Teuchel Mord. Bernd Leix
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Heute allerdings lief es nicht wirklich flott. Erst ein Stau auf der A5 kurz vor Rastatt, dann im Murgtal ein Kieslaster nach dem anderen. Hatte er den ersten passiert, hing er kurz darauf hinter dem nächsten.
Schließlich verspürte Lindt keine Lust mehr auf Überholmanöver und blieb mit entsprechendem Abstand zurück. Ohnehin war er in Gedanken so sehr bei seinem toten Kollegen, dass gezügeltes Tempo angesagt war.
›Der Leiter des Kriminalkommissariats Freudenstadt, Erster Kriminalhauptkommissar Franz-Otto Kühn, wurde Opfer eines Tötungsdelikts.‹ Das war der entscheidende Satz in der Eilmeldung gewesen, die Lindt auf Paul Wellmanns Monitor gelesen hatte. Dazu noch die mehr als kryptischen Andeutungen der Oberstaatsanwältin über mögliche polizeiinterne Verwicklungen – Lindt konnte sich auf all das keinen Reim machen.
Mit Franz verbanden ihn mehrere spektakuläre Fälle, die sie im Nordschwarzwald gemeinsam, in engster Teamarbeit gelöst hatten. Das schweißt zusammen, ging ihm durch den Kopf.
Es gab zwar keinen privaten Kontakt zwischen den beiden Ermittlern, aber sie hatten ungefähr dasselbe Alter, Mitte 50, auf der Zielgeraden zum Ruhestand, und so waren sie sich im Lauf ihrer Dienstzeit auch früher schon öfter begegnet. Die Chemie hat gestimmt, zog als weiterer Gedanke durch Lindts Hirn und hatte eine tiefe Traurigkeit im Schlepptau.
»Tötungsdelikt?« Offizieller polizeilicher Sprachgebrauch, wenn noch nicht viel bekannt war. Was verbarg sich dahinter? Fahrlässige Tötung, Totschlag, Mord? Jedenfalls schien klar zu sein, dass ein natürlicher Tod nicht infrage kam. So viel gab die knappe Meldung preis.
Lindts Gedanken schweiften ab, und er wurde erst durch das aggressive Hupen eines vorbeizischenden Sportwagens darauf aufmerksam, dass er gerade eine gute Chance zum Überholen verpasst hatte. Der Kommissar hob entschuldigend die Hand. »Ja, nenn mich halt Schlafmütze, was soll’s. Dem Franz pressiert’s auch nicht mehr. Der hat seine letzte Einsatzfahrt hinter sich.«
In Schönmünzach fiel ihm ein, dass er gar nicht an Carla gedacht hatte. Schnell drückte er die Kurzwahl für die Mobilnummer seiner Frau und hörte das Tuten aus dem Lautsprecher des Smartphones, das er mit einer Halterung an der Frontscheibe befestigt hatte. Freisprecheinrichtung light, sozusagen. Bluetooth und andere moderne Technik gab es in der betagten Limousine natürlich noch nicht.
»Oskar, was gibt’s?«, ertönte Carlas muntere Stimme. »Möchtest du wissen, was wir heute Abend essen?«
»Muss dich leider enttäuschen. Kein Appetit mehr. Bin schon mitten im Schwarzwald.«
Natürlich war Carla sofort klar, dass es einen dienstlichen Grund für die Reise gab. Trotzdem scherzte sie: »Wie? Du fährst ohne mich in Urlaub?«
»Schön wär’s«, gab Oskar zurück. »Ich muss nach Freudenstadt. Franz ist tot.«
Carla zögerte kurz. »Franz? Der Franz? Dein Kollege?«
»Genau der. Du bist ihm ja auch mehrmals begegnet.«
»Oh, das tut mir aber leid.« Echte Betroffenheit lag in ihrer Stimme. »Mensch, wie denn das?«
»Weiß ich noch nicht, aber …«
»Aber … das heißt, er …«
»Kein normaler Tod, keine Krankheit, kein Unfall.«
Jetzt sprach Carla ganz leise: »Also wurde er …?«
»Sieht alles danach aus«, entgegnete Lindt. »Wie gesagt, ich habe noch keine weiteren Informationen.«
»Wer tut denn so was? Der Franz war doch eine …«
»Ja, sag es ruhig, er war eine Seele von Mensch.« Dann schwieg der Kommissar.
»Oskar, bist du noch da?«
»Ja.«
»Du sagst gar nichts mehr.«
»Mir ist auch nicht besonders danach.«
»Verstehe ich. Bitte melde dich wieder, wenn du kannst.«
»Mach ich.« Lindt drückte den roten Button.
Wo waren denn die letzten Kilometer?, fragte sich der Kommissar, als er in Baiersbronn durch den Kreisverkehr fuhr. Automatisch hatte er den Mercedes auf Kurs gehalten, aber seine Gedanken waren überall gewesen, nur nicht im Straßenverkehr. Er ermahnte sich zu größerer Aufmerksamkeit und legte die letzten Kilometer einigermaßen konzentriert zurück.
Kurz vor dem Freudenstädter Marktplatz bog er nach rechts in die Alfredstraße und später wieder rechts in die Straßburger Straße ab. Jetzt noch einmal links und er hatte sein Ziel erreicht.
Ein Streifenwagen blockierte die halbe Einfahrt zum Waldparkplatz Teuchelwald, und ein Uniformierter bedeutete ihm zu halten.
Lindt ließ die Scheibe herunter und wollte sich ausweisen, doch der grauhaarige Kollege winkte ab. »Oskar, du wirst schon erwartet. Schlimm, schlimm.«
»Ach, der Herbert, jetzt kenne ich dich erst. Ist ja auch schon eine kleine Ewigkeit her, dass wir zusammen auf Streife waren. Gibt es neuere Erkenntnisse?«
Herbert Zahn, altgedienter Schutzpolizist, schüttelte den Kopf. »Die Technik ist immer noch dran, seit heute früh. Die stellen dort hinten alles auf den Kopf.« Er zeigte mit seinem ausgestreckten Arm über Lindts Wagendach hinweg in Richtung des Weges, der in den Wald hineinführte.
»Warst du selbst vor Ort?«
Herbert nickte. »Löwenbrunnen. Eine Joggerin mit Hund hat ihn gefunden. Im Wasser.«
»Im Wasser? In einem Brunnentrog?«
»Nein, dort ist …«
Scharfes Pfeifen unterbrach ihn. »Lindt! Hierher!« Eine lange, dünne Gestalt wedelte weiter hinten auf dem Parkplatz vor einem Kastenwagen mit den Armen.
»Folgst du auf Pfiff?«, wollte Herbert Zahn wissen. »Bist du ein Hund?«
»Welcher Pfiff?«, hob Lindt die Augenbrauen. »Wenn sie was will, dann soll sie kommen. Sag mir lieber noch, was es mit dem Brunnen auf sich hat.«
Zahn legte die Stirn in Falten. »Ich glaube, das sagt sie dir selbst. Sie ist bereits im Anflug.«
Tatsächlich näherte sich Oberstaatsanwältin Lea Frey im Laufschritt und keifte von weitem. »Lindt! Sind Sie taub?«
»Ihr Ehemann hat angeblich schon vor Jahren das Weite gesucht«, grinste der Uniformierte. »Wen wundert es?«
Lindt lächelte süffisant. »Ich kenne sie schon sehr lange …« Dann stieg er aus dem Wagen und ging ein paar Schritte in ihre