Personalentwicklung im Bereich Seelsorgepersonal. Christine Schrappe

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Personalentwicklung im Bereich Seelsorgepersonal - Christine Schrappe Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge

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durch Erfahrung blühender Heimatgemeinden ausgegangen werden kann. Hier bekommt Personalentwicklung in der Phase der Berufseinführung und Berufsbegleitung neue Bedeutung.

       1.1 Ziel der Arbeit

      Das Thema Personalentwicklung wird bewusst als Thema in der Pastoraltheologie angesiedelt. Weil Personalarbeit theologische Relevanz hat, bedarf sie der wissenschaftlichen Reflexion. Sie ist ein Themenfeld Praktischer Theologie und muss als eine der Weisen der Vermittlung zwischen Theorie und Praxis verstanden werden.

      Eine Theorie von Organisations- und Personalentwicklung hat in allen Fragen eine theologisch ethische Reflexion zuzulassen. Die Glaubwürdigkeit der Organisation Kirche setzt voraus, dass sich Struktur und Botschaft, Organisation und Evangelium gegenseitig durchdringen. Personalentwicklung ist mehr als ein formales Element allgemeiner Organisationsentwicklung. Strukturreformen sind nie theologieneutral, sondern berühren immer auch das Selbstverständnis der jeweiligen Institution. Die Erhöhung der Veränderungskomplexität in Organisationen bleibt nicht ohne Auswirkung auf die Mitglieder, insbesondere auf die für eine Organisation und in ihrem Auftrag Tätigen. Der Theologie kommt es zu, durch systematische, historische und pastoraltheologische Argumente die Nachdenklicheit im kirchlichen Handeln in diesem Feld zu fördern und ihr Niveau zu verleihen. Ziel dieser Arbeit ist es, die Konsequenzen pastoraler Planungen in Diözesen und die Auswirkungen der Umstrukturierung kirchlicher Handlungsfelder auf Rolle und Arbeitsbedingungen des Seelsorgepersonals zu reflektieren. Ausgehend vom Grundaxiom einer lernenden Organisation werden die Basisinstrumente der Personalentwicklung im Personalführungsalltag einer Diözese theologisch reflektiert und Implementierungsansätze für den Bereich des pastoralen Personals aufgezeigt.

      Umbrüche in Organisationen müssen nicht per se zu großer Verunsicherung, Rollenverlust und Überlebensangst der Mitarbeiter führen. Ursache für „hausgemachte“ Verunsicherungen in der Kirche sind Festhaltestrategien. „Sie entstehen, wenn die Organisation und die Menschen in ihr beharrlich an alten Mustern festhalten und mit aller Kraft bemüht sind, die gewohnte Stabilität wieder herzustellen und dabei von Tag zu Tag mehr inne werden, dass genau das nicht mehr gelingt!“18

      Die dieser Arbeit zugrunde liegende Forschungshypothese geht davon aus, dass das kirchliche Personal eine wesentliche Rolle in der Gestaltung von Transformationsprozessen spielt. Es geht um die Transformation der Sozialgestalt von Kirche und damit die Neuchoreographie von Aufgaben und Rollen kirchlicher Dienste. In den deutschen Diözesen ist eine strategisch ausgerichtete Personalentwicklung im Bereich des Seelsorgepersonals als wesentliches Steuerungsinstrument von Organisationsentwicklung zu entfalten und zu professionalisieren. Je größer und komplexer eine Organisation ist, desto notwendiger wird strategische Personalentwicklung. Strategie meint in diesem Kontext eine Gesamtausrichtung an den Organisationszielen, an dem, was der Kirche durch Jesus Christus vorgegeben ist. Strategisch ausgerichtete Personalentwicklung dient der Sicherstellung der Qualität des Dienstes und der Umsetzung des Auftrages. Strategische Personalentwicklung hat zur Aufgabe, zukünftig bedeutsame Fähigkeiten innerhalb einer Organisation als Potenzial zu entwickeln und langfristig zu planen.

      Aus praktisch-theologischer Perspektive stehen folgende Fragen im Mittelpunkt: Welche Handlungskriterien kann Pastoraltheologie für die Personalentwicklung des Seelsorgepersonals als zentralem Handlungsfeld von Kirche entwerfen? Wie ist Personalentwicklung als proaktive Veränderungsgestaltung für die Sozial- und Organisationsgestalt von Kirche ekklesiologisch zu verorten? Wie kann Personalentwicklung dafür Sorge tragen, dass ein Unternehmen auch in der Qualität der Dienstleistung aller Mitarbeiter Schritt hält mit gesellschaftlichen Veränderungen, jedoch in Treue zum eigenen Auftrag?

