Welche Bildung braucht die Wirtschaft?. Группа авторов

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Persönlichkeitsentwicklung hoffe ich allerdings, dass diese Absolventen sich nicht zu einer lebenslangen Anstellung in nur einem Unternehmen verführen lassen, da ansonsten der Blick für die Vielfalt der Organisationsformen und des Lebens generell zu sehr eingeschränkt wird.

      Impulse zur Entwicklung künftiger Führungskräfte

      Fredmund Malik (2000) hat in seinem bekannten Klassiker »Führen, Leisten, Leben« sehr klar beschrieben, wie gute Führung komplexer Systeme gelingen kann – und was es braucht, um Selbstorganisation, Selbstregulation und Evolution von solchen Systemen zu unterstützen. Mit seinem Führungsrad gibt er eine übersichtliche Gliederung der notwendigen Kompetenzen.

      •Die Fachkompetenz im Sachgebiet setzt er explizit als selbstverständlich voraus. Indes ist sie bei Bachelorabsolventen nicht immer gegeben.

      •Die Aufgaben und Werkzeuge der guten Führung stuft er als in der Praxis erlernbare Fähigkeiten ein.

      •Die Grundsätze guter Führung – also die innere Haltung der Führungskraft – und die Verantwortung, die Ethik des Führens sieht er als die kritischen Schlüsselkompetenzen. Für sie sind Lebenserfahrung, innere Klarheit und aktive Entschiedenheit unabdingbar. Leider geht Malik in seinem Buch nicht auf die Frage ein, wie diese Haltungen gewonnen werden kann.

      Hier knüpfen meine eigenen Überlegungen an. Wie kommt es zur Reifung der Persönlichkeit, und wie können Studium und Arbeit sie unterstützen? Können Zahlen, Daten und Fakten, können neueste Techniken, Methoden und äußere Strukturen den alleinigen Ausschlag geben? Wohl kaum. Es ist vielmehr der kontinuierliche innere Prozess eines zunehmenden Weltbezugs, der die eigene Identität finden lässt und die persönliche Reifung voranbringt. Dieser Prozess beginnt – nicht: endet – in den allermeisten Fällen erst mit dem Eintritt in das Erwachsenenalter. Hierzu möchte ich eine Analogie aus der Welt des Handwerks anbieten.

      •Der Lehrling hat seine Aufgaben unter Anleitung vollständig, handwerklich gut und fachlich richtig zu lösen. Er beantwortet Fragen in ihrem bekannten Kontext.

      •Der Geselle ist mit der Herausforderung konfrontiert, selbstständig zu arbeiten – und gegebenenfalls gute Fragen zu stellen. Ab und an geht er über den bekannten Kontext hinaus. In den klassischen Zünften verwirklichten die Jahre der Walz dies eindrücklich. Das Verlassen der heimatlichen Welt führte zu neuen Meistern, in andere Techniken und Umgangsformen. Vom Selbstbezug zum zunehmenden Weltbezug!

      •Der Meister hat Gesellen und Lehrlinge anzuleiten – und seine Unternehmung in der Welt zu vertreten, zu leiten und zu entwickeln. Er muss in der Lage sein, neue Fragen zu finden, will er sein Geschäft langfristig erfolgreich führen.

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      Die handwerkliche Analogie zeigt ein Wachstum der inneren Weite in der jeweils größeren Verantwortung. Die individuelle Reifung ereignet sich in aktiver Auseinandersetzung mit der größer werdenden Welt – ein Leben lang! Der zunehmende Weltbezug erweitert den Kontext der eigenen Identität und der eigenen Interessen.

      Vergleichen wir die Lehrzeit bis zum Gesellenbrief mit dem Bachelorstudium und das Reifen des Gesellen bis zur Meisterprüfung mit dem Masterstudium, so wird deutlich, dass das Bologna-System die Anforderungen unzulässig verschoben hat. Aufgrund des zeitlich und inhaltlich allzu straffen Curriculums ist der Bachelor nicht in der Lage, sein Fachgebiet selbstständig zu vertreten. Zudem fehlt ihm für die Erlangung der Reife eines Gesellen die Zeit des eigenständigen Praktizierens. Im Diplomstudium waren zwei Studienarbeiten mit selbstständiger Arbeit Pflicht, in der Regel brauchten Studenten je drei volle Monate für Einarbeitung in die Aufgabe und ihre Erfüllung. Aus Sicht der Unternehmer, der industriellen Empfänger der Ausgebildeten, ist beim Bachelor daher erheblicher Korrekturbedarf gegeben.

      Auch der Master erfüllt nach unseren Erfahrungen selten die Anforderung, selbstständig arbeiten oder gar führen zu können. In der industriellen Praxis ist oft ein erheblich gestiegener Betreuungsaufwand während der ersten zwei Jahre nach Eintritt in die Unternehmung zu verzeichnen.

      Schließlich der Aspekt des Weltbezugs: Angesichts des sehr verschulten und behüteten universitären Alltags ist die Frage zu stellen: Wo und wie findet eine aktive Auseinandersetzung mit der Welt heute ernsthaft statt? Sehr viele heutige Führungskräfte haben diese Auseinandersetzung vor 30 Jahren parallel zu ihrem Studium gefunden, etwa in ehrenamtlichen Aufgaben, die einen erweiterten Weltbezug gaben. Nicht selten hat man den Eindruck, dass Absolventen geisteswissenschaftlicher Fächer – denen MINT-Vertreter gern herablassend begegnen – einen anderen, weiteren Zugang zur Weltwirklichkeit mitbringen. Reifung braucht Zeit, und Leben kann man nur im Leben lernen, das sich gerade auch außerhalb behüteter Räume zeigt.

      Thesen

      Abschließend möchte ich folgende Thesen aufstellen:

      •Persönlichkeitsentwicklung braucht Zeit – effizientes Lernen ist hierfür kein ausreichender Maßstab, Freiräume müssen für die Studenten möglich sein.

      •Persönlichkeitsentwicklung braucht Vorbilder – Menschen, die wir in der direkten Auseinandersetzung erleben. Menschen, die vorleben, wie man aus einer Haltung der inneren Freiheit heraus handeln und leben kann. Der fortschreitenden Digitalisierung und Virtualisierung unserer Ausbildung sollten unter diesem Aspekt Grenzen gesetzt werden.

      •Persönlichkeitsentwicklung braucht soziale Interaktion mit der Welt – zum Beispiel über ehrenamtliches Engagement, Reisen, physische – nicht virtuelle, rein kognitive – Kontakte mit der Natur und mit Menschen.

      •Persönlichkeitsentwicklung braucht Konfrontation mit Diversität. Heute mehr denn je sollten Studenten – und Lehrende! – interkulturelle Kompetenzen erlangen. Sie setzen eine entwickelte Selbstreflexion voraus. Reifung ist mehr als Schulung und Perfektionierung der kognitiven Kompetenz!

      Albert Einstein sagte treffend: »Die Schule sollte stets danach trachten, dass der junge Mensch sie als harmonische Persönlichkeit verlässt, nicht als Spezialist!«

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