Mörderisches Vogtland. Roland Spranger

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Mörderisches Vogtland - Roland Spranger

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wollte er Stefanie unbedingt sehen. Sie waren wie zwei Süchtige auf der Suche nach immer neuen Herausforderungen. Es war die Gefahr, die sie reizte. Deshalb waren sie jetzt hier. Nur dass Stefanie klüger gewesen war als er. Sie war bereits am frühen Morgen aufgebrochen. Zu einer Zeit, als sie das Tageslicht auf ihrer Seite hatte. Er hingegen war erst losgezogen, als es draußen bereits zu dämmern begann. Noch dazu in ein ihm völlig unbekanntes Gebiet. Und das bei der Kälte!

      Obwohl Norbert einsah, dass er den Trip hätte besser planen sollen, ignorierte er die Stimme in seinem Kopf, die ihn zur sofortigen Umkehr mahnte. Statt ihr zu folgen, blieb er unentschlossen stehen und zog die Karte zurate. Er warf noch mal einen Blick drauf und schätzte ab, welchen Weg er nun einschlagen würde: Zurück zum warmen Auto oder weiter zur Hütte. Norbert rang mit sich. Inzwischen zitterte sein ganzer Körper, was dazu führte, dass er nicht mehr klar denken konnte. Sonst hätte er womöglich kehrtgemacht, um seiner eigenen Spur zurück zu folgen. So jedoch entschied er sich fürs Weiterlaufen. Wobei Herumirren passender gewesen wäre. Seine Muskeln waren kalt und verhärtet. Jeder Schritt wurde zur Herausforderung. Längst hatten Stefanie und ihr nackter Körper ihre Reize verloren. Er sehnte sich nur noch danach, endlich ins Warme zu kommen. Es verging eine weitere Stunde, die Norbert wie eine gefühlte Ewigkeit vorkam. Er war jetzt in dem Stadium, indem die ersten Ausfallerscheinungen einsetzten. Norbert hatte keinerlei Zeitgefühl. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es nach Mitternacht war. Er fragte sich, ob Stefanie schon nach ihm suchte. Würde sie ihn vermissen und sich um ihn sorgen? Es gelang ihm nicht, den Gedanken zu Ende zu führen. Kurz darauf schaute er wieder auf die Uhr. Er konnte sich die Ziffern nicht merken. Voller Verzweiflung ließ er sich in den Schnee fallen. Nur um sich gleich wieder aufzurappeln.

      Komm schon, du schaffst das, sprach er sich Mut zu, während er auf allen vieren weiterkroch. Immer wieder sank er ein. Seine Körperwärme verlor sich im weichen Schnee, der ihn umfing. Inzwischen hatte er die Grenze zur mittelgradigen Unterkühlung unterschritten. Die Pumpleistung seines Herzens betrug jetzt nicht einmal mehr zwei Drittel der Normalleistung. Doch Halt! Was war das? Hatte da nicht jemand nach ihm gerufen? Er hob den Kopf, um zu lauschen. Aber das Ganze war nur eine Halluzination, hervorgerufen durch den Sauerstoffmangel.

      Norbert versuchte, sich aufzurappeln, tappte ein paar Schritte durch den Schnee. Er konnte spüren, wie seine Kräfte mit jedem Meter schwanden, den er sich stolpernd vorankämpfte. Als er wieder einmal stürzte, kroch er nur noch vorwärts. Es gelang ihm, sich Meter um Meter vorwärtszuschieben. Auch wenn er dabei immer wieder auf dem Schnee zusammenbrach und einsank. Sein Kopf glich einer zentnerschweren Last. Nicht nachlassen, befahl er sich, sonst bist du erledigt. Plötzlich sah er die Hütte. Seine letzten Kräfte mobilisierend, rappelte er sich hoch und taumelte auf die Tür zu. Doch die war abgeschlossen. Verzweifelt rüttelte er an der Klinke. Keiner da. Und das aus gutem Grund. Nur dass Norbert das nicht wissen konnte. Dazu hätte ihn Stefanies Mail erreichen müssen, in der sie das Treffen in allerletzter Minute abgesagt hatte. Ihre Nachricht war von seiner Frau abgefangen und gelöscht worden. Es hatte nur eines Tastendruckes bedurft.

      Norbert würde nie erfahren, dass seine Frau von seinen Seitensprüngen wusste. Sie hatte nur auf eine günstige Gelegenheit gewartet, um ihm seine Untreue heimzuzahlen. Eine Gelegenheit wie diese. Es hatte sie zwar einiges an Zeit und Mühe gekostet, das Passwort seines Computers zu knacken. Doch der Aufwand hatte sich gelohnt. Durch die Mails, die Norbert mit Stefanie gewechselt hatte, war sie stets auf dem aktuellen Stand. Ihre anfänglichen Skrupel, ihrem Ehemann nachzuschnüffeln, hatte sie längst abgelegt. Zu tief saß die Schmach. Während Norbert ums Überleben kämpfte, zertrümmerte seine Frau in aller Seelenruhe die Festplatte seines Computers. Nur keine Spuren hinterlassen. Sie hatte nie daran gezweifelt, dass ihr Plan aufgehen würde. Denn so wie sie Norbert kannte, konnte ihn nichts und niemand davon abhalten, seinen einmal gefassten Plan zu ändern. Sie wusste, dass er springen würde, wenn seine Geliebte nach ihm rief. Und sie sollte recht behalten. Ganz im Gegenteil zu Norbert: Der lag im Schnee vor der Hütte und verstand die Welt nicht mehr. Erschöpft schloss er die Augen. Als er sie wieder öffnete, befand er sich in der Hütte vor dem Kamin. Das Feuer verbreitete eine wohlige Wärme. Zuerst war es angenehm, dann heiß. Irgendwann versengte die Hitze sein Fleisch und seine Kleidung fing Feuer. Bei minus 30 Grad riss sich Norbert in einem verzweifelten Anfall die Anziehsachen vom Leib. Sein ganzer Körper stand in Flammen. In einem letzten Moment geistiger Klarheit erkannte er, dass da gar kein Kamin war. Er lag allein in der bitteren Kälte, von der Taille aufwärts nackt im eisigen Schnee vor der Hütte. Diesmal hast du die Gefahr unterschätzt, war sein letzter Gedanke, bevor er das Bewusstsein für immer verlor. Zwei Tage später fand der Revierförster seine tiefgefrorene Leiche.

      Freizeittipps:

       24 Tankstelle Kraslice/Graslitz: Nordwestlich von Kraslice/Tschechien, zwischen dem Erzgebirge im Nordosten und dem Elstergebirge im Südwesten, verläuft die Grenze zu Sachsen. Zu den Sehenswürdigkeiten gehört die Fronleichnamskirche. Anbindung an die grenzüberschreitende Bahnlinie Sokolov–Klingenthal und direkte Zugverbindung in das rund 30 Kilometer entfernte Karlovy Vary (Karlsbad) oder mit der Vogtlandbahn bis nach Zwickau. Am nahe gelegenen Grenzübergang nach Klingenthal kann man in vielen Einkaufsmärkten, Restaurants und Tankstellen günstig einkaufen, essen und tanken. Tanktourismus, verbunden mit einem Besuch der preiswerten Märkte, ist im Vogtland sehr beliebt.

       25 Klingenthal mit Kirche Zum Friedefürsten: Unmittelbar an der Grenze zur Tschechischen Republik, bekannt durch den Musikinstrumentenbau, als Ferienort und Wintersportzentrum. Für Wanderungen bietet sich der nahe gelegene Topasfelsen Schneckenstein, das Naturschutzgebiet Hochmoor Großer Kranichsee, die Arnikawiese Winselburg oder die Radiumquelle im Steinbachtal an. An Samstagen besteht zudem die Möglichkeit, mit der Bahn nach Karlsbad, Marienbad und Hof zu fahren.

       26 Aschberg: Auf dem Gipfel des Aschbergs in 936 Metern Höhe gelegen, bietet der 1999 errichtete Wanderaussichtsturm »Otto Hermann Böhm« einen tollen Panoramablick über die ganze Region. Er hat eine Gesamthöhe von 32 Metern und liegt in unmittelbarer Nähe der Jugendherberge. Um zur Aussichtsplattform zu gelangen, muss man 154 Stufen überwinden. Allerdings besteht auf dem Gelände keine Parkmöglichkeit. Der Zutritt zum Turm erfolgt durch Münzeinwurf. Für alle, die sich nach der Turmbesteigung eine Ruhepause gönnen wollen, sei die nur wenige Meter entfernte Aschbergalm zur Einkehr empfohlen.

       27 Vogtlandschanze: Die Vogtlandarena in Klingenthal wurde am 27. August 2006 mit dem Sommer Grand Prix der Nordischen Kombination offiziell eingeweiht. Auf zwei Hektar Veranstaltungsfläche finden bis zu 33.000 Zuschauer Platz. Die schienengeführte Erlebnisbahn »WieLi« fährt zum Schanzenturm, von dem aus sich ein imposanter Panoramablick bietet. Das Veranstaltungsangebot reicht von Sport über Musik der vielfältigsten Stilrichtungen bis zum Volksfest.

       28 Mühlleithen mit Sommerrodelbahn und Skihang: Der Klingenthaler Ortsteil Mühlleithen mit knapp 200 Einwohnern zwischen dem Kiel (946 Meter) und dem Aschberg. Der Ort hat sich durch das 1965 erstmals ausgetragene Internationale Damenskirennen einen Namen in der internationalen Skisportwelt gemacht. Der Skihang mit Schlepplift ist teilweise mit Flutlicht ausgestattet. Auf dem 100 Kilometer umfassenden Loipennetz finden auch Wettkämpfe wie der Kammlauf statt. Die Sommerrodelbahn hat elf Kurven und eine Schikane.

       29 Flößerdorf Muldenberg: Nahe der Talsperre befinden sich mehrere kleinere Becken, die früher zum Flößen von Holz dienten. Zur Erinnerung an die historische Flößerei findet jedes Jahr zu Himmelfahrt ein Schauflößen unter Regie des Vogtländischen Flößervereins Muldenberg e. V. statt. Besucher haben die Möglichkeit, den Floßknechten bei ihrer harten Arbeit zusehen. Fürs erfolgreiche Mitmachen erhält man das »Flößerdiplom«. Der Ort verfügt über einen Badeteich und über einen Stausee mit schönem Rundweg.

       30 Frischhütte Rautenkranz: Bekannt wurde der Ort durch seine Wetterstation, die häufig den Wettbewerb um Temperaturextreme gewinnt. In Rautenkranz wurde Sigmund Jähn geboren, der erste Deutsche im All. Zur Stärkung sei die »Frischhütte« samt Bowlingbahn empfohlen.

      

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