Wo heute predigen?. Группа авторов

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des Umgangs Gottes mit den Menschen. Diese Was/Wie-Relation bestimmt den Zeugnischarakter für das Evangelium. Mehr als dieses Zeugnis ist auf menschlicher Seite nun mal nicht „drin“, und die Wirkungen dieses Aussäens des Evangeliums bleiben angesichts der heterogenen Versammlung unbestimmt. Aber zumindest für den Moment der Feier lassen sich bei transfigurativen Augenblicken Samenkörner erahnen. Den Rest muss man der hintergründigen Gegenwart Gottes übergeben, welche den Samen zum Wachsen bringt.6

      Was die Predigt angeht, hat man vier Zielgruppen: die Firmlinge, die Pat_innen, die Eltern mit weiteren Familienmitgliedern und schließlich der „Rest“ der Gottesdienstgemeinde, der sich häufig aus den Sonntagskirchenbesucher_innen zusammensetzt.7

      Der Firmspender tritt nun in den Rollen des Verkündigers und Mystagogen besonders in Erscheinung. Durch Konfiguration ist die Atmosphäre „angewärmt“ worden, sodass, gestützt durch die Sammlung im Großleib, Konzentrationsfähigkeit entstanden ist, die es ermöglicht, auch einer längeren Predigt zuzuhören, in der sich mehrere Topoi herauskristallisieren lassen. Der Begriff „Topos“, der auch in der Rhetorik aufgegriffen wurde, stammt aus dem Griechischen und bedeutet einfach „Ort“. In der Predigt geht es darum, „Orte“ zu schaffen, in denen das aktuelle Leben und (geistliche) Grundgedanken durch die Zuhörer „betreten“ werden können. Für die Firmpredigt gibt es einerseits kairologische Topoi, welche den Kairós, die Konstellation der Welt der Mitfeiernden einholen. In den mystagogischen Topoi werden Angebote gemacht, wie die Firmung im Licht des Glaubens betrachtet werden kann, verbunden mit der Hoffnung, dass die Chance auf Transfiguration erhöht wird.8

      Kairologische Topoi

      Firmlinge: Gestützt durch die Briefe lassen sich zwei bis drei Blitzlichter auf die Lebenswelt der Jugendlichen machen. Sie stehen in der Lebensphase, in der sie eigenständige Schritte ihres Lebens einüben. Dazu gehört die Entscheidung, welchen Ausbildungsweg sie einschlagen werden. Im Interview mit dem Handmikro können einige von ihrer Entscheidung berichten: „Ich werde nächstes Jahr …“ Es wird sichtbar, dass sie damit bereits an das Steuerruder ihres Lebens greifen, auch wenn die Eltern oft eng im Boot ihres Lebens daneben sitzen. Nach diesen Entscheidungen werden weitere folgen. Der Entscheidungen ist kein Ende. Die Qualität eines Menschen erkenne ich nicht so sehr an den Gaben, die er hat (manche haben mehr, andere vielleicht weniger), sondern an den Entscheidungen, die er fällt. Entscheidungen benötigen Beratung. Bei den Gaben des Heiligen Geistes gibt es den Geist des Rates. Häufig werden es die Eltern sein, die beraten, aber noch häufiger ihr Freundeskreis. Hier tragen die Jugendlichen ihre Verantwortung dafür, wer ihre Freund_innen sind. „Zeige mir, welche Freunde du hast und ich sage dir, wer du bist.“ Zu den möglichen Berater_innen des Lebens gesellen sich nun auch die Pat_innen hinzu.

      Eltern: Die ersten 14 Jahre des Lebens ihrer Kinder sind doch recht schnell vergangen. Ihre Kinder sind auf dem Weg, erwachsen zu werden. Sie erleben sich häufig im Modus des „Keppelns“9, weil sie bei den Kindern „anschieben“ müssen. Sie mögen sich aber auch Gedanken darüber machen, welche positiven Eigenschaften ihre Kinder besitzen; sie sind nicht nur „Mangelwesen“. Allerdings kann sich die Eltern-Kind-Beziehung in diesem Alter bis zur Hilflosigkeit steigern. Die Eltern können manchmal tatsächlich ratlos und hilflos dastehen. Es kann also nötig sein, Beratung zu suchen und darum zu ringen, den Kontakt zum Kind nicht zu verlieren.

      Pat_innen: Es empfiehlt sich eine kurze, realitätsbezogene „Job-Description“ des Patenamts zu skizzieren. Die Eltern müssen immer wieder „keppeln“. Bei den Pat_innen ist „Nicht-Keppeln“ angesagt. Sie mögen zu den Jugendlichen eine Beziehung entwickeln, in der diese über alles reden können. Dazu ist es nötig, das Beichtgeheimnis zu wahren. Sie werden dadurch zu Berater_innen der Firmlinge, mögen zuerst zuhören, bevor sie ihre Meinung sagen, und die Entscheidung darüber auf der Seite des Firmlings belassen. Berater_innen müssen wissen, wo ihre Grenzen sind. Und ihre Beratungstätigkeit umfasst womöglich das ganze Leben: Das beinhaltet die Lebens- aber auch die Glaubensfragen. Der „Job“ des Paten/der Patin endet, wenn die Jugendlichen erwachsen geworden sind und sich beruflich etabliert haben. Den Firmlingen empfehle ich, ihre Pat_innen zu „checken“, ob diese auch wirklich den Mund halten.

