Kirche geht .... Группа авторов

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Eine Vielfalt an Berufungen und Diensten

      Sowohl das aufeinander Bezogensein und als auch die Abgrenzung der Laienberufungen und des priesterlichen Dienstamtes rufen nach neuen kirchlichen Lehrentwicklungen. Diese Herausforderung ist auch dogmatischer Natur, sie ist Konsequenz des II. Vatikanischen Konzils, aber auch Konsequenz des neuen kulturellen Kontextes, in dem Glaubensverkündigung heute stattfindet. Von daher gilt es auch wahrzunehmen, was die Wiedereinführung des ständigen Diakonats als eigener Grad des Sakraments des Ordo bedeutet (im Bistum Poitiers haben wir 40 Diakone und weitere 10 in der Ausbildung). Ebenso sind wir auch herausgefordert, die „anerkannten Laiendienstämter“ (Laien, die einen kirchlichen Sendungsauftrag haben) in den Blick zu nehmen, im Moment sind dies 75 Personen. Wenn wir die Pluralität der Berufungen in der Kirche anerkennen, so bedeutet das: Wir bezeugen, dass das Evangelium in jeder Kultur, in jeder menschlichen Situation, verkündet werden muss – als pfingstliches Ereignis, wo jeder die Botschaft in seiner eigenen Sprache hören konnte. Denn:

       „Es besteht in der Kirche eine Verschiedenheit des Dienstes, aber eine Einheit der Sendung.“ (Apostolicam Actuositatem 2)

      Was es braucht, sind tatsächlich neue kirchliche Lehrentwicklungen. Der Glaube ist weder eine Frage der Hierarchie von Privilegien, noch geht es darum, dass wir immer alles und für alle Zeiten genau so weitermachen müssten. Der Glaube ist vielmehr ein Weg, ein Risiko, das es einzugehen gilt: die Nachfolge Christi und ein Leben aus dem Evangelium. In der Kirche von Frankreich, und also auch in der Diözese Poitiers, müssen wir bei jeder Auswahl, die wir treffen, sehr genau die Konsequenzen bedenken, besonders auch aufgrund unserer geringen Mittel. In der französischen Gesellschaft, wo die Kirche kein offiziell anerkanntes Organ ist aufgrund der Trennung von Kirche und Staat, können wir nur handeln durch Menschen, die sich senden lassen. Dem widmen wir unsere ganze Kraft. Es geht darum, dass Menschen als Jünger, in der Nachfolge Christi ans Licht kommen und sein Evangelium bezeugen. Wesentliche Faktoren hierfür sind Katechese für alle Altersgruppen und der Katechumenat. So haben wir z. B. beschlossen, den Erwachsenen alljährlich die Möglichkeit der Firmung vorzuschlagen, wichtig ist auch die Pfingstvigil, denn all das betont unseren Wunsch, die Gaben des Heiligen Geistes, der das Volk Gottes lebendig macht, immer mehr ins Licht zu rücken. Im Blick auf die unterschiedlichen Gaben des Heiligen Geistes, lesen wir die Schriftstelle aus dem zweiten Briefes an Timotheus:

       „Aus diesem Grund ermahne ich dich: entfache von neuem die Gnadengabe Gottes, die in dir ist durch die Auflegung meiner Hände.“ (2 Tim 1,6)

      Indem wir uns durch den Geist Christi – wie von einem Feuer – ergreifen lassen, kann die Frohe Botschaft mutig verkündet werden in den Gegebenheiten der französischen Gesellschaft von heute. Es geht in der Tat um eine Form von Verzicht – Verzicht darauf, der Vergangenheit hinterherzutrauern, sich von der Gegenwart entmutigen zu lassen oder defätistisch in die Zukunft zu blicken. Nur so können wir das österliche Geheimnis Christi und die Gaben des Heiligen Geistes nach dem Plan Gottes des Vaters bekennen.

       Schlussbemerkung: „Damit sie das Leben haben“ (Joh 10,10)

      Wir kennen die Wege der Zukunft nicht im Voraus. Erst wenn wir sie gehen, können sich Wege für unsere Zeit eröffnen. Die örtlichen Gemeinden sind Teil dieser pastoralen Option. Ihre Bedeutung ist verwurzelt in der langen Glaubenstradition unserer Diözese und ihr Daseinsgrund zeigt sich in den Früchten, die sie bringen. Sie sind wie Worte der Frohen Botschaft, die sich demütig, aber sehr real so nahe wie möglich in das Leben der Menschen heute übersetzen. Sie sind auch so etwas wie ein Vorgeschmack auf eine Zukunft, die möglich ist. Sie regen Initiativen an, sie erwecken die Freude des Glaubens und des Hoffens und lassen sie wachsen. Sie sind wirklich Teil der Mission der Kirche und möchten Christus Jünger und Jüngerinnen schenken, die sein Evangelium in der Zeit von heute bezeugen.

