Liebesbrief an Unbekannt. Thomas Brezina

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Liebesbrief an Unbekannt - Thomas Brezina

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sinken ließ. Sie räusperte sich kräftig und holte Luft. Ein neuer Versuch, um nach Hilfe zu rufen.

      »Ich tue dir doch nichts. Ich bin Eric, vom Lucky Beach.«

      Nein, das konnte jetzt nicht wahr sein. Emma fühlte sich wie in einem schlechten Film. So etwas passierte nur ihr, das war wieder typisch. Der Funke Selbstvertrauen, der aufgeglüht war, erlosch, als wäre eine Welle darüber gerollt. Um ganz sicher zu gehen, beugte sich Emma etwas vor. Der Mann hatte den Kopf zur Seite gedreht, und obwohl sein Gesicht schmerzverzerrt war und nur vom schwachen Mondlicht beleuchtet wurde, konnte sie das frech vorspringende Kinn von Eric erkennen, sowie das tiefe Grübchen, das sie irgendwie sexy fand.

      Sie ließ ihn augenblicklich los und sprang von ihm.

      »Entschuldigung. Tut mir wirklich leid. Ich… ich wusste nicht, dass du es bist. Ich dachte…«

      Ächzend stützte sich Eric auf die Ellbogen und richtete sich langsam auf. Er hielt die Hand in seinen Schritt, als müsste er seine Geschlechtsteile vor Emma schützen.

      »Was bist du im normalen Leben? Leibwächterin? Rauswerferin? Auftragskillerin?«

      »Nein, nein, es tut mir wirklich leid.« Emma klopfte seine Raulederjacke ab, als könnte dort Sand kleben, den es aber am Kiesstrand von Brighton an dieser Stelle nicht gab.

      Eric hustete. Noch immer konnte er nicht aufrecht stehen.

      »Wenn ich mit dir keine Kinder mehr bekommen kann, ist das deine Schuld.«

      »Kinder? Ich glaube, ich bin nicht talentiert für Kinder.«

      »Emma, es war ein Scherz.« Eric blickte sie von unten mit einem sehr gequälten Lächeln an.

      »Wieso hast du mich angefasst? Ich dachte, es ist ein Überfall. Jemand will mich vergewaltigen.«

      »Hier? Wo es alle sehen können?« Eric schüttelte stumm den Kopf. »Emma, was guckst du für Serien?«

      »Aber wieso hast du dich angeschlichen?«

      »Habe ich doch nicht. Ich habe dich dreimal gerufen, aber du hast nicht reagiert. Hast du geweint? Es hat nämlich so ausgesehen, und ich wollte nur fragen, was los ist.«

      »Ach, lange Geschichte«, sagte Emma ausweichend.

      Eric musterte sie nachdenklich, stellte aber keine weitere Frage. Stattdessen sagte er: »Ich habe mein Moped bei den Arkaden geparkt und dich zum Wasser staksen gesehen. Du warst unsicher auf den Beinen.«

      »Ich habe mir vorhin den Knöchel angeknackst. Darum hinke ich.«

      »Zuerst wollte ich dich in Ruhe lassen, aber dann habe ich noch schnell eine geraucht, und du bist auf einmal eingesunken, als wäre dir übel geworden.«

      »Nein, nein, das hat nur so ausgesehen. Unkraut verdirbt nicht«, sagte Emma mit wenig Überzeugung.

      Eric konnte endlich wieder gerade stehen. Noch immer aber hatte er die Schultern leicht hochgezogen und sah verkrampft aus.

      »Geht es wieder?«, erkundigte sich Emma.

