Gesammelte Werke von Xenophon. Xenophon
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Xenophon zog sich nun mit der jüngsten Mannschaft auf die Höhe und gab den Uebrigen Befehl, langsam zu marschiren, damit jenes im Rücken postirte Corps sich mit ihnen vereinigen könnte und dann in die Straße herab vorzurücken und auf der Ebene Halt zu machen. Während dem kam der Argiver Archagoras geflohen und brachte die Nachricht, daß sie der Feind vom Hügel vertrieben habe, und daß Cephisodorus, Amphikrates und Andere, die sich nicht durch einen Sprung von dem Felsen gerettet und mit dem Nachzuge vereinigt hätten, geblieben wären. Nach diesem Erfolg besetzten die Feinde die der Bergspitze gegenüber liegende Anhöhe, und Xenophon ließ ihnen durch den Dolmetscher einen Vertrag anbieten und die Todten abfordern. Sie versprachen, sie auszuliefern unter der Bedingung, daß die Dörfer nicht in Brand gesteckt würden, womit Xenophon zufrieden war. Unterdessen, da während dieser Unterredung die übrigen Truppen vorbeimarschirt waren, zogen sich alle Feinde aus dieser Gegend auf jene Anhöhe zusammen. Als nun Xenophon die Bergspitze verließ, um sich mit den andern Truppen, die Halt gemacht hatten, zu vereinigen, eilten die Feinde zahlreich und mit großem Getümmel herbei, besetzten den Gipfel, den Xenophon verlassen hatte, und rollten Felsenstücke herab, die einem Griechen ein Bein zerschmetterten. Xenophon hatte seinen Waffenträger mit dem Schilde nicht bei der Hand, aber Eurylochus, aus Lusi in Arkadien, ein Hoplite, lief herzu und deckte ihn und sich mit dem Schilde, und so kamen sie mit den Andern bei den unter den Waffen stehenden Truppen an. Das griechische Heer war nun völlig vereinigt und kantonirte in vielen sehr schönen Häusern, wo es Lebensmittel im Ueberflusse fand; der Wein z. B. war in solcher Menge vorhanden, daß ihn die Einwohner in ausgetünchten Cisternen aufbewahrten. Xenophon und Chirisophus brachten es dahin, daß ihnen der Feind für die Auslieferung des Wegweisers die Todten verabfolgen ließ. Diese wurden dann, wie es braven Soldaten zukam, mit allen Ehrenbezeugungen, die die Umstände erlaubten, bestattet. Am folgenden Tage marschirten die Griechen ohne Wegweiser. Der Feind aber suchte ihnen bald durch Angriffe, bald durch Besetzung der vorliegenden Pässe den Durchmarsch zu verwehren. So oft er nun das Vordertreffen aufhielt, stieg Xenophon mit dem Nachzuge auf die Berge und eröffnete dadurch, daß er die Höhe über den feindlichen Truppen, die den Marsch hinderten, zu gewinnen suchte, dem Vortrabe den Durchgang. Wurde aber das Hintertreffen angegriffen, so stieg Chirisophus aufwärts, um dem Feinde die Höhe abzugewinnen und machte auf diese Art dem Nachzuge freie Bahn. So standen sie einander gegenseitig und mit der thätigsten Sorgfalt bei. Aber auch den Truppen, welche die Höhe erstiegen hatten, machten die Feinde bei dem Heruntermarschiren bisweilen viel zu schaffen, denn nur mit Bogen und Schleudern bewaffnet waren sie so schnell, daß sie den Griechen ganz nahe kamen und ihnen dennoch wieder entrannen. Dabei waren sie treffliche Bogenschützen, und ihre Bogen waren beinahe drei, sowie ihre Pfeile über zwei Ellen lang. Bei dem Abschießen zogen sie die Sehne, die sie mit dem linken Fuße spannten, bis an den untersten Theil des Bogens. Die Pfeile drangen durch Schild und Harnisch. Diejenigen, die den Griechen in die Hände fielen, wurden von ihnen mit Riemen versehen und als Wurfspieße gebraucht. In diesen Gegenden thaten die Kreter sehr gute Dienste. Ihr Anführer war Stratokles aus Kreta.
3.
An diesem Tage blieben die Griechen in den Dörfern der Ebene, die am Centrites, einem Flusse, der zwei Plethren breit ist, und das Land der Karduchen von Armenien scheidet, sich hinzieht und ruheten aus. Von dem karduchischen Gebirge bis zum Flusse hatte man noch sechs oder sieben Stadien. Mit Lebensmitteln versorgt genossen sie hier, bei der lebhaften Erinnerung an die üherstandenen Mühseligkeiten, die angenehmste Erholung. Denn da sie alle sieben Tage hindurch, so lange ihr Marsch durch das Karduchische dauerte, hatten kämpfen müssen, und zwar mit einem Verluste, der beträchtlicher war als alle der Schaden, den ihnen der König und Tissaphernes zufügten, so überließen sie sich jetzt, in der Hoffnung, diese Leiden überstanden zu haben, der süßesten Ruhe.
Allein mit Tagesanbruch erblickten sie jenseits des Flusses gerüstete Reiterei, welche Miene machte, ihnen den Uebergang zu verwehren und oberhalb dieser auf den Anhöhen stand geordnetes Fußvolk, um sich dem Einmarsche in Armenien zu widersetzen. Es waren Soldtruppen des Orontas und Artuchas, Armenier, Mygdonier und Chaldäer. Diese Letzteren, der Erzählung nach ein unabhängiges und streitbares Volk, trugen längliche geflochtene Schilde und Lanzen. Die Höhen, auf welchen diese Truppen standen, waren drei bis vier Plethren von dem Flusse entfernt. Einen einzigen Weg sah man, der, wie von Menschenhänden gebahnt, aufwärts führte. Diesem gegenüber versuchten die Griechen den Durchgang. Allein das Wasser ging ihnen bis über die Brust, große und glatte Steine machten den Grund unsicher, im Wasser konnte man des reißenden Stromes wegen die Waffen nicht halten, und wer sie auf dem Kopfe trug, gab sich den Pfeilen und anderem Geschosse bloß. Sie zogen sich also zurück und schlugen daselbst am Flusse das Lager auf. In der Gegend des Gebirges, wo sie die vorige Nacht zubrachten, erblickten sie nun eine Menge Karduchen, die sich daselbst bewaffnet zusammengezogen hatten. Die Griechen wurden bei diesem Anblick sehr kleinmüthig, denn vor sich sahen sie die mißliche Passage des Flusses und den zur Verhinderung des Ueberganges fertig stehenden Feind, und hinter sich erblickten sie die Karduchen in Bereitschaft, ihnen beim Uebersetzen in den Rücken zu fallen. Sie blieben also diesen Tag und die Nacht über in großer Verlegenheit hier stehen. Da hatte Xenophon einen Traum: es kam ihm vor,