      Jean Paul Russeil ist Generalvikar des Erzbistum Poitiers. Er war Bischofsvikar und theologischer Berater von Erzbischof Rouet und gilt als einer der theologischen Architekten der pastoralen Entwicklung im Erzbistum Poitiers.

       Gisèle Bulteau

       Örtliche Gemeinden begleiten

      [aus dem Französischen von Gabriele Viecens, Dipl.-Übers.]

      Vorab möchte ich Ihnen eine kurze Erläuterung der örtlichen Equipen im Erzbistum Poitiers geben: Die pastorale Basiseinheit in unserem Bistum ist der Pastoralsektor mit einem verantwortlichen Priester; in einem Pastoralsektor gibt es mehrere örtliche Gemeinden.

      Verantwortlich für eine örtliche Gemeinde ist die Basisequipe, zu deren wesentlichen Aufgaben es gehört, die Lebendigkeit dieser Gemeinde zu fördern. Jede Basisequipe setzt sich aus 5 Personen zusammen, die gerufen bzw. gewählt werden auf der Grundlage ihrer Taufwürde. Ihnen werden folgende Verantwortungen anvertraut: ein Verantwortlicher für die Pastoral mit koordinierender Funktion, ein Verantwortlicher für die materiellen Belange der örtlichen Gemeinde (diese Beauftragungen gehen aus Wahlen hervor). Dazu kommen drei Verantwortliche, die gerufen werden: für die Verkündigung des Glaubens, für das Gebet und das geistliche Leben und ein dritter, der sich um die Nöte der Menschen am Ort kümmert – „Nächstenliebe“. Jedes Mitglied einer Equipe hat den Auftrag, die ihr/ihm anvertraute Sendung Christi fortzuführen, aber nicht nur allein, sondern zusammen mit anderen Menschen aus der örtlichen Gemeinde.

       1 Zuhören, begleiten, mit den Menschen auf dem Weg sein

      Ich erinnere mich an den Moment, als der Bischof in einer Eucharistiefeier die Anerkennung der örtlichen Gemeinden verkündete. Das war ein großer Augenblick, eine Feier des Glaubens, der Freude, der Geschwisterlichkeit – ein Augenblick des Kircheseins. Während dieser Feier stellt der Priester, der den Pastoralsektor leitet, dem Bischof die Menschen vor, die gerufen sind, die örtliche Basisequipe zu bilden. Jedes einzelne dieser Mitglieder wird vorgestellt, so dass die versammelte Gemeinde jede und jeden wahrnehmen kann. Es kommen meistens auch die Bürgermeister der Zivilgemeinde. Gleichgültig, welcher weltanschaulichen Überzeugung sie auch sein mögen, so legen sie doch Wert darauf, bei diesen Ereignissen, die „Bürger“ der lokalen Bevölkerung betreffen, dabei zu sein.

      Wir waren Zeugen für etwas, was man wirklich als eine Art „Wiedererweckung“ der Christen bezeichnen könnte. Christen, die auf Grund ihrer Taufe gerufen sind, die ihnen geschenkten Gaben und Talente in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen.

      Am Ende dieser Feier hat der Bischof mich vorgestellt und meine Sendung näher erklärt. Einige Wochen später ist dann der eine oder die andere auf mich zugekommen. Die ersten Fragen, die mir gestellt wurden, waren oft organisatorische Fragen.

       2 Verstehen, geistlich unterscheiden und antworten

      Sehr schnell waren es aber nicht mehr nur organisatorische Fragen, es kamen immer öfter Anfragen nach geistlicher Vertiefung.

      Ich wurde gebeten, zu den verschiedenen Orten zu kommen, die Equipen dort zu treffen. Ich habe immer den verantwortlichen Priester darüber informiert, aber sehr oft war es auch der Priester selber, der mich bat zu kommen. Am meisten habe ich zunächst einmal zugehört. Es fällt auf, dass die Anerkennung und der Sendungsauftrag einer Equipe, auf der Grundlage des Vertrauens, die Christen sprach- und auskunftsfähig machte.

      Mit der Basisequipe haben wir gemeinsam nach Antworten und Lösungsmöglichkeiten

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