      »Wahrscheinlich bin ich dort unten blau.«

      »Eric, es tut mir wirklich…«

      »Wenn du mich schon brutal niederschlägst, dann spendierst du mir jetzt wenigstens einen Drink.«

      »Gut. Einverstanden.«

      »Wir nehmen mein Moped und fahren zum Fitzherbert.«

      Das Fitzherbert war eine Bar in der Fußgängerzone, nicht weit vom Theater und vom Brighton Dome entfernt, wo Emma eine Ausstellung angesehen hatte. Der Eintritt war frei gewesen, und aus Langeweile war sie hineingegangen. Die Bilder waren alle wilde Farbklecksereien, nicht uninteressant, aber trotzdem hatte sie die Kunst darin nicht ganz sehen können. Das lag aber vielleicht auch an ihr.

      »Hast du einen zweiten Helm für mich?«

      »Du nimmst meinen. Ich riskiere mein Leben.«

      »Das kann ich nicht verantworten.«

      »Aber mich krankenhausreif zu prügeln schon?«

      »Ich habe im Haus einen Helm. Den hat einer von Nells Gästen einmal vergessen und nie abgeholt. Ich gehe zu Fuß, und du holst mich ab. New Steine. Das Cherry Tree.«

      4

      Im Fitzherbert waren nur noch zwei Gäste. Burschen, die an einem der kleinen Tische saßen, schon ein paar Drinks gehabt hatten, lachten und sich gegenseitig auf den Rücken schlugen. Die Frau hinter der Theke war wenig erfreut, als Eric und Emma eintraten. Sie hätte wohl lieber schon bald geschlossen.

      Die Tür war hinter ihnen noch nicht zugefallen, da kam noch ein Gast.

      »Eric, Bier für dich?«, fragte Emma.

      »Ein großes, ja. Ich sitze hinten in der Nische. Muss nur kurz…« Er hielt sein Handy hoch.

      »Alles klar.« Emma fragte sich im Stillen, was Eric am Handy machen musste. Nachrichten beantworten? Von wem konnten sie sein?

      »Das geht dich gar nichts an«, ermahnte sie sich und bestellte ein großes und ein kleines Bier.

      Der Mann, der nach ihnen eingetreten war, stellte sich rechts neben sie.

      »Gleich noch ein großes, bitte, wenn Sie schon dabei sind.«

      Die Laune der Frau verbesserte das nicht. Sie ließ das Bier aus dem Hahn in ein hohes Glas rinnen, stellte es weg, zapfte das nächste, während der Schaum im ersten zurückging, stellte es weg und nahm ein kleineres Glas für Emma. Ihre Bewegungen waren sehr geübt und sicher.

      Emma spürte einen Blick auf sich gerichtet. Sie spähte aus den Augenwinkeln zu dem Mann, der nur einen Schritt entfernt stand. Ihn umwehte der Duft eines Herrenparfüms, eine Mischung aus Leder, Holz und orientalischen Gewürzen.

      Jetzt nur nicht zu ihm drehen, ermahnte sie sich. Wahrscheinlich starrte er auf den kleinen Leberfleck über ihrem rechten Mundwinkel. Er war zu klein, um als Schönheitsfleck zu gelten, und zu groß für eine dunkle Sommersprosse.

      Neulich hatte Emma ein Mann in ihrem Alter angesehen. Sie hatten beide am Holzgeländer der Brüstung oben an der Marine Parade gestanden. Es war genau wie jetzt gewesen. Der Mann hatte sie prüfend betrachtet, und schließlich hatte sich Emma zu ihm gedreht.

      Sein Gesicht war ernst, seine Brille hatte etwas zu dicke Rahmen, er trug ein weißes Hemd und dunkel Hosen und war damit besser gekleidet als die meisten Männer in Brighton.

      Emma fand den Mann irgendwie interessant, und weil sie in letzter Zeit nicht viele Männer angesehen hatten, lächelte sie ihm zu. Er kam die zwei Schritte näher, die sie voneinander entfernt standen.

      »Hallo«, sagte sie.

      Er nickte kurz und räusperte sich. »Ich habe einen Tick«, waren seine ersten Worte. Emmas kurzer Moment, in dem sie sich wieder wie eine begehrenswerte Frau vorgekommen war, endete damit schlagartig. Am liebsten hätte sie sich einfach

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