      Ziel dieser Arbeit ist es, Gestaltungsmöglichkeiten für strategische Personalentwicklung theologisch zu reflektieren und praktische Handlungsoptionen aufzuzeigen. Die Arbeit richtet sich an kirchliche Führungskräfte und Personalverantwortliche, die vor der Herausforderung stehen, Personal – insbesondere im Bereich territorialer Seelsorge – für kompetentes Handeln in Umbruchzeiten zu qualifizieren. Es gilt, Personalführung als Handlungsfeld von Kirche theologisch zu verorten und die Instrumente moderner Personalführung in der Kirche zu implementieren.

       1.2 Aufbau der Arbeit

      Diese Arbeit rezipiert Erkenntnisse der wissenschaftlichen Forschung zum Thema Personal- und Organisationsentwicklung für die Personalarbeit der Kirche, speziell im Bereich des Seelsorgepersonals. In einem ersten Schritt geht es in Kapitel 1 um kairologische Beobachtungen der gegenwärtigen Praxis diözesaner Personalentwicklung. Desiderata werden erhoben, Handlungsbedarf besonders im Bereich des pastoralen Personals wird beschrieben.

      Gesellschaftliche Veränderungen, soziokulturelle Trends und deren Auswirkungen im Handlungsfeld Gemeindepastoral werden in Kapitel 2 unter dem Fokus ihres Kränkungspotenzials für Seelsorger betrachtet. Schwindende Akzeptanz und Plausibilität kirchlicher Grundvollzüge und der Verlust pastoraler Steuerungsmöglichkeiten erzeugen Ratlosigkeit auf Seiten der „Steuerfrauen“ und „Steuermänner“ im kirchlichen Dienst. Auswirkungen auf Arbeitsinhalte und Arbeitsformen, auf das Selbst- und Rollenverständnis von Klerikern und hauptberuflichen Laien werden dargelegt.

      Das Kapitel 3 entfaltet Geschichte und Anliegen strategischer Personalentwicklung, beschreibt ihre Methoden und Instrumente und zeigt Zielperspektiven auf. Dabei geht es um reale Chancen, aber auch um eine Selbstbegrenzung des Anspruches von Personalentwicklung.

      Das Proprium kirchlicher Personalentwicklung wird in Kapitel 4 reflektiert. Im Mittelpunkt stehen ekklesiologische Grundlegungen. Ein „Traditionsunternehmen“ wie die katholische Kirche muss die Balance zwischen Bewahren und Erneuern ausloten und unterscheiden zwischen nicht hinterfragbaren Lehren und Glaubensüberlieferungen einerseits und veränderbaren, weil geschichtlich gewachsenen Strukturen andererseits. Texte des Zweiten Vatikanums in ihrer Funktion als Selbstoffenbarung einer Organisation werden auf ihre Aussagen hinsichtlich kirchlichen Lern- und Veränderungspotenzials befragt. Theologische Handlungstheorien als Überschreitung und Erweiterung klassischer Ansätze von Personal- und Organisationsentwicklung werden entworfen, um theologisch verantwortete Handlungsleitlinien für verhaltensänderndes, innovatives und nachhaltiges Lernen zu erarbeiten.

      Aufbauend auf diese Handlungsmaxime entwickelt Kapitel 5 Lern- und Arbeitsformen, welche Kirche als lernendes Unternehmen auszeichnen. Kernfrage ist dabei, wie eine Diözese Lernprozesse gestalten und dadurch Mitarbeiter zu dauerhaften Lernprozesse motivieren kann. Einzelne Handlungsfelder und Instrumente von Personalentwicklung im Bereich des katholischen Seelsorgepersonals werden vorgestellt, um theologische Postulate in die Praxis zu transferieren und strukturell abzusichern. Aus den Ansätzen des Change Managements und der Organisationsentwicklung werden Übersetzungen in den Bereich diözesaner Personalentwicklung vorgenommen. Handlungsleitlinie ist die auftragsadäquate und zugleich mitarbeiterfreundliche Gestaltung von Transformationsprozessen.

      Kapitel 6 widmet sich konkreten Handlungsfeldern von Personalentwicklung im lernenden Unternehmen Kirche. Im Vordergrund steht hier die Verantwortung und die Fürsorgepflicht der Personalführenden für die Mitarbeiter. Organisationsspezifische Umsetzungsstrategien für „entwicklungsfördernde“ Arbeits- und Führungsstrukturen im Bereich Seelsorgepersonal werden aufgezeigt. Leitbegriffe des Forderns und Förderns werden auf ihre konkrete Umsetzung und Implementierung in diözesane Strukturen hin entfaltet.

      Kirchenspezifische

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