Teuchel Mord. Bernd Leix

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Teuchel Mord - Bernd Leix

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Krähenschnabel hatte, schien in Richtung des Kommissars zu hacken. Trotzdem glitt der Anflug eines Lächelns über das Gesicht der »Eisernen«.

      Der Kommissar streckte die Hand aus, ergriff die langen, knochigen Finger der Frau und drückte sie kräftig.

      »Au«, gab sie einen kurzen Schmerzlaut von sich. »Ja, ich weiß, beim ersten Händedruck entscheidet sich, wer das Sagen hat.«

      »Dann wäre das also geklärt«, antwortete Lindt und sah ihr gerade in die Augen. Grün, ja, auch daran erinnerte er sich jetzt wieder. Er fand diese Augenfarbe passend zum Charakter. Im Mittelalter wäre sie glatt als Hexe durchgegangen. Lidschatten in ähnlicher Färbung komplettierten das scharf geschnittene Gesicht. Vielleicht weniger Krähe als vielmehr Habicht, dachte der Kommissar, sagte aber: »Sie haben sich überhaupt nicht verändert.«

      »Dreckiger Lügner«, antwortete sie spitz. »Sie dagegen sind noch dicker geworden.«

      »Schutzpanzer gegen Angriffe aller Art«, konterte Lindt und brachte die Staatsanwältin damit kurzzeitig aus dem Konzept. Sie fing sich aber blitzartig: »Los geht’s. Ich fahre bei Ihnen mit.«

      »Bitte, nehmen Sie Platz. Da rein?« Er wies auf den Waldweg.

      »Ja, immer geradeaus. Bisschen schmal, aber Sie werden schon durchkommen. Ich war bereits dort.«

      Oskar Lindt setzte seinen Oldtimer in Bewegung und fuhr langsam den schmalen Weg entlang. Dann sagte er: »Ich auch.«

      »Wie? Sie sind doch gerade erst angekommen?«

      »Ist schon lange her«, lächelte der Kommissar verschmitzt. »So 40, 50 Jahre. Damals waren Eichhörnchen im Teuchelwald die Attraktion schlechthin für Familien mit Kindern. Haben einem die Nüsschen aus der Hand gefressen.«

      »Ach so, Sie waren früher hier in den Ferien.«

      »Wie gesagt, vor Jahrzehnten, Lindt Vater, Lindt Mutter, Lindt Kinder. Damals gab es noch das Waldschwimmbad unten beim Langenwaldsee. Wurde aber plattgemacht, wenn ich richtig weiß.«

      »Verschonen Sie mich mit Ihren Jugenderinnerungen. Es ist mir wichtiger, dass Sie bald rausfinden, wer den Kühn plattgemacht hat.«

      »Ich werde mein Bestes geben, wie Sie ja wissen.«

      »Ihr Allerbestes bitte.«

      »Oh, das Zauberwort mit zwei T. Ganz ungewohnt, es aus Ihrem Mund zu hören«, sandte der Kommissar eine weitere Spitze in Richtung Beifahrersitz.

      Die Antwort kam in gewohnter Schärfe: »Passen Sie auf und fahren Sie nicht so dicht an diesen dicken Bäumen vorbei. Wenn Sie einen Crash bauen und wir uns den Steilhang da runter überschlagen, wäre es um mindestens einen von uns schade.«

      »Ganz Ihrer Meinung, um einen, Frau Oberstaatsanwalt.«

      »Anwältin, wenn schon!«

      »Immer wieder gerne«, sagte Lindt und ruckte kurz am Lenkrad, dass die »Eiserne« panisch aufschrie. »Treiben Sie es nicht zu weit!«

      Sie passierten einen kleinen Sandsteinbrunnen mit der Inschrift ›1882‹ und eine offene Blockhütte, auf deren Dach im dicken Moos viele kleine Nadelbäumchen wuchsen.

      »Jetzt mal Näheres, wenn ich bitten darf«, kam von Lindt. »Am Telefon habe ich den Eindruck bekommen, Sie vermuten einen Zusammenhang mit polizeiinternen Querelen.«

      »Nimm dich bloß in Acht.«

      »Wer, ich?«, unterbrach Lindt erstaunt. »Waren wir schon beim ›Du‹?«

      »Was Gott verhüten möge«, antwortete Lea Frey, und ihr Gesicht verfärbte sich dabei dunkel.

