Martin Fourcade. Martin Fourcade

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Martin Fourcade - Martin Fourcade страница 5

Martin Fourcade - Martin Fourcade

Скачать книгу

uns damals zugemutet wurden, mit meinen Töchtern machen.)

      Einmal reisten wir nach Marokko für eine Trekkingtour im Atlasgebirge, wo mein Vater bereits einige MTB-Touren für Kunden organisiert hatte. Die Schluchten, durch die wir gingen, waren überschwemmt, und unser lokaler Guide zeigte sich dementsprechend beunruhigt – doch mein Vater entgegnete ihm nur, dass er schon wisse, was er tue. Am Ende saßen wir in der Nähe des Dorfes unseres Guides fest, weit ab vom Schuss. Er lud uns zu sich für drei Tage ein, bis der Weg wieder frei war. Diese Zeit war für mich sehr beeindruckend. Die Leute im Dorf hatten fast nichts und schienen sich doch zu freuen, das Wenige mit uns zu teilen. Sie wollten ein Fest für uns veranstalten. Und so feierten wir: drei Tage lang. Beim Abschied habe ich einem Jungen, der kaum jünger war als ich, meine Kappe geschenkt. Noch heute sehe ich seine leuchtenden Augen vor mir. Er strahlte mich an, als hätte ich ihm mein Haus geschenkt. Das hat mich tief berührt. Ich muss damals etwa zwölf Jahre alt gewesen sein, und ich habe diesen besonderen Moment nie vergessen.

      Natürlich war Sport in diesen privilegierten Lebensbedingungen in den Bergen unsere Hauptbeschäftigung. Ski alpin, ausgedehnte Schneeschuhtouren oder Skilanglauf im Winter, Wandern, Fahrradfahren oder Laufen im Sommer. Mir kam es von Anfang an auf den Wettbewerb an: Egal mit welcher Art der Fortbewegung, ich musste immer als Erster auf dem Gipfel sein. Simon begann mit Eishockey – selbstverständlich habe ich es ihm nachgemacht. Zuvor hatte ich es auch bereits mit Judo versucht, aber nun wurde mir klar, dass Kontaktsportarten nichts für mich sind. Was das Eishockey betrifft, dürften auch die nicht unerheblichen Kosten eine Rolle dabei gespielt haben, dass wir diesen Sport bald wieder aufgaben. So entschieden wir uns für den Skilanglauf, der für unsere Familie sowieso etwas ganz Natürliches war. Im Skiclub bekamen wir es dann zunächst mit Trainern zu tun, denen der Spaß an der Bewegung in der freien Natur wichtiger war als das reine Techniktraining. Dennoch erkannte man schon in diesen ersten Anfängen, dass die drei Fourcade-Brüder nicht ganz unbegabt waren. In meinem Fall wurde auch schnell eine gewisse Vorliebe für den Wettkampf erkennbar …

      Mein Ehrgeiz beschränkte sich nicht nur auf den Sport. Wenn ich eine gute Note aus der Schule mit nach Hause brachte, auf die ich stolz war, so war es mit Sicherheit die beste. Wenn ich nur der Zweitbeste war, war ich enttäuscht und zeigte dies auch.

      Aber im Sport war es noch schlimmer. Im Collège von Font-Romeu, wo ich den Sportzweig besuchte, hatte ich hauptsächlich mit Kindern zu tun, die sich mit Leichtathletik beschäftigten, während ich beim Skilanglauf blieb. Was mich aber nicht daran hinderte, loszuheulen, wenn ich beim Schul-Crosslauf nicht gewann. (Zum Glück für mich geschah das aber nur ein einziges Mal – in der sechsten Klasse. Danach besetzte ich das oberste Treppchen des Siegerpodests bis zum Übertritt ins Gymnasium.)

      Simon war bei all dem als großer Bruder perfekt. Mehr als einmal verteidigte er mich, wenn andere mich verprügeln wollten. (Sogar Thibaut, der später einer meiner besten Freunde wurde, wollte mich anfangs vermöbeln. Viele Jahre später gestand er Simon, dass er nur deshalb davon abgesehen hatte, weil er es nicht mit ihm zu tun bekommen wollte.)

      Mit seinen Freunden hatte Simon sich für Biathlon entschieden, und ich folgte meinem großer Bruder auch darin. Zunächst von Weitem, auch wenn ihn dies ärgerte. Ich glaube, dass er sich damals noch selbst suchte. Er hatte die Reife, sich einer Aktivität mit vollem Einsatz zu widmen. Und er war umso mehr dazu entschlossen, alles für eine wirklich gute Leistung zu geben, als er die bittere Enttäuschung erlebte, sich anders als seine besten Freunde nicht für die französischen Meisterschaften qualifizieren zu können.

