Wo heute predigen?. Группа авторов

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beschreibt (Sepp Riedl). Ein anderes Verkündigungsprojekt versucht, das Zentrum christlicher Theologie und Liturgie, das eucharistische Mahl, auf der Straße darzustellen und damit den Binnenraum kirchlicher Verkündigung aufzubrechen (Frank Muchlinsky). Schließlich wird zu Ostern nicht nur in der Osternacht in der Pfarrkirche, sondern häufig auch schon am Karsamstag bei vielen kleinen Marterln, Kreuzen und Kapellen im Rahmen von Osterspeisensegnungen die Auferstehungsbotschaft verkündet – die Predigt verlässt auch hier den gewohnten Ort und rückt dem Alltagskontext der Menschen näher (Johann Pock).

      In einem dritten Teil werden ungewöhnliche Situationen und Zugänge zur Predigt thematisiert. So ist seit etlichen Jahren die Predigtausbildung an der Universität Graz als „Werkstatt“ konzipiert, bei der die Studierenden im Rahmen der „Predigt am Donnerstag“ das Wort Gottes verkünden (Maria Elisabeth Aigner). Die Glaubensverkündigung in einer Jugendkirche analysiert Werner Otto; Hildegard Wustmans geht am Beispiel von „Vesperpredigten“ auf die kreativen Aspekte im Zusammenspiel von Kirchenraum – Zuhörer_innen – Prediger_in ein. Der „Künstlerpriester“ und neue Bischof der Diözese Innsbruck, Hermann Glettler, widmet sich dem Einfluss und den Möglichkeiten von (moderner) Kunst für das Predigtgeschehen.

      Aber auch Hilfsmittel zum Predigen verändern das Geschehen und machen den üblichen Gottesdienstraum plötzlich zu einer „Bühne“, wenn die Predigt mit Hilfe von Handpuppen (nicht nur) für Kinder erfolgt (Georg Zluwa). Schließlich kommt noch ein Ort zur Sprache, der eher die Abwesenheit von vielen Worten verlangt – die Predigt im Rahmen von Gottesdiensten für demente Menschen bzw. die Frage, wie ein Verstehen dort möglich sein kann, wo die üblichen Kategorien von Erinnerung und Wiedererkennen nicht oder kaum mehr greifen (Franz Zessner).

      In einem abschließenden vierten Teil werden homiletische Lerneffekte benannt und Andersorte thematisiert. Christian Bauer spürt im lukanischen Doppelwerk einem „homiletischen Andersort“ nach, wenn im Wagen des Äthiopiers Verkündigung erfolgt. Thomas Hürten geht angesichts des immer noch vorfindbaren Predigtverbotes für Laientheolog_innen in einer Eucharistiefeier der Frage nach, welche Möglichkeiten sich für die Verkündigung in Form einer Statio ergeben könnten. Verkündigung geschieht heute aber nicht nur „face to face“, sondern vermehrt über moderne Medien. Welche homiletischen Lerneffekte dabei zu entdecken sind, analysiert Wolfgang Beck, selbst einer der Sprecher des „Wortes zum Sonntag“ in Deutschland.

      Die Beiträge des Buches werden von den Autor_innen selbst verantwortet. Sie sind in erster Linie vom jeweiligen homiletischen Konzept und Predigtverständnis der Verfasser_innen geprägt und spiegeln nicht primär die Meinung der Herausgeber_innen wider.

      Das Buch ist dem langjährigen Lektor für Homiletik in Graz, Pfarrer Dr. Alfred Wallner, anlässlich seines 80. Geburtstages im Jahr 2017 gewidmet. Er hat mit seiner Homiletik eine ganze Generation an Verkündiger_innen in der Diözese Graz-Seckau und darüber hinaus geprägt.2

      Bedanken möchten wir uns bei Monika Mannsbarth vom Institut für Praktische Theologie in Wien für die sorgfältige Lektoratsarbeit.

      Ein besonderer Dank gilt schließlich dem Bischöflichen Fonds der Katholischen Privat-Universität Linz sowie der Forschungsförderung der Universität Graz für die finanzielle Unterstützung, die diese Publikation erst möglich gemacht hat.

      Maria Elisabeth Aigner/ Johann Pock / Hildegard Wustmans

      Graz / Wien / Linz, April 2018

      1 Der erste Band erschien unter dem Titel: „Wie heute predigen. Einblicke in die Predigtwerkstatt“, Würzburg 2014.

      2 Vgl. Alfred Wallner, Werkbuch Predigt: Im Dialog mit der Gemeinde, Graz 1989.

      Bekannte Orte

      Die Firmpredigt im Zusammenspiel von Konstellation, Konfiguration und Transfiguration

      Ewald Huscava

      In der Erzdiözese Wien werden pro Jahr über 8.000 Jugendliche von über 40 Firmspendern gefirmt. Wenn man für jeden Firmling 10 Begleitpersonen rechnet, kommt man auf mindestens 80.000 Personen aus unterschiedlichsten Milieus, welche am Fest der Firmung mit der Kirche in Kontakt kommen. Es lohnt sich daher, dieser Situation Aufmerksamkeit zu schenken. Ich selbst bin seit über 10 Jahren im Auftrag des Erzbischofs in meiner Funktion als Domprediger mit etwa 14 Firmungen jährlich tätig. Aus dieser Perspektive heraus werde ich dem Gesamtkomplex „Firmung“ und der darin eingebetteten Predigt umfassenderes Augenmerk schenken und meine Erfahrungen darlegen.

      1. Konstellation Firmung

      Sterne stehen in einer Konstellation zueinander, die von der menschlichen Seite aus nicht verändert werden kann. Dennoch gibt es durchaus langsame Veränderung am Sternenhimmel. Die Firmung findet in einer gesamtgesellschaftlichen Konstellation statt, die sich in den letzten Jahrzehnten in vielschichtiger Weise verändert hat.

      Firmlinge erleben die gesellschaftlichen Konstellationen und ihre Beziehung zu Glauben und Kirche folgendermaßen:1

      […] Meine Hobbys sind Bergsteigen, Fußball, Landhockey, wandern, schwimmen und joggen. […] Ich mache viel Sport. Ich schlichte in der Schule oder wo anders Streit. Wenn sich zwei streiten, gehe ich dazwischen und frage, warum sie streiten. Mein Traumberuf ist Polizist. Ich mag anderen Menschen helfen und sie retten. Ich mag Gerechtigkeit nach Österreich bringen. Ich gehe zur Firmung, weil ich ein gläubiger Christ bin und an Gott glaube. Weiters hoffe ich, dass Gott an meiner Seite ist und immer auf mich aufpassen wird. Wenn ich in Nöten bin, hoffe ich, dass mich Gott mit seiner Kraft unterstützt. Ich halte 9 von 10 Geboten ein und ich ehre Gott. […] Ich bete zu Gott, dass jeder von meiner Familie und ich von Gott beschützt werden. [Marcel]

      In diesem Blitzlicht meint man bereits in die künftige Lebensdynamik und Lebensbiographie von Marcel blicken zu können. Da ist einer, der beim Streit dazwischen geht, dem Gerechtigkeit ein großes Anliegen ist und der in sich eine Sendung spürt. Gott ist für ihn Garant eines geschützten Lebens. Welches Gebot von den zehn er auslässt, bleibt offen, wird aber ehrlicherweise angesprochen. Über die Motive, warum er sich engagiert und Polizist werden will, wird er sich hoffentlich noch klar werden. Was wird passieren, wenn sich Gott nicht als Garant des geschützten Lebens herausstellen wird?

      […] Mich zeichnet meine Ehrlichkeit, meine verrückte Art, mein ansteckendes Lachen und meine Hilfsbereitschaft aus. Ich gehe zur Firmung, weil ich es erst von Freunden gehört habe, dass sie gefirmt sind und ich mir dann gedacht habe: warum mich nicht auch firmen lassen? Dann habe ich die Taufe, die Erstkommunion, die Firmung und wenn ich erwachsen bin, dann die Hochzeit. Ich dachte mir, das ist doch eigentlich eine tolle Reihenfolge und deswegen lasse ich mich firmen.

      Wie vorher gesagt: ich bin ehrlich also werde ich auch jetzt ehrlich sein. Ich werde natürlich römisch-katholisch bleiben, dennoch werde ich nicht sehr oft in die Kirche gehen, da ich kein Kirchenmensch bin. Ich werde schon vielleicht mal helfen, aber so richtig religiös bin ich nun auch nicht. [Selina]

      Selina weiß um ihre persönlichen Qualitäten. Der Einstieg in die Firmvorbereitung erfolgte über Freunde. Es zeigt sich, dass es immer noch eine gesellschaftliche Stützung der Firmung gibt, die bei Selina aus dem Freundeskreis stammt. Ähnlich wie bei Sebastian (s.u.), bei dem es allerdings das familiäre Umfeld ist. Andere haben sich firmen lassen und vielleicht kann es auch für mich etwas Wertvolles sein. Bei Selina taucht die sakramentale Reihenfolge auf: Taufe, Erstkommunion, Firmung und Hochzeit. Das Thema „Hochzeit“ wird hauptsächlich von den weiblichen Firmlingen thematisiert. Was ihre kirchliche Nähe angeht, formuliert Selina ganz offen: Sie ist kein Kirchenmensch und thematisiert implizit, dass es über ihre eigene Haltung hinaus „religiösere“ Menschen gibt und sie

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