      Sieht so Zornesröte bei alten Staatsanwältinnen aus?, fragte sich Lindt. Sattes Braun, wenn man sie auf die Palme bringt?

      Na gut, er wollte es nicht übertreiben. Vielleicht war das ja auch »Leberbraun«? War sie auf Schwarzwald-Gin geeicht? Immerhin wurde der hier in der Nähe hergestellt.

      »›Nimm dich bloß in Acht‹, das haben angeblich mehrere Kripo-Kollegen in letzter Zeit zu Kühn gesagt. Natürlich niemals unter Zeugen.«

      »Von wem wissen Sie es dann?«

      Die »Eiserne« überlegte kurz. »Auch wenn Sie es nicht glauben, es gibt durchaus Personen, für die ich so vertrauenswürdig bin, dass sie sich direkt an mich wenden.«

      »Hat also doch jemand mitgehört?«

      »Liegt ja auf der Hand. Aber ich habe mein Wort gegeben.«

      »Okay«, überlegte Lindt. »Wir werden sehen. Geht’s jetzt links hoch zum Waldcafé?«

      »Nein, bleiben Sie unten. Immer auf dem ebenen Weg. Wir haben erst die Hälfte bis zum Löwenbrunnen zurückgelegt.«

      »Den kenne ich nicht von früher.«

      »Das Waldcafé und seine Kuchenpracht wahrscheinlich schon«, giftete Lea Frey und kniff Lindt schnell in seinen strammen Bauchspeck.

      »Au!«

      »Beschweren Sie sich ruhig. Haben Sie Zeugen?«

      »Ich werte es als Liebkosung«, grinste Lindt unverschämt zu ihr hinüber und passierte einen weiteren Brunnen, bei dem das Wasser in dünnem Strahl aus dem Maul einer grässlichen, aus Sandstein gemeißelten Kreatur floss. »Halt, war er das, der Löwenbrunnen?«

      »Nein, weiter«, befahl Lea Frey. »Da vorne an der nächsten Hütte gabelt sich der Weg. Wir bleiben oben, geradeaus.«

      Der Kommissar tat, wie ihm geheißen, und manövrierte sein nicht gerade geländegängiges Fahrzeug routiniert den schmalen, mit rotem Sand belegten Weg entlang. Bei Unebenheiten fuhr er noch ein wenig langsamer und erreichte nach ungefähr zwei Kilometern eine Ansammlung mehrerer PKWs und Transporter. »Anscheinend sind wir da.«

      »Nicht ganz. Jetzt geht’s zu Fuß weiter. Dort, den Berg hoch.«

      Zweifelnd sah Lindt die Staatsanwältin an.

      »Mein Ernst. Steigen Sie aus, schließen Sie ab. Da lang!« Die hagere Juristin war bereits einige Schritte vorausgeeilt und sah sich um. »Kommen Sie, kommen Sie. Etwas Bewegung wird Ihrer Figur guttun.«

      Oskar Lindt ließ sich nicht hetzen. Betont bedächtig stemmte er sich in die Höhe, reckte sich erst einmal und sog die harzige Waldluft tief in seine Lungen. Warm ist es hier auch, aber längst nicht so drückend schwül wie in Karlsruhe unten, ging ihm durch den Kopf. Er sah sich um und betrachtete die stolzen Tannen und Fichten. Wald, grüner Wald, ja, das hätte er sich vor einigen Stunden auch noch nicht träumen lassen, dass seine Vision so schnell zur Realität würde. Gemächlich folgte er der »Eisernen« und erreichte nach gut hundert Metern den Löwenbrunnen, der sich als Kneippanlage mit Schutzhütte erwies. Offensichtlich stammte alles noch aus der guten alten Zeit, als in Freudenstadt der Kurgastbetrieb Hochkonjunktur hatte. »Luftschnapper« waren damals in Scharen gekommen, um sich in der »ozonreichen« Waldluft zu erholen.

      Der Kommissar registrierte einen kleinen, aber trockengelegten Sandsteinbrunnen mit der Aufschrift ›Willst frischen Mut, trink Löwenblut‹

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