      Ich war damals ein begabter Dilettant. Als solcher gehörte ich zum Team der Pyrénées-Orientales, das regelmäßig mit unseren Konkurrenten aus den Hautes-Pyrénées ins Trainingslager oder zu Wettkämpfen in die Alpen fuhr. Dort habe ich dann Hélène getroffen …

      Wenn ich die Briefe lese, die wir uns damals schrieben, schäme ich mich fast ein wenig, so kindisch scheinen sie mir. Ein kleiner Junge war ich, als wir uns bei den französischen Clubmeisterschaften in den Alpen trafen. Ich muss damals erst elf oder zwölf Jahre alt gewesen sein, aber ich war nicht auf den Mund gefallen und hatte keinerlei Hemmungen. Hélène war ein Jahr älter als ich. Sie gefiel mir, und so fragte ich sie mit in unter der Tür durchgeschobenen Briefchen, ob sie mich küssen wolle. Erstaunlicherweise wollte sie nicht! – Ich glaube, sie hielt mich für einen ungehobelten Kerl, und damit hatte sie auch gar nicht unrecht.

      Ein Jahr später hing sie aufgrund eines heftigen Schneesturms in Font-Romeu fest. Ich versuchte mein Glück erneut und stellte mich diesmal schon deutlich weniger plump an. (In diesem Alter lernt man schnell und ändert sich enorm …)

      Nach diesem bedeutungsvollen Wochenende verging keine einzige Woche, ohne dass wir nicht mindestens eine Stunde lang telefoniert hätten.

      Da wir relativ weit voneinander entfernt wohnten, ging dieser erste Teil unserer gemeinsamen Geschichte irgendwann leise zu Ende, aber mit 17 oder 18 trafen wir uns wieder, ohne das Band, das uns einte, jemals zerschnitten zu haben. Obwohl sie zum Studieren nach Toulouse ging, während ich als richtiger Biathlet zwischen Prémanon und Villard-de-Lans pendelte, wurde unsere Beziehung ernster.

      Ist es nicht absolut verrückt, dass Hélène heute meine Frau und die Mutter meiner Kinder ist? In unserer Beziehung gab es einige Unterbrechungen, aber wir haben nie aufgehört, miteinander zu sprechen und uns zu vertrauen. Ich bin überzeugt, dass ich ohne sie in meiner sportlichen Karriere nicht so erfolgreich gewesen wäre. Sie gab mir die emotionale Stabilität, die ich brauchte. Ich habe ihr nie etwas vorgemacht, was es bedeuten würde, wenn sie sich dazu entschlösse, ihr Leben mit meinem zu teilen. Erst kürzlich erinnerte mich Hélène daran, was ich als Vierzehnjähriger mal zu ihr sagte: »Wenn du meine Frau wirst, wirst du mich öfter im Fernsehen sehen als in echt …«

      Das zeigt mir, dass ich schon damals innerlich wusste, was ich wollte. Ja, ich wollte so wie die Typen auf den Postern in meinem Zimmer sein. Das war mehr als nur eine Laune: eine Flamme, die noch immer nicht erloschen ist.

      Kapitel 2

      Auf den Spuren meines Idols

      Nach seinem Jahr im Internat in Font-Romeu beschloss Simon, in die Alpen zu gehen, in die Sportschule von Villard-de-Lans. Zunächst als Internatsschüler und später in seinem eigenen Appartement. Er trainierte wie ein Verrückter, machte mehr als alle anderen, und sein Trainer, Thierry Dusserre, erkannte schnell, dass er ein vielversprechendes Talent vor sich hatte. Simon war so – alles oder nichts. Er vereinte damals zwei Seiten in sich, von denen alle Trainer träumen: die des unterwürfigen Mönchs und die des Soldaten. Vermutlich ging es Simon, dem Jungen aus den Pyrenäen, auch darum, von den anderen Skiläufern, die aus den Alpen kamen, akzeptiert zu werden. So oder so ließ er sich jedenfalls nicht davon abhalten, sich ganz dem Training hinzugeben, wodurch er sehr schnell Fortschritte machte.

      Die seltenen Male, die er nach Hause kam, waren für mich wie die Rückkehr des Messias. Wir waren nun nicht mehr in dem Alter, in dem Jungs sich mit Fäusten unterhalten. In dieser Hinsicht waren wir viel friedlicher geworden. Mein Bruder war jetzt mein Idol, und ich wollte mehr denn je in seine Fußstapfen treten.

      Ein- oder zweimal haben wir ihn in Villard besucht. Es erfüllte mich mit Stolz, die Leute in seinem Umfeld kennenzulernen. Er war Teil des Elitezweigs (filière d’excellence) und galt als der beste französische Junior-Biathlet. Schon bald würde er der beste der Welt sein; daran bestand kein Zweifel, weder für ihn noch für mich. Bei einem Lauf mit seinem Trainer und Mentor, Thierry Dusserre, durfte ich ihn begleiten. Um mich nicht lächerlich zu machen, habe ich mich wohl ordentlich ins Zeug gelegt – jedenfalls scheine ich Thierry bebeeindruckt zu haben; zumindest hat er mir das ein paar Jahre später

Скачать книгу