      Mystagogische Topoi

      Ansatz in der menschlichen Beziehungsthematik: Einer der Ausgangspunkte für Mystagogie ist das Herzklopfen, das manche Jugendliche bereits erlebt haben. Es geht um die Anfrage (wie immer sie auch gestellt wird), ob die Beziehung zu einem Freund oder einer Freundin sagen wir: verbindlicher wird. Ein Ja verändert das Zusammenleben, öffnet Türen. Diese Herzensfrage lässt sich auch auf die Beziehung Gott-Mensch anwenden. In den meisten Firmvorbereitungen wird das Thema Taufe entfaltet. Bei der Firmung gibt der Jugendliche seine persönliche Antwort auf das Geschenk der Taufe, durch das wir Söhne und Töchter Gottes geworden sind. Die Vorstellung, dass Gottes „Herz pocht“, wenn er die Frage nach einem Ja stellt und er in der Salbung seinerseits dieses (jugendliche) Ja wiederum mit seinem Ja bekräftigt, leuchtet vielen ein.

      Ich möchte gefirmt werden, weil ich gerne eine Christin bin und diesen Weg gerne für die Zukunft will. Bei der Erstkommunion wurde ich ja schon gefragt, ob ich den „Bund mit Gott“ eingehen will und bei der Firmung will ich mein „Ja“ erneuern. Ich habe den christlichen Weg begonnen & führe ihn gerne weiter. [Anita]

      Ansatz beim Geist der Stärke: Beim Gebet um den Heiligen Geist wird u.a. um den „Geist der Weisheit und der Einsicht, des Rates, der Erkenntnis und der Stärke“ gebetet. Wenn Gott tatsächlich ein „Wollen“10 hat, so wird das in diesen Gaben geschärft zusammengefasst. Bei Jugendlichen steht das Thema „Wie sehen mich die anderen Gleichaltrigen?“ im Mittelpunkt. Bei einer guten Firmvorbereitung wird die Stärkung der Persönlichkeit stimuliert:

      Während der Firmvorbereitung wurde ich vor allem zum Nachdenken angeregt. Ich habe gelernt, mich mit Themen auseinanderzusetzen, die mich beschäftigen, Probleme zu erkennen und nach Begründungen und Antworten zu suchen. Ich finde, dass ich dadurch stärker geworden bin und meine Unsicherheit in vielerlei Hinsicht etwas weniger geworden ist. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich zu dieser Erkenntnis gekommen bin. [Viola]

      Wenn also Gott ein Wollen hat, so stärkt er den Menschen (confirmatio), damit dieser durch die Stärke fähig wird, nicht nur um sich zu kreisen, sondern diese Welt durch Gottes Inspirationen mitzugestalten.

      Ansatz beim Ablauf der Firmung: Die Firmung entfaltet sich in drei Schritten. Die Erneuerung des Taufversprechens, das Gebet um den Heiligen Geist und schließlich die Salbung. Das Zusammenspiel dieser drei Schritte ist das Herzstück der Mystagogie. Was in der Kindertaufe (bei der Eltern und Pat_innen aktiv gewesen sind) grundgelegt wurde, wird in der Firmung durch die Heranwachsenden komplettiert. (Was vielen nicht bewusst ist: Bei der Erwachsenentaufe, die z.B. in der ED Wien im Jahr 2017 etwa dreihundert Taufwerbern gespendet wird, werden Taufe und Firmung in einem Zug vollzogen.) Das Gebet um den Heiligen Geist ist deshalb notwendig, da das Ja der Firmlinge nicht bloß ein „moralisches“ Ja sein soll, sondern ein Ja sein möge, das aus der Tiefe des Herzens eines Jugendlichen entsteigen soll und wozu er/sie zudem noch einmal den göttlichen Geist benötigt.11 In der Salbung wird dieses beiderseitige Ja besiegelt. Ein Siegel macht ein Dokument offiziell. Und die Eltern mit den Familienmitgliedern dürfen Zeugen dieses Ereignisses sein.

      Im Zusammenspiel von kairologischen und mystagogischen Topoi wird der Grund dafür gelegt, dass im Ablauf der weiteren Firmung die Chance auf transfigurative Momente steigt. Den Rest muss man in die Hand Gottes legen. Er ist der Chef dieses Unternehmens, welches das Sakrament der Firmung spenden darf.

      Literatur

      Ebertz, Michael, Das Charisma des Gekreuzigten. Zur Soziologie der Jesusbewegung, Tübingen 1987.

      Entdeckungsreisen. Inspirationen für milieu-sensible Pastoral, hg. v. Pastoralamt der Erzdiözese Wien, 2015.

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