergänzen. In zwei Wochen legst du mir ein erstes Konzept vor. Nur grob. Die Reihenfolge überlasse ich dir, da bist du vollkommen frei und kannst auch gern umswitchen, wenn es sich anders ergibt. Dann das Übliche: Recherche, Schreiben, Fotos machen, Blog vervollständigen. Und vergiss nicht, die Daten regelmäßig zu aktualisieren. Wir wollen uns doch von der großen Masse mit ihrer unsäglichen Informationsfülle und veralteten Daten abheben. Nimm dir ruhig zwischen den neuen Orten immer wieder Zeit für alles, was du schon beackerst hast. Wenn du dann bitte den unbefristeten Vertrag unterschreibst … Ich habe dich ein wenig höhergestuft.«
»Oh Markus, das ist klasse. Unbefristet ist noch besser als Verlängerung. Ich danke dir. Dann reicht es bei Feinberg’s heute Abend für ein zweites Glas Wein. Wo ich schon auf mein Israel-Volontariat verzichtet habe! Bevor dein Angebot kam, hatte ich mich bereits beworben. Ein Jahr ohne deutschen Winter! Aber wie so oft durchkreuzte das Leben all die schönen Pläne. Also, dann wenigstens israelisch in Berlin, mit sonnengereiftem Wein aus dem Galil. Weit gereist und schon deshalb nicht so billig.«
»Scherzkeks. Ich lade euch natürlich ein. Geht aufs Haus«, erwiderte Markus, ohne Adinas geöffneten Mund wahrzunehmen. Sie hatte heute ihren Stauntag und wunderte sich schon nicht mehr sehr über Markus’ Großzügigkeit.
Nach der Besprechung traf sich Adina mit Oli bei einem Kaffee. »Wir sind das Projekt komplett durchgegangen. Ich freu mich so auf die Recherchen.« Das Strahlen ihrer Augen unterstrich die Begeisterung, mit der sie sich am liebsten sofort in die Arbeit gestürzt hätte. Aber jetzt war sie erst einmal in Berlin, hatte einige Pflichtbesuche zu erledigen und wollte Oli ein paar Hauptstadt-Raffinessen zeigen.
»Du sagst gar nichts. Bist du schon Berlin-müde?«
»Das Revier hat angerufen. Ich soll eher nach Dresden kommen. Die Akten auf dem Schreibtisch türmen sich, und deine Kollegen vor Ort nerven.«
»Aber das ist doch kein Problem. Dann fahren wir am Freitag zurück und haben das Wochenende in Annaberg vor uns. Am Montag beginnen wir beide mit einer neuen Aufgabe. Ich werde kommende Woche in Chemnitz unterwegs sein. Du kannst dich in Dresden eingewöhnen. Ich komme bald nach.«
»Du bist toll, Adina. Ich dachte, du möchtest vielleicht länger hierbleiben. Bei deiner Familie und deinen Freunden.«
»Berlin läuft nicht weg. Du hast irgendwann frei, und wir können wieder herkommen. Wir haben morgen den ganzen Tag. Heute Abend treffen wir uns mit Mia und Markus im Feinberg’s. Markus hat uns eingeladen. Ich freue mich schon auf das Essen.«
»Feinberg’s? Ein jüdisches Restaurant, ja? Die stehen doch öfter in den Schlagzeilen wegen Bedrohung, Antisemitismus und so was.«
»Ja, aber hier in Berlin musst du nicht ermitteln, und der Abend soll ganz entspannt werden. Die Küche ist jüdisch-sephardisch, also mehr dem Morgenland zugewandt als im Schalom in Chemnitz. Das habe ich dann nächste Woche wieder.«
Am Donnerstag kümmerte sich Adina um ihre Berliner Wohnung, die schon eine Weile nicht mehr gelüftet war. Mia hatte zwar einen Schlüssel, war jedoch im Winter auch nicht so oft vor Ort. »Ich sollte meine privaten Sachen einlagern, was ich brauche, mit nach Annaberg nehmen und die Wohnung an einen Studenten oder Azubi vermieten, was meinst du?«, fragte sie Oli. »Keine schlechte Idee. Bezahlbare Wohnungen auf Zeit sind gefragt. Ich kenne einen Veranstaltungstechniker, der immer eine Woche hier zur Ausbildung ist und dringend eine Bleibe sucht. Er muss jedes Mal im Hotel schlafen, wenn er zur Berufsschule geht.«
»Na, das wäre doch etwas. Wenn du ihn sogar kennst! Sprich mit ihm. Ich packe noch ein paar Sachen ein, die wir morgen mitnehmen. Und meine Papiere und persönliche Dinge kann ich wegsperren.«
Für den Nachmittag waren