Teuchel Mord. Bernd Leix

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Teuchel Mord - Bernd Leix

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      »Der Aufzug in die Wohnungen ist zugangsgesteuert«, kam die weitere Auskunft des Verwalters. »Damit kommen die Eigentümer direkt in ihre Wohnungen. Der Generalschlüssel liegt bei uns im Tresor und darf nur in absoluten Notfällen genutzt werden. Wir gehen immer zu zweit und müssen über jeden Gebrauch peinlich genau Rechenschaft ablegen.«

      »In diesem Fall gibt es keinen mehr, der das wissen will«, antwortete Lindt. »Das müsste Ihnen bereits bekannt sein.«

      Der Mann nickte. »Der Herr Kühn ist tot. Ich weiß. Zur Sicherheit hat Ihr Kollege aus Karlsruhe mir das per E-Mail bestätigt. Wir müssen uns halt absichern.«

      »Das sind Sie den Eigentümern schuldig. Ist vollkommen klar«, sagte Lindt. »Die Wohnung wird von uns durchsucht und dann versiegelt. Auch Sie dürfen vorerst nicht hinein. Bitte halten Sie sich trotzdem zu unserer Verfügung. Falls wir drin keinen Türschlüssel finden, sind wir weiterhin auf Ihre Hilfe angewiesen.«

      »Wow«, kam es wie aus einem Munde, als die Karlsruher Mannschaft in die lichtdurchfluteten Räume trat. Weitläufig, großzügig, hell und hypermodern eingerichtet, präsentierte sich Franz-Otto Kühns Etage.

      »Pro Stockwerk nur eine Wohnung«, flüsterte Jan Sternberg fast ehrfürchtig. »So sieht wahrer Luxus aus.«

      »In Stuttgart, Hamburg oder München würde etwas Vergleichbares bestimmt das Dreifache kosten«, meinte Oskar Lindt nüchtern. »Wenn’s überhaupt reicht …«

      »Und dann noch dieser Blick.« Jan stand an der großen Glaswand und schaute auf das Wäldermeer rings um Freudenstadt.

      »Dort unten, tief im Tal, werden wir unser Büro einrichten«, erwiderte sein Chef und musste bei allen Vorbehalten, die er gegen diese Art von moderner Architektur hatte – »Sieht aus wie aufeinandergestapelte Zigarrenkisten« – »Passt überhaupt nicht in die Schwarzwaldnatur« – doch zugeben, dass er sehr beeindruckt war. »Hier bist du echt dem Himmel nahe. Wenn ich das Carla erzähle, wird sie umgehend nach reichen Erbtanten forschen.«

      »Ich fühle mich als Adler«, jubelte Jan. »Muss nur noch losfliegen.«

      »Komm runter und werde wieder zur emsigen Ameise«, forderte ihn Lindt auf. »Los, wir schauen uns um.«

      Gemeinsam mit dem Technikerteam machten sie sich ans Werk.

      »Hier, der Schreibtisch, aber nirgends ein Computer, nicht mal ein Netzteil«, meldete Sternberg. »Also war schon jemand hier.« Und kurze Zeit später: »In der Steckdose steckt das Ladegerät für ein iPhone, aber auch von dem ist weit und breit nichts zu sehen.«

      Einer der Techniker war im Bad, um DNA-Spurenträger zu sichern. »Zwei Zahnbürsten hier. In der Schublade liegen allerdings noch zehn verpackte.«

      Lindt trat zu ihm: »Irgendwas spezifisch Weibliches zu sehen?«

      »Du meinst Kosmetik und so? Auf den ersten Blick nicht. Ich checke jetzt die Schränke.«

      Im Schlafzimmer war ein anderer Kollege am Werk. »Nur Herrengarderobe. Keine Anhaltspunkte, dass sich eine Frau schon fest eingenistet hatte.« Dann rief er erstaunt aus: »Oskar, das hier solltest du dir mal ansehen.«

      Er hatte den hintersten der Kleiderschränke geöffnet und stand vor einer massiven Stahltür. »Tresor, raumhoch, Fingerabdrucksensor«, meldete er kurz. »Sieht aus wie ein Waffenschrank. War der tote Kollege denn Jäger?«

      Lindt zuckte mit den Schultern. »Nicht, dass ich wüsste. Aber was da drin ist, müssen wir natürlich genau unter die Lupe nehmen. Wie kriegen wir den auf?«

      Der Techniker zählte auf: »Schweißen, Flexen, Bohren? Auf jeden Fall ist er fest an der Wand verschraubt, lässt sich keinen Millimeter bewegen.«

      »Zur Not müsst ihr die Herstellerfirma fragen. Ich kümmere mich um einen richterlichen Beschluss.«

      Der Kommissar trat zurück in den sonnendurchfluteten Wohnraum und wählte die Nummer der Oberstaatsanwältin. »Frau Frey, wir sind in der Wohnung von Kühn. Tolle Atmosphäre hier, sollten Sie sich anschauen.«

      »Lindt, erzählen Sie mir nichts. Ich bin an diesen scheußlichen Häusern schon x-Mal vorbeigefahren, aber ich kann denen nichts abgewinnen. Stehe mehr auf Altbau mit Atmosphäre.«

      »Na ja, jedem das Seine«, antwortete der Ermittler. »Trotzdem brauchen wir Ihre Hilfe. Bitte besorgen Sie uns einen Durchsuchungsbeschluss. Wir sind zwar bereits in der Wohnung, aber beim Tresor im Schlafzimmer werden wir ohne Panzerknackerfirma nicht zum Ziel kommen, und die wollen garantiert was vom Richter lesen.«

      »Schaffen das unsere Techniker nicht?«

      »Nur mit Spezialgerät, und so was passt nicht in unser knappes Budget. Außerdem muss man ganz genau wissen, wo die Bohrungen zu setzen sind. Nichts zu machen, hier müssen Fachleute ran.«

      Die »Eiserne Lea« überlegte kurz, dann gab sie sich geschlagen. »Also, überzeugt. Ich veranlasse das umgehend. Sie können schon mal die Firma anrücken lassen.«

      »Danke, die KTU ist mit vor Ort. Wir beide, Kollege Sternberg und ich, warten dann nicht, bis die Spezialisten kommen, sondern fahren gleich zur Rechtsmedizin nach Tübingen. Treffen wir uns dort?«

      Ein deutliches Schnaufen war zu hören. »Lindt, gehen Sie mir nicht auf die Nerven! Sie wissen sicherlich noch von früher, dass ich so etwas nicht … ach, lassen wir das … Sie sind schließlich eine Ermittlungsperson der Staatsanwaltschaft, und die Tübinger Rechtsmedizin hat von mir schon die amtliche Mitteilung bekommen, dass Sie mich vertreten. Außerdem ist das Aufschneiden selbst bereits passiert. Die Obduktion mit äußerer und innerer Leichenschau war gestern, in Anwesenheit eines Beamten der Tübinger Polizei. Hatte ich Ihnen das denn nicht gesagt?«

      »Kann ich mich gar nicht erinnern«, schwindelte der Kommissar. »Außerdem dachte ich, so ein persönlicher Augenschein wäre für Sie wichtig.«

      »Schluss jetzt!«, befahl die »Eiserne«. »Ich kann hier nicht weg. Basta!«

      »Hat sie schon mal in den Sektionssaal gekotzt?«, wollte Jan wissen, als Lindt aufgelegt hatte.

      Der Kommissar schmunzelte. »Die Gerüche kann sie überhaupt nicht vertragen. Einmal war ich dabei, als sie ganz schnell einen Eimer gebraucht hat. Seitdem macht sie um Leichenöffnungen und alles, was dazugehört, einen großen Bogen. Da sind wir schon deutlich abgehärteter.«

      »Bevor wir hinfahren, sollten wir noch kurz in die Tiefgarage schauen«, überlegte Sternberg und klimperte mit einem Schüsselbund. »Lag in einer der Schreibtischschubladen. Mehrere Türschlüssel und zwei Öffner für Autos. Übrigens steht ›Jaguar‹ drauf.«

      Lindt hob die Augenbrauen. »Nobel, nobel. Also, lass uns nachschauen. Autos sagen meistens eine ganze Menge über die Besitzer aus.«

      Sie verließen den Aufzug im Untergeschoss und traten in die Garage. Jan drückte den ersten Funköffner. Ein weißer SUV reagierte sofort mit Blinken und dem Knacken der Türschlösser. »Ein F-Pace!«, pfiff Lindts junger Mitarbeiter durch die Zähne. »Schickes Teil.«

      »Schau mal, was danebensteht«, meinte Lindt. »Dasselbe Weiß, dieselbe Marke.«

      »Klasse, noch ein Jaguar, ein F-Type« kommentierte Jan mit Kennerblick und öffnete das Cabrio mit dem zweiten